Jahreswechsel während Corona-Pandemie - Pro und Contra zum Böllerverbot an Silvester

Do 19.11.20 | 17:25 Uhr
Böller und Raketen steigen auf der Straße an der Oberbaumbrücke in die Luft, während Passanten vorbeigehen. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Bild: dpa/Paul Zinken

In diesem Jahr wird die Corona-Pandemie für ein Böllerverbot angeführt. Andreas Reuter hält das für völlig einleuchtend. Uwe Lueb lässt nicht mal das Argument gelten, dass es ohne Böller weniger Arbeit für das Krankenhauspersonal gäbe.

"Das ist die harmloseste Einschränkung meiner Grundrechte" - Pro Böllerverbot

Wochenlang tauchen wir in den Winter-Lockdown ab, verzichten auf Kontakte, Kultur und Cafés. Aber in der Silvester-Nacht – da sollen wir es ordentlich krachen lassen? Wie absurd ist das denn? Ach, im Freien steckt man sich nicht an mit Corona? So sicher bin ich mir da nicht, wenn wir Schlag zwölf alle auf die Straße laufen, uns in Grüppchen zusammenrotten, johlend den umstehenden um den Hals fallen.

Also: lieber keine Knallerei an Silvester. Das ist so ungefähr die harmloseste Einschränkung meiner Grundrechte, die ich mir vorstellen kann. Zumal man damit auch sonst so viel erreicht. Wir würden so viel Feinstaub einsparen, wie Deutschlands Autoverkehr in zwei Monaten erzeugt, wir verhindern Bürgerkriegs-ähnliche Szenen auf den Straßen. Ja, und wir vermeiden Verbrennungen, weggesprengte Finger, verletzte Augen. Und unsere Ärztinnen und Krankenpfleger, die schon jetzt an der Belastungsgrenze arbeiten und auf die noch schlimme Wochen zukommen, die werden es uns danken.

Andreas Reuter, ARD-Hauptstadtstudio

"Wer böllern will, soll das verantwortlich tun" - Contra Böllerverbot

Gleich mit Böllerschmauch und atemstockender Luft ins Neue Jahr – es gibt sicher Schöneres. Aber viele Menschen freuen sich trotzdem auf ihr Feuerwerk. Zu den Fakten: Das Problem ist in der Regel nicht der Böller, sondern der Alkohol und vernachlässigte Aufsicht von Kindern.

Dazu kommt, dass immer wieder nicht zertifizierte gefährliche Sprengkörper in Umlauf sind. Das zu unterbinden ist der richtige Weg. Darüber hinaus lohnt ein Blick in die Statistik der Gesellschaft für Unfallchirurgie. Die erfasst Bölleropfer erst gar nicht - mit der Begründung, dass die wenigsten intensivmedizinisch behandelt werden.

Hier tauchen vor allem Verkehrsunfallopfer auf. Und die haben allzu oft nichts mit Böllern zu tun, sondern mit Alkohol. Höher als rund um Silvester sind die Unfallzahlen danach übrigens am 1. Mai. Dazu tragen stark Motorradfahrer bei. Und jetzt? Verbieten wir Alkohol, Auto- und Motorradfahren, Wintersport und überhaupt alles, was zu Verletzungen führen kann? Nein. Wer böllern will, so, soll das verantwortlich auch dieses Jahr tun.

Uwe Lueb, ARD-Hauptstadtstudio

Sendung: Inforadio, 19.11.2020, 17:05 Uhr

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