Trotz Kritik von Kassenärzten - Lauterbach hält an Corona-Bürgertests fest

Fr 01.07.22 | 16:49 Uhr
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Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit. (Quelle:dpa/F.Sommer)
Bild: dpa/F.Sommer

Die Kassenärztlichen Vereinigungen wollen die Corona-Bürgertests nicht mehr abrechnen, das haben sie Bundesgesundheitsminister Lauterbach geschrieben. Der hält an der neuen Testverordnung fest - will aber mit den Kassenärzten reden.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat bekräftigt, dass es weiterhin Corona-Bürgertests geben wird. Die Diskussionen änderten nichts daran, "dass die Bürgertests auch weiter zur Verfügung stehen", sagte Lauterbach am Freitag in Berlin.

Er reagierte damit auf einen Brief der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Landesvereinigungen. Diese hatten am Donnerstag in einem Schreiben an Lauterbach erklärt, dass sie Bürgertestungen "zukünftig nicht mehr abrechnen und auszahlen können".

Lauterbach sagte, die KBV habe ein berechtigtes Anliegen. Sie wolle Klarheit haben, wie die Neuregelung umzusetzen sei. "Wir werden in den nächsten Tagen zu guten Regelungen kommen", sagte er. "Hier geht es nur um Verbesserungen des administrativen Ablaufes."

Kassenärzte: Können Abrechnungen nicht überprüfen

Die Kassenärztlichen Vereinigungen kritisierten, dass sie vor Veröffentlichung der neuen Testverordnung nur 4 Stunden und 15 Minuten Zeit gehabt hätten, die neuen Regelungen zu kommentieren. Zudem betonten die Vereinigungen, dass sie die Richtigkeit der Abrechnungen "nicht ansatzweise prüfen" könnten.

Die bislang für alle kostenlosen Bürgertests gibt es seit Donnerstag nur noch für bestimmte Gruppen wie Kinder bis fünf Jahre, Schwangere in den ersten drei Monaten oder Krankenhaus- und Pflegeheimbesucher ohne Zuzahlung. Im Normalfall muss für einen Schnelltest nun eine Selbstbeteiligung von drei Euro gezahlt werden.

Lauterbach verteidigte die Bürgertests, diese seien sinnvoll. "Die Bürgertests verhindern Infektionsketten", sagte der Minister. Der KBV-Vorsitzende Andreas Gassen fordert hingegen die Abschafftung der Tests, er bezeichnete sie in der "Bild"-Zeitung als unsinnig. Die Bürgertests seien "viel zu teuer, der bürokratische Aufwand ist riesig und die epidemiologische Aussagekraft ist Null".

Sendung: Fritz, 01.07.2022, 15:30 Uhr

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33 Kommentare

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  1. 33.

    Lauterbach hat sich selbst verfangen in seinen Gedanken. Die Infektionszahlen und -Ketten sind nicht mehr als Maßstab tauglich. Schon lange haben Virologen gesagt, jeder bekommt das Virus irgendwie und irgendwann. Entscheidend ist, ob man erkrankt und was dann folgt. Bei den meisten verläuft eine Erkrankung harmlos. Was ist denn nun mit den noch Ungeimpften? Keine Kampagne mehr, keine Angebote. Lauterbach tickt ähnlich wie China. Null COVID bzw. wenig Infektionen als Ziele sind aber gescheitert. Kümmert euch um die Erkrankung und haltet Medikamente vor. Da gibt es wirksame. Haben wir genug? Kommt jeder Arzt da ran? Wir schauen immer nur nach dem was bisher gemacht wurde. Wir brauchen aber neue Möglichkeiten. Nämlich erkrankte effektiv zu behandeln. Die Verhinderung von Infektionen ist eine Sackgasse

  2. 32.

    Die Lage bei Corona normalisiert sich? Dann ist es also normal, dass wir heute 128-mal so viele Coronainfizierte in Deutschland haben wie vor einem Jahr? Ich lerne täglich dazu.

  3. 31.

    Das gravierendste Problem haben Sie vergessen. Die Energieversorgung bzw. die Kosten.

  4. 30.

    Mir fällt es schwer, die FDP zu loben, aber wäre sie nicht mit in der Bundesregierung, wären wir doch schon längst wieder bei erheblichen Corona-Einschränkungen.
    Viele wollen doch gar nicht mehr zurück zu einem Masken-losen Leben und tragen auch Masken bei 35°C.

  5. 29.

    Sehe ich ähnlich.
    Wir haben ganz andere Probleme.
    Während sich die Lage bei Corona im Grunde normalisiert, bahnen sich auf anderen Politikfeldern Katastrophen an bzw. sind schon da (Wohnungsnot, Verschuldung, Inflation, Obdachlosigkeit).
    Wenn man dort mal den gleichen Ideenreichtum wie bei Corona ansetzen würde, könnte man die Probleme schnell lösen.

  6. 28.

    Das brauchen sie nicht, wenn sie mit der Gültikeitsangabe (ich vermute CovPass vom RKI) persönlich klarkommen. Dieses "Ablaufdatum" ist ein fiktiver Wert, basierend auf Durchschnittswerten und Simulationen. Die Praxis sieht anders aus.
    Man muss vmtl. dabei unterscheiden:
    - Die Schutzwirkung nimmt bekanntermaßen ab. Das ist von mehreren Faktoren abhängig, die i.d.R. mit dem Probanten und seinem Immunsystem zusammenhängen, wobei Vorerkrankungen eine Rolle spielen. Die STIKO hatte anfangs nur vulnerablen Gruppen die vierte empfohlen. Mittlerweile reichen die HÄ'e sie an alle aus.
    - Es wird irgendwann die vierte gefordert sein, wenn die 3. abläuft und man an dem Prinzip festhält, wovon auszugehen ist.
    - Wer zu den vulnerablen Gruppen gehört sollte diese Ablaufdaten über Bord werfen und nach 6 Monaten auf die vierte erneuern.

  7. 27.

    Aber in der Arztpraxis können Sie sich doch nicht anstecken, da tragen Sie eine FFP2. Das soll doch der beste Schutz sein….

  8. 26.

    Seit geraumer Zeit kann man auf - https://schnelltesttest.de/ - jeden Schnelltest auf seine Tauglichkeit überprüfen.

  9. 25.

    Ich habe noch nie einen Test gemacht. Bin geimpft und geboostert und hatte neulich eine Erkältung. Seither alles wieder ok. Diese Suche nach Infizierten bringt uns nicht weiter. Impfung, mehr kann man nicht machen. Ggf. muss man sich eh behandeln lassen. Wenn man erkrankt und nicht allein klarkommt. Also, lasst euch impfen und gut ist.

  10. 24.

    „Im übrigen kann man sich m.E. auch bei Menschen ohne Symptomen anstecken, da in vielen Fällen Symptome erst später "einsetzen".“

    Andersrum kann es auch sein, dass Infizierte schon deutliche Symptome zeigen, bevor selbst qualitativ hochwertige (also eher sensible) Schnelltests dann auch tatsächlich ein positives Ergebnis liefern. Wie lange die eventuell auch vorher schon ansteckend gewesen waren, kann ich natürlich nicht beurteilen. Recht zuverlässige Tests, die in einem Ranking der „Zeit“ bezüglich ihrer Sensibilität ziemlich gut abgeschnitten haben, gibt‘s übrigens – man staune – für nur wenig Geld bei Lidl an der Kasse.

  11. 23.

    Noch einmal kurz und knapp:
    @Ick'e möchte Test z.B. nur in Arztpraxen
    Ich nicht.

    Ich mache mir keine Sorgen, kann mich ja schützen.
    Im übrigen kann man sich m.E. auch bei Menschen ohne Symptomen anstecken, da in vielen Fällen Symptome erst später "einsetzen".

  12. 22.

    „Ich möchte behandelt werden, wenn es mir schlecht geht und nicht noch zusätzlich mit evtl. Infizierten zusammentreffen.“

    Bei den aktuellen Inzidenzen (die ja noch nicht mal die Realität korrekt abbilden, weil in diese eben nur PCR-bestätigte Infektionen einfließen) treffen Sie gerade überall auf potenziell Infizierte. Nur, weil jemand einen tagesaktuellen Test für was auch immer benötigt, bedeutet das außerdem noch längst nicht, dass der- bzw. diejenige infiziert ist – es sei denn, er oder sie hat bereits Symptome und will das per PCR abklären lassen; da sieht das natürlich anders aus. Aber abgesehen davon, können Arztpraxen diesen Mehraufwand – zusätzlich zu ihrem regulären Praxisbetrieb – kaum leisten. Es besteht also kein Grund zur Sorge.

  13. 21.

    Dazu hab ich mal eine Frage. Bin 3 mal geimpft und die Gültigkeit der 3. Impfung gilt noch bis Januar 2023 laut Zertifikat. Warum sollte ich vorher schon eine 4.Impfung machen? Oder wurde die Gültigkeit der 3. Impfung runtergesetzt?

  14. 20.

    Sorry, ich finde die Testerei gehört nicht in Arztpraxen.
    Ich möchte behandelt werden, wenn es mir schlecht geht und nicht noch zusätzlich mit evtl. Infizierten zusammentreffen.
    Besteht dann noch genügend Zeit für "normale" Patienten oder ist die Testerei evtl. auch schnell verdientes Geld in einer Praxis?

  15. 19.

    Man sollte den Virus einfach laufen lassen, dann schützt sich jeder von alleine, es werden Millionen von Euro's ausgegeben die man lieber in die Rente stecken sollte. Es gibt genug bedürftige Deutsche Bürger die man damit unterstützen kann und die Testung sollte man ganzeinfach denen überlassen die das in ihre Ausbildung gelernt haben und wissen wie es geht, zum Beispiel den Arztpraxen.

  16. 18.

    Meine volle Zustimmung!
    Für mich ist dieses ganze Vorgehen auch einfach nur unverständlich.
    Mit einfachen Mitteln (Durch-Nummerierung der Digitalen-/Papiertestergebnisse) hätte man doch schon eine gewisse Kontrollmöglichkeit.
    Einzige Möglichkeit m.E. in allen staatlichen Bereichen (Polizei, Gesundheits-/Ordnungsamt, Justiz ect.) viel mehr Personal.

  17. 17.

    Die vorausschauende Gesundheitsvorsorge hat den Steuerzahler bereits mehrere Milliarden Euro gekostet und wird noch weitere kosten. Jede Person die ihr eigenes Geld aufwendet, macht eine Kosten-Nutzen-Abwägung, wenn es um große Summen geht und fordert Belege für erbrachte Leistungen bevor der Rechnungsausgleich erfolgt. Dies wurde von den Politikern aber nicht gewünscht, egal ob Spahn, Lauterbach oder sonstige. Beispiel: Mitarbeiter A parkt für 50 Cent beim Kundeneinsatz. Dieser Beleg, da oft auf Thermopapier muss vom Unternehmen noch für Jahre durch Kopie belegbar bleiben. Wenn aber jetzt ein Testcenter 10.000 Tests abrechnet, muss es noch nicht einmal nachweisen das es diese 10.000 Tests überhaupt gekauft hat. Diese Einladung zum Betrug ist für mich nicht grob fahrlässig sondern vorsätzlich und schadet allen Steuerzahlern.

  18. 16.

    Ihr Vertrauen in einen apokalyptischen Wanderprediger zu setzen, ist Ihre freie Entscheidung. Genau für eben jene steht die FDP. Die gestern vorgestellte Evaluation ist leider nicht wirklich eine, die den Namen verdient hätte. An allen Ecken und Enden fehlende Datengrundlagen. Dank Wieler. Die Forderung nach dessen Entlassung hat berechtigte Gründe.

    Beste Grüße
    eine besserverdiende Nein-Sagerin

  19. 15.

    ...bei dieser ganzen Diskussion kann ich nur sagen "die FDP lässt grüßen" , die Kientelpartei der Besserverdienenden und Nein-Sager.
    Die Argumentation von "Gassen" könnte auch aus dem Parteiprogramm der FDP übernommen worden sein, der Blockierer-Partei gegen vorausschauende Gesundheitsvorsorge des SPD-Gesundheitsministers. Bestes Beispiel dafür ist auch die geforderte Entlassung von "Wiehler" durch den freiheitssäuselnden Kubicki...wieviel Evaluierung will die FDP denn noch haben?

  20. 14.

    Der Bund zahlt jetzt nur noch 9,50 Euro pro Test, für jeden mit Zuzahlung entsprechend 6,50 Euro.

    https://www.sueddeutsche.de/politik/corona-test-schnelltest-kostenlos-faq-1.5612155

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