30 Prozent weniger - Wohlfahrtsverband Caritas warnt vor Kürzungen von Migrationsdiensten

Mo 06.11.23 | 16:46 Uhr
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Symbolbild: Geflüchtete am 22.12.2015 beim Deutschunterricht in Bremen. (Quelle: dpa/Caro/Bastian)
Audio: Antenne Brandenburg | 06.11.2023 | Thomas Gleißner | Bild: dpa/Caro / Bastian

Die Caritas in Berlin und Brandenburg warnt vor Kürzungen bei der Finanzierung sogenannter Migrationsfachdienste. In Fürstenwalde (Oder-Spree) wollen Mitarbeiter der Einrichtung am Montag ein Zeichen setzten. "Wir wollen deutlich machen, wie wichtig die Migrationsdienste sind und appellieren an die Regierung, die angekündigten Kürzungen zurückzunehmen", sagte Caritas-Pressesprecher Thomas Gleißner am Montag dem rbb.

Sollte es zu den geplanten Einschnitten kommen, könnten Migranten nicht mehr wie bisher bei alltäglichen Problemen unterstützt werden, sagte Peter Botzian, Caritas-Fachreferent für Migration und Integration. Nach den Plänen stünde allein für die Caritas in Ostbrandenburg kommendes Jahr eine halbe Million Euro weniger zu verfügung. Als Folge müsste die Zahl der Beschäftigten deutlich reduziert werden, womit Angebote wie Job- oder Kitaberatungen, Hilfe bei der Anerkennung ihrer Qualifikation sowie Sprach- und Integrationskurse wegfallen würden. "Die Menschen werden allein gelassen", warnte Botzian.

Kürzungen von 30 Prozent

Für die verschiedenen Angebote der Migrationsberatung stünden mit dem Entwurf des Bundeshaushaltes 2024 Kürzungen von etwa 30 Prozent im Raum, sagte Botzian. "Wir sind in Brandenburg ohnehin recht dünn aufgestellt. Das wäre eine Katastrophe." Zwar erkläre die Bundesregierung, man brauche in Deutschland Zuwanderung, gleichzeitig würden aber wichtige Säulen bei der Migrationsarbeit weggerissen. Nur mit Unterstützung blieben Fachkräfte dauerhaft in Deutschland. Die Migrationsdienste könnten das zum Teil abfedern, sagte er.

Der Integrations-Paradox der Politik

Botzian betonte, dass die Beratungsstellen durch ihre Netzwerke zu gesellschaftlichem Frieden und Austausch beitragen könnten. Dem schloss sich Caritas-Pressesprecher Gleißner an: "Die Integrationsdienste sind entscheidend für die Integration. Sie unterstützen Menschen dabei hier anzukommen und Fuß zu fassen." Es sei Paradox, sagte Gleißner, dass die Politik von der Notwendigkeit der besseren Integration rede und gleichzeitig die Angebote zusammenstreichen würde.

"Wenn die Menschen in den Krisen und in ihren Fragestellungen nicht mehr begleitet werden könne, dann ist ein Scheitern vorprogrammiert und ich glaube, das hilft uns gesellschaftlich nicht weiter", betonte Gleißner.

Auch weitere Verbände wollen sich gegen die geplanten Kürzungen wehren. Am Mittwoch haben sie, zusammen mit der Caritas, zu einer Großdemo vor dem Reichstag aufgerufen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.11.2023, 8:30 Uhr

Mit Material von Franziska Eberlein und Michel Nowak

4 Kommentare

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  1. 4.

    Naja, darüber könnte man jetzt wahrscheinlich streiten, denn ich denke schon, dass solche e.V.s versuchen, ihre Gewinne wieder in die gemeinnützige Arbeit zu stecken. Ich kenne aber die Bilanzen der Caritas nicht, von daher, wie gesagt, kann man wahrscheinlich darüber streiten. Wahrscheinlich auch darüber, wieviel manche Leute dort verdienen. Nichtsdestotrotz sind 30 Prozent schon eine Menge weniger an dieser Stelle und ich befürchte, dass diese Einsparung Deutschland im Endeffekt mehr kosten wird, als sie einspart.

  2. 3.

    Find es immer schön wenn ein Gewinn orientiertes Unternehmen sagt, oh unsere Einnahmen werden gekürzt.

  3. 2.

    Ich hoffe, die Verbände können sich wirklich gegen die Kürzungen wehren. Warum spart man eigentlich immer an der falschen Stelle? Zumindest kommt es mir so vor. Damit schadet man sich für die Zukunft doch selber. Warum können Politiker das nicht sehen? Diese Arbeit ist wichtig, um eine Integration besser möglich zu machen.

  4. 1.

    Migration kosten Deutschland dieses Jahr fast so viel wie die Bundeswehr. Die bisher vom Steuergeldsegen begünstigten Einrichtungen, hier die Caritas, muss sich daran gewöhnen, dass das Füllhorn endlich ist. Statt wortreicher Formulierungen über Kürzungen sollte Caritas mal seine Zahlen auf den Tisch legen, die Caritas seit 2015 vom Steuerzahler vereinnahmt hat.

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