Sorge vor Coronavirus - Veranstalter sagt Reisemesse ITB ab

Fr 28.02.20 | 23:15 Uhr
ARCHIV - 07.03.2019, Berlin: Flaggen verschiedener Länder vor dem Eingang zur Messe, im Hintergrund der Funkturm. (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Video: Abendschau | 28.02.2020 | Gesundheitssenatorin Kalayci im Interview | Bild: dpa/Soeren Stache

Wegen der anhaltenden Ausbreitung des Coronavirus wird die ITB abgesagt. Die weltgrößte Reisemesse hätte in der kommenden Woche in Berlin begonnen. Neue Auflagen machen eine Durchführung der Messe allerdings unmöglich, so der Veranstalter.

Was Sie jetzt wissen müssen

Die Internationale Tourismusbörse (ITB) in Berlin wird kurzfristig abgesagt. Das teilte der Veranstalter am Freitagabend über Twitter mit. "Aufgrund der zunehmenden Verbreitung des neuartigen Coronavirus Covid-19 haben sich das Bundesgesundheits- und das Bundeswirtschaftsministerium dafür ausgesprochen, die ITB abzusagen", heißt es in einem Statement der Messe.

Weiter heißt es, das zuständige Gesundheitsamt im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf habe neue Auflagen erlassen, die die Veranstalter nicht erfüllen könnten. "Jeder Messeteilnehmer muss der Messe Berlin belegen, nicht aus den definierten Risikogebieten zu stammen", heißt es weiter. Das hätte auch auf Kontakte zu Dritten, die sich in Gebieten aufgehalten haben, zugetroffen.

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) sagte dem rbb, für die Absage seien zwei Kriterien ausschlaggebend gewesen. "Einmal muss man schauen, wie sind die örtlichen Bedingungen. Die Messe ist ein sehr enger Ort, mit sehr vielen Menschen, mit einer schlechten Belüftung, das wäre ideal für eine Verbreitung von Viren."

Andererseits, so Kalayci, gehe es um die Frage, woher die Aussteller kommen. "Sehr viele kommen aus den Risikogebieten, in China oder in Italien, in denen Corona sich gerade breit macht." Die Messe werde abgesagt, "weil es darum geht, die Bevölkerung zu schützen", sagte Kalayci in der rbb-Abendschau.

Am Nachmittag hatte der zuständige Gesundheitsstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, Detlef Wagner (CDU), zunächst Entwarnung für die Messe gegeben. Wagner hatte dem rbb gesagt, nach Prüfungen seines Amts, auch im Austausch mit dem Robert-Koch-Institut, gebe es derzeit keinen Grund, die ITB abzusagen.

Gesundheitsamt ändert Ansicht vom Nachmittag

Mit der Ausbreitung von Covis-19 hat sich am Freitagabend auch ein Krisenstab der Bundesregierung in Berlin beschäftigt. Dabei wurde wurde beschlossen, dass die Durchführung von Großveranstaltungen in nächster Zeit von umfassenden Risikobewertungen abhängig gemacht werden soll. Konkrete Entscheidungen liegen aber bei den Veranstaltern und zuständigen Behörden vor Ort.

Sollten in Fern- und Regionalzügen Verdachtsfälle festgestellt werden, müssen Bahnunternehmen dies melden. Kommen sollen auch verstärkte grenznahe Kontrollen der Bundespolizei. Der Krisenstab beschloss als Empfehlung, bei der Risikobewertung unverzüglich Prinzipien des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu berücksichtigen. Darin heißt es: "Die Risiken sind nicht bei allen Veranstaltungen gleich groß." Daher sollten die Verantwortlichen eine sorgfältige Abwägung treffen.

Höhere Risiken könnten etwa angenommen werden, wenn Menschen aus bekannten Risikogebieten oder Ältere mit Vorerkrankungen teilnehmen. Zu prüfen sei, ob eine "enge Interaktion" wie Tanzen vorgesehen ist oder Räume schlecht belüftet sind. Zudem könne es auf Desinfektionsmöglichkeiten für Besucher ankommen - oder darauf, ob Kontaktpersonen notfalls rasch ausfindig zu machen wären. Möglich sei, Veranstaltungen mit Auflagen zu erlauben, Teilnehmer auszuschließen - und Veranstaltungen zu verschieben oder abzusagen.

Regeln für Bahn- und Flugverkehr, Vorrat an Schutzartikeln

Angeordnet wurden zudem Regeln für den bundesweiten Bahnverkehr. Bei Verdachtsfällen in allen Zügen des Regional- und Fernverkehrs müssen alle Fahrgäste "Aussteigekarten" mit Angaben zu ihrer Erreichbarkeit ausfüllen, um eine schnelle spätere Kontaktaufnahme zu ermöglichen. Dies gilt nicht nur im grenzüberschreitenden Verkehr, sondern etwa auch auf Strecken wie Hannover-Berlin. S-Bahnen seien nicht betroffen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums auf Anfrage.

Fluggesellschaften müssen künftig Angaben zur Gesundheit von Passagieren machen, die mit Maschinen aus insgesamt fünf Staaten kommen. Zusätzlich zu Ankünften aus China ist nun auch für Reisende aus Südkorea, Japan, Italien und dem Iran vor der Einreise der Gesundheitsstatus der Passagiere zu melden. Dies gilt ebenso für den Schiffsverkehr. Der Krisenstab hatte bereits beschlossen, dass Ankommende aus diesen Staaten "Aussteigekarten" ausfüllen müssen.

Die Bundespolizei soll außerdem ihre Kontrollen im 30-Kilometer-Raum an den Grenzen verstärken und dabei auch auf Corona-Verdachtsfälle achten. Erforderlichen Maßnahmen würden jeweils mit den örtlichen Gesundheitsbehörden abgestimmt. Das Bundespolizeigesetz erlaubt Personenkontrollen im Grenzgebiet bis zu einer Tiefe von 30 Kilometern zur Verhinderung unerlaubter Einreise oder zur Verhütung von Straftaten, die im Zusammenhang mit der Grenzsicherung stehen.

Der Krisenstab beschloss außerdem, einen Vorrat an Schutzausstattung wie Atemmasken und Spezialanzügen - nicht nur für medizinisches Personal - anzulegen. Vorbereitet werden soll dafür eine zentrale Beschaffung durch den Bund. Der Expertenkreis, den Innen- und Gesundheitsministerium gemeinsam eingerichtet haben, soll sich nun zwei Mal pro Woche treffen. Die nächste Sitzung ist an diesem Dienstag vorgesehen.

FAQ zum Umgang mit dem Coronavirus

  • Ich fürchte, infiziert zu sein. Was tun?

  • Was passiert mit möglichen Infizierten?

  • Was passiert mit Kontaktpersonen?

  • Welche Kapazitäten haben die Kliniken?

  • Welche Reisebeschränkungen gibt es?

  • Wie viele bestätigte Fälle gibt es?

  • Ist das Virus meldepflichtig?

  • Was ist das Coronavirus?

  • Woher kommt das Virus?

  • Wie kann ich mich anstecken?

  • Wie ansteckend ist das Virus?

  • Wer ist besonders gefährdet?

  • Wie funktioniert der Test?

  • Was sind die Symptome?

  • Wie kann ich mich schützen?

  • Welche Behandlung gibt es für Infizierte?

  • Gibt es Immunität gegen das Virus?

  • Wie hoch ist die Sterberate?

Sendung: Abendschau, 28.02.2020, 19.30 Uhr

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.

Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren