Corona-Demo in Berlin - Lautstarker Protest begleitet "Schweigemarsch" durch Prenzlauer Berg

Mo 23.11.20 | 15:36 Uhr
Aufgeheizte Stimmung am 22.11.2020 an der Danziger Strasse Ecke Prenzlauer Allee - hier treffen die Teilnehmer des als «Schweigemarsch» bezeichneten Protestzugs gegen die Corona-Politik und die Gegendemonstranten aufeinander. (Quelle: dpa/Annette Riedl)
Video: rbb|24 | 22.11.2020 | Material: TeleNewsNetwork | Bild: dpa/Annette Riedl

Begleitet von starkem Gegenprotest haben sich am Sonntagmittag Gegner der Corona-Maßnahmen auf den Weg durch Prenzlauer Berg gemacht. Es kamen aber deutlich weniger als die 5.000 angemeldeten Teilnehmer. Vereinzelt gab es auch Festnahmen.

In Berlin sind am Sonntag wieder Gegner der staatlichen Corona-Beschränkungen auf die Straße gegangen. 5.000 Teilnehmer waren zu der als "Schweigemarsch" bezeichneten Demonstration in Prenzlauer Berg angemeldet. Nach Einschätzung der Polizei waren es aber deutlich weniger, nämlich etwa 1.000.

Treffpunkt der unter dem Namen "Schweigemarsch gegen Diskriminierung und für Menschenrechte" angemeldeten Demonstration war am Sonntagmittag der S-Bahnhof Bornholmer Straße. Rund 600 Polizisten waren rund um die Demonstration im Einsatz.

Vereinzelt Verdacht auf gefälschte Atteste

Zu den Forderungen der "Schweigemarsch"-Demonstranten zählten mehr Selbstbestimmung im Kampf gegen die Pandemie, weniger Einschränkungen durch Regierungsverordnungen und ein Verzicht auf Impfungen.

Die Demonstranten hielten sich der Polizei zufolge weitgehend an die Maskenpflicht. Bei vorgezeigten Attesten, die von der Auflage befreien sollten, habe es jedoch den Verdacht gegeben, dass sie nicht echt seien, sagte die Sprecherin der Polizei. Vereinzelt seien deshalb Strafanzeigen geschrieben worden.

Polizisten lösen am 22.11.2020 eine Sitzblockade von Demonstranten auf, die gegen den als «Schweigemarsch» bezeichneten Protestzug gegen die Corona-Politik protestieren, der auf der Bornholmer Straße entlangzieht. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Sitzblockade auf der Bornholmer Straße | Bild: dpa/Paul Zinken

Sitzblockade auf Bornholmer Straße

An der Strecke standen immer wieder Menschen, die mit dem Schlagen von Kochtöpfen versuchten, den Aufzug zu stören. Aus vielen Wohnungen entlang der Schweigemarsch-Strecke tönte laute Musik. Gelegentlich ertönten "Nazis raus"-Rufe. Auf Balkonen waren Transparente zu sehen, unter anderem mit der Aufschrift: "Klar denken statt quer denken. Kein Platz für Corona-Leugner und Nazis."

Vermutlich aus Gruppen von Gegendemonstranten kam es kurzzeitig zu einer Sitzblockade und vereinzelt zu kleineren Rangeleien mit der Polizei. Wie die Polizei am Montag mitteilte, setzten die Einsatzkräfte an der Bornholmer Straße Ecke Gotlandstraße Reizstoff ein, "da etwa 70 Personen versuchten, die Fahrbahn durch Hinsetzen für den Aufzug zu blockieren".

An der Schönhauser Allee versammelten sich um die 200 bis 300 Menschen, die - überwiegend schwarz gekleidet - gegen den "Schweigemarsch" demonstrierten. Vereinzelt müsse man Gegendemonstranten beiseite schieben oder wegtragen, twitterte die Berliner Polizei. Es kam auch vereinzelt zu vorläufigen Festnahmen.

36 vorläufige Festnahmen

Gegen 14:40 Uhr erreichte der Demonstrationszug nach Polizeiangaben vom Montag sein Ziel am Alexanderplatz. Von dort hätten sich die Teilnehmenden zügig entfernt, hieß es weiter.

Die Polizei verzeichnete insgesamt 36 vorläufige Festnahmen - 30 Männer und sechs Frauen. 28 Strafanzeigen und sieben Ordnungswidrigkeitenanzeigen seien gefertigt worden, wie die Polizei am Montag mitteilte. Die Rede war dabei von Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz, dem Gebrauch unrichtiger Gesundheitszeugnisse, tätlichen Angriffen, Widerständen, Körperverletzungen, Beleidigungen, Sachbeschädigungen und Verstößen gegen das Versammlungsgesetz.

Alle eingesetzten Polizistinnen und Polizisten blieben den Angaben zufolge unverletzt.

Demo-Route wurde verkürzt

Die Demonstration wurde von einer Einzelperson angemeldet. Diese habe von sich aus die Route ein Stück verkürzt, wie die Polizei mitteilte. Sie führte über die Schönhauser Allee, die Danziger Straße, die Greifswalder Straße und die Otto-Braun-Straße und endete an der Alexanderstraße, wo auch die Kundgebung stattfinden sollte. Ursprünglich hätte sie bis zum Großen Stern in Tiergarten führen sollen.

Einen ähnlichen Aufzug wie den "Schweigemarsch" am Sonntag hatte es im Oktober auf dem Kurfürstendamm gegeben.

300 Demonstranten in Cottus

Ähnliche Aufrufe gab es für mehrere deutsche Städte, darunter Eberswalde und Cottbus. In der Cottusser Innenstadt demonstrierten am Sonntag rund 300 Menschen gegen die Corona-Beschränkungen. Der Protest sei friedlich verlaufen, sagte eine Polizeisprecherin. Die Demonstranten hätten sich auch an die Maskenpflicht gehalten. Sie zogen am Nachmittag in einem Schweigemarsch durch die Straßen.

In der vordersten Reihe trugen Demonstranten so wie bei der Parallelveranstaltung in Berlin ein Transparent mit der Aufschrift "Wir müssen reden". Weitere Transparente oder Lautsprecher-Ansagen waren nicht erlaubt. Zum Ende des Aufzugs entsorgten Teilnehmer symbolisch Masken in einem Müllsack.

Polizei rechnete mit anderem Einsatz als Mittwoch

Die Berliner Polizei hatte bereits am Freitag mitgeteilt, dass sie nicht von einem gleich großen Einsatz wie noch am Mittwoch ausgeht. Da waren mehr als 2.600 Polizeikräfte aus ganz Deutschland im Einsatz. Rund 9.000 Menschen hatten am Brandenburger Tor und auf der Straße des 17. Juni gegen die Corona-Politik demonstriert. Dabei war es zu massiven Angriffen auf die Polizei gekommen. 77 Beamtinnen und Beamte wurden teils schwer verletzt. Es gab 365 Festnahmen, meist wegen Verstößen gegen die Corona-Schutzregeln.

 

Sendung: Abendschau, 22.11.2020, 19:30 Uhr

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