Demonstrationen im Regierungsviertel - Berliner Polizei bilanziert 77 verletzte Beamte bei Corona-Protest

Do 19.11.20 | 19:12 Uhr
Trotz Verbot der Demos versammelten sich mehrere tausend Demonstranten meist ohne Mund- / Nasenschutz bzw. Maske und unter Missachtung der Abstandsregeln rund um das Brandenburger Tor und entlang der Straße des 17. Juni, um gegen die Corona-Maßnahmen und das Infektionsschutzgesetz zu demonstrieren. (Quelle: dpa/Vladimir Menck)
Bild: SULUPRESS.DE

Die Bilanz der Berliner Polizei am Tag nach den Protesten gegen die Corona-Maßnahmen im Regierungsviertel zeichnet ein Bild von roher Gewalt und extremer Aggressivität. 77 Polizeikräfte wurden bei Übergriffen verletzt, es gab Hunderte Festnahmen.

Die Berliner Polizei hat am Donnerstag eine Bilanz zu den turbulenten Demonstrationen am Vortag gezogen. Demnach wurden deutlich mehr Polizeikräfte während der Proteste verletzt als zunächst bekannt. Während noch am Mittwochabend von zehn verletzten Polizisten die Rede war, wurde diese Zahl am Donnerstag auf 77 erhöht. Wie viele Demonstrierende verletzt wurden, geht aus den Zahlen nicht hervor.

Rund um die insgesamt 19 genehmigten Versammlungen waren demnach 2.500 Einsatzkräfte der Berliner Polizei, Bundespolizei sowie Polizeikräfte aus Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und aus Schleswig-Holstein im Einsatz.

So gut wie niemand trug Mund-Nasen-Schutz

365 Menschen wurden am Mittwoch vorübergehend festgenommen, teilte die Polizei zudem mit. Es wurden 257 Strafermittlungsverfahren eingeleitet, unter anderem wegen schweren Landfriedensbruchs, tätlichen Angriffs und versuchter Gefangenenbefreiung.

Zum Ablauf der Demonstrationen teilte die Polizei mit, gegen 10:45 Uhr hätten sich zunächst 5.500 Menschen auf dem Platz des 18. März eingefunden. Die Versammlung habe den Titel "Antifaschistische Versammlung gegen Querulanten und Feinde der Gesellschaft" getragen. Nahezu alle Demonstrierenden hätten dort keine Mund-Nasen-Bedeckung getragen und den Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten.

Polizeihelme weggerissen, Reizgas versprüht

Nachdem die Personenzahl auf 9.000 angewachsen sei, habe man den Versammlungsbereich entlang der Straße des 17. Juni erweitert. Aber auch danach seien die Mindestabstände nicht eingehalten worden. Aufgrund der andauernd bestehenden Infektionsrisiken sei gegen 12 Uhr die Auflösungsverfügung verkündet worden, dem seien aber die Demonstrierenden nicht nachgekommen, so die Polizei. Letztlich sei der Einsatz des Wasserwerfers als letztes Mittel geblieben. Man habe aber bewusst auf starke Wasserschüsse verzichtet, da auch Kinder und Senioren in der Menschenmenge gewesen seien.

Zuvor hatte bereits Innensenator Andreas Geisel (SPD) den Einsatz der Wasserwerfer verteidigt. Er bedauere den Einsatz, aber er sei notwendig gewesen, sagte Geisel am Donnerstagmorgen im rbb-Inforadio. Es sei sehr viel Aggression unter den Demonstranten gewesen, die zu mindestens 90 Prozent nicht aus Berlin stammten. "Bei aller berechtigten Kritik gibt es keine Freiheit dafür, die Gesundheit anderer Menschen zu gefährden", so Geisel.

Anschließend sei es zu "massiven Angriffen auf die Einsatzkräfte" gekommen. Manche Personen hätten versucht, die Helme der Beamtinnen und Beamten vom Kopf zu zerren. Bei einigen Einsatzkräften seien die Helmvisiere hochgerissen worden, daraufhin sei ihnen Reizgas ins Gesicht gesprüht worden. Auch mit Flaschen, Steinen und Pyrotechnik wurden Polizeikräfte demnach beworfen.

Tritte, Stühle und Tische auf Polizeikräfte

Zudem hätten etwa 40 Hooligans versucht, Absperrlinien zu durchbrechen, um in Richtung Reichstag zu gelangen. Durch den Einsatz von Reizgas durch die Polizei sei das verhindert worden. Wenig später wurden Polizistinnen und Polizisten erneut angegriffen, getreten und mit Stühlen und Tischen beworfen, heißt es in der Polizeimeldung weiter. Erst gegen 16.30 Uhr habe sich die Lage langsam entspannt.

Abends hätten sich dann nochmals 350 Menschen in der Nähe des Amtssitzes von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier versammelt. Alle seien überprüft worden und anschließend gegangen.

Sendung: Abendschau, 19.11.2020, 19:30 Uhr

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