Video | Dr. Julia Fischer erklärt - Zweite Impfung verzögern - was dafür und was dagegen spricht

Do 07.01.21 | 14:04 Uhr
Dr. Julia Fischer, Ärztin und rbb-Moderatorin (Bild: rbb)
Video: rbb|24 | 07.01.2021 | Material: rbb SPEZIAL | Bild: rbb

Die Infektionszahlen bleiben hoch, eine offenbar 50 Prozent ansteckendere Variante des Coronavirus ist auf dem Vormarsch und Impfstoffe sind Mangelware. Vor diesem Hintergrund wird auch in Deutschland die Frage laut: Sollten die Abstände zwischen den beiden erforderlichen Impfdosen gestreckt werden, sodass innerhalb kürzerer Zeit mehr Menschen zumindest die erste Dosis erhalten könnten? Was spricht dafür, was dagegen?

Hohe Immunität laut Studien schon nach erster Dosis

Befürworter der Strategie betonen, in der aktuell kritischen Zeit sei es sinnvoller, mehr Menschen mit einer teilweisen Immunität auszustatten, als wenige perfekt durchzuimpfen. Und tatsächlich kann laut Impfstoff-Studien offenbar schon eine einzelne Dosis eine robuste Immunantwort auslösen: Der Biontech-Impfstoff zeigte zwölf Tage nach der ersten Spritze bereits eine Wirksamkeit von über 50 Prozent, der von Moderna sogar von 80 Prozent.

Allerdings: Wie lange dieser Schutz hält, weiß man nicht - das wurde bisher nicht ausreichend untersucht. Während einige Experten - zum Beispiel von der Ständigen Impfkommission und der Charité - zuversichtlich sind, dass eine zweite Dosis auch nach bis zu drei Monaten erfolgen könnte, kritisieren Experten der Europäischen Arzneimittelagentur und des Paul-Ehrlich-Instituts: Es gibt schlicht keine Daten, die das beweisen, und für das neue Impfschema müsse eine Änderung der Zulassung erfolgen.

Unvollständige Immunität birgt Gefahren

Virologin Prof. Isabella Eckerle gibt außerdem zu bedenken: Eine unvollständige Immunität vieler Menschen könnte den Druck auf das Virus erhöhen, zu mutieren. Sollte die Strategie scheitern, könnte das das Vertrauen in die Impfung sowie in Impfungen allgemein auf fatale Weise schmälern.

Entscheidungshilfe erhofft sich die Politik nun durch eine sorgfältige Prüfung der Ständigen Impfkommission. Und egal, wie diese ausfällt, in einem sind sich alle Expertinnen und Experten einig: Keinesfalls dürfe die zweite Impfung komplett entfallen. Sie ist wichtig für den sicheren und lang anhaltenden Schutz der Impfung.

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