rbb exklusiv | Personelle Konsequenzen - Senatsverwaltung trennt sich nach umstrittenem 21DX-Auftrag von Mitarbeiter

Fr 04.02.22 | 21:07 Uhr
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Landeseigene Teststelle im Rathaus Steglitz (Bild: imago images/Stefan Zeitz)
Audio: Inforadio | 05.02.2022 | Sebastian Schöbel | Bild: imago images/Stefan Zeitz

Bei der Auftragsvergabe der landeseigenen Corona-Testzentren an die Firma 21DX gab es Ungereimtheiten, ergaben rbb-Recherchen. Als rechtswidrig stufte die Vergabekammer diesen Deal ein - jetzt reagiert die zuständige Gesundheitsverwaltung.

Nach der umstrittenen Auftragsvergabe für den Betrieb landeseigener Corona-Teststellen hat die Berliner Gesundheitsverwaltung personelle Konsequenzen gezogen. Nach rbb-Informationen wurde der zuständige Mitarbeiter in beiderseitigem Einvernehmen freigestellt.

Wie der rbb erfuhr, wurde bei internen Untersuchungen bislang kein strafrechtlich relevantes Verhalten festgestellt. "Es ist so, dass durch die Kenntnisse, die wir unter anderem durch die Presse erlangt hatten, natürlich Bedenken vorhanden sind", hatte Gesundheitsstaatssekretär Thomas Götz im rbb-Interview eingeräumt. Die Prüfung ist demnach bislang noch nicht abgeschlossen.

Andere Anbieter wurden nicht berücksichtigt

Zuvor hatte die Vergabekammer die Auftragsvergabe für rechtswidrig erklärt. Demnach hatte die Gesundheitsverwaltung noch unter der damaligen Senatorin Dilek Kalayci (SPD) wiederholt die Münchner Firma 21DX beauftragt, die zwölf landeseigenen Corona-Teststellen zu betreiben. Dabei seien die Angebote anderer Anbieter nicht berücksichtigt worden, so die Vergabekammer. Die Vergabekammer forderte nun die Gesundheitsverwaltung auf, die Auftragsvergabe zeitnah zu wiederholen und alle Angebote, nicht nur die von 21DX, zumindest zu prüfen.

Der Vorgang geht bis zurück ins Jahr 2020: Damals wurde 21DX im Rahmen der Pandemiebekämpfung von der Gesundheitsverwaltung erstmals beauftragt, Coronatests durchzuführen. Im Frühjahr 2021 gewann das Unternehmen auch den lukrativen Auftrag zum Betrieb von landeseigene Teststellen. Allerdings hatten mehrere unterlegene Bieter Beschwerde gegen die Vergabe eingelegt: Demnach habe die Verwaltung Anforderungen gestellt, die nur von 21DX hätten erfüllt werden können. Zudem deckten Recherchen des rbb auf, dass 21DX Teile der Unterlagen für die Ausschreibung für den Senat ausgearbeitet hatte.

21DX kann vorerst Zentren weiter betreiben

Das Unternehmen weist alle Anschuldigungen zurück: Man habe auf das Vergabeverfahren keinen Einfluss gehabt und nicht gewusst, wie viele andere Firmen sich beworben hatten. Der Vorwurf, zwischen dem Unternehmen und der damaligen Senatsverwaltung für Gesundheit habe ein zu enges Verhältnis bestanden, sei falsch.

Bei der von der Vergabekammer geforderten Neuvergabe des Auftrags bekam nun erneut 21DX den Zuschlag, offenbar aus Kostengründen. Wie die Gesundheitsverwaltung auf rbb-Nachfrage bestätigte, betreibt das Unternehmen die zwölf Teststellen noch bis Ende Februar, mit der Option auf Verlängerung bis Ende März.

Sendung: Abendschau, 4. Februar 2022, 19:30 Uhr

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21 Kommentare

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  1. 21.

    Irgendjemand wird wohl von der Vergabe profitiert haben.
    Ich glaube eher nicht an ein Versehen oder "Fehler".

  2. 20.

    Ich wurden den Herrn Gysi gern noch dazu benennen!
    Und die Symptomatik mit dem Selbstvertrauen nennt sich Dunning- Kruger- Syndrom! Weit verbreitet und stark ansteckend dazu ;-)

  3. 19.

    Rechtsextreme schwärmen von Lafontaine und Wagenknecht. Weder neu, noch originell. Damit unterscheiden sie sich nicht von weiteren Rechtsextremen ihrer rechtsextremen AfD, bis hin zu den Neonazis des "III. Weg".

  4. 18.

    Richtig. So manches Carlchen fühlt sich rhetorisch überragend und hat damit zumindest ein gesundes Selbstvertrauen. Immerhin das hat die Linke auch, nur genauer hinschauen darf man meist nicht, ausgenommen mal Lafontaine und Wagenknecht. Deren Meinung teile ich zwar auch nicht vollständig, aber denen kaufe ich absolut ihre Haltung ab, im Gegensatz zum Rest dieses Haufens.

  5. 17.

    Ach Carl(chen),
    Wenn man in die Ecke gedrückt wird, dann neigt der einfache Mensch zum Ausschlagen, zum Angriff!
    Das dürfen natürlich auch Sie gern tun, aber die von Ihnen gewünschte Reaktion wird nur ein Lachen Ihres Gegenübers sein!

  6. 16.

    " Ist Ihnen das nicht selbst peinlich, wenn Sie noch nie was von Aufsichtspflicht und Verantwortung eines Vorgesetzten gehört haben?"

    Seit wann gilt die "Aufsichtspflicht und Verantwortung eines Vorgesetzten" einer Senatsverwaltung für eine andere? Soviel zu peinlich wenn Demokratie- und RRG Feinde ihre Verschwörungsschwurbeleien öffentlich machen.

    "Aber für Sie ist unser Senat natürlich unfehlbar und heilig." Was für ein Quatsch aber was anderes fällt ihnen halt nicht ein.

  7. 15.

    Wer denkt denn hier wieder leer? Ist Ihnen das nicht selbst peinlich, wenn Sie noch nie was von Aufsichtspflicht und Verantwortung eines Vorgesetzten gehört haben? Sie sind offensichtlich der Einzige, der der Meinung ist, dass solche Summen von einem einzelnen kleinen Sachbearbeiter verantwortet werden und intern unkontrolliert bleiben dürfen. Aber für Sie ist unser Senat natürlich unfehlbar und heilig.

  8. 14.

    Was wollen sie eigentlich mit ihren Leerdenkergeschwurbel erreichen? Was haben andere Verwaltungen oder gar Senatoren mit den "Ungereimtheiten" zu tun?

    Demokratie- und RRG Feinde wittern jetzt natürlich Morgenluft. Billig aber vorhersehbar.

  9. 13.

    Jetzt opfert man wieder Einen der Kleinen und breitet dann das Tuch des Schweigens drüber. Dabei müssten hier wesentlich mehr Köpfe rollen, bis in den Senat hinein, denn alle haben mindestens geschlafen und zugesehen.

  10. 12.

    " Det ist Berlin ", mehr braucht man, zu einer Behörde in Berlin, nicht zu sagen. Versagen in fast allen Bereichen. Woran liegt es ? Unfähige sitzen auf Posten, wo Sie nach der Qualifikation nicht hingehören ?

  11. 11.

    Das ist vermutlich nicht das einzige Vergabeproblem in Berlin.
    Das System der Berliner Verwaltung ist wahrscheinlich einfach so veraltet wie die mentale Einstellung der Mitarbeiter dort.
    Tablets für Lehrer, Bauvorhaben, Software für Verwaltung etc.

    Alles ohne nachhaltige Überlegungen.
    Wäre das alles in der freien Wirtschaft passiert , waren viele ihren Job los. Aber in der Berliner Verwaltung wird niemand... absolut niemand ... verantwortlich gemacht.

    Deswegen ist der Job in eder Berliner Verwaltung so begehrt. Man wird zwar nicht so gut bezahlt, aber auch nicht schlecht.
    Jedoch muss man keinerlei schlechtes Gewissen haben, wenn etwas verbockt wird. Das machen die Politiker in höheren Positionen. Die kleinen Ameisen graben weiter am Berliner Loch.

  12. 10.

    Bei der Neuvergabe waren die Kosten ausschlaggebend. Das ist doch etwas anderes als das, worüber Sie sich aufregen.

    Und (leider) meistens das ausschlaggebende Kriterium.

  13. 9.

    "Der Vorwurf, zwischen dem Unternehmen und der damaligen Senatsverwaltung für Gesundheit habe ein zu enges Verhältnis bestanden, sei falsch."
    Der Schwarze Peter wird von den Verantwortlichen beim Senat der Firma zugeschoben,wo, falls die Angaben der Firma zutreffen, mit unwahren Behauptungen die Öffentlichkeit irre geführt wird. Soweit ersichtlich, müsste mal bei der Senatsbehörde aufgeräumt werden, denn hier sind elementare Controlling-Mechanismen versäumt worden.

  14. 8.

    Das Bauernopfer ist also gefunden - "in beiderseitigem Einvernehmen".
    Die wichtigste Frage ist aber noch unbeantwortet: Wer trägt für diese Intransparenz und Kungelei die politische Verantwortung? Niemand?

  15. 7.

    Allerdings haben sie vor einem Jahr einige Testzentren ohne Vorwarnung geschlossen und die bereits gebuchten Termine nicht abgesagt. Nach 30 Minuten Anfahrt stand ich vor dem damals einzigen Testzentrum im Norden vor verschlossenener Tür.

  16. 6.

    Sind Sie mit dem Waschbären aus Kladow identisch? Falls ja, dann kennen Sie sich mit der Berliner Verwaltung aus.

    IchMeinJaNur

  17. 5.

    Man trennt sich von einem Mitarbeiter - pffft - ein Bauernopfer. Was ist mit den beiden Protagonisten?
    MiMü ist weit weg - auf irgendeiner Bundeshinterbank und wo ist die Frau K. aus B. abgelieben?

  18. 4.

    Der verantwortliche Mitarbeiter wurde freigestellt. Ich hoffe das dieses Prinzip, wer Mist baut muß mit Konsequenzen rechnen, für alle Senats Ebenen ab sofort gilt. Bei rueckwaertiger Anwendung müsste wohl eine Personalrekrutierung folgen

  19. 3.

    Es war für Nutzer schon auffällig, dass unsauber gearbeitet wird, denn die Daten wurden doppelt erhoben (Juli 2021). Herr S. vom SenGPG hat auf meine Beschwerde zwar geantwortet, aber nicht final, ob das Thema geklärt wurde und ob überflüssig erhobene Daten irgendwie gelöscht wurden.

  20. 2.

    Ganz ehrlich, die Firma bekommt es wenigstens hin, die Testzentren gut zu organisieren. Von wegen 2 Stunden Wartezeit, höchstens eine halbe Stunde für nen kostenlosen PCR Test. Das alles im großen Stil. Es mußte schnell gehen und die haben es hinbekommen. Kost halt ein bisschen.

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