Mehr Home-Office in Berlin und Brandenburg - BVG und VBB streben neue Tarifmodelle an

Mo 18.01.21 | 13:59 Uhr
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Zugreisende stehen am Hauptbahnhof in Berlin an einem Gleis. (Quelle: dpa/Franziska Gabbert)
Audio: 18.01.2021, Max Käther | Bild: dpa/Franziska Gabbert

Durch Corona arbeiten mehr Menschen von zu Hause - und nutzen deswegen auch ihre ÖPNV-Tickets anders als gewohnt. BVG und VBB zeigen sich überzeugt davon, dass das auch nach der Pandemie so bleibt – und denken deshalb über neue Ticket-Varianten nach.

Angesichts der Zunahme von Home-Office denken die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) derzeit über neue Tarifangebote nach. Das bestätigte BVG-Sprecherin Petra Nelken auf Nachfrage von rbb|24. Zuerst hatte die "Berliner Morgenpost" berichtet.

Durch Corona hätten viele ihre Arbeitsstelle nach Hause verlegt, so Nelken im Gespräch mit dem rbb. Man frage sich bei der BVG und dem VBB wie darauf reagiert werden könne. "Was wäre, wenn viele auch nach Corona noch vom Home-Office überzeugt sind? Dann haben wir im Nahverkehr eine andere Nachfrage und darauf wollen wir reagieren", so die BVG-Sprecherin. Zudem habe die Pandemie-Zeit gezeigt, dass die Menschen mehr in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft unterwegs seien. "Auch hier wollen wir prüfen, ob wir ein kiezbezogeneres Angebot machen können", so Nelken.

Nelken: 2021 wohl keine neuen Tarifoptionen mehr

Joachim Radünz, stellvertretender VBB-Sprecher, teilte rbb|24 mit: Der VBB sei der Überzeugung, dass Tarifangebote gebraucht würden, die den Veränderungen in der Arbeitswelt Rechnung tragen. "Nun gibt es dazu zunächst ein paar Ideen vom VBB und auch von der BVG." Der nächste Schritt sei, diese in den Fachgremien zu diskutieren und anschließend zu prüfen.

BVG-Sprecherin Nelken betonte, dass eine Entscheidung über die neuen Tarife noch längst nicht gefallen sei. Nach der Entscheidung könne es dann noch einmal ein halbes bis ein Jahr bis zur Umsetzung dauern. Kurzum: 2021 – also während der Corona-Pandemie – werde es wohl noch keine neuen Tarife geben. Vielmehr sei das Angebot auf die Zeit nach der Pandemie ausgelegt.

Wohl "Best-Buy"-Möglichkeiten im Gespräch

Die BVG-Vorstandsvorsitzende Eva Kreienkamp, hatte der "Berliner Morgenpost" [externes Bezahlangebot] gesagt, dass derzeit über sogenannte "Best-Buy"-Möglichkeiten nachgedacht werde, bei denen der günstigste Preis je nach Nutzung abgerechnet wird. Auch aufladbare Karten seien denkbar.

Die BVG-Chefin sagte laut "Morgenpost"-Bericht außerdem, die Pandemie habe das landeseigene Unternehmen massiv getroffen. Das Fahrgastaufkommen liege bei 50 bis 60 Prozent der normalen Nutzung. Man rechne mit 190 Millionen Euro an Einnahmeverlusten. Dies werde durch 160 Millionen Euro aus dem Rettungsschirm des Bundes und dem Land abgefedert. Die BVG steuere über Einsparungen bei Einstellungen und Investitionen weitere 30 Millionen Euro bei.

Sendung: Inforadio, 18.01.2021, 12 Uhr

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38 Kommentare

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  1. 38.

    Bekanntlich dauert so etwas manchmal Jahre !

  2. 37.

    Best Buy ist ja eine nette Idee. Aber das ist nicht schnell zu realisieren und wird doch wieder alles erst umgesetzt, wenn der coronabedingte Bedarf nach neuen Tarifmodellen wieder überholt sein wird. Da wären doch schnell realisierbare neue Abomodelle (2-3 Tage pro Woche) oder vielleicht auch ein Kurzstrecken-Abo (für Teilstrecken) an der Tagesordnung.

  3. 36.

    Ja, selbst schuld - warum haben Sie denn Ihr Abo nicht gekündigt? Ich habe das schon im Juli 2020 gemacht, nachdem ich merkte, dass jetzt erstmal Homeoffice angesagt ist. Ging ganz leicht, ganz schnell und spart mir jeden Monat 63€. Für die Fahrt ins Büro 1x im Monat kaufe ich mir ein 4-Fahrtenticket für 9€ und gut ist.

    Und wann war es denn das letzte Mal am Ostkreuz -15°??? Immer diese Übertreibungen - wir sind doch hier nicht in Kanada.

  4. 35.

    Vollinhaltliche Zustimmung, meinerseits! ... Wollte selbst ähnliches zu solcherlei Tarifmodellen schreiben. Aber besser geht es nicht.

  5. 34.

    Die Jammerei der ÖPNV-Unternehmen gehen ihnen auf den Geist ? - Dann ändern Sie die Umstände. - Weg mit den Verkehrsverträgen. Der Besteller ( Kommune) teilt sich mit dem Benutzer ( FahrGast / Reisender ) die Marktnotwendigen Kosten. Fahrzeuge, Fahrwege, Haltestellen, Zuwege, gesetzlich Vorgeschriebene Bauliche Änderungen ( Aufzüge, Blindenleitstreifen, Elektrobusse, Umweltstrafsteuern ) Reinigung, Beleuchtung, Winterdienst, Umsarz- Gewerbe- Steuern, Ausreichend Fachkundiges Personal zu TARIFLOHN. - Wenn der Verkehrsbetrieb der Kommune / Gemeinde / Land gehört können eventuelle Gewinne in den Verkehrshaushalt zurückfließen. - Ja - Moment ! Gewinne müssen doch Privatisiert werden, dann wird das wohl eher nix.

  6. 33.

    Warum kommt nicht eine Kurzstrecken-Monatskarte? Weil dann die Einnahmen erodieren würden.

  7. 32.

    Das Model Oystercard wird in Berlin nicht gehen. Zum einen kann man die Bahnhöfe in London nur durch Schranken betreten und verlassen, wodurch das Aufzeichnen der tatsächlich gefahrenen Strecke überhaupt erst möglich wird. Diese Schranken sind in Berlin ausdrücklich nicht gewollt. Zum anderen geht das natürlich wegen des Datenschutzes überhaupt nicht. Tja, Pech gehabt. Es geht nur Preiserhöhung!

  8. 31.

    "Best Buy" - was für eine wundervolle Umschreibung für das, wovon man nicht nur bei der BVG schon seit langem träumt: Sie, lieber Beförderungsfall, erteilen uns eine dauerhafte Lastschriftermächtigung für Ihr Konto, dann fahren Sie schön herum, und wir ziehen einmal im Monat den Betrag ein, den wir für angemessen halten.

    Faktisch wird das dann so laufen wie heute bei den Telefon-/Internettarifen: Schön unübersichtlich gestaltet und damit kaum nachvollziehbar, denn natürlich ist es zwischen 10 und 14 Uhr billiger, aber nur auf dieser Stecke, während auf der Stadtbahn zwischen 15 und 18 Uhr ein Zuschlag erhoben wird usw. Sie können natürlich auch eine Flatrate buchen, aber Achtung: Wenn Ihr Monatsvolumen aufgebraucht ist, wird's teuer!

    Und umfassende Überwachung (Erstellung von Bewegungsprofilen) gibt's gratis dazu (Sie haben doch nichts dagegen, wenn die Unternehmen die Daten weiterverkaufen?).

  9. 30.

    Ich will einen Peep-Show-Tarif für den ABC-Einzelfahrschein = 1 Euro pro 1 Stunde Geltungsdauer. Für Jeden. Rück- und Rundfahrten erlaubt. Auswahl der gewünschten Geltungsdauer von 1 bis 9 Stunden. Denn 10 Euro kostet ja die ABC-24-Stunden-Karte. Und ich will in jedem Fall weiter bar zahlen können.

  10. 29.

    190 Millionen Einnahmeverlust ? Da hat man gleich einen Grund wieder kräftig die Fahrpreise zu erhöhen. Die ganzen Jahre habe die bei den vielen Touris abgesahnt und jetzt ist kein Geld mehr übrig ? Dazu kommt auch noch, daß der Service unter aller Sau ist. Im Sommer in den Zügen bullen Hitze, laufend Ausfälle usw. Da sollte man besser am Mißmanagement etwas ändern. So bekommt man die Leute nicht von den Pkw's weg. Die Jammerei geht einem langsam auf den Geist.

  11. 27.

    Sie haben recht, bitte entschuldigen Sie den Fehler. Ist korrigiert.

    Beste Grüße,

    Ihre Redaktion

  12. 26.

    @RBB: Die BVG-Vorstandsvorsitzende heißt Eva Kreienkamp, nicht Elke.

  13. 25.

    Ich fahre die Strecke auch, selten ist es zu ein Drittel gefüllt, zu den Stoßzeiten vielleicht, aber sonst herrscht gähnende Leere. Dank den Wetters war ich heute sogar Mal gezwungen mein Studententicket ebenfalls zu nutzen (sonst meide ich ja eher ÖPNV) und sogar nach Mitte war es leer

  14. 24.

    Haben Sie sich schon mal gefragt, wie Waren in die Geschäfte kommen? Wie Feuerwehr, Taxen, Krankenwagen vowärts kommen. Und stellen Sie sich, vor, nicht in jedem Winkel von Berlin lohnt es sich den ÖPNV auszubauen. Der Mix macht es!

  15. 23.

    Wenn immernoch keine Rückerstattung erfolgt ist, einfach mal bei der paigo GmbH anfragen. Die kassieren doch auch so gerne mit.

  16. 22.

    Man muss das Abo 65+ doch nicht haben. Ich habe gleich zum 30.11. gekündigt. Kann ich ja im April oder Mai wieder abschließen. Seit 1.12. Ein Viertel der 4er Karte verbraucht also 2, 25 € sowie eine Kurzstrecke -auch ein Viertel der 4er Karte 1,60 € verbraucht.
    Die Londoner Oystercard würde dem Dt. Datenschutz nicht konform sein, weil Bewegungs- bzw. Nutzerprofile erstellt werden können. Bei unserer Monatskarte weiß keiner wie oft der Inhaber wann wohin fährt. Hier würden die Datenschützer aufschreien, deshalb bewegt sich wenig und Innovationen haben es schwer.

  17. 21.

    Es fehlt vor allem ein Abo-Angebot für Kurzstrecken-Nutzer. Damit würde man viele Autofahrer in den ÖPNV bekommen. Sei es für eine Teilstrecke oder all jene, die nur eine Kurzstrecke jeden Tag zur Arbeit fahren. Das ist mit den heutigen Kurzstrecken 4er-Tickets teurer als das Auto. Deshalb frage ich mich: Wann kommt sie endlich, die Kurzstrecken-Umweltkarte ?

  18. 20.

    Mein Mann und ich waren zusammengerechnet seit letztem März 10 Tage im Büro (also 20 Fahrten). Wir zahlen aber weiter artig beide AB Abo Umweltkarten, in der Hoffnung, dass viele andere Kunden das ebenso tun, denn fahren tun der ÖPNV ja, schon weil er muss. Und wir haben eben auch keine Lust wieder bei minus 15°C in Ostkreuz auf eine Ringbahn zu warten, die nicht kommt, weil die halbe Flotte wegen eines Defekts mangels Wartung aus dem Verkehr gezogen wird...

  19. 19.

    Einfach das Geld für Straßensanierungen und Autobahnbau in den ÖPNV stecken, dann wirds auch wieder mit den Fahrgastzahlen. Und das Schwarze Loch im Verkehrsministerium absetzen.

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