Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft - Corona-Krise verdrängt BER von der Spitze der Agenda

Do 19.03.20 | 12:28 Uhr | Von Thomas Rautenberg
Plakate am Flughafen Tegel weisen im Januar 2020 auf die Gefährdung durch den Coronavirus hin. (Quelle: dpa/Andreas Gora)
Bild: dpa/Andreas Gora

Eigentlich sollte es bei der Aufsichtsratsitzung der Berliner Flughafengesellschaft über den Baufortschritt am BER gehen. Doch wegen der Corona-Krise steht am Donnerstag ein anderes Thema oben auf der Agenda: einbrechende Passagierzahlen. Von Thomas Rautenberg

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Dass der künftige Flughafen BER bei seiner Eröffnung für die Passagierzahlen nicht zu klein, sondern zu groß sein könnte, diese Option hatte wohl keiner im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft (FBB) auf seiner Agenda. Doch seit Jahresanfang brechen die Passagierzahlen in Tegel und Schönefeld ein.

Anfangs gab es ein Minus von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, dann ein Minus von 35 Prozent. Inzwischen dürften die Passagierzahlen deutlich unter 50 Prozent des Vorjahres liegen. Je mehr die Corona-Krise eskaliert, desto mehr Airlines bedienen ihre Destinationen nicht mehr. Der Urlaubs- und Dienstreiseverkehr an den Flughäfen ist praktisch zusammengebrochen. Sowohl in Tegel als auch in Schönefeld wird die Abfertigung bereits über kleinere Terminals abgewickelt. Damit, sagte Flughafenchef Lütke Daldrup, habe man nur noch so viel Personal auf der Fläche, wie unbedingt benötigt werde.

Virus stellt Zäsur dar

Berlin liegt damit voll im Bundestrend. Der Flughafenverband ADV registrierte bundesweit einen Passagierrückgang um 38 Prozent. Zunächst waren die Drehkreuze Frankfurt am Main und München betroffen, weil der internationale Luftverkehr auf ein Mindestmaß zusammengestrichen wurde. In der Folge wurden auch die Zubringerflüge eingestellt. Für die Flughäfen sei das Virus zu einer Zäsur geworden, erklärte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel.

FBB erneut unter Finanzdruck

Der FBB-Aufsichtsrat diskutiert am Donnerstag über einen Businessplan der Flughafengesellschaft, mit dem die langfristige Finanzierung der Berliner Flughäfen gesichert werden soll. Doch fest steht, dass viele Annahmen in dem Papier bereits wieder Makulatur sind.

Das einbrechende Fluggastgeschäft wird schon auf kurze Sicht zu einem zusätzlichen Finanzbedarf bei der FBB führen. Einspringen müssten der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg - und damit letztlich die Steuerzahler. Wie hoch diese Finanzierungslücke ausfallen wird, kann Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup im Aufsichtsgremium offenbar nur ansatzweise beziffern. Erst Endes des zweiten Quartals, also Mitte des Sommers, werde man die finanziellen Folgen der Corona-Krise abschätzen können, räumte Lütke Daldrup kürzlich im Beteiligungsausschuss des Berliner Parlaments ein.

Berliner Flughäfen bleiben offen

Eine generelle Schließung der Berliner Airports schloss Lütke Daldrup im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung bereits aus. Die Flughäfen gehörten zur kritischen Infrastruktur, sagte er, sie würden gebraucht, um schnelle Medikamententransporte, zusätzliche Frachtflüge oder auch Regierungsflüge sicherzustellen.

Gute Nachrichten von der BER-Baustelle

Von der BER-Baustelle kann der Flughafenchef dagegen mit vielen guten Nachrichten aufwarten: Ende März sollen die Kabelgewerke am BER endlich fertig sein. Damit hätte Lütke Daldrup das letzte kritische Gewerk über die Hürde gebracht. Die finale Abnahme durch den Tüv gilt als sicher.

Zuvor hatte er bereits die leidige Dübelproblematik abgeräumt. Das zuständige Landesamt erteilte vor wenigen Tage die letzte Genehmigung.

Im April will Lütke Daldrup die sogenannte Baufertigstellungsanzeige für das BER-Hauptterminal bei der Bauordnungsbehörde einreichen. Insofern liegt er im Plan und die Inbetriebnahme des neuen Flughafens könnte tatsächlich Ende Oktober dieses Jahres erfolgen. Eine Botschaft, die der Aufsichtsrat mit Erleichterung zur Kenntnis nehmen wird.

Unsicherheitsfaktor ORAT-Programm

Bleibt eine Unsicherheit: Vor dem Start des BER muss noch das sogenannte ORAT-Programm durchgezogen werden. Der Flughafen wird dabei praktisch auf Herz und Nieren getestet. 20.000 Freiwillige werden sich ab Juni als Komparsen an diesen Testläufen beteiligen. Vorausgesetzt natürlich, Corona macht keinen Strich durch die Rechnung.

Der Flughafenchef geht davon aus, dass die Behörde die zeitgleiche Teilnahme einiger Hundert Komparsen genehmigen wird. Die Auflagen, die man für den Praxistest bekomme, würden natürlich erfüllt, sagte Lütke Dadrup

Bis Donnerstagabend wird der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft beraten. Sollte es weiteren Gesprächsbedarf geben, werde die Sitzung am Freitag fortgesetzt, hieß es.

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