Lauterbach: Hohe Dunkelziffer - Verlässliche Corona-Zahlen gibt es laut RKI erst wieder Mitte Januar

Mi 29.12.21 | 16:14 Uhr
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Passanten gehen über den Alexanderplatz. (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Bild: dpa/Christoph Soeder

Die Inzidenzen in Deutschland sinken. Doch Gesundheitsminister Lauterbach und das Robert-Koch-Institut warnen: Die Zahlen spiegeln wohl nicht das aktuelle Infektionsgeschehen wider - in Wirklichkeit dürfte es erheblich höher sein.

Belastbare Daten zum Corona-Infektionsgeschehen in Deutschland wird es voraussichtlich ab ungefähr dem 10. Januar wieder geben, davon geht das Robert-Koch-Institut (RKI) nach eigenen Angaben aus.

Erst dann werde sich das Diagnostik- und das Testverhalten wieder dem Niveau der letzten Wochen angleichen, teilte das RKI der Deutschen Presseagentur mit. Ein genauer Tag lasse sich unter anderem wegen der regional unterschiedlichen Winterferien nicht bestimmen.

Lauterbach schätzt zwei- bis drei Mal höhere Inzidenz

Das RKI hatte bei den Fallzahlen der vergangenen Tage darauf hingewiesen, dass während der Feiertage und zum Jahreswechsel mit einer geringeren Test- und Meldeaktivität zu rechnen ist. Es gibt Lücken bei den Gesundheitsämtern, weniger Testzentren sind geöffnet und auch die Tests an Schulen fallen in den Ferien weg. Deshalb zeigen die offiziell ausgewiesenen Fallzahlen derzeit nur ein unvollständiges Bild der Corona-Lage in Deutschland.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schätzt nach eigenen Angaben, dass die tatsächliche Inzidenz in Deutschland derzeit zwei- bis dreimal so hoch ist wie ausgewiesen. Zu sehen sei auch eine deutliche Zunahme von Fällen der neuen, ansteckenderen Virusvariante Omikron, die Sorgen bereite, sagte Lauterbach am Mittwoch.

RKI: Nicht in falscher Sicherheit wiegen

Der Minister appellierte an alle Bürger, Silvester so zu verbringen, dass keine neuen Infektionsketten entstünden. "Bitte feiern Sie in ganz kleiner Runde." Die nach Meldezahlen der Gesundheitsämter ausgewiesenen Fallzahlen unterschätzten die bestehende Gefahr.

Auch das RKI warnte, die Menschen sollten sich von den derzeit nur eingeschränkt aussagekräftigen Daten zum Infektionsgeschehen nicht in falscher Sicherheit wiegen lassen, das belege die Entwicklung in anderen Ländern eindrücklich. "Es kann plötzlich ganz schnell losgehen und dann sehr stark."

Sendung: Radioeins, 29.12.2021, 16 Uhr

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41 Kommentare

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  1. 41.

    Es ist nicht nur interessant, es ist auch leider bezeichnend für diese Behörde, die sich auch frivol Institut nennt. Der Umgang mit Fachterminen und Definitionen ist eine Schnittmenge aus dem was durch WHO vorgegeben und dem was gerade politisch opportun ist. Deshalb auch haben "Reinfektionen" wo es eigentlich keine gibt und "Impfdurchbrüche" die eigentlich keine sind, denn damit es zu einem Durchbruch kommen kann müsste ein intakter, vollständiger Schutz vorliegen, wenn man sich infiziert weil der Impfschutz nicht mehr vorhanden ist, dann ist es kein Impfdurchbruch.

  2. 40.

    Sie brauchen doch nur einmal in unsere Nachbarländer nach den Zahlen zu schauen.
    Meinen Sie, Deutschland wird verschont?

    Welche Freiheitsbeschränkungen meinen Sie?
    Ich kann auf die Straße, ins Restaurant, Shoppen, Arbeiten, Freunde besuchen usw.
    Sie nicht?

    Die Zahlen sind nicht real, da an den Feiertagen weniger getestet, Gesundheitsämter und Labore nicht voll besetzt waren bzw. sind.
    Ein paar Informationen aus den Medien und Sie sollten dies auch wissen.

    Und noch eine Info:
    Kein Coronaerkrankter liegt im Keller.
    Nach bisherigen Erkenntnissen verläuft Omikron für die meisten verhältnismäßig mild.

  3. 38.

    Es geht nicht darum das die Leute zu Hause bleiben und es deshalb keine Zahlen gibt. Wenn der Staat verlässliche Zahlen möchte würde er es anordnen. Kostet aber Geld. Und das ist traurig.

  4. 37.

    Genau darin liegt das Problem. Jedoch sollten Beschlüsse auf Bundesebene und der Ministerkonferenz für alle Länder bindend sein...wenn man es will.

  5. 36.

    Das ist sicher nicht falsch als Ist-Beschreibung. Aber dafür wurde doch Personal von der Armee angefordert und die Armee kennt keine Feiertage, wenn es einen entsprechenden Befehl gibt. Außerdem gäbe es da noch viele Arbeitslose, die sicher auch ähnliche Dienste wie die Soldaten verrichten könnten und befristet eingestellt werden könnten.

  6. 35.

    "WORIN LIEGT ALSO DAS PROBLEM?" Das Problem ist, daß Deutschland kein Konzern ist, sondern eine (Parteien-)Demokratie, in der ganz viele auf jeder Ebene mitreden und gefragt werden im Gegensatz zu einem Konzern mit fester Hierarchie und einer Geschäftsführung, die im Endeffekt ohne viel zu fragen einfach anordnen kann. Ihrem Konzernbild entsprechen eher zentralistisch und autokratisch geführte Staaten aber nicht ein föderaler demokratischer Bundesstaat.

  7. 34.

    Das Problem liegt darin, dass jeder Provinzfürst, vom Ministerpräsidenten bis runter zum Bezirksbürgermeister oder Leiter eines Amtes auf Bezirksebene, sein eigenes Süppchen kochen und mitreden will. Keiner ist bereit, ein klein wenig von seinem kleinen Bisschen Macht und Kontrolle abzugeben. Lieber nimmt man Überforderung, Chaos und totalen Kontrollverlust in Kauf, solange nicht ein anderer die verlorene Kontrolle übernimmt.
    ...DAS NENNT MAN FÖDERALISMUS. Und der Föderalismus ist der beste Freund des Choronavirus.

  8. 33.

    Es gibt schlicht und einfach kein Personal in den Gesundheitsämtern, wie soll da 7 Tage die Woche, einschließlich an Feiertagen gearbeitet werden. Klar ist das blöd, aber im Gegensatz zu Tankstellen und anderen Bereichen wo 7/24 gearbeitet wird, steht hier kein Wechselpersonal zur Verfügung. So einfach, und leider auch so schlecht, ist das eben. Politisches Versagen, weil der ö.D. in der Vergangenheit kaputt gespart wurde.

  9. 32.

    Wenn mann die Zahlen genau verfolgt, merkt mann aber , daß die Zahlen auch diese Woche NOCH sinken, aber deutlich langsamer
    Im Vergleich von heute zum letzten Donnerstag haben wir ca. 2250 weniger ,im Vergleich letzten Donnerstag zum Donnerstag vor 2 Wochen waren es über 10000 weniger
    Und das zieht sich diese ganze Woch schon so durch
    Und mann darf zusätzlich nicht vergessen, das die Gesundheitsämter nicht voll besetzt sind
    Ob das der Wendepunkt zu wieder massiv steigender Zahlen ist, kann ich als nichtexperte nicht sagen
    Ich hoffe nicht, habe aber so meine Befürchtungen

  10. 31.

    Berlin, oder besser gesagt, ganz Deutschland ist eine digitale Wüste. Die Zeit seit Einführung des Digitalen wurde einfach verpennt, weil´s für die Regierung nicht wichtig war. Der Förderalismus und der Flickenteppich gab dem Thema den Rest. Deshalb steht unser gesundheitsminister nun (wieder) vor einem Dilemma.
    Dabei kann es doch gar nicht so schwer sein, bundesweit, einheitliche digitale Strukturen einzurichten, die obendrein noch bundesweit miteinander vernetzt sind. In einem großen Konzern, mit Tochtergesellschaften und div. unterschiedlichen Abteilungen klappt die digitale Vernetzung wunderbar. Wenn man es mal so betrachtet, sind die kommunalen Verwaltungen/Ämter/Behörden nichts anderes - ein großer Konzern. Die Bundesregierung ist der CEO, die Länder die Abteilungen/Töchter etc. WORIN LIEGT ALSO DAS PROBLEM? Ja, es muss viel Geld in die Hand genommen werden und ja, es braucht Experten. Auch die gibt es im Land genug. Konzerne überlassen das meist der Telekom, z.B.

  11. 30.

    Das ist aber der Terminus, der vom RKI verwendet wird. Deshalb ist es ja interessant, da das ja eine Infektion mit dem gleichen Erreger voraussen würde.

  12. 29.

    Die Zahlen der Coronaerkrankten sinkt rapide.
    Die politischen Maßnahmen und Freiheitseinschränkungen werden immer heftiger. Da kommt man in Erklärungsnöte.
    Nun werden plötzlich die Zahlen in Frage gestellt. Alles sei viel schlimmer.
    Beweise für die Behauptung wurden nicht genannt.
    Legen sich die angeblich so vielen Coronaerkrankten heimlich mit ihrem Beatmungsgerät in den Keller?

  13. 28.

    "interressant, daß es wohl recht viele Reinfektionen gibt".
    Reinfektionen? Wohl kaum, denn der Erreger ist nicht derselbe (obwohl taxonomisch verwandt).

  14. 27.

    Zwei Dinge, die sehr, sehr wundern müssen.
    Die Behauptung, dass "Diagnostik- und das Testverhalten" darüber entscheiden wie die Zahlen und demnach auch " das Infektionsgeschehen" ausfallen mag richtig sein, steht aber in einem Widerspruch zu all dem was man im ersten Jahr der Pandemie behauptet hat . Damals hat man diejenigen, die "wer viel testet findet auch viel" behauptet haben noch als Coronaverharmloser beschimpft.
    Auch die Schätzungen von Herrn Lauterbach mögen realitätsnah sein, es wäre aber interessant zu erfahren auf welche Daten und gesicherte Erkenntnisse sie sich stützen. Unzählige Forscher befassen sich derzeit mit der Modellierung des Pandemieverlaufs und dann kommt Herr Bundesgesundheitsminister und teil der Öffentlichkeit sein Bauchgefühl mit. Sehr seltsam.

  15. 26.

    Zahlen hin oder her, was ändert dass an der Pandemie? Ich schütze mich immer so gut wie möglich, ob da jetzt 10 Tausend oder 100 Tausend steht. Für mich ist die Pandemie "Geschichte" wenn die WHO bekannt gibt dass der Spuk vorbei ist. Alles was sich in den letzten 18 Monaten um die Pandemie aufgebaut hat, und meint als MP müsste man die Bürger mit Geschwatz irgend was wichtiges mitteilen hat kaum bis gar keine Aussagekraft. Ich bin very wichtig, habe jetzt kaum Gestaltungsspielraum, von daher mache ich jetzt auf Pandemie-Professor, weil ich mir sonst überflüssig vorkomme. Ja, ihr seid in der Pandemie völlig überflüssig, könnt euch aber nicht damit abfinden nur als Botschafter für Wissenschaft und Virologen die Handlanger zu spielen. Kopf zu machen, in Geduld fassen und sich danach richten was uns die Experten mit auf den Weg geben.

  16. 25.

    Weihnachtsbraten am 25.12. im Restaurant, Krankenhausbetreuung am 25.12., Internetausfall - Hotlinebesetzung vom Anbieter am 25.12., Tanken am 25.12., etc. --> alles selbstverständlich. Aber ein Gesundheitsamtmitarbeiter geht nicht am 25.12. arbeiten? In einer Pandemie? Verstehe ich nicht. Auch ich bin kein Coronaleugner und 2 x geimpft.

  17. 24.

    BRD=BananenRepublikDeutschland. Was in deutschen Amtsstuben geschieht würde in Wagadugu auch nicht schlechter laufen. In anderen Staaten wird Corona bekämpft, in Deutschland wird Corona verwaltet (mit unserem umfangreichen Verwaltungsrecht). Das wir es im zweiten Jahr der Pandemie noch immer nicht geschaft haben, in den Krisenmodus umzuschalten und die Meldesystheme 24/7 zu betreiben ist für die deutsche und besonders die Berliner Politik ein jämmerliches, erbärmliches Armutszeugnis. Oder hat sich in deutschen Amtsstuben einfach noch nicht rumgesprochen, dass wir uns in einer Krise befinden? Die Gesundheitsämter waren schon vor der Pandemie unterbesetzt und überlastet, aber in einer Krise muss man dann rechtzeitig mit der weißen Fahne winken und andere Organisationen noch viel massiver um Amtshilfe bitten. ABER NICHT EINFACH ZU MACHEN !! Oder das Meldesysthem in einer risigen Leitstelle zentralisieren (Bundeswehr, THW, DRK, etc.). Aber das lassen unsere Bezirksföderalisten nicht zu.

  18. 23.

    Haben die Ärzte,Krankenpfleger und Pflegerinnen,Polizisten die jeden Abend mit den Spaziergängern zu tun haben eine Jahresendpause ,und da könnte mann noch viele Berufsfelder aufzählen ?
    In Frankreich an die 200000, in England seit Tagen weit über 120000 Neuinfektionen am Tag ,hier wird halt gemeldet,anders als in Deutschland, wo es erst ab Mitte Januar verlässliche Zahlen gibt
    Gut,in diesen Ländern gibt es nur wenige bis keine Maßnahmen gegen corona, deswegen hoffe ich das die Zahlen hierzulande moderater bleiben
    Meiner Meinung ist es ein Armutszeugnis, das es hierzulande derzeit in dieser Situation mit Omikron keine vollständige Erfassung der Daten gibt,und dir Gesundheitsämter nur teilbesetzung haben, wenn überhaupt
    Gibt sogar Ämter, die bis 2.januar garnicht melden

  19. 22.

    Politisch liege ich auch nicht auf seiner Linie.
    Aber:
    Immerhin kümmert sich Lauterbach um ausreichend Impfstoff.
    Das hilft mehr als irgendwelche Debatten um Impfpflicht oder Demonstrations-Verbote.

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