Abteilung wird geschlossen - Krankenhaus in Neuruppin kündigt Entlassungen an

Mo 09.12.24 | 21:06 Uhr
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Archivbild: Krankenhaus Neuruppin. (Quelle: dpa/Koall)
Audio: Antenne Brandenburg vom rbb | 09.12.2024 | Jörn Pissowotzki | Bild: dpa/Koall

Das Krankenhaus in Neuruppin ist schwer angeschlagen. Angesichts der Finanzmisere müssen nun Mitarbeiter gehen. Mit dem Landkreis als Träger ist ein Krisengespräch angesetzt.

  • Krankenhaus Neuruppin macht Verluste in Millionenhöhe
  • Fachabteilung Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie soll schließen
  • Dutzende Beschäftigte sollen entlassen werden

Aufgrund finanzieller Probleme stehen am Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg in Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) harte Einschnitte bevor. Das Klinik-Unternehmen kündigt Entlassungen an, eine Fachabteilung soll zum Jahresende geschlossen werden, wie die Deutsche Presse-Agentur (DPA) am Montag berichtet.

Am Dienstag soll es ein Krisentreffen mit dem Landrat des Kreises Ostprignitz-Neuruppin, Ralf Reinhardt (SPD), und unter anderem dem Marburger Bund als Ärzte-Vertretung geben. Das teilte eine Sprecherin des Krankenhauses auf Anfrage der DPA mit und bestätigte einen Bericht der "Märkischen Oderzeitung".

Das Klinikum in Neuruppin ist finanziell angeschlagen und macht Millionen-Defizite. Träger ist der Landkreis.

100 Jobs sollen wegfallen

Krankenhaus-Sprecherin Manuela Lenz sagte auf Anfrage der DPA: "Ja, es werden 100 Beschäftigte entlassen." Die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (MKG) werde zum Jahresende geschlossen. Die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und die Klinik für Neurochirurgie werden nach einem Kreistags-Beschluss vom Februar zu einer sogenannten Kopfklinik verbunden, wie es weiter hieß. Das sei Bedingung dafür gewesen, dass der Landkreis außerplanmäßig drei Millionen Euro bereitgestellt habe, so die Sprecherin.

Marburger Bund hält Vorgehen für falschen Weg

Der Geschäftsführer des Marburger Bundes Berlin-Brandenburg, Stefan Pohlmann, kritisierte eine Sanierung "auf Kosten der Beschäftigten". Er sagte der DPA, einerseits wolle das Klinikum die Zahl der Patienten und das Leistungsspektrum steigern, andererseits sollten bis zu 100 Beschäftigte entlassen werden. "Wie mehr Leistung mit weniger Personal erreicht werden soll, erschließt sich mir jedenfalls nicht."

Die Neuruppiner Pro Klinik Holding GmbH – ein Unternehmensverbund – hat nach eigenen Angaben insgesamt rund 2.700 Beschäftigte. Bereits 2023 hieß es, dass zwei Fachabteilungen geschlossen werden – die Kliniken für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und für Hals-Nasen-Ohrenerkrankungen. Danach wurde ein Rettungsplan mit dem Landkreis als Träger vereinbart und die Schließung für 2024 zunächst verhindert.

Sendung: Antenne Brandenburg vom rbb, 09.12.2024, 14 Uhr

39 Kommentare

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  1. 39.

    Eine optimale Behandlung setzt meiner Meinung nach voraus, dass genügend Geld da ist, um diese zu finanzieren. Woher dieses Geld kommt, ist eine andere Frage. Sie sehen diese Frage offenbar durch marktwirtschaftliche Brille, andere eben nicht; ich übrigens auch nicht. Die Behandlung einer Erkrankung darf meiner Meinung nicht an ökonomischen Kriterien ausgerichtet werden, das wäre unmoralisch.

    Gruß
    Navan

  2. 38.

    Ich finde es unmenschlich, wenn ein Krankenhaus als Unternehmen gesehen wird, dass darauf aus ist, einen "operativen Gewinn" einzufahren. Das würde auch auf die medizinische Bedeutung des Wortes "operativ" zutreffen. :) Eine humane und wohlhabende Gesellschaft sollte bestimmte Bereiche des Lebens ohne Gewinnabsicht ermöglichen. Dazu gehört auch die gesundheitliche Versorgung. Ansonsten werden vielleicht gesunde Patienten überbehandelt, nur um einen Gewinn zu erzielen und kranke Patienten werden nicht ausreichend behandelt, weil das nicht genug Geld für das Krankenhaus bringt.

  3. 37.

    Bevor hier auch das Missverständnis entsteht: Ich bin kein Fan der DDR, hab sie ein Glück nur ein paar Jahre als Säugling erlebt. Aber das System der Polikliniken oder das Bildungssystem waren jetzt keineswegs unterlegen.

  4. 36.

    Im Endeffekt ist es ja die Konsequenz der neoliberalen Doktrin. Alles, was Geld kostet, wird versucht zu privatisieren. Outsourcing im Neusprech. Doof nur, das es Bereiche gibt, die keine Profite abgeben: Infrastruktur, Bildung, Gesundheit und ein paar andere Sachen wie Jugendarbeit. Wird gerade alles nach und nach in die "Eigenverantwortung" der Bürger*innen abgegeben. Heilt euch mal selbst oder spart/verschuldet euch eben dafür.

    Und bevor das Gejammer ausbricht: Das Meisten sind doch 1989/1990 jubelnd dieser Idee entgegengelaufen, jetzt fresst die Konsequenzen.

  5. 35.

    "Das bedeutet, dass man Menschen, die krank sind, so behandeln muss, dass optimal geholfen wird."
    Das stimmt... und ich habe Sie schon richtig verstanden und mein Beitrag bezieht sich komplett hierauf.
    Denn ob Menschen optimal behandelt werden können, hängt ganz maßgeblich damit zusammen, ob eine Klinik operativen Gewinn erwirtschaftet oder nicht. Es ist also nicht egal, ob Gewinn oder Verlust entsteht.

  6. 34.

    Sie haben mich nicht richtig im Zusammenhang zitiert. Ich habe gesagt: "Es geht hier um die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung. Da sind Gewinne und Verluste egal." Das bedeutet, dass man Menschen, die krank sind, so behandeln muss, dass optimal geholfen wird. Verschwendung, unmäßige Bereicherung und Korruption sind ein anderes Thema.

  7. 33.

    "! Da sind Gewinne oder Verluste egal. Schließlich zahlen wir alle Krankenkassenbeiträge!"
    Ihnen sind also Gewinne oder Verluste egal? Also ist es Ihnen egal, wie effizient oder ineffizient Ihre Krankenkassenbeiträge eingesetzt werden? Ihnen ist egal, ob ein Chefarzt sein Gehalt wert ist? Ihnen ist egal, auf welchen Stand das medizinische und pflegerische KnowHow und die medizintechnische Ausstattung der Kliniken ist, welche medizinische und pflegerische Qualität geliefert wird?

    nunja, mir ist das alles nicht egal, weder als Patient noch als Beitragszahler.

  8. 32.

    Ich kenne das eigentlich nur so, dass ein Krankenhaus seine Patienten entlässt. Nämlich dann, wenn sie wieder gesund sind. Ich finde es wirklich makaber, dass ein Krankenhaus wie ein Konzern gesehen wird. Nach dem Motto, wenn die Bilanz Verluste aufweist, müssen wir eben am Personal einsparen. So geht das doch nun wirklich nicht! Es geht hier um die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung! Da sind Gewinne oder Verluste egal. Schließlich zahlen wir alle Krankenkassenbeiträge!

  9. 31.

    Ich denke, man sollte hier nicht zu sehr dramatisieren. Gemessen am gesamten Personal sind es knapp 4 Prozent, die ggf. entlassen werden. Ja, auch die Gesundheitseinrichtungen und insbesondere die Kliniken sind angehalten halbwegs wirtschaftlich zu arbeiten. Letztlich kostet das alles unser Geld als Krankenversicherte und bei dem allgemeinen Klagen über Fachkräftemangel im Gesundheitswesen werden die frei werdenden Beschäftigten sicher nicht im "Elend" landen.

  10. 30.

    Opr hat viel Wald schlimm genug das es keinen augenarzt in der Klinik gibt und jetzt das. Wo sollen denn die verletzten künftig versorgt werden. Ich fahre im Notfall schon immer nach gransee, weil neuruppin überlaufen ist und die Wartezeiten zu lang sind. Wenn jetzt noch die kieferchirugie schließe, wo Sol ich dann künftig meine weiissheitszähne entfernen lassen. Nicht nur das Ärzte fehlen jetzt auch noch das traurig.

  11. 29.

    Man muss halt bedenken, dass Krankenhäuser keine Fabriken sind und keine Leistungen verkaufen. Patienten sind keine Kunden, sonst ist irgendwann das Vertrauen dahin. Während man in Amerika bei Ner Kopfwunde Aspirin bekommt, soll hier womöglich der Kopf transplantiert werden. Krankenkassen müssen einsehen, dass es Fachbereiche gibt, die teurer als andere sind.

  12. 28.

    Die Grünen würden zwar mit ihrer aktuellen Politik( Krieg ist toll und Umweltschutz nur in den für uns rentablen Bereichen) mehr Kunden für die Krankenhäuser produzieren, aber das verbessert die Versorgungslage trotzdem nicht. Es sind verdammt weite Wege in die Krankenhäuser auch in der Region.
    Die Kosten entstehen doch auf verschiedene Weise - Beschränkungen der Kassenleistungen zum Beispiel.

  13. 27.

    Bei all den Aufzählungen haben Sie die Krankenhäuser vergessen ! Ab in die nächste Runde ….. ihrer Aufzählungen ….

  14. 26.

    Es gibt massenhaft Kausalzusammenhänge nur wollen Sie sie nicht sehen. Das fängt schon an mit Heizkosten und Sondervermögen (was schlicht Schulden sind und Zinsen bedeutet) Fridays for Future kann sich bei ihren Grünen bedanken. Inflation noch ein Thema des kompetentesten Wirtschaftsministers im ganzen Universum. Er meint, wenn die Inflationsrate sinkt wird alles billiger. Das er nicht weiß was Konkurs ist muss man ja nicht mehr erwähnen. Wirtschaft abgewürgt, Energiepreise die höchsten ever, Arbeitslosigkeit steigt, Firmen wandern ab, Sozialabgaben sinken (falls Sie den Kausalzusammenhang wieder nicht sehen wollen) usw usw

  15. 25.

    Nein, die Grünen sind zwar für alles verantwortlich, aber leider gibt es keinerlei Kausalzusammenhang zur Krankenhauspleite.

    Aber auf tiktok werden Sie sicherlich eine plausible Erklärung dafür finden.

  16. 24.

    Deckt sich mit den Erzählungen meiner Verwandten. Bin gar nicht so weit von den Ruppiner Kliniken aufgewachsen, schicke Gebäude sind es ja.

  17. 23.

    Nach meinen persönlichen Erfahrungen in den letzten Jahren, könnte ich nicht nur eine Broschüre sondern einen Buchband schreiben. Ich werde dieses Krankenhaus nur noch bewusstlos betreten !
    Fehlbehandlungen, Patientenverwechslung und eine Organisation, die zu wünschen übrig lässt , so dass es ohne weiteres dem Patienten und Angehörigen auffällt. Diese haben meistens keine medizinische Ausbildung und Hintergrundwissen und merken sehr wohl, was da so schief läuft. Sehr sehr traurig !
    Ist man mal im Austausch mit Bekannten oder auch im Austausch in anderen Kreisen, wird schnell klar, dass das keine Einzelfälle sind. Ich für meinen Teil bin soweit, dass ich für Op's und Behandlungen viele km Fahrt in Kauf nehme und Kliniken und Ärzte aufsuchen, zu denen ich Vertrauen habe. Traurig, hatten wir doch mal eine gute Klinik .

  18. 22.

    >"nie die Immobilie..."
    Auch wieder falsch. Das Klinikum OPR in Neuruppin besteht aus historischen Einzelhäusern mit jeweils eigenen Fachabteilungen samt Patienzimmern. Wenn ein Patient begleitend eine andere Fachabteilung zur Untersuchung oder Behandlung braucht, dann muss ein ganzes Fahrteam kommen, um diesen Patienten im Bett zu einem anderen Haus und dann wieder zurück zu fahren. In einem kompakten Klinikgebäude mit alles unter einem Dach fährt ein Pfleger das Bett samt Patient fix mal übern Flur, in Fahrstuhl zur nächsten Fachabteilung. Wo hier einer das Bett über die Flure schiebt, fahren in einem Klinikkomplex aus mehreren Häusern 2 Angestellte samt Spezialtransporter übers Gelände von Haus zu Haus. Mitgerechnet? Im Klinikum OPR brauchts also schon mal 1 Beschäftigten mehr inkl. einem Spezialtransporter samt dessen technischem Unterhalt. Nur einer Gründe, warum historisch gewachsene Kliniken in der Fläche mehr Kosten haben.

  19. 21.

    Naja, die Ruppiner Kliniken scheinen ein Fass ohne Boden zu sein. Man muss sich fragen, ob das Management in der Lage ist, dieses Haus zu führen.Die Mitarbeiter sind das Kapital des Klinikums, das scheint wohl noch nicht bedacht worden zu sein. Sparen kann man sicher im Verwaltungsapparat, falls dieser aufgebläht sein sollte (was ich nicht beurteilen kann), nicht in der Medizin. Der Landkreis OPR ist ohnehin ein Kreis mit sehr schlechter Infrastrukturen. Das, was man hat, sollte man fördern, nicht kaputtsparen.Wenn man das nicht kann, und das scheint mir in den Ruppiner Kliniken so zu sein, dann bleibt nur der Verkauf an eine Klinikkette, die in der Regel ein Topmanagement hat. Ich bin im 50. Arztjahr und ich habe an einer sehr großen Berliner Klinik den Strukturwandel hautnah erlebt, der war für dieses Klinikum nicht unbedingt von Nachteil. Ist der jetzige Krankenhauschef wirklich eine geeignete Person für diesen Job? . Ich bezweifle das (s.Internet).

  20. 20.

    >"Eine Kommune, die immer wieder Millionendefizite ausgleicht, setzt keine Anreize für wirtschaftliches, qualitätsorientiertes Handeln."
    Wie schon gesagt: Kliniken mit vielen Fachabteilungen zur Abdeckung des Bedarfes einer Region 50 km Umkreis mit ca 50.000 potenziellen (evtl. mal kranken) Kunden hat andere Kosten-Voraussetzungen als ein kompaktes großes Klinikgebäude a la Charite oder Virchow mit gleich 100.000 potenziellen Kunden im Umkreis von 5 km wie bei Ihnen in Berlin. Bei den Kliniken OPR wird nix verschenkt, im Gegenteil: Das Personal arbeitet ohne Tarifvertrag unterhalb der Einkommenssituation wie dies midizinisches Personal nach Tarif in Berlin gewohnt ist. Politik muss auch differenzieren zwischen Schwerpunkt-Kliniken in Flächenländern und Kliniken in Großstädten. Denn eins gilt auch: Umso weiter die Wege der Patienten zu den Fachabteilungen sind, um so teurer wirds auch für die Krankenkassen. Denn die bezahlen die Taxifahrt zur Klinik als Patientenfahrten.

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