Lernplattform Lo-net - Wie Schulen in Zeiten von Corona den Unterricht sichern
Die Schulen sind zu in Berlin und Brandenburg, aber lernen sollen die Schüler trotzdem. Arbeitsblätter werden über Mails verteilt und Skypekonferenzen eingerichtet. Glück haben jene Schulen, die schon länger mit der Plattform Lo-net arbeiten. Von Ute Schuhmacher
Schulleiter Henning Rußbült sitzt an seinem Schreibtisch des Hans-Carossa-Gymnasiums in Spandau. Seit 15 Jahren arbeitet er schon mit der kostenlosen Lernplattform Lo-net. Über das Onlinetool können komplette Unterrichte abgehalten werden, egal welches Fach – abgesehen von Sport. "Die große Chance dieser Krise ist tatsächlich, dass wir verstehen, dass Schule anders möglich ist, als wir das zur Zeit so leben", sagt Rußbült.
Bislang nutzten Lehrer und Schüler seines Gymnasiums die Software nur als Ergänzung zum Unterricht. Seit Mittwoch unterrichtet die Schule komplett online. Infotexte, Filme, Kartenmaterial – alle Infos zu einem Thema stehen im jeweiligen Fachordner. Dazu gibt es eben Aufgaben, die die Schüler lösen müssen: "Es gibt unwiderbringliche Absprachen! Wenn in der Aufgabe steht: 'Ende der Arbeitszeit 18 Uhr' und die Ergebnisse werden später eingestellt, dann gehen wir tatsächlich so damit um – vor allem je höher die Klassenstufen sind: Wenn das Ergebnis nicht da ist, ist es eine nicht erbrachte Leistung. Das ist wie im Betrieb."
Neue Regeln für die Schüler
Auf diese Regeln muss sich der 13-jährige Tobias Lenz erstmal einstellen. Er geht in die achte Klasse des Hans-Carossa-Gymnasiums, hat bislang mit dem System aber noch nicht wirklich gearbeitet, sagt er. Das wird sich jetzt radikal ändern. Auch Tobias bekommt von Mathe über Deutsch bis Französisch alle seine Aufgaben jetzt online gestellt: "Wir müssen die Aufgaben nicht dann machen, wenn wir eigentlich Unterricht hätten. Aber zu den Zeiten, wo wir den Unterricht hätten, sind die Lehrer online. Und wir können denen über den Chat dann Nachrichten schreiben."
Tobias erster Online-Schultag besteht aus Bio, Französisch, einer Doppelstunde Englisch und Chemie. Und er will pünktlich zum Unterrichtsbeginn online sein. Denn: "Ist halt nicht so gut, wenn ich eine Aufgabe kriege, und die nicht vernünftig beantworten kann, weil ich die nicht vernünftig verstehe."
Per Chat mit seinem Lehrer kann er die Fragen klären und loslegen. Und mit ihm die knapp 1.100 anderen Schülerinnen und Schüler des Hans-Carossa-Gymnasiums. Genau das könnte schwierig werden, sagt Henning Rußbült: "Der Traffic insgesamt wird deutlich steigen, weil wir mit unseren knapp 1.100 Schülerinnen und Schülern voll im System sind. Das ist deutlich mehr als der Normaldurchgang. Deshalb sind wir auch gespannt, wie die Server reagieren."
Denn bundesweit greifen Schulen auf das Lo-net zu. Schulleiter Henning Rußbült geht deshalb davon aus, dass es zu Anfang Schwierigkeiten geben wird. Er vertraut aber darauf, dass sich das einspielt. Denn die Aufgaben können runtergeladen und dann offline gelöst werden.
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