Rund 25 Prozent mit Covid-Patienten belegt - Berliner Corona-Ampel für Intensivbetten springt vorübergehend auf Rot

So 29.11.20 | 19:53 Uhr
Ein Arzt auf der Intensivstation bei einem Covid-19-Patienten. (Quelle: imago-images/Ralph Lueger)
Video: Abendschau | 29.11.2020 | Arndt Breitfeld | Studiogespräch mit Dilek Kalayci | Bild: imago-images/Ralph Lueger

25,3 Prozent der Intensivbetten in Berlin waren in Berlin nach den Zahlen vom Samstag mit Covid-19-Patienten belegt. Damit standen vorübergehend zwei Ampeln auf Rot. Der Senat hatte vereinbart, dass dieser Fall Handlungsbedarf bedeutet.

Die Berliner Corona-Ampel für Intensivbetten ist erstmals auf Rot umgesprungen. Das geht aus dem am Sonntag veröffentlichen Lagebericht des Senats für Samstag hervor. Erstmals seit Einführung des Ampelsystems im Frühjahr waren damit mehr als 25 Prozent der Intensivbetten in den Kliniken der Stadt mit Covid-19-Patienten belegt. Der Wert lag am Samstag bei 25,3 Prozent.

Die Daten für Samstag wurden mit einem Tag Verzögerung veröffentlicht, weil es technische Probleme gab, wie die Senatsgesundheitsverwaltung mitteilte.

Laut den am späten Nachmittag für Sonntag veröffentlichten Daten fiel der Wert dann wieder unter die kritische Schwelle: Er liegt nun bei 24,2 Prozent.

7-Tage-Inzidenz ebenfalls rot, R-Wert grün

Damit stand vorübergehend die zweite der drei Berliner Corona-Ampeln auf Rot. Bereits seit Wochen ist in Berlin der Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche überschritten und damit eine der Corona-Ampeln auf Rot. Aktuell liegt die 7-Tage-Inzidenz bei 202,0 Neuinfektionen. Für den Fall zweier roter Ampeln hatte der Senat vereinbart, dass dies Handlungsbedarf bedeutet.

Der R-Wert, die dritte Ampel, hingegen liegt weiter im grünen Bereich, für Sonnttag wurde ein Wert von 0,92 gemeldet. Um die Infektionswelle zu brechen, müssten laut Robert Koch-Institut über längere Zeit Werte von deutlich unter 1 erreicht werden - das bedeutet, dass ein Infizierter weniger als einen anderen Menschen ansteckt.

rbb|24-Ampel weicht minimal ab

In der Fallzahlenmeldung von rbb|24 liegt der Wert für die Auslastung der Intensivbetten allerdings etwas niedriger, bei 24,05 Prozent. Für die Berliner Corona-Ampel nutzt rbb|24, anders als der Senat, das Divi-Intensivregister, für das eine bundesweite Meldepflicht gilt. Der Senat bezieht sich bei seinen Zahlen hingegen auf das Ivena-Register mit Datenstand vom Vortag 13 Uhr.

Zahl der Intensivpatienten zeitweise sehr schnell gestiegen

Nach Angaben der Gesundheitsverwaltung sind nur noch 16,2 Prozent der Intensivbetten frei. Die anderen Betten sind von Patienten belegt, die nicht mit Covid-19 infiziert sind. In den Krankenhäusern stehen nach Angaben der Gesundheitsverwaltung vom 6. November derzeit rund 1.500 Intensivbetten zur Verfügung. Weitere 400 könnten demnach im Fall einer sich zuspitzenden Lage mit bisher ungenutzten Beatmungsgeräten belegt wurden. Um mehr Betten zur Verfügung zu haben und um Personal umschichten zu können, sind die Notfallkrankenhäuser seit dem 7. November dazu aufgerufen, planbare Eingriffe zu verschieben.

Die Zahl der Covid-19-Patienten, die auf Intensivstationen versorgt werden, war zeitweise sehr schnell angestiegen. Am 3. November waren im Lagebericht mit 17,1 Prozent Auslastung erstmals 15 Prozent überschritten, das entspricht einer gelben Ampel. Nur eine Woche zuvor hatte die Belegung bei rund 9 Prozent gelegen. Zuletzt verlief der Anstieg langsamer.

Kalayci: "am besten überall" Maske tragen

Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci sieht die Kliniken nach eigener Aussage noch nicht am Rande der Auslastung. Obwohl es in einzelnen Krankenhäusern zu temporären Überlastungssituationen komme, gebe es noch freie Kapazitäten, versicherte sie im rbb. Derzeit habe Berlin noch mehr als 200 freie Intensivbetten sowie mehr als 2.300 Normalbetten, sagte sie in der Abendschau.

Zuvor hatte Kalayci aber auch vor einer Überlastung der Krankenhäuser in der Corona-Krise gewarnt. "Die anhaltend hohen Infektionszahlen führen zu einer zunehmenden Auslastung der Intensivbetten für immer mehr schwerstkranke Covid-19-Patient*innen", twitterte sie über den Account ihrer Behörde.

"Wir haben in Berlin vorsorglich frühzeitig die Kapazitäten gesteuert, sodass Schlimmeres bis jetzt verhindern werden kann", sagte Kalayci. In der Krankenhauslandschaft spitze sich die Lage auch zu, weil Personal coronabedingt ausfalle. Die Gesundheitssenatorin appellierte, den Mitarbeitenden in den Krankenhäusern Überlastung zu ersparen. "Deshalb ist es Gebot der Stunde, auf jeden Kontakt zu verzichten, der nicht zwingend erforderlich ist." Kalayci forderte die Menschen auf, "am besten überall" eine Maske zu tragen und Abstand zu halten.

Sorge: Zu wenige Pflegekräfte

Das im Frühjahr errichtete Behandlungszentrum auf dem Messegelände, das seitdem mit 488 Betten im Bereitschaftsmodus ist, kommt laut Gesundheitsverwaltung zum Einsatz, wenn die Berliner Krankenhäuser mit nicht-intensivpflichtigen Covid-19-Fällen überlastet sind. Vorrangig sollen dort Menschen mit leichteren Verläufen behandelt werden. Wann es an den Start gehen könnte, ist offen. "Die Lage wird sorgfältig beobachtet. Zu gegebener Zeit wird der Berliner Senat darüber entscheiden", teilte die Gesundheitsverwaltung kürzlich mit.

Zuletzt galt die Sorge weniger der Verfügbarkeit von Betten, Beatmungsgeräten und Schutzkleidung - befürchtet wurden vielmehr Engpässe beim Pflegepersonal. Die Versorgung von Covid-19-Patienten gilt als aufwendig, gefürchtet sind zudem Ansteckungen und Quarantäne-Fälle auch in Reihen der Pflegekräfte. Entsprechend hatte sich kürzlich der Klinkexperte der Berliner Ärztekammer, Thomas Werner, geäußert. Auf den meisten Stationen würden rund 15 Prozent der Pflegekräfte fehlen, weil sie selbst erkrankt oder in Quarantäne seien. Um für solche Lagen gerüstet zu sein, starteten Krankenhäuser kürzlich einen Aufruf, dass sich ehemalige und frei verfügbare examinierte Pflegefachkräfte bewerben sollen.

Was Sie jetzt wissen müssen

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.

Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren