Engpass bei Impfärzten - Brandenburg erwägt Schließung einzelner Corona-Impfzentren

Mi 05.05.21 | 18:09 Uhr
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Eine Person itzt bei einem Gespräch im Impfzentrum der Bundeswehr und der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. am Flughafen BER. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Inforadio | 05.05.2021 | Amelie Ernst | Bild: dpa/Patrick Pleul

Die gute Nachricht: Brandenburg erwartet deutlich mehr Impfstoffdosen. Die schlechte Nachricht: Den Impfzentren gehen die Ärzte aus, weil verstärkt in Praxen geimpft werden soll. Die Krux: Dort kommen nach wie vor zu wenige Impfstoffe an.

Brandenburg erwartet in den kommenden Wochen deutlich mehr Impfstoff als zuletzt – und kommt dadurch bei den verfügbaren Impfärztinnen und Impfärzten an seine Grenzen.

Um das Ziel des Impfangebots für alle bis September zu schaffen, müsse es ab dieser Woche 100.000 Impfungen pro Woche bei den niedergelassenen Ärzten im Durchschnitt geben, sagte Innenminister Michael Stübgen (CDU) am Mittwoch im Gesundheitsausschuss des Landtags in Potsdam. "Das ist eine enorme Belastung." In den Impfzentren müsse es mindestens 50.000 Impfungen pro Woche für Mai und Juni geben.

Die Kassenärztliche Vereinigung habe allerdings angekündigt, sie sei wegen der Impfungen in Arztpraxen nicht in der Lage, langfristig alle Impfzentren offenzuhalten. Im Gespräch sei, dass Landkreise die Zentren komplett übernehmen. Im Vergleich zu Berlin sind in Brandenburg deutlich mehr Ärzte mit eigenen Praxen auch in Impfzentren tätig, zugleich verrichten in Brandenburg weniger Honorarärzte ihren Dienst in Impfzentren.

Stübgen: "Hausärzte tragen jetzt die Hauptlast"

Grundsätzlich solle der Impf-Schwerpunkt von den Impfzentren zu den niedergelassenen Ärzten verlagert werden, sagte Stübgen am Mittwoch dem rbb: "Ich hätte gerne alle Impfzentren offengelassen, aber solch einen Hinweis der Kassenärztlichen Vereinigung müssen wir ernst nehmen. Wir bauen jetzt den Strang Hausärzte auf und die Impfzentren werden ab dieser Woche nur zusätzlich und ergänzend tätig sein. Die Hausärzte tragen jetzt die Hauptlast."

Der Minister warnte, es könne sein, dass Impfzentren unter bestimmten Umständen wochenlang leerstünden. Als positive Nachricht nannte Stübgen aber: "Wir bekommen jetzt wirklich genug Impfstoff."

Zu wenige Impfstoffdosen in Praxen

Nach rbb-Informationen läuft derweil die Belieferung der Brandenburger Modellpraxen, in denen schon jetzt geimpft wird, nach wie vor schleppend. Die Hennigsdorfer Allgemeinmedizinerin Silvia Schiffer beklagte im rbb, sie habe auch in dieser Woche weniger Impfstoff als angekündigt geliefert bekommen. "Bei manchen Patienten mussten wir wegen der Impfstoffengpässe seit Ostern Termine schon drei oder sogar vier Mal absagen. Auf Dauer leidet darunter auch die Glaubwürdigkeit meiner Praxis", so Schiffer.

Die KV Brandenburg bestätigte auf rbb-Anfrage, dass in dieser und auch in der kommenden Woche in Modellpraxen keine Lieferungen für Erstimpfungen eintreffen werden.

Astrazeneca für unter 60-Jährige nur in Praxen

Für Brandenburg sind im Mai nach Prognosen des Bundesgesundheitsministeriums rund 298.000 Impfdosen geplant, für Juni rund 376.000 Impfdosen. Auch der Wirkstoff von Astrazeneca kommt verstärkt nach Brandenburg, weshalb sich nun auch hier unter 60-Jährige mit dem Vakzin gegen das Coronavirus impfen lassen können. Die Arztpraxen erwarteten größere Lieferungen des Impfstoffs, hieß es am Dienstag aus dem Brandenburger Innenministerium. Insgesamt könne der Bestand bis Ende nächster Woche auf mehr als 100.000 Dosen anwachsen, hieß es zur Begründung.

Derweil soll das Mittel von Astrazeneca in Impfzentren auch weiterhin nicht an unter 60-Jährige verimpft werden, sondern nur in Praxen, wie das Innenministerium auf Nachfrage des rbb betonte. Der Grund dafür sei die fehlende Zeit der Ärzte zur Aufklärung in den Impfzentren. Die Hausärzte wiederum würden die Patienten besser kennen und auch das Risiko von Hirnvenenthrombosen besser abschätzen können. Aus Sorge vor solchen Thrombosen war die Freigabe des Astra-Zeneca-Impfstoffs für unter 60-Jährige zunächst wieder zurückgenommen worden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.05.2021, 16 Uhr

Korrekturhinweis: In einer ersten Fassung dieses Beitrags hieß es, denkbar sei die Schließung des Impfzentrums in Elsterwerda (Elbe-Elster). Inzwischen heißt es dazu aus dem Brandenburger Innenministerium, es gäbe noch keinerlei Überlegungen, bestimmte Impfzentren in Brandenburg zu schließen. Die Verträge für die Zentren, u.a. in Cottbus und Elsterwerda, liefen noch bis Ende Juni, sagte ein Behördensprecher.

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66 Kommentare

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  1. 66.

    " Die "Regelungen" mit AZ und den Ü60 wurden vereinzelt als Nötigung interpretiert. "

    aktuelle Meldung in verschiedenen Medien heute ( WELT online ) : AZ löst auch bei ü 60 jähr. Frauen vermehrt die berüchtigten Sinusthrombosen aus , bei Männern weniger häufig

  2. 65.

    Ich hatte schon mehrfach darauf hingewiesen, dass BB im Mai vorrangig die "Stiko-Festlegung" die Impfungen der "U60 mit AZ geimpften" mit mRNA abzuschließen, umsetzt. Stübgen hatte hier geschrieben, dass es deshalb zeitweise keine Termine für Erstimpfungen geben wird. Wenn man sich die RKI-Zahlen ansieht stimmt das sogar. Die Zahlen bei Erstimpfungen in BB "stagnieren" (deshalb letzter Platz) aber die der Zweitimpfungen steigt (solides Mittelfeld). Laßt ihn machen, solange er dabei die KVBB in Schach hält.

  3. 64.

    Haben Sie Ihre Hausärztin auch mal gefragt, wie viel Dosen sie bekommt? Sehen Sie diesen Sachverhalt bitte objektiv. Wenn ein Impfzentrum als Beispiel 1000 Dosen pro Woche bekommt und der Hausarzt eventuell 20 Dosen pro Woche, wer kann dann mehr impfen? Und wer hat diese Impfsteuerung zu verantworten? Der Hausarzt, oder das Ministerium? Und ich hoffe, dass das Impfzentrum im Juni noch offen hat. Nicht das Sie doch noch zur Hausärztin müssen?

  4. 63.

    Es ist zur Zeit unmöglich als Priogruppe 2 einen
    Impftermin zu bekommen. Im Impfzentrum Elsterwerda nicht und beim Hausarzt in Finsterwalde auch nicht. Es ist noch nicht einmal möglich online die Berechtigung zu prüfen, mit dem Hinweis es gebe sowieso keine freien Termine. Die Familie meiner Tochter in Hessen ist bereits geimpft, die meiner weiteren Tochter
    in Rheinland-Pfalz ebenso. Mein Sohn, der auch in Finsterwalde wohnt, natürlich nicht.
    Müssen wir dermaßen unter einer unfähigen Landesregierung leiden ? Brandenburg ist auf dem letzten Platz im Ländervergleich. Was machen die in Potsdam eigentlich den ganzen Tag, außer Chaos zu verbreiten ?
    Impfzentren schließen und ein bisschen Astra Zeneca von der Resterampe, wenn das alles ist, dann Gute Nacht Brandenburg.

  5. 62.

    Dem kann ich auch nur beipflichten. Die bereits vergebenen Termine - egal ob Erst- oder Zweittermin - müssen unbedingt wie geplant durchgeführt werden.
    Sonst gibt es noch mehr Chaos.
    Dann kann man ggf. nach und nach zurückfahren.

  6. 61.

    Ich kann mich Ihnen und Wolfgang/Fürstenwalde auch nur anschließen.
    Die Impfzentren leisten eine hervorragende Arbeit und impfen äußerst effizient. Die Vor- und Nachbetreuung ist ebenfalls super. So habe ich es als Risikopatientin in Rathenow erlebt.
    Ich wäre immer noch nicht geimpft, wenn ich weiter auf meine Hausärztin warten müsste (Auskunft: Bei mir sind sie erst in Monaten !!!! dran).
    Meine zweite Impfung steht Anfang Juni an, replant auch wieder in Rathenow.
    Ich bin sehr froh über die vielen engagierten Mitarbeiter/innen in den Impfzentren. DANKE!

  7. 60.

    "Auch der Wirkstoff von Astrazeneca kommt verstärkt nach Brandenburg, weshalb sich nun auch hier unter 60-Jährige mit dem Vakzin gegen das Coronavirus impfen lassen können."

    Aha, dank der verstärkten Lieferung von diesem AZ ist jetzt die "Regelung", wie mit AZ und Ü60 zu verfahren ist, getroffen von medizinischen Laien (Merkel, Spahn und 16 MP) auf Grundlage einer "Empfehlung der Stiko", nicht mehr gültig. Was doch ein "Warenüberschuss" alles bewirken kann.

    Oder hängt es damit zusammen, dass die Bundesjustizministerin Christine Lambrecht deswegen schon die ersten Vorgänge auf dem Schreibtisch hat? Die "Regelungen" mit AZ und den Ü60 wurden vereinzelt als Nötigung interpretiert.



  8. 59.

    Haha, 16 Prozent von 2 Mio. Bürgern sind als aus Ihrer sicht das gleiche wie 16 Prozent von 5000 Bürgern oder 80 Mio. ????

    Na da kennt sich aber einer aus!

  9. 58.

    Ich kann das aus Berlin nur bestätigen. Meine Eltern wurden bisher 1x im Zentrum Tegel bzw. Arena geimpft.
    Beide waren vom Ablauf und der Freundlichkeit der Mitarbeiter, Ärzte, Soldaten und - innen absolut begeistert. Falls das hier jemand liest .... ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten!!!!

    Von Brandenburger Impfzentren habe ich ähnliches gehört. Nun kann ich nur für meinen Hausarzt plus Team im Speckgürtel berichten ... hier klappt alles, Bestellmenge kommt, Termine werden wie versprochen eingehalten ... die Liste ist ebenfalls lang ... und sie tun, was sie können. Meine Bewunderung dafür. ABER, er kann halt eben nur im Impfzentrum oder in der Praxis impfen. Höchstwahrscheinlich spielt hier der Ärztemangel in BRB eine entscheidene Rolle, die können sich nicht zerteilen und leisten mMn schon jetzt ÜBERMENSCHLICHES. Auch hierfür ein Danke an alle Ärzte plus Teams! Es sind auch "nur" Menschen und können nicht 24/7 arbeiten.

  10. 56.

    Es ist einfach nur noch peinlich, wie die Impfkampagne des Landes Brandenburg und die entsprechende Kommunikation für Bürger verläuft. Geordnet scheint hier auch nach dem Wechsel der Zuständigkeit zum Innenministerium gar nichts. Nicht unbegründet bildet Brandenburg wieder einmal bundesweit fast das Schlusslicht, was die Impfquoten betrift. Da haben Bürger mühevoll ihren Ersttermin errungen und warten auf die Zweitimpfung in den Impfzentren und nun kommt die Ankündigung der evtl. Schließung und …. dass die Impfzentren nicht nur für die Zweitimpfung offenbleiben sollen....wohlgemerkt, dass klang vor zwei Wochen noch ganz anders. Wenn schon Schließungen und Übergang der Impfungen auf die Arztpraxen, dann sollte das geordnet und geplant passieren und die Zweitimpfungen erst einmal noch stattfinden. Das spart Zeit, Aufregung und Aufwand und ….. viel, viel Ärger und sollte hoffentlich noch einmal gründlich vor dem Impfgipfel am kommenden Montag überdacht werden.

  11. 55.

    Weil Saarland sehr viel weniger Einwohner hat und die Fläche um einiges (um ein Vielfaches) kleiner ist!
    Von daher sind beide Länder überhaupt nicht miteinander zu vergleichen. Schlechtes Beispiel also.

    Ew Brandenburg: 2,5 Mio.
    Ew Saarland: 1 Mio.

    Fläche Brandenburg: 29500 qkm
    Fläche Saarland: 2500 qkm

    noch Fragen? natürlich ist man da schneller durch.

    diese einfache Logik erschließt sich dem Betrachter schon beim Blick auf den Atlas.

  12. 54.

    Und ursprünglich hieß es mal: "Es besteht keine Wahlmöglichkeit. Man wird sich seinen Impfstoff (Hersteller) oder die Art des Impfstoffs (Vektor/mRNA) nicht aussuchen können".

  13. 53.

    " Brandenburg erwartet deutlich mehr Impfstoffdosen. Die schlechte Nachricht: Den Impfzentren gehen die Ärzte aus, weil verstärkt in Praxen geimpft werden soll. Die Krux: Dort kommen nach wie vor zu wenige Impfstoffe an."

    Es werden mehr Spritzen geliefert. Die waren eigentlich für die Impfzentren vorgesehen.
    Diese machen nun zu (hatte nicht die KV kürzlich erst die Verträge gekündigt?).
    Stattdessen sollen die Hausärzte impfen. Die erhalten aber keinen Impfstoff.

    Muss man das verstehen? Warum liefert man die "zu erwartenden deutlich mehr Impfdosen" nicht direkt in die Praxen?
    Was sollen die in den leeren, bald geschlossenen Impfzentren rumstehen, wenn dort kaum noch Ärzte am Impfen sind?
    Wohin gehen dieses "zu erwartenden deutlich mehr Impfdosen"???

  14. 52.

    Da gebe ich Ihnen recht, mein Hausarzt schickt jeden Tag nachfragende Brandenburger weg. Er impft nur eigene Patienten, und selbst dafür reicht es nicht.

  15. 51.

    Das muss man der Welt unbedingt ganz schnell sagen, die haben noch keine impfzentren .... und das daraus resultierende Desaster kann man sich überall ansehen
    Ironie off

  16. 50.

    Dieses Theater ist langsam zum kot..en und für einen Menschen mit gesundem Menschenverstand (und evtl. noch einer akademischen Ausbildung) nicht mehr erträglich.

    Es gibt seit November mind. 10 Beiträge, wo Bestrebungen der KVBB in BB die Macht zu übernehmen, zu verzeichnen waren. Zu Zeiten von Nonnemacher hatte man leichtes Spiel, da die die Verantwortung los werden wollte.
    Dann hat es geknallt (nach meinen Informationen heftig) und man hat Stübgen eingesetzt, der anfangs eine gute Figur machte. Jetzt ist Brandenburg wieder Schlusslicht im Deutschlandranking und schon kommt die KVBB wieder an und macht einen vermeintlichen Führungsanspruch geltend.

    WILL DIE BRANDENBURGER REGIERUNG NICHT BEGREIFEN, DASS MAN BEI EINER GRUNDIMMUNISIERUNG OHNE IMPFZENTREN (LAND) UND IMPFSTELLEN (LK) KEIN BEIN AUF DIE ERDE KRIEGT?

    HERR WOIDKE, ÜBERNEHMEN SIE JETZT ENDLICH DAS KOMMANDO UND TREFFEN SIE KLARE ENTSCHEIDUNGEN FÜR DEN ERHALT DER IMPFZENTREN, ZUMINDEST BIS ALLE DURCHGEIMPFT SIND!

  17. 49.

    Welchen Impfstoff sollen denn die Impfzentren im 24/7 Betrieb verimpfen? So viel Impfstoff war in Brandenburg nich nie vorhanden. Und in den Impfzentren Arbeiten übrigens auch niedergelassene Hausärzte. Nur mit dem Unterschied, dass diese Ärzte im Impfzentrum nicht für die Bereitstellung der Räume Kosten haben. Die werden vom Land übernommen. Impft der gleiche Arzt in seiner Praxis trägt er die Nebenkosten selbst. Also hören Sie endlich damit auf die Hausärzte in ein schlechtes Licht rücken zu wollen. Und vergleichen Sie einfach mal den Honorarsatz pro Impfung im Impfzentrum mit Honorarsatz pro Impfung beim Hausarzt.

  18. 48.

    War heute berufsbedingt in Berlin im Impfzentrum Erika Hess Stadion. Das was die da leisten echt irre, das schafft keine Arztpraxis. Und Brandenburg soll sich was schämen die haben ja noch nicht Mal die 70 und 80 jährigen geimpft.

  19. 47.

    Das fachliche den Fachleuten überlassen, oder Medizin und Pharmazie (beides bis zum Examen mit Berufspraxis) studieren - geht aber nur mit NC 1,0

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