Umstellung auf RKI-Daten - Berlin will Corona-Fälle künftig anders zählen
Die Bundes-Notbremse ist Gesetz: Ab einer bestimmten Corona-Inzidenz müssen künftig in ganz Deutschland bestimmte Maßnahmen in Kraft gesetzt werden. Aber welche Zahlen gelten nun? In Berlin wird nämlich anders gezählt als im Bund. Das soll sich jetzt ändern.
Berlin will die Corona-Inzidenzzahlen auf die Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) umstellen. Das bestätigte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Donnerstag dem rbb. Momentan nutzt das Land eigene tagesaktuelle Zahlen und veröffentlicht sie im Lagebericht der Gesundheitsverwaltung.
Die Corona-Inzidenzzahlen des Landes und die des RKI weichen allerdings voneinander ab: Aktuell nennt die Gesundheitsverwaltung eine Sieben-Tage-Inzidenz in Berlin von 150, das RKI dagegen von 134 Neuinfizierten pro 100.000 Einwohner.
Grund dafür ist, dass positive Testergebnisse erst mit Zeitverzögerung bei den Landesbehörden und dem RKI bekannt werden. Wenn zum Beispiel an einem Dienstag ein Fall am Nachmittag gemeldet wird, aber erst am nächsten Morgen, also Mittwochmorgen, weiter übermittelt wird, kann dieser Fall in Daten zum aktuellen Tag, hier also Dienstag, nicht auftauchen. Der Berliner Senat versucht dies auszugleichen, indem er seine Inzidenzberechnung mit einem Tag Zeitverzug macht.
Der bisherige aktuelle Inzidenzwert basiert also auf den Fällen, die bis zum Vorabend gemeldet und bis zum heutigen Tag übermittelt wurden. Dadurch ist dieser Inzidenzwert zwar leicht veraltet, aber basiert auf vollständigeren Daten.
Das RKI dagegen rechnet auch den heutigen Meldetag voll ein. Das führt, vereinfacht gesagt zu einer Art 6,5-Tage-Inzidenz, da die Fälle fehlen, die spät am Nachmittag gemeldet, aber noch nicht weiter übermittelt wurden.
Senatskreise: Anpassung ist notwendig
Die unterschiedliche Zählung könnte jetzt größere Konsequenzen haben, denn für die bundeseinheitlichen Maßnahmen der so genannten "Bundes-Notbremse" werden die Zahlen des RKI zu Grunde gelegt. So soll es beispielsweise an Schulen ab einer Inzidenz von 165 keinen Präsenzunterricht geben.
"Insofern müssen wir – schon wegen der Vergleichbarkeit der Maßnahmen in den Bundesländern – auch umstellen auf die Zahlen vom RKI", sagte der Regierende Bürgermeister Müller.
Sendung: Inforadio, 22.04.2021, 20 Uhr