Angebote in Arztpraxen bleiben knapp - Spitzentreffen sucht Ausweg aus Impfstoffmangel in Brandenburg

Mo 10.05.21 | 10:49 Uhr
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Dietmar Woidke (l, SPD), Ministerpräsident von Brandenburg, und Michael Stübgen (CDU), Minister des Innern und für Kommunales (Quelle: dpa/Britta Pedersen)
Audio: Inforadio | 10.05.2021 | Peter Noack im Interview | Bild: dpa/Britta Pedersen

In Brandenburg haben bisher rund 28 Prozent der Bürgerinnen und Bürger ihre Erstimpfung erhalten, knapp neun Prozent haben den vollen Impfschutz. Auf einem Landes-Impfgipfel soll nun über das Ziel beraten werden, das bis zum Herbst erreicht werden kann.

Wie soll es mit der Brandenburger Impfstrategie weitergehen? Um das zu besprechen, wollen sich am Montagabend Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), die Oberbürgermeister und Landräte, sowie Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin Brandenburg (KVBB) und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zu einem Landes-Impfgipfel treffen.

Viele Impfberechtige in Brandenburg müssen weiterhein auf einen Termin warten, auch weil Impfstoff fehlt. Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) wies am Sonntag darauf hin, dass wegen Impfstoffmangels immer noch nicht alle impfberechtigten Bürger schnell einen Termin bekommen könnten. Die Impfstoffmenge für Erstimpfungen sei weiterhin stark begrenzt, sagte der KVBB-Vorsitzende Peter Noack. So habe der Bund angekündigt, dass in der Woche ab dem 17. Mai maximal zwölf Impfdosen des Herstellers Biontech/Pfizer pro Arzt für Impfungen in den Praxen bestellt werden könnten. Gleichzeitig sei die Impfbereitschaft der Bevölkerung sehr groß.

Brandenburg liegt im Bundesvergleich auf dem vorletzten Platz, was die Erstimpfungen angeht. Bei den vollständig Geimpften liegt das Land im Mittelfeld. [impfdashboard.de]

Noack: Bis zu 200.000 Impfungen pro Woche in Praxen möglich

Auf dem Impfgipfel wollen die Kassenärzte für einen geordneten Übergang vom Impfen in den Impfzentren zu den Arztpraxen werben. Aus ihrer Sicht ist die Versorgung in Praxen besser zu organisieren. Eine sofortige Schließung der Zentren lehnt die KVBB angesichts vieler noch vereinbarter Termine aber ab.

Der KV-Vorsitzende Noack warb am Montag im rbb-Inforadio erneut dafür, noch stärker in Praxen zu impfen und den Schwerpunkt hierhin zu verlagern: "Wir haben weitere Praxen, die ans Netz gehen werden, demnächst auch die Fachärzte, so dass wir davon ausgehen, dass weit über 2.000 Ärzte in Brandenburg impfen können", so Noack. Hochgerechnet seien so 100.000 bis 200.000 Impfungen in der Woche möglich. "Das heißt, es ist absehbar, dass wir das in Brandenburg schaffen können, wenn weiterhin genug Impfstoff kommt."

Keine niedergelassenen Ärzte mehr für Impfzentren?

Allerdings könnten sich die Ärzte nicht teilen, so Noack. Daher könne das Nebeneinander von Impfzentren und Arztpraxen nur dann gehen, wenn es weitere ärztliche Ressourcen gebe. Das Impfen in den Zentren "müsste mit Ärzten geschehen, die nicht in den Arztpraxen arbeiten - zum Beispiel mit Ärzten, die in Rente sind und gern impfen wollen, mit Ärzten, die sich freiwillig zur Verfügung stellen, und durchaus auch mit Krankenhausärzten", so Noack.

Dass in Brandenburg einige Impfzentren, die bisher vom Land betrieben würden, von Landkreisen und Kommunen in Eigenregie über den 30. Juni hinaus offengehalten werden könnten, begrüße er grundsätzlich, aber: "Wir glauben, die braucht man gar nicht mehr, wenn alle Praxen ans Netz gehen." Klar sei, dass in solchen Impfzentren nicht auf niedergelassene Ärzte zurückgegriffen werden könne. "Wir wollen das partnerschaftlich klären. Von der Landesregierung wünsche ich mir beim Gipfel einen offenen Dialog", so der KV-Vorstandsvorsizende weiter.

In Brandenburg haben laut Bundesministerium für Gesundheit bisher 28,6 Prozent der Bürger mindestens eine Impfung gegen Corona erhalten. 9,3 Prozent sind vollständig geimpft (Stand: 8. Mai 2021).

Mediziner-Vertretungen planen eigenen Impfgipfel

Innenminister Michael Stübgen (CDU) hatte vergangene Woche im Gesundheitsausschuss des Landtags gesagt, um das Ziel des Impfangebots für alle bis September zu schaffen, müsse es im Durchschnitt 100.000 Impfungen pro Woche bei den niedergelassenen Ärzten geben. "Das ist eine enorme Belastung." In den Impfzentren müsse es mindestens 50.000 Impfungen pro Woche für Mai und Juni geben. Die Kassenärztliche Vereinigung habe allerdings angekündigt, sie sei wegen der Impfungen in Arztpraxen nicht in der Lage, langfristig alle Impfzentren offenzuhalten, so Stübgen.

Die Brandenburger Ärzte und Mediziner-Vertretungen kündigten in der vergangenen Woche an, einen eigenen Experten-Impfgipfel abzuhalten, um die Erfahrungen bei Impfungen gegen Corona weiter voranzubringen. Das Treffen soll voraussichtlich eine Woche nach dem Landes-Impfgipfel stattfinden.

Sendung: Inforadio, 09.05.2021, 13 Uhr

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47 Kommentare

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  1. 47.

    Hallo, liebe Redakteure, (männer, Frauen und Gender) macht doch mal mit diesen Kommentaren eine Lesestunde in der Landesregierung!!!!

  2. 46.

    Wenn ich höre, dass die Impfzentren geschlossen werden sollen und alles nur noch den Arztpraxen übergeholfen wird, frage ich mich, wie weit Herr Noack von der Realität weg ist. In vielen Orten in BRB gibt es gar keine Ärzte mehr und die Einwohner müssen in die völlig überfüllten Praxen der Nachbarorte oder in die nächste Stadt fahren. Zudem nehmen zum Teil Praxen gar keine gesetzlichversicherten Patienten mehr auf, da sie diese nicht abrechnen können. So ist man eben gezwungen , bei seinem alten Arzt zu bleiben, der wie in meinem Fall in einem anderen Bundesland ist. Da die Impfungen aber nur auf Landesebene vergeben werden, blieben für uns eigentlich nur die Impfzentren übrig. Wenn diese aber nun geschlossen würden, schauen wir in die Röhre.

  3. 45.

    Richtig mit der AfD wäre das nicht passiert.
    Da hätten wir bis heute nicht eine einzige Dosis Impfstoff bekommen.
    die behaupten einfach Corona gibt es nicht und sind fertig.+
    Denn was anderes wie meckern über andere und braune Parolen können die nicht !

  4. 44.

    Welcher Hobbypsychologe hat eigentlich beim erstellen dieser Terminvergabestrategie beraten.
    Wenn ich in Ruhe und auch unter Mangelbedingungen effizient arbeiten bzw. Ware an den Mann/Frau bringen möchte, kanalisiere und sondiere ich die Nachfrage. Das heißt alle die wollen auf verschiedenem Weg in eine Datenbank, die dann nach Prioritäten sortiert und verfügbarem Material Termine vergibt bzw. vorschlägt. Das spart der Bevölkerung das tägliche anrufen und suchen nach freien Terminen und senkt somit das Frustpotential beträchtlich.
    Die momentan entscheidende Frage in BRB bleibt allerdings wo ist der Stoff den andere geliefert bekommen? Die Antwort eines Vertreters aus dem Innenministerium kann nicht zufriedenstellend sein. Sinngemäße Antwort "in der Logistik" also irgendwo in irgendeinem LKW, Lager oder wo? Das kann man für ein kleines Problem als Ausrede verwenden aber nicht für den dauerhaften Rückstand.
    Und warum ist BRB das einzige Land mit einer quasi 0 am WE?

  5. 43.

    Moin, eine Chance weniger mal in der Nähe geimpft zu werden ist Vergangenheit.
    Das Krankenhaus in Schwedt/Oder hat seine Impfzentrum geschlossen ........ , warum?
    Was sollst, warten, warten. TERMIN ????
    MfG

  6. 42.

    Was soll er als Politiker denn sonst sagen? Wenn er einräumt, dass er die Brotkrumen vom dänischen Tisch bekommt, kommt er in Erklärungsnot. Würden sie sich an seiner Stelle vor den Medien hinstellen und das einräumen?
    In der Endkonsequenz fragt noch jemand, weshalb wir die deutschen Rentner als Versuchskaninchen einsetzen und weshalb v.d.L. neue Verträge über 1,8 Mrd. Dosen Biotech geschlossen hat und kein AZ mehr kaufen wird. Das wäre ja ein Politikum höchstem Range.

  7. 41.

    Was soll er als Politiker denn sonst sagen? Wenn er einräumt, dass er die Brotkrumen vom dänischen Tisch bekommt, kommt er in Erklärungsnot. Würden sie sich an seiner Stelle vor den Medien hinstellen und das einräumen? In der Endkonsequenz fragt noch jemand, weshalb wir die deutschen Rentner als Versuchskaninchen einsetzen und weshalb v.d.L. neue Verträge über 1,8 Mrd. Dosen Biotech geschlossen hat und kein AZ mehr kaufen wird. Das wäre ja ein Politikum höchstem Range.

  8. 40.

    "Mit der AfD wäre das nicht passiert..." - der war gut. Sie glauben ernsthaft, dass ausgerechnet die Partei, die Corona seit einem Jahr verharmlost, irgendein Interesse hätte, die Menschen zu impfen?

  9. 39.

    Wir wollen endlich wieder arbeiten. Macht die Gastro, Hotels, Kinos usw. wieder auf. Dieses Virus wird nicht mehr weggehen. Entwickelt sich D wieder zum Staat des einsperrens? Dann will ich hier weg

  10. 38.

    "Wieso geliehen?"
    Fragen sie nicht mich sondern Herrn Guenther! siehe:
    https://www.n-tv.de/politik/Guenther-leiht-daenische-Astrazeneca-Dosen-article22545199.html

  11. 37.

    Ein Bekannter von mir wohnt und arbeitet in Brandenburg. Sein Chef verdonnert ihn ohne Impfschutz trotzdem Geschäftsreisen zu machen, wohlgemerkt mit Sachen die man via Skype usw. erledigen könnte. Sein Chef wohnt in Berlin und ist schon geimpft...was für eine Welt.

  12. 36.

    Wieso geliehen?
    Dänemark hat AZ und JJ aus dem impfprogamm gestrichen, liest man im Netz, z.B
    Bei Upday und anderen seriösen Quellen.

  13. 35.

    Meine Frau lebt 30 Jahre in Brandenburg, zahlt in diesem Land Steuern und Krankenkassenbeiträge. Nur ein berechtigter Impftermin ist nicht zu bekommen. Nun hat sie das Glück, die polnische Staatsbürgerschaft zu besitzen. Am 05.Mai hat sie sich angemeldet, am 07.Mai hatte sie ihren ersten Termin. "Es kann so einfach sein."

  14. 34.

    Impfgipfel - im Mai. Seit Januar steht der Impfstoff zur Verfügung, seit dem 4.1.21 hab ich das Desaster in Brandenburg verfolgt, ich könnt ein Buch darüber schreiben. Wenn ich die Geschichte „Impfen in Brandenburg „ erzähle, wird nur fassungslos der Kopf geschüttet. Gut jetzt läuft es ja langsam, aber nach 5 Monaten ein Impfgipfel, zeugt von totaler Überforderung. Erst ist Fr. Nonnemacher dafür Verantwortlich (selbige ist schon eine Weile der Verantwortung entbunden), dann kam ein Impverantwortlicher (der gar nicht in Erscheinung trat), dann wurde es Chefsache (Ministerium), dann fehlte immer nur in Brandenburg Impfstoff, usw. usw. Ganz zu schweigen von den Internetseiten ( die jetzt etwas besser informieren). Ich glaub in Brandenburg an gar nichts mehr, auch an kein Impfgipfel, was man an den Zahlen erkennen kann. Ich sehe das bestimmt falsch, denn würde heute gewählt werden, würde sich in Brandenburg nichts ändern.



  15. 33.

    Grad gelesen: Schleswig H. bekommt 200 000 Dosen AZ von Dänemark geliehen.
    https://www.n-tv.de/politik/Guenther-leiht-daenische-Astrazeneca-Dosen-article22545199.html
    Hätte sich bei dem Mangel an Impfstoff vielleicht auch Brandenburg drum bewerben können.

  16. 32.

    Früher haben wir gesagt : Wo wir sind ist vorn, und wenn wir hinten sind, dann ist hinten vorn.
    Herr Pfarrer gehen sie zurück in ihre Kirche und lassen sie die Fachleute Politik machen.

  17. 31.

    Versagen hat einen Namen, Woidke, Stübgen, Nonnenmacher. Wo ist die eigentlich. Besorgt sie Impfstoff?????
    Mit der AFD wäre das nicht passiert. Da wäre jeder Brandenburger längst mit Sputnik V geimpft worden.
    Die etablierten Parteien können es eben nicht, egal auf welcher Ebene. Sie Versagen bei der Versorgung der Bevölkerung immer, weil sie nur an ihre Pfründe denken u. die ganze Welt retten wollen!!!!!!!!!!!*********

  18. 30.

    Wann haben Sie es versucht? Letzte Woche, einschließlich Samstag, war schlecht. Aber gestern kamen viele Termine rein und es hat wohl kaum jemand angefragt. Ich habe mir einen Termin für morgen besorgen können.
    Versuchen Sie es vielleicht gleich nochmal.

  19. 29.

    "Spitzentreffen" ist ironisch und spitz? "Spitze Sp(r)itzen von Spitzenpolitikern"? Eignet sich für den Wahlkampf: wo wer das Sagen hat, ja da sind letzte Plätze garantiert.

  20. 28.

    Impfgipfel…super Idee…lt. 116117 gibt es in ganz Brandenburg keine Termine… man soll Mittwoch wieder anrufen… haben sie letzte Woche schon erzählt…und wahrscheinlich geht Mittwoch wieder keiner ans Telefon… wie schon seit Wochen…in anderen Bundesländern wollen sie jetzt im Juli allen ein Angebot gemacht haben… in Brandenburg sind sie froh, wenn sie es bis September geschafft haben… geile Nummer… läuft…der Impfgipfel klärt uns bestimmt danach auf, wo der Impfstoff ist… das wäre doch mal eine brauchbare Information…und vielleicht könnte der rbb da auch mal etwas energischer werden… ich finde die Berichterstattung etwas zart zu dem Thema…

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