Neue Impfstellen gehen in Betrieb - Impf-Nachfrage in Berlin und Brandenburg wächst spürbar

Lange Warteschlangen vor Impfstellen belegen: Immer mehr Menschen wollen eine Auffrischung, auch bei den Erstimpfungen steigt die Nachfrage. Abhilfe schaffen sollen neue Impfstellen.
Die Nachfrage nach Corona-Impfterminen hat sowohl in Berlin als auch in Brandenburg zuletzt stark zugenommen. In beiden Ländern kam es am Donnerstag vor Impfstellen zu langen Warteschlangen.
Nach Beobachtungen von rbb-Reportern standen am Morgen zum Beispiel vor dem Impfbus am Rathaus Lichtenberg 300 Menschen an, um eine der 150 dort verfügbaren Impfdosen zu bekommen. Manche Impfwillige harrten fünf Stunden bei kalten Temperaturen aus, wie sie dem rbb berichteten. Vom Bezirk Lichtenberg hieß es auf rbb-Anfrage, man werde schon bald die Impfkapazitäten vor Ort ausweiten.
Ähnlich gestaltete sich die Lage am Donnerstag vor Impfstellen in Brandenburg. In Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz) harrten viele Menschen bei Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt aus, am Impfbus vor dem Jobcenter in Potsdam warteten Hunderte.
In Hausarztpraxen stehen die Telefone nicht mehr still
Einen riesigen Andrang spüren auch die niedergelassenen Ärzte in Berlin. Sie müssen viele Patienten abweisen, die sich gegen Corona impfen lassen wollen. "Die Nachfrage ist sehr groß. Wir wissen von Praxen, die ihren Terminkalender bereits bis in den Januar füllen", sagte die Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin, Dörthe Arnold, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.
Vor vielen Praxen sei es in den vergangenen Tagen bereits zu Warteschlangen gekommen. "Das Hauptproblem ist, dass sich sehr viele Patienten jetzt sehr schnell impfen lassen wollen, aus den verschiedensten und auch nachvollziehbaren Gründen", sagte Arnold. "Die Telefone stehen nicht still." Terminvereinbarungen für die kommenden Tage seien aber nicht realistisch.
Neue Impfstellen in Berlin
Für Entspannung sorgen sollen in den kommenden Tagen weitere Corona-Impfstellen in Berlin. So öffnet am Freitag in Friedrichshain eine neue Impfstelle im Ringcenter 1 an der Frankfurter Allee. Pro Tag sollen dort bis zu 1.000 Impfungen möglich sein, wie die Senatsgesundheitsverwaltung am Donnerstag mitteilte. Geöffnet ist die neue Impfstelle montags bis samstags jeweils von 9 bis 20 Uhr sowie an den verkaufsoffenen Sonntagen 5. Und 19. Dezember jeweils von 13 bis 18 Uhr.
Im Freizeitforum Marzahn nimmt am kommenden Montag eine Impfstelle den Betrieb auf. Dort sollen bis zu 600 Impfungen pro Tag möglich sein. Die Öffnungszeiten sind laut Gesundheitsverwaltung montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr und samstags von 9 bis 16 Uhr.
Am 3. Dezember kommt die Trabrennbahn Karlshorst als Standort hinzu, wo täglich bis zu 1.000 Impfungen möglich sein sollen. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Sonntag von 9 Uhr bis 18 Uhr.
In der Regel wird Moderna verimpft
Zudem sollen die Impfzentren Tegel und Messe ihre Kapazitäten erweitern und 2.000 zusätzliche Impfungen pro Tag anbieten. Möglich werden soll das durch die Hilfe der Bundeswehr, die 92 Personen stellt. Die Impfstelle im Lindencenter in Lichtenberg soll ihre Kapazität verdoppeln.
Wie die Gesundheitsverwaltung weiter mitteilte, wird in den Corona-Impfzentren und Impfstellen in der Regel der Impfstoff von Moderna verabreicht. Das gelte auch für bereits gebuchte Termine für eine Impfung Biontech. Ausnahmen gibt es für alle Personen unter 30 Jahren und Schwangere, sie können sich entsprechend der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) mit dem Biontech-Wirkstoff impfen lassen. Auch wer mit Biontech seine Erstimpfung erhalten hat, erhält bei der zweiten Impfung ebenfalls diesen Wirkstoff.
Die Impfstellen können in der Regel spontan aufgesucht werden, wie die Gesundheitsverwaltung mitteilte. In den Corona-Impfstellen Ringcenter und Karlshorst empfehle es sich aber, online oder telefonisch über die Impfhotline unter (030) 9028 2200 einen Impftermin zu vereinbaren.
Einen Überblick über die aktuell geöffneten Impfstellen in Berlin gibt der Senat hier.
Brandenburg baut auf mehr "niederschwellige" Impfangebote
Auch in Brandenburg sollen in den kommenen Tagen und Wochen weitere Impfstellen eingerichtet werden, darunter viele niederschwellige wie Impfbusse. Wöchentlich sollen 160.000 Impfungen und damit insgesamt bis zu einer Million Impfungen bis Ende des Jahres durchgeführt werden, teilte die Landesregierung in der vergangenen Woche mit.
Noch gibt es allerdings große Teile im Land, die deutlich zu wenige Impf- und Corona-Testzentren haben, darunter der nördliche Teil des Landkreises Oberhavel. Hier müssen die Menschen viele Kilometer fahren, um sich impfen oder testen zu lassen.
Eine Übersicht zu den aktuell verfügbaren Impfstellen in Brandenburg gibt es unter [brandenburg-impft.de]
Täglich fast 20.000 "Booster"-Impfungen
Rund 3.800 Menschen pro Tag lassen sich aktuell in Berlin zum ersten Mal gegen Corona impfen. Das geht aus Zahlen hervor, die Gesundheitsstaatssekretär Martin Matz (SPD) am Mittwochabend auf Twitter veröffentlicht hat. Im Vergleich zu Mitte Oktober, als sich rund 1.400 Menschen täglich in Berlin erstimpfen ließen, sei das eine Steigerung um den Faktor 2,7.
Die Impfquote zu steigern - sowohl bei den Erstimpfungen als auch bei der "Booster" genannten Auffrisch-Impfung gegen Corona - ist das erklärte Ziel des Senats und der Bundesregierung. Bei den Booster-Impfungen liegt "Berlin vorn mit 30,8 Prozent der Über-60-Jährigen 'geboostert' gegenüber 18,2 Prozent bundesweit", schreibt Matz. Rund 19.400 Menschen würden sich derzeit täglich eine Auffrischungsimpfung in Berlin geben lassen. Mitte Oktober habe die Booster-Rate noch bei rund 2.800 pro Tag gelegen.
"Jetzt steigt die Nachfrage so explosionsartig an - was ja gut ist -, dass wir mit der Erhöhung des Angebots nur bedingt nachkommen", sagte Matz am Mittwoch im rbb-Inforadio. Impftermine bei Arztpraxen seien rar, es komme zu Schlangen vor den Impfstellen. Zudem können bald auch Kinder unter 12 Jahren geimpft werden.
Impfstoff für 5- bis 11-Jährige ab 20. Dezember einsatzbereit
Am Mittwoch hat die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) den Biontech-Impfstoff für Kinder von 5 bis 11 Jahren empfohlen. Bereits vorher hatte Martin Matz bereits angekündigt, die Berliner Impfzentren würden "Kinder-Biontech" ab 20. Dezember einsatzbereit haben. Bisher ist der Impfstoff von Biontech/Pfizer in der EU nur für Menschen ab 12 Jahren zugelassen.
Im Impfzentrum Tegel könnte mit kurzem Vorlauf eine eigene Impfstraße für Kinder starten. Das sagte der Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Berlin, Karsten Hintzmann, am Donnerstag.
An Kinder unter 12 wird eine deutlich niedrigere Dosis des Impfstoffs verabreicht als an Erwachsene. Die endgültige Entscheidung über die Zulassung fällt die Europäische Kommission, das gilt aber als Formsache. In Deutschland will die Ständige Impfkommission (Stiko) bis Ende des Jahres entscheiden, ob sie empfiehlt, das Präparat auch bei 5- bis 11-Jährigen anzuwenden.
Sendung: rbb spezial: Die Corona-Krise, 25.11.2021, 20.15 Uhr