Home-Office-Regelung - Berlin kündigt Kontrollen in Großraumbüros an

Mi 27.01.21 | 16:30 Uhr
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Wenige Menschen arbeiten am späten Nachmittag in einem Bürogebäude am Kurfürstendamm (Quelle: DPA/Michael Kappeler)
Audio: Inforadio | 27.01.2021 | David Donschen | Bild: DPA/Michael Kappeler

Arbeitssenatorin Breitenbach will in Berliner Büros die Einhaltung der Corona-Regeln kontrollieren lassen. Bei der Wirtschaft der Hauptstadt kommt das nicht gut an. Von "Drohkulisse" ist die Rede - und von verfehlter Krisenpolitik.

Die Berliner Senatsverwaltung für Arbeit hat regelmäßige Kontrollen in Großraumbüros angekündigt, um die Einhaltung von Corona-Regeln am Arbeitsplatz zu überprüfen. 80 Kontrollen wöchentlich seien demnach geplant, hieß es in einer Mitteilung am Mittwoch. Zuerst hatte die "B.Z." berichtet. Versicherungen, Callcenter oder Verwaltungsabteilungen von Konzernzentralen sollen unter anderem besonders kontrolliert werden, heißt es in der Mitteilung.

Geprüft wird unter anderem, ob Angestellte in geteilten Büros pro Person zehn Quadratmeter Platz haben oder "gleichwertige Schutzmaßnahmen erhalten", wie es in einer entsprechenden Arbeitsschutzverordnung [bundesanzeiger.de] heißt, die am Mittwoch in Kraft getreten ist. Kontrolliert wird auch, ob die Betriebe medizinische Masken verteilen. Arbeitgeber sind außerdem dazu angehalten, ihren Beschäftigten das Arbeiten im Home-Office anzubieten. Firmen, die gegen die Anordnung verstoßen, müssen mit einem Bußgeld von bis 30.000 Euro rechnen.

Die für den Bereich Arbeit zuständige Senatorin Elke Breitenbach (Linke) teilte mit, ihr Haus werde für die Einhaltung der Maßnahmen Sorge tragen. "Wer im Homeoffice arbeiten kann, muss auch die Möglichkeit erhalten, das zu tun."

Berliner IHK kritisiert "Drohkulisse"

Die Berliner Wirtschaft hat verschnupft auf die angekündigten Kontrollen reagiert. "Wir empfehlen, mit den Schwerpunktkontrollen in den Senats- und Bezirksverwaltungen zu beginnen, um zu überprüfen, ob die Standards, die von den Unternehmen erwartet werden, auch auf Behördenseite umgesetzt werden", erklärte der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK), Jan Eder, am Mittwoch.

"Natürlich ist die Risikominimierung wichtig für die Pandemiebekämpfung", so Eder. "Aber jetzt eine Drohkulisse gegenüber den Unternehmen aufzubauen, halten wir für verfehlt und fern jeder unternehmerischen Realität in vielen Betrieben."

Eder verwies darauf, dass die größten Hotspots bei Corona-Neuansteckungen zuletzt Altenheime und Kliniken gewesen seien. "Anstatt also mit dem Finger auf die Unternehmen zu zeigen, wäre die Politik gut beraten, dort anzusetzen und, wo nötig, Kapazitäten aufzustocken."

Bundesverordnung gilt seit Mittwoch

Nach der "Corona-Arbeitsschutzverordnung" von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), die ab Mittwoch in Kraft getreten ist, sollen Unternehmen in Deutschland dazu angehalten werden, Beschäftigten in der Pandemie mehr Home-Office anzubieten.

Berlin hatte sich eine eigene Regelung vorbehalten, Unternehmen zu mehr Arbeit im Home-Office zu bewegen. Am Dienstag hatte der Senat noch keinen entsprechenden Beschluss gefasst, sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD). Stattdessen sollten die Senatsverwaltung für Arbeit und Soziales und das Landesamt für Arbeitsschutz zunächst beobachten, welche Folgen die neue Verordnung aus dem Bundesarbeitsministerium hat.

Breitenbachs Sprecher teilte rbb|24 auf Nachfrage mit, dass der Senat in zwei Wochen erneut über das Thema beraten wolle. Dann werde geschaut, wie sich das Pandemie-Geschehen in der Stadt weiter entwickelt habe und zu welchen Erkenntnissen die Kontrollen geführt haben. Dann werde entschieden, ob "noch verbindlichere Regeln" festgelegt werden müssten oder die neuen Einschränkungen wieder gelockert werden könnten, so der Sprecher. Derzeit könne man dazu aber noch keine Aussagen treffen.

Sendung: Abendschau, 27.01.2021, 19:30 Uhr

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40 Kommentare

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  1. 40.

    Was kommt denn danach??? Es wird immer verrückter!!! Ärzte sollten Entscheidungen treffen und nicht Politiker!!

  2. 39.

    Aha. Und deswegen sollte man gar nichts tun, oder wie?

    Wenn man will, dass das Virus so schnell und soweit es geht zurückgedrängt wird, sollte man alle Register ziehen. Das unter Kontrolle bringen der Altenheime kann doch nur der Anfang sein. Es wird ja nicht alles auf Null gehen, sobald diese Aufgabe erledigt ist. Das Virus ist überall. Also muss man an alles rangehen, wo sich viele Menschen miteinander mehr oder weniger lang aufhalten. Ja, dazu gehören Büros, Ämter, Behörden und Schulen. Nur so kann man das Virus im Zaum halten, besiegen kann man es sowieso nicht.
    Gleichzeitig würde ich überall da, wo es möglich ist, mit sinnvollen und kontrollierbaren Hygienekonzepten zu operieren, damit ein halbwegs normales Leben möglich ist und nicht ganze Berufszweige pleite gehen. Dazu gehören Gastronomie, die meisten Läden und weite Teile der Kulturszene. Aber auf mich hört ja keiner....:-)

  3. 38.

    Da stimme ich voll zu! Das gleiche gilt für alle Beschäftigten in der Eingliederungshilfe. Viele von uns könnten ohne Probleme ins Home Office gehen. Es ist aber nur nach täglich nervigen Diskussionen mit dem Vorgesetzten möglich. Das machen nicht alle KollegInnen. Aber solange die Senatsverwaltung die Behindertenhilfe (Eingliederungshilfe) immer wieder vergisst und Werkstätten und Tagesstätten weiter offen lässt, wird sich nichts ändern!

  4. 37.

    Arbeiten Sie bei dem genannten Landesamt und wissen, dass es dort Personal ohne Aufgaben gibt?!

    Mal sehen, wann Frau Breitenbach nach der Polizei ruft.
    Wie man weiß, gibt es Polizisten in Berlin in Hülle und Fülle!

  5. 36.

    Ich kenne zig Großraumbüros, die man ausheben könnte...das sind die sog. Abschlussklassen in Brandenburg. Da wird der Wahnsinn noch staatlich verordnet. Die da lernen ( ist auch ne Form von Arbeit ) und deren Familien schützt keiner mehr.

  6. 35.

    Schlauberger...diese Pandemie wird nie völlig bekämpft werden können. Dieser Virus wird uns immer begleiten und Teil unseres Lebens bleiben. Ein Virus sucht sich seinen Weg und mutiert immer weiter.

  7. 34.

    Die angekündigten Kontrollen sollten sich besser auf andere Bereiche oder Zeitgenossen fokussieren! Wird alles zunehmend lächerlicher...

  8. 33.

    Ich kenne zig Großraumbüros, die man ausheben könnte...das sind die sog. Abschlussklassen in Brandenburg. Da wird der Wahnsinn noch staatlich verordnet. Die da lernen ( ist auch ne Form von Arbeit ) und deren Familien schützt keiner mehr.

  9. 32.

    Was soll diese PR-Nummer?
    Die Senatorin kennt bestimmt den eklatanten Unterschied zwischen Homeoffice und mobilem Arbeiten (zumindest gehe ich davon aus).
    Weshalb man jetzt das Arbeitsschutzrecht für Homeoffice in Büros kontrollieren will, kann wahrscheinlich nur der PR-Fuzzi beantworten, der diese Kampagne los getreten hat.
    Jeder AG, dem seine Firma lieb ist, wird schon vor Monaten entsprechende Maßnahmen (Masken usw.) ergriffen haben, um zu verhindern, dass im Fall der Fälle die ganze Fa. still gelegt wird. Letzteres wäre nämlich deutlich teurer.
    Alles in Allem also ein sehr durchschaubares Manöver, welchem ein gewisses Geschmäckle nicht abgesprochen werden kann.

    Beste Grüße

  10. 31.

    Kinder, der Wahnsinn hört nicht auf.... Was für irrsinnige Maßnahmen werden denn noch über uns ausgegossen? Wenn man sich ansieht wo es die meisten Infektionen gibt ist es doch sinnfrei zum einen die Wirtschaft mit Anlauf an die wand zu fahren und dann auch noch dieser kontrollzwang.... Bürger werden zum Denunziantentum aufgerufen, Kinder müssen allein zu Hause bleiben, die Eltern sollen ebenfalls zu Hause arbeiten, mit ÖPNV soll keiner fahren ( weil Autos ja auch viel besser für die Umwelt sind) und jetzt werden Büros kontrolliert? Und das alles weil ältere Menschen vor allem in Heimen sich infizieren??? Wo ist denn da noch irgendeine Logik? Ich bin überzeugt das dieser ganze Irrsinn, wie schon in einem anderen Beitrag erwähnt, in bürgerkriegsähnlichen Zuständen enden wird.......

  11. 30.

    Wie stellt sich die Senatorin das vor? Die Ordnungsämter und die Polizei werden kaum in die Großraumbüros rein gelassen.
    Dann nur mit Gerichtsbescheid, dass eine Gefahr in Verzug vorliegt. Der Senat hat wohl keine anderen Probleme.

  12. 29.

    In der Berliner Verwaltung sin max. 25% der Arbeitsplätze Homeoffice fähig. Erst mal vor der eigenen Haustür kehren aber das obliegt unserem Senat ja nicht.

  13. 28.

    Muss man die Kontrolleure reinlassen? Können sie einen aktuellen negativen Test vorweisen?
    Es kann ja wohl nicht sein, dass sich beide Seiten unnötigen Risiken aussetzen müssen.
    Machen die Kontrolleure das freiwillig, womöglich mit Erfolgsprämie?

  14. 27.

    Hört auf zu meckern.. es geht um die Kontrolle Arbeitsschutzrechtlicher Vorschriften. Das ist Sache des genannten Landesamtes, also nicht alles durcheinander werfen. Und das Personal ist da für so etwas.

  15. 26.

    Was sind denn das für Kommentare? Wieso wird nicht verstanden, dass die Pandemie nur bekämpft werden kann, wenn in ALLEN Bereichen des Lebens Kontakte vermieden werden. Ja, auch in der Wirtschaft. Bisher wurde ja nur so getan, als würde im privaten Bereich das Virus verbreitet. Stimmt ja auch. Ebenso aber in Büros, Schulen, Kitas, Supermarkt, BVG. Wieso gehen die Zahlen ansonsten nicht runter? Weil ALLE Bereiche betroffen sind. Ist ja kein arbeitgeberfreundliches Virus. Also bitte alle mal runterkommen und zu Hause arbeiten und nicht aus Angst vor dem Chef die Kinder in die Kita schicken (sagt der Vater von 2 Kindern). Ist halt eine Naturkatastrophe. Müssen wir durch

  16. 25.

    Kein Personal für die Nachverfolgung in den Gesundheitsämtern, aber plötzlich können Büros durchsucht werden. Da zeigt sich die verfehlte Politik der vergangenen Monate. Da hätte die Frsu Senatorin ihrer Kollegin mal Amtshilfe anbieten sollen. Aber es ist ja einfacher alles zu schließen....

  17. 24.

    Die Berliner Behörden arbeiten seit März im Homeoffice/ Einzelbüro wo es möglich ist. Um arbeitsfähig zu sein geht nun mal nicht 100 % Homeoffice. Sonst würde unser gesamtes System zusammenbrechen und wir hätten bald Bürgerkrieg in Berlin. In die großen Betriebe reinzugehen ist genau der richtige Weg und es wird auch schon seit März praktiziert.

  18. 23.

    Sind die Schulen nicht geschlossen? Und wenn, wie soll das in Klassenräumen eingehalten werden? Hat doch bis kurz vor Weihnachten auch keinen interessiert. Schulen sind ja keine HotSpots, sagt unsere Regierung.

  19. 22.

    Hoffentlich glaubt Frau Breitenbach nicht alles, was die DRV ihr verklickern will. Die werden sich rauswinden wollen. Der Krisenstab ist sowas von hilflos hat man das Gefühl. Und denn hängt da eine Behörde dran die sich systemrelevant fühlt. Nun ja die funktioniert auch ohne Präsenz. Mich ärgert es das die Obrigkeit ihren Laptop nimmt und sich verdrückt wenn zu viele Leute plötzlich in Quarantäne sind.

  20. 21.


    "die gehäuften Corona-Ausbrüche sind in Berlin in Pflegeheimen und nicht in Büros!"

    Korrekt. Da aber diese Einrichtungen hoffentlich bald unter Kontrolle sind bzw als Unruheherde ausgeschlossen werden können, kann man ja die nächsten Felder beackern. Dazu gehören eben all jene, die viele Kontakte haben; die Öffentlichen nutzen (sei mal dahingestellt, wieviel Prozent derer das sind) oder in Gebäuden sitzen, wo viel Volk durch die Gegend sitzt und läuft.
    Dazu gehören sicher auch die öffentlichen Ämter, richtig. Vor allem, da ich vermute, dass die für Home Office nicht gut genug aufgestellt sind (Stichwort Digitalisierung). Peinlich, aber wohl wohl wahr.

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