Schloss Köpenick - Social Dancing – Spielend lernen in der Pandemie
Kinder sind die Leidtragenden der Pandemie. In Berlin-Köpenick haben sich Kinder spielerisch mit dem Corona-Alltag auseinander gesetzt. Die Ergebnisse sind jetzt in der Sonderausstellung "Social dancing" im Kunstgewerbemuseum zu sehen. Von Anke Schaefer
Die Künstlerin Anett Lau liebt Ornamente, Linien und das Spiel. Daher hat sie diese Zutaten genutzt, um Grundschul-Kindern der Schule an den Püttbergen und der Jugendkunstschule Treptow-Köpenick eine Auseinandersetzung mit den Pandemie-Regeln zu ermöglichen. Indem die Kinder lernten, Spiele und die Regeln dazu zu erfinden. Dazu hat Anett Lau ihnen erstmal große Papierflächen auf den Boden gelegt und darauf Grenzen aufgemalt.
So entstanden auf dem Boden "Spielhäuse", in denen zum Beispiel Mensch-Ärgere-Dich-nicht, Schach oder Halma angeboten wurden. Anett Lau sagt: "Die Kinder haben gespielt, dann wollten sie in ein anderes Spielhaus wechseln und das bedeutete, sie mussten das Spiel desinfizieren, sich die Hände waschen, und die Maske aufsetzen. Um in das nächste Haus wechseln zu können mit einem anderen Spiel."
Was das Spiel und die Pandemie gemeinsam haben
Ganz pandemiekonform also. Auch unter Einhaltung der Abstandsregeln. Was ja manchmal einem Tanz gleichkommt – daher der Titel der Ausstellung "Social Dancing". Nach dem Spiel wurden die Kinder zum Gespräch eingeladen, erzählt Lau: "Nach dem Motto: Wie ist denn das mit dem Spielen? Wie läuft das ab? Das läuft ab über Regeln. Also muss man würfeln, setzen und so. Und dann wurde das Wort Spiel durch das Wort Corona ersetzt. Und dann wurde gefragt, wie ist das mit Corona. Gibt es da auch Regeln? Ja, die Aha-Regeln, um uns zu schützen!"
Geplant war: Inspiration durch die Historischen Brettspiele
Wenn alles normal gelaufen wäre, dann hätten sich die Kinder von den historischen Spielsteinen der Brettspiele, die im Kunstgewerbemuseum hier im Schloss Köpenick ausgestellt werden, inspirieren lassen können. Das ging aber nicht, weil das Museum ja die meiste Zeit zu war. Jakob, neun Jahre alt, hat den Museumsbesuch ganz offensichtlich nicht vermisst. Er steht vor einer großen Spieldecke, die in der Sonderausstellung nun an der Wand hängt.
Wer gewinnt, erhält den Impfstoff
Gemeinsam mit Fiete, der heute leider nicht da sein kann, hat er dieses Spiel unter Anleitung von Anett Lau erfunden. Er erklärt: "Also, man startet hier, an der Seite und es ist wichtig, und man darf nicht auf die roten Felder kommen, sonst kommt man wieder auf den Start. Das hier, das sind Mauern und die kann man mit der Ereigniskarte, mit der man ein Geist wird, durchschreiten oder eben wenn man die wegsprengt." Und wenn man das schafft, wenn man also durch die Mauern geht, dann kommt man ins Ziel und gewinnt etwas Besonderes: "Den Impfstoff gegen Corona!" Jakob feixt. Und tatsächlich: Da kommt Freude und Spaß auf.
Aber: Die Pandemie ist kein Spiel. Lehrerin Carola Schubert von der Schule an den Püttbergen nickt heftig: "Das ist der Punkt, an dem wir dann mit den Kindern gemeinsam angekommen sind. Dass sie selber herausgefunden haben, es ist aber eigentlich nicht lustig! Denn das Spiel hat den Charakter der Freude und des "Das-wollen-wir-wieder-haben"! Und das will keiner bei Corona!" Also wirklich, es hilft nur eins: Sich an die Regeln zu halten. Und Freude darf natürlich trotz allem auch sein. Für Jakob hat diese Pandemie immerhin mit sich gebracht, dass seine Ideen im Museum ausgestellt werden: "Das finde ich ziemlich cool, da bin ich schon stolz, ja!!"
Sendung: Inforadio, 30.11.2021, 11:12 Uhr