Maul- und Klauenseuche - Verdachtsfall von Maul- und Klauenseuche nicht bestätigt

Fr 17.01.25 | 14:20 Uhr
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Eine Person in Schutzkleidung stülpt sich eine Mütze über, während sie zwischen Stallungen auf einem Betrieb in Mehrow steht. (Quelle: dpa-Bildfunk/Annette Riedl)
Audio: rbb24 Inforadio | 17.01.2025 | O-Ton: Cem Özdemir | Bild: dpa-Bildfunk/Annette Riedl

Ein weiterer Verdachtsfall der Maul- und Klauenseuche im Brandenburger Landkreis Barnim ließ befürchten, dass sich die Tierkrankheit weiter ausbreitet - am Freitagfrüh gab es Entwarnung. Das Verbot, Tiere zu transportieren, läuft jetzt aus.

Die Maul- und Klauenseuche (MKS) hat sich nach bisherigen Erkenntnissen nach einem Fall in Brandenburg nicht weiter ausgebreitet. "Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es weiterhin keine Hinweise auf eine Ausbreitung der MKS", erklärte das Landwirtschaftsministerium in Potsdam am Freitagmorgen.

Am Mittag teilte das Ministerium mit, dass das Transportverbot für Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Kameliden in Brandenburg nicht verlängert werde und mit Ablauf des Freitags auslaufe. Für das Virus empfängliche Tiere dürfen somit ab Samstag wieder umhergefahren werden. Zu den Kameliden gehören unter anderem Kamele und Lamas. Die eingerichtete Schutzzone und die Überwachungszone um den Ausbruchsort würden aufrechterhalten, hieß es in der Mitteilung.

Am 10. Januar war die Maul- und Klauenseuche (MKS) in einer Wasserbüffelherde in Hönow im brandenburgischen Kreis Märkisch-Oderland festgestellt worden. Es war der erste Fall seit mehr als 35 Jahren in Deutschland. Seitdem wurden zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung der MKS zu verhindern, darunter Tiertransportverbote oder Tötungen. Nach Bekanntwerden des Falls verhängten verschiedene Länder beispielweise Einfuhrverbote für Fleisch aus Deutschland oder Verbote, Tiere aus Deutschland zu importieren.

Entwarnung nach Verdachtsfall bei Werneuchen

Am Donnerstag wurde dann ein Verdachtsfall bei einer Ziege auf Maul- und Klauenseuche bei Werneuchen im Landkreis Barnim gemeldet. Am Freitag teilte das Landwirtschaftsministerium mit, dieser habe sich nicht bestätigt: "Somit gibt es keinen weiteren Ausbruch der MKS und auch keine weitere Ausbreitung dieser Tierseuche." Experten des Friedrich-Loeffler-Instituts hätten in der Nacht entsprechende Untersuchungen vorgenommen.

Von den Tieren waren nach Angaben des Kreissprechers Robert Bachmann unverzüglich Proben genommen und zur Analyse in das Labor geschickt worden. Er sagte dem rbb am Freitag: "Wir waren sehr erleichtert, dass wir hier keine weiterführenden Maßnahmen hinsichtlich Sperrzone und alles, was sich daran anschließt, zu ergreifen haben."

Dennoch gelte es, weiterhin Vorsicht walten zu lassen, so Bachmann. Die Ergebnisse zahlreicher weiterer Proben stünden noch aus, die in den vergangenen Tagen genommen wurden. "Wir gehen davon aus, dass wir heute die letzten Untersuchungen zunächst in der Überwachungszone [10 Kilometer um die positiven Fälle in Hönow, Anm.d.Red.] abschließen können. Erst wenn wir mit Gewissheit sagen können, dass die Maul- und Klauenseuche sich hier in diesem Bereich nicht weiter ausgebreitet hat, können wir sicherlich noch etwas mehr erleichtert sein." Bachmann bittet Tierhalter in diesem Zusammenhang auch, Auffälligkeiten zu melden.

Ursprung immer noch nicht geklärt

Zum MKS-Ausbruch gibt es nach wie vor noch weitere offene Fragen. Die genaue Ursache des Ausbruchs sei immer noch nicht klar, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). "Auch diese Information brauchen wir dringend." Die Sorge sei weiterhin groß, so der Grünen-Politiker. Solange Deutschland international noch nicht wieder den Status habe, MKS-frei zu sein, dürfe es bei den Maßnahmen kein Nachlassen geben. Es müsse alles dafür getan werden, damit die Länder, die deutsche Produkte kauften, wieder Vertrauen hätten.

"Was die Landwirte angeht, muss klar sein: Kein Hof sollte aufgeben müssen wegen der Maul- und Klauenseuche." Den Angaben des Ministers zufolge entschädigen die Tierseuchenkassen der Bundesländer unmittelbar für getötete Tiere und den Abtransport. "Wenn es zu weiteren Ausbrüchen kommt und wir dann eine Krise von nationalem Ausmaß bekommen, dann sind wir alle gefordert."

Der Deutsche Raiffeisenverband, Spitzenverband der Ernährungswirtschaft, gab unterdessen eine konkrete Schätzung zu den wirtschaftlichen Schäden ab, die bisher insgesamt für die Agrarbranche infolge des Ausbruchs entstanden sind. "Entlang der Wertschöpfungskette gehen wir Stand heute bereits jetzt schon von einem Umsatz-Verlust in Höhe von einer Milliarde Euro aus", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Jörg Migende.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.01.2025, 9:00 Uhr

17 Kommentare

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  1. 17.

    Sorry, aber was hat jetzt Ihr Kommentar mit meiner Frage zu tun?
    Evtl. vertan?

  2. 16.

    Und das Problem ist nicht die Fleischindustrie, sondern das Tierwohl. Wo sollen die ganzen Kälber aus Deutschland hin die nach Holland gehen? Für diese Tiere muss jetzt ein Provisorium geschaffen werden, da wir die Kapazitäten gar nicht dafür haben. Es gibt in Deutschland kaum Ställe die Kälber aufziehen!
    Und natürlich leider die Fleischindustrie darunter, aber das darf auch mal gesagt werden. Sie haben jetzt Jahre von ASP hinter und vor sich und jetzt kommt noch MKS dazu.
    Es gibt keine Ausgleich für die Ausfälle und es interessiert auch keinen wenn die Tiere nicht mehr aus den Ställen kommen da ein gewisser Anteil exportiert wird.
    Da soll sich der Landwirt selbst Gedanken machen und wird immer allein gelassen.

  3. 15.

    Das vorsorgliche Keulen von Tieren in einer Sperrzone ist EU Recht und in allen EU Ländern Pflicht und dient dem verhindern einer weiteren Ausbreitung. Lieber 55 Schafe Keulen als das es nachher tausende Tiere haben. In echt müssten auch die Wildtiere extrem bejagt werden, das ist aber bei unserer Rechtslage kaum möglich.

  4. 14.

    Absperren bei Verdacht mit allen Drum und Dran, Seuchenmatten etc. Ja.
    Aber vorsorglich töten stammt wohl eher aus einer Zeit in der Proben so schnell noch nicht möglich waren.

    Selbst die Verbrennung erkrankter Tiere wird von manchen Experten kritisch gesehen.
    Die ganzen Leute die plötzlich auftauchen mit Fahrzeugen etc. Wenn da wirklich was ist, ist dass ja auch wieder ein Risiko... Entweder helfen dann Maßnahmen wie Desinfektion um das Verschleppen zu verhindern - aber dann hätten selbige Maßnahmen doch auch beim Verdachtsfall vor Verschleppen geschützt?

  5. 13.

    Eben.
    Es geht hier vorrangig um wirtschaftliche Interessen insbesondere Schweinefleisch. Es entstehen bei längeren Transportverboten Milliarden Schäden... Da werden 170Schweine und 60 Ziegen plus ungeborene in Kauf genommen die sinnlos getötet werden.

    Seit heute darf wieder transportiert werden - DAS finde ich fahrlässig. Ganz im Sinne von "heute negativ, morgen positiv"...

  6. 12.

    Erwachsene Schafe zum Beispiel sind in der Regel nach einer Woche wieder fit.
    Das kranke Tiere erlöst werden ok, der Betroffene Bestand bei Rindern ggf auch noch, Transportverbote und Überwachung alles ok
    Aber gesunde Haustierbestände inklusive tragenden Tieren rein vorsorglich hinrichten weil vielleicht im Heu eine Vire ist? Obwohl Vögel frei fliegen und sich sonstwo hinsetzen können? Obwohl jederzeit aus einem anderen Land wieder etwas reinkommen kann?

  7. 11.

    Es geht zum Beispiel um 55 gesunde Tiere in Schöneiche.
    Hätte man den Betrieb nicht abriegeln können vorsorglich.

    Die Rehe und Wildschweine laufen derweil ja auch frei rum.

  8. 10.

    Es geht hier soweit ich mitbekommen habe um vier Ziegen. Die gekeult wurden weil ein hinreichender verdacht bestand das sie die MKS haben. Ein hinreichender Verdacht besteht dann wenn die Tiere an einer Krankheit die der MKS sehr ähnlich sieht erkrankt sind oder aber in einem erbärmlichen Zustand sind in dem sie an hohem Fieber leiden und man noch nicht sagen kann was sie haben. Ich denke eher das diese Tiere hier gekeult wurden weil der Tierhalter sich vorher nicht genug um seine Ziegen gekümmert hat und bei verstärkten Kontrollen im Umkreis aufgefallen ist was dort los ist.
    Wenn die Tiere gesund und munter gewesen wären wäre gar nichts passiert.
    Und ich finde es falsch bei Vier kranken Tieren zu zögern mit der konsequenz das deswegen tausende andere Tiere sich dadurch anstecken könnten. Und dann leiden und sterben müssen.

  9. 9.

    Soweit ich mitbekommen habe ist die MKS nicht heilbar und die Tiere vegetieren nur noch vor sich hin bis der Tod eintritt. Will man das Risiko eingehen? Will man den Tieren so etwas zumuten? Nein! Und wie gesagt, heute negativ bedeutet nicht das morgen nicht schon was sein kann.

  10. 8.

    Werden eigentlich Wildtiere - in irgendeiner Form - getestet oder ,in Sicherheitsverwahrung' genommen?
    Könnte dort der Anfang sein?
    Beispiel: Infizierter Hirsch setzt sein Häufchen in die Nähe der Wasserbüffel ...

  11. 7.

    Unglaublich, dass die Tiere bereits getötet worden sind, ohne den Befund abzuwarten. Es geht hier ausschliesslich um den Profit und die Sicherheit der Fleischindustrie. Diese Einstellung gegenüber Tieren ist einfach nicht auszuhalten.

  12. 6.

    Hoffentlich bleibt es bei dem einem Fall und es werden die betroffenen Betriebe so hoch entschädigt, dass es zumindest finanziell erträglich bleibt, wenn die Nerven schon hinne sind.

  13. 5.

    Aber bei Corona wurden nicht alle vorsorglich gekeult.
    Mir geht es bei all diesen Tierseuchen auch zu schnell mit dem Todesurteil für gesunde Tiere.
    Jedenfalls geht es dem Veterinäramt nicht ums Tierwohl, eher ums Wohl der Fleischwirtschaft.
    Ich esse gerne Fleisch, aber gesunde Tiere in die Kadavertonne zu schmeißen, finde ich abartig.

  14. 4.

    Keulen ist nunmal das Sicherste was es gibt. Eh Proben von (noch) gesundem Vieh in der Masse ausgewertet sind haben sich weitere Tiere angesteckt. Wird die Ansteckungskette unterbrochen (eben durch vorsorgliches Keulen), ist die Chance höher das es nicht um sich greift. Ist doch wie bei Corona: gestern negativ, heute positiv und zig andere angesteckt weil der Streifen gestern noch nicht da war.

  15. 3.

    Danke für's töten von gesunden Tieren, obwohl die Krankheit schon wochenlang unterwegs war. Im heutigen Zeitalter von schneller Beprobung hätte doch Proben von jedem Tier ausgereicht und dies die nächsten Wochen weiterhin und den Hof abgeriegelt, anstatt töten?

  16. 2.

    Vielen Dank an die zuständigen im Landkreis für die zügige und konsequente Handlung, die Ausbreitung einzudämmen. Ob die, wie im Artikel genannte, " Tierseuchenkassen " dem vollumfänglich Verlust entschädigt. Sehen wir dann.

  17. 1.

    Danke Friedrich Loeffler für diese gute Nachricht und hoffentlich noch weitere positive Nachrichten und Entwarnungen.

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