#Wiegehtesuns? | Der Grundschüler - "In der Pause konnte ich mal wieder mit meinem Freund quatschen"

Mo 25.05.20 | 17:48 Uhr
Wiegehtesuns?: Lunes vor seiner Schule (Quelle: Janna Degener-Storr)
Bild: Janna Degener-Storr

Vollgepackter Schulrucksack, dazu eine große Extratasche für Materialien und das eigene Handtuch: Diese Woche geht der zehnjährige Lunes aus Königs Wusterhausen nach zwei Monaten wieder zur Schule. Wie ist das für ihn? Ein Gesprächsprotokoll.

Das Coronavirus stellt unser Leben auf den Kopf. In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Lunes, 10 Jahre alt, Grundschüler, lebt in Königs Wusterhausen. Nach zwei Monaten Home-Schooling ist er an diesem Montag zum ersten Mal wieder zur Schule gegangen. Der Unterricht dort findet im zweiwöchigen Takt statt. So geht es Lunes:

So richtig begeistert war ich nicht, als ich letzte Woche erfuhr, dass ich ab diesen Montag wieder in die Schule gehen darf. Ich hatte mich gerade an das Home-Schooling gewöhnt und auch das Gefühl, dass ich zu Hause besser lernen kann. Aber dann habe ich mich doch darauf gefreut, die Lehrer und die anderen Kinder wiederzusehen.

Mein Schulrucksack war vollgepackt, und ich musste noch eine zusätzliche große Tasche mitnehmen. Denn ich hatte ja all diese Materialien dabei, die ich in den letzten Wochen zu Hause bearbeitet habe. Außerdem muss jetzt jedes Kind ein eigenes Handtuch fürs Händewaschen mitbringen. Und der Caterer hat im Moment kein vegetarisches Menü im Angebot, deshalb hatte ich auch mein Mittagessen dabei.

Lunes neben den Abstandshaltern in seiner Schule (Quelle: Janna Degener-Storr)Lunes neben den Abstandshaltern vor seiner Schule

Wir mussten uns vor dem Nebeneingang der Schule anstellen, mit eineinhalb Metern Abstand. Dort mussten wir einen Zettel vorzeigen, auf dem unsere Eltern unterschrieben hatten, dass wir keine Corona-Symptome zeigen. Dann wurde uns gesagt, in welchen Klassenraum wir gehen dürfen. Jeder bekam dort einen Platz zugewiesen. Die Jacken und Taschen mussten wir auf den leeren Platz neben uns legen. Zu unseren Spinden durften wir nicht gehen, weil die Lehrer da die Abstände nicht kontrollieren könnten.

Dann hat uns die Lehrerin alles erklärt, zum Beispiel, auf welchen Plätzen wir uns in den Pausenzeiten aufhalten dürfen. Wenn es nicht in Strömen regnet, müssen wir die Pausen jetzt draußen verbringen, damit die Lehrer drinnen alles desinfizieren können. Und wenn wir den Abstand nicht einhalten können, müssen wir einen Mundschutz tragen. Dass es seit Corona viele neue Regeln gibt, ist inzwischen nichts Neues mehr für uns. Ich halte mich natürlich daran, obwohl ich keine große Angst davor habe, krank zu werden.

Der 10jährige Lunes beim Home-Schooling (Quelle: Janna Degener-Storr)Beim Home-Schooling

Ich weiß über das Virus ganz gut Bescheid, weil ich jeden Abend die Kinder- und die Erwachsenennachrichten sehe. Ich weiß zum Beispiel, dass das Virus in China entstanden ist und dass es für kranke Menschen besonders gefährlich ist, aber auch für ältere. Denn deren Abwehrsystem ist auf die Krankheiten eingestellt, die es in unserer Gegend schon gibt, und passt sich nicht mehr so gut an neue Viren an. Deshalb hatte ich am Anfang auch ein bisschen Angst um meine Uroma, die ist schon 94. Sie ist ganz alleine in ihrem Heim, aber wir durften sie neulich zumindest vom Fenster aus sehen.

Wir haben heute in der Schule mit den Materialien weitergearbeitet, mit denen wir vor der Schließung gearbeitet haben. Das verstehe ich nicht so richtig, warum wir zu Hause ganz andere Sachen machen. Wir haben auch gar nicht über Corona geredet. Aber in der Pause konnte ich mal wieder mit meinem Freund quatschen.

Insgesamt war es schön, heute in die Schule zu gehen. Aber ich freue mich auch darauf, nächste Woche wieder zu Hause zu lernen. Es ist cool, mit meiner Mama im Home-Office zu arbeiten, wenn meine kleine Schwester Mittagsschlaf macht.

Ich arbeite gerne am Computer und kann mit meiner Lehrerin E-Mails schreiben. Außerdem kann ich mir zu Hause selbst einteilen, wann ich was mache. Schlimm ist die Corona-Zeit für mich also nicht. Aber es ist schon gut, dass jetzt alles langsam ein bisschen normaler wird. Vielleicht kann ich bald auch endlich wieder ins Schwimmbad gehen und meinen Geburtstag mit Freunden nachfeiern.

Gesprächsprotokoll: Janna Degener-Storr

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