#Wiegehtesuns? | Schülerin in Quarantäne - "Man hat sich auch dran gewöhnt, drinnen zu bleiben"

Di 31.03.20 | 21:38 Uhr
Sophie auf dem Fahrrad von hinten (Quelle: privat)
Bild: privat

Eigentlich ist sie am liebsten draußen unterwegs. Aber weil es in ihrer Schule einen Corona-Fall gibt, muss Sophie zwei Wochen lang in Quarantäne. Das Protokoll einer Dreizehnjährigen aus Berlin-Kreuzberg.

Das Coronavirus stellt unser Leben auf den Kopf. In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Sophie, 13 Jahre alt, Oberschülerin, lebt mit ihrer Mutter in Berlin-Kreuzberg. Sie hat zwei Wochen Quarantäne hinter sich.  

Heute gehe ich auf jeden Fall noch raus. Mama hat etwas geplant - mit Fahrrad fahren oder so. 14 Tage lang war ich in Quarantäne und musste die ganze Zeit drinnen sein. Das hätte ich sonst nie gemacht. Ich liebe es, rauszugehen.

Aber ein Lehrer an meiner Schule war Corona-infiziert. Direkt am Anfang wurden wir in Quarantäne gesteckt. Ich konnte meinen Vater zwei Wochen lang nicht sehen. Das war schwer. Meine Mutter hat dann auch von zuhause gearbeitet, damit ich nicht die ganze Zeit allein war. Ich hatte immer den gleichen Tagesablauf. Gegen neun Uhr aufstehen, kurz frühstücken und dann habe ich mich an den Schreibtisch gesetzt und meine Hausaufgaben bearbeitet. Von zuhause per Computer, mit ganz viel Videounterricht. Eigentlich hat das Spaß gemacht, aber es ist auch schön, wenn man irgendwann wieder in die Schule gehen kann.

Immer die Leute unten zu sehen, im Hof oder draußen, war komisch, denn ich selbst durfte nicht raus. Ich habe halt so drinnen gelebt. Es war gut, dass schönes Wetter war. Regen hätte die Laune noch mehr vermiest. Ich habe mich ganz oft mit einem Buch an das offene Fenster gesetzt. Und ich habe immer eine Stunde Sport gemacht, ein bisschen Fitness und so. Mehr kann man, glaube ich, auch nicht machen, als sich zu beschäftigen, um nicht darüber nachzudenken, dass man jetzt drin ist. Das hilft einem, nicht die ganze Zeit zu sagen, "Öööh, ich will jetzt endlich raus, ich will jetzt endlich raus!"

Ich konnte länger schlafen, ich konnte abends länger aufbleiben, und ich konnte mir einteilen, wann ich was mache. Es war eigentlich auch sehr entspannt. Wir haben das auf jeden Fall hinbekommen. Ich habe täglich mit meinem Vater einen Videoanruf gemacht und habe auch mit meiner Oma öfters telefoniert. Ich bin viel mehr zum Telefonieren gekommen, habe andere gefragt: "Na, wie geht's?" Und das ist eigentlich auch was Gutes, dass man dann mehr Kontakt zu anderen Leuten hat.

Ich bin jetzt seit ein paar Tagen nicht mehr in Quarantäne. Ende letzter Woche konnte ich wieder rausgehen. Das war eine Riesenumstellung. Man hat sich auch dran gewöhnt, drinnen zu bleiben. Am nächsten Tag war ich dann lange im Wald spazieren: Ich habe meinen Vater wieder gesehen und war mit ihm und dem Hund draußen. Ich habe es sehr genossen.

Gesprächsprotokoll: Caroline Winkler

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