Reportage | Naturkundemuseum - Ich bin drin! - der erste Museumsbesuch seit dem Lockdown

Di 16.03.21 | 06:16 Uhr | Von Chiara Kempers
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Am Freitag dem 12. März hat das Naturkundemuseum als eines der ersten in Berlin seine Türen wieder für Besuchende geöffnet. (Quelle: rbb/Chiara Kempers)
Audio: Radioeins | 15.03.2021 | Chiara Kempers | Bild: rbb/Chiara Kempers

Seit letzten Freitag hat das Naturkundemuseum als eines der ersten in Berlin seine Türen wieder für das Publikum geöffnet. Reporterin Chiara Kempers hat den verregneten Samstagnachmittag für einen Museumsbesuch genutzt.

Ich weiß nicht, wie oft ich schon im Naturkundemuseum war. Ich erinnere mich an zahlreiche Besuche mit meinen Eltern, mit der Schule, wenn Familienbesuch kam. Ich erinnere mich natürlich an das Tyrannosaurus Skelett, an den dunklen Raum voller toter Tiere, die in einer gelben, dicken Flüssigkeit schwammen – und besonders erinnere ich mich an die immer lange Schlange mit Wartenden am Einlass.

Die fehlt, als ich an diesem Samstagnachmittag vor dem Museum stehe. Seit Freitag kann man das Naturkundemuseum wieder besuchen. Allerdings muss man sich dafür vorher online registrieren und einen Besuchszeitraum reservieren, entweder vormittags, oder nach 14 Uhr. 250 Personen dürfen pro Buchungszeitraum ins Museum, damit soll das Ansteckungsrisiko minimiert werden.

Und tatsächlich scheinen sich die Menschen in dem riesigen Gebäude gut zu verteilen. Denn als ich in den Lichthof mit den Dinosaurier-Skeletten trete, sind dort nur zwei andere Museumsbesuchende – und das, obwohl mir Gesine Steiner, Pressesprecherin des Naturkundemuseums erzählt, dass die Online-Tickets für die drei kommenden Wochenenden bereits ausgebucht sind. Abstandhalten im Museum ist definitiv kein Problem.

Die Rückkehr zum Normalbetrieb wird dauern

Vor der Pandemie hatte das Museum am Wochenende zwischen drei- und viertausend Besuchende, erzählt Gesine Steiner stolz. “Regelmäßig waren wir eines der bestbesuchten Museen der Stadt”. Auf solche Zahlen wird das Haus wohl noch etwas warten müssen. Auch Gruppenbesuche, etwa von Schulklassen, sind zurzeit nicht möglich.

Die Regeln des Museums orientieren sich an den allgemeinen Vorschriften des Landes Berlin, das heißt, zur Zeit dürfen maximal fünf Personen aus zwei Haushalten das Museum gemeinsam besuchen.

Außer begrenzter Publikumszahlen setzt das Museum auf Kontaktnachverfolgung und medizinische Masken. Da aus hygienischen Gründen keine Audioguides mehr ausgeliehen werden können, stellt das Museum einen “Digital Guide” zur Verfügung, auf den die Besuchenden per QR-Code mit ihren eigenen Handys zugreifen können. Das Angebot kommt gut an. In jedem Raum sehe ich, wie sich Menschen ihr Handy ans Ohr halten, um die Audioerklärungen zu den Exponaten zu hören.

Dr. Gesine Steiner, die Pressesprecherin des Naturkundemuseums, freut sich wieder Besuchende im Museum empfangen zu können und hofft, dass diese Öffnung länger hält, als letzten Sommer. (Quelle: rbb/Chiara Kempers)
Dr. Gesine Steiner vom Naturkundemuseums, hofft, dass diese Öffnung länger hält als letzten Sommer. | Bild: rbb/Chiara Kempers

Mal wieder was Anderes sehen

Eine junge Mutter ist ohne Audioguide unterwegs, dafür mit Säugling im Tragetuch und Kleinkind im unteren Stockwerk des Museums. Während sie ihr Baby wiegt, erzählt sie von der Erleichterung, endlich mal wieder etwas mit den Kindern unternehmen zu können: “Es ist wirklich zu hundert Prozent entlastend, alleine eine Kleinigkeit wie ein Museumsbesuch hilft schon so viel; ein paar Eindrücke sammeln und schon gehen die Kinder etwas zufriedener ins Bett. Mein Kleiner hat sich echt riesig auf diesen Besuch heute gefreut.”

Den “Digital-Guide” können Besuchende ganz einfach mit dem QR-Code öffnen. Es gibt ihn auf 11 Sprachen und eine extra Version für Kinder. (Quelle: rbb/Chiara Kempers)
Den “Digital-Guide” gibt es in elf Sprachen und einer extra Version für Kinder. | Bild: rbb/Chiara Kempers

Das Publikum fühlt sich sicher

Aber nicht nur Familien mit Kindern sind an diesem regnerischen Samstagnachmittag im Museum unterwegs. Während ich durch die Räume spaziere, immer den Laufrichtungsmarkierungen auf dem Boden folgend, spreche ich mit einem jungen Pärchen, das zum ersten Mal überhaupt im Naturkundemuseum ist. Auch sie freuen sich sehr, mal wieder etwas erleben zu können und fühlen sich durch die begrenzte Einlasszahl und Maskenpflicht sicher.

Ein Mann, Mitte 20 mit hochgekrempelter Hipster-Mütze, meint sogar: “Ich finde, man könnte überlegen, ob man das beibehält mit der Reservierung von Time-Slots, so ist der Besuch viel entspannter als früher!”

Das Schlangestehen vermisst er nicht.

Sendung: Radioeins, 15.03.2021, 11:10 Uhr

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Beitrag von Chiara Kempers

10 Kommentare

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  1. 10.

    Sie werden vielleicht nur für sie damit auskommen, weil weniger Gedränge und weniger Besucher, aber finanziell überleben wird das keiner!

  2. 8.

    Damit werden die Museen sicherlich ohne große Schwierigkeiten klar kommen. Ihre Abwesenheit wird nicht auffallen, dass kann ich Ihnen versprechen. Das Neue Museum war heute auch gut besucht!

  3. 7.

    ...wenn man kein Internet hat????
    1. Man sucht sich eine Telefonnummer aus dem amtlichen Fernsprechbuch raus.
    2. Man begibt sich zum nächsten Fernsprecher und wählt die vorher rausgesuchte Telefonnummer.
    3. Wenn sich jemand meldet dann spricht man sein Anliegen in die Fernsprecheinrichtung.
    4. Wie ein Wunder wird einem dort geholfen.

  4. 6.

    Ja, nicht sehr umsichtig - Menschen ohne Smartphone werden ganz sellbstverständlich ausgeschlossen.

    Auf der Website des NKM habe ich auf der Unterseite Barrierefreiheit (!) folgende Kontaktmöglichkeiten gefunden:

    Tel.: +49 (0)30 889140-8550
    E-Mail: besucherservice@mfn.berlin
    Bitte beachten Sie die Sprechzeiten.

    https://www.museumfuernaturkunde.berlin/de/museum/besucherinformationen/barrierefreiheit

    Von Treppenlift über kostenlose Rollstuhlausleihe und Audio-Guides bei Sehbehinderung ist an Alles gedacht worden - nur daß eben ein erheblicher Teil genau dieser Zielgruppe vor neuen "Barrieren" steht! Alles nur über Internet und Smartphone - aber keine telefonische Terminvergaben? Gilt das heutzutage schon als so exotisch, daß diese Kontaktmöglichkeit gar nicht mehr mitgedacht wird oder ist es einfach nur "billiger"?

  5. 5.

    Wie kommt man ins Museum, wenn man kein Internet hat, um buchen zu können???

  6. 4.

    Wer gesund ist, sollte nicht einer staatlichen Kleiderordnung oder Zwangs-Uniformierung unterworfen werden.
    Ich kenne meinen Körper am besten. Gesund ist, wer sich gesund fühlt und viel rausgeht an die frische Luft. So.

  7. 3.

    Stell dir vor es ist Maskenpflicht und keiner geht hin.

  8. 2.

    Tja, das der Test negativ ausfällt, bedeutet aber nur, dass bei Ihnen im Moment des Testens keine Coronaviren festgestellt wurden. Das kann kurze Zeit später schon wieder anders sein und Sie können Ihre Mitmenschen also nach wie vor (ungewollt) anstecken ...! Maske tragen = Rücksichtnahme.

  9. 1.

    Solange man trotz negativem Test mit Maske rumrennen muss werden die Museum ohne meinen Besuch (und den vieler anderer Tausend Bürger) auskommen müssen!

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