Fragen und Antworten - Wofür Geboosterte keine Corona-Tests mehr brauchen

Mi 15.12.21 | 16:57 Uhr
  34
Zugangsregeln in einem Restaurant in Freiburga m 6.12.2021. (Quelle: dpa/Antonio Pisacreta)
Bild: dpa/Antonio Pisacreta

Um noch mehr Anreize für eine Drittimpfung zu schaffen, ist bundesweit die Testpflicht für Dreifachgeimpfte abgeschafft worden. Doch diese Neuregelung könnte schon bald wieder kippen. Ein Überblick von Frank Preiss.

Dieser Beitrag gibt den Stand vom 15.12.2021 wieder und wird nicht mehr aktualisiert. Eine Übersicht zu unseren Corona-Themen gibt es hier.

Wo mussten sich Dreifachgeimpfte zuletzt noch testen lassen?

Bislang gilt in Berlin und Brandenburg 2G+ im Kultur- und Freizeitbereich, wobei das "Plus" auch für eine zusätzliche Maskenpflicht stehen kann (beispielsweise in Restaurants). Ob Veranstalter die "Plus"-Regelung als Maskenpflicht oder Testpflicht umsetzen, bleibt ihnen selbst überlassen.

Bei körpernahen Dienstleistungen wie beim Friseur mussten sich auch Dreifachgeimpfte bis jetzt zusätzlich testen lassen, wenn keine Maske getragen wurde. In Diskos und Tanzclubs gab es nur Einlass mit Test. Inzwischen wurden diese allerdings sowohl in Berlin als auch in Brandenburg geschlossen. In Berliner Clubs darf nur noch Gastronomie angeboten werden. Auch bei sexuellen Dienstleistungen gilt 2G+ – dort, wo auf den Mundschutz verzichtet wird, müssen bisher auch Dreifachgeimpfte negative Corona-Testergebnisse nachweisen.

Zudem gilt eine Testpflicht auch für "Geboosterte" beim Zugang zu medizinischen und pflegerischen Einrichtungen – und dabei wird es auch nach der Neuregelung bleiben.

Wie viele Menschen sind vom Wegfall der Testpflicht betroffen?

Bislang (Stand 15. Dezember) haben in Deutschland etwa 20,5 Millionen Menschen und damit knapp 25 Prozent der Bevölkerung eine Drittimpfung absolviert. Zum Jahresende sollen es 30 Millionen sein.

Was ist mit der 2G+-Testpflicht für Genesene?

Ob auch Genesene, deren Infektion höchstens sechs Monate und mindestens 28 Tage zurückliegt, sowie weitere Personengruppen von 2G+-Testpflichten befreit werden, soll der neue Expertenrat der Bundesregierung zur Corona-Pandemie gegen Ende dieser oder Anfang nächster Woche entscheiden, kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an. Zusätzlich soll die Ständige Impfkommission dazu eine Stellungnahme abgeben, heißt es im entsprechenden Beschluss der jüngsten Gesundheitsministerkonferenz [gmkonline.de].

Wie lange soll diese Befreiung von Corona-Tests gelten?

Spätestens nach zwei Monaten wollen die Gesundheitsminister der Länder gemeinsam mit dem Bundesgesundheitsminister den Beschluss neu bewerten. Es kann aber auch gut sein, dass diese Regelung schon früher, bereits im Januar, wieder aufgehoben wird. Grund: Die Omikron-Variante breitet sich in Europa immer rasanter aus.

Während sich die Zahl ihrer bestätigten Fälle in Deutschland noch in Grenzen hält, nimmt diese neuartige Variante in Ländern wie Großbritannien und Dänemark rapide zu und wird dort wohl schon zum Jahreswechsel die dominante Coronavirus-Variante sein, erwarten Wissenschaftler.

Nach bisherigen Erkenntnissen schützt eine Dreifachimpfung auch sehr gut gegen schwere Verläufe dieser Variante. Impfdurchbrüche könnten aber auch bei Geboosterten durch Omikron häufiger vorkommen als bei der derzeit dominanten Delta-Variante. Auch mit diesen Fragen wird sich das neue Expertengremium der Bundesregierung noch vor Weihnachten beschäftigen, kündigte Gesundheitsminister Lauterbach an.

Wie lange muss die Booster-Impfung zurückliegen, um auf die Testpflicht verzichten zu können?

15 Tage muss die Booster-Impfung zurückliegen, dann greift die Befreiung von der Testpflicht.

Was spricht für den Verzicht auf die Testpflicht?

"Der Verzicht auf die Testung von Geboosterten macht epidemiologisch Sinn", sagt Lauterbach. Mit einer Auffrischimpfung habe man nur noch ein geringes Risiko, sich zu infizieren - und ein noch geringeres, dass man für andere ansteckend sei. "Somit ist das ein hohes Sicherheitsniveau." Die Erleichterungen setzten auch das Signal: "Der dreifache Schutz ist der vollständige Schutz", sagte Lauterbach.

Die Auffrischungsimpfung erhöhe den Impfschutz enorm, teilte die auch rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) mit. In ihrem Land gilt bereits seit vergangenem Wochenende der Verzicht auf Tests bei Dreifachgeimpften.

Auch Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands, sagte: "Es ist schon zu vertreten, dass man hier sagt: Da muss jetzt nicht generell ein Test gemacht werden." Die Ansteckungswahrscheinlichkeit und die Viruslast sei bei Geboosterten außerordentlich niedrig.

Hintergrund der Neuregelung ist, dass weitere Anreize für Booster-Impfungen gesetzt werden sollen. Außerdem sollen die Labore in Deutschland entlastet werden, denn die Testkapazitäten sind mancherorts erschöpft.

Was spricht gegen den Verzicht?

Kritiker verweisen auf das nach wie vor nicht abschätzbare Risiko durch die Omikron-Variante, die sich inzwischen auch immer schneller in Europa ausbreitet. "Es ist verfrüht, Menschen mit Booster-Impfung von der Testpflicht zu befreien", sagte etwa die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (BVÖGD), Ute Teichert, der Funke-Mediengruppe.

Sie verwies darauf, dass die neue Coronavirus- Variante Omikron auf dem Vormarsch sei und man noch nicht genau wisse, wie gut die Booster-Impfungen dagegen wirkten. "Solange wir nicht genügend Daten haben, um dies sicher sagen zu können, sollten wir keine voreiligen Schritte gehen" und "bewährte Instrumente wie die Schnelltests aus der Hand geben", sagte Teichert.

Auch die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek spricht angesichts der aktuellen Lage und der Gefahr durch Omikron von einer "irrsinnigen Idee", die Testpflicht für Geboosterte abzuschaffen, wie sie auf Twitter mitteilte.

Auch Martin Stürmer, Virologe in Frankfurt am Main, ist gegen den Wegfall der Testpflicht für Dreifachgeimpfte und forderte vielmehr, "eher präventiv zu argumentieren - entsprechend die Kontakte zu reduzieren, keine Lockerungen für Geboosterte durchführen und die Testkapazitäten ausnutzen, um möglichst viel zu erfahren", wie er im ZDF sagte.

Sendung: Abendschau, 15.12.2021, 19:30 Uhr

Was Sie jetzt wissen müssen

34 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 34.

    "Deshalb wird kluge Politik nichts anderes machen als die Fallzahlen gegen Null senken" Aber das tun wir nicht als Strategie, ganz Europa tut das nicht. Diese Null-Fall-Strategie wurde von Anfang an als unmöglich kategorisch ausgeschlossen für D und Europa. Hier wurde alle auf die eine Karte "Impfung" gesetzt und ansonsten nur soweit zeitliche strecken, daß der Ansturm nicht größer wird, als die Krankenhäuser bewältigen können und die Todeszahlen wegen nicht mehr ausreichenden Behandlungsplätzen zusätzlich höher werden.

  2. 33.

    Ich habe Heute beim Berliner Senat nachgefragt, wie es denn mit der Testfreiheit für Geboosterte ist und bekam die Antwort, dass der Senat in der nächsten Woche darüber beraten wird. Man war auch überrascht, dass es schon Bundesländer gibt, wo dies so durchgeführt wird. Was ist denn nun schon gültig, in Berlin?
    lg difi

  3. 32.

    Gericht kippt 2G-Regel bei körpernahen Dienstleistungen in Niedersachsen"

    das Infektionsrisiko bei der Inanspruchnahme körpernaher Dienstleistungen sei regelmäßig auf nur wenige gleichzeitig anwesende Personen beschränkt und könne durch Basisschutzmaßnahmen (bspw. FFP-2-Maske, Testnachweis und Kontaktdatenerfassung) deutlich reduziert werden. Der vollständige Ausschluss Ungeimpfter von allen körpernahen Dienstleistungen berücksichtige grundlegende Bedürfnisse nach einzelnen dieser Dienstleistungen gar nicht, jedenfalls aber mit der allein vorgesehenen Ausnahme für "medizinisch notwendige körpernahe Dienstleistungen" nicht ausreichend. Der Zugang zu körpernahen Dienstleistungen, die körperpflegerische Grundbedarfe befriedigten (bspw. Friseur und Fußpflege), dürfe derzeit auch für Ungeimpfte nicht vollständig verschlossen werden.

    Wäre für Berlin auch klasse. Wir sind höchstens zu viert im Laden und Immer freiwillig mit FFP2 Masken

  4. 31.

    "Gericht kippt 2G-Regel im Einzelhandel in Niedersachsen" wunderbar. FFP2 Masken und die begrenzen der Flächen stellt das mildere Mittel dar. Der Einzelhandel ist nicht dazu da politische Ziele durchzusetzen. Wenn sich mit FFP2 Masken und Abstände Infektionen verhindern lassen, gibt es auch keinen Grund mehr ungeimpfte auszuschließen.

    @RBB was sagt die Verbände zu diesen Urteil ? Klagen diese auch ???

  5. 30.

    Nein, beim Sport gilt auch die 2G+ - Regel. Da dort keine Maske getragen werden kann ist dort (bis gestern) ein zusätzlicher Test nötig.

  6. 29.

    Gilt der Wegfall der Testpflicht bei 2G+ für Geboosterte ab sofort (also 15.12.)?

  7. 28.

    „ Man darf ohne Tests in Clubs, die ohnehin geschlossen (bzw. nur noch "Trinkbude") sind?
    Wie oft geht man zum Friseur, und muss das wirklich ohne Maske sein?
    Wie viele nutzen überhaupt sexuelle Dienstleistungen? Und wie ernst nimmt man dabei Hygieneregeln? “
    Genau das dachte ich mir auch beim Lesen des 1. Abschnitts des Artikels. Im Alltag in Berlin fällt die Testpflicht für Geboosterte eigentlich nur bei den sexuellen Dienstleistungen weg.
    Wenn Politiker dann sagen, sie würden das machen, um Anreize fürs Boostern zu schaffen, ergibt sich ein schräges Bild, oder?
    Lieber Berliner SENAT: Also ich persönliche lasse mich Boostern, damit ich nicht schwer erkranke. Der Anreiz, dass ich dann bei sexuellen DL nicht noch 15min auf ein Testergebnis warten muss, der zieht bei mir nun mal nicht.

  8. 27.

    Normatives Denken ist naturgemäß individuell, kulturell und epochal geprägt. Was ist normal? Und wann war es normal? Fast alle gesellschaftlichen Regeln und Konventionen - das sind im Übrigen ja im besten Fall die Grundlagen unserer Gesetze - könnten hier und da individuell als unangenehm wahrgenommen werden. Umgekehrt dienen Regeln eben oft dem Gemeinwohl. Was haben wir über asiatische Länder milde gelächelt, wo die Menschen, wenn sie sich erkältet fühlen, freiwillig Masken aufsetzen? Ist das retrospektiv vielleicht auch über die Pandemie hinaus nicht falsch? Könnten wir der Idee - im Supermarkt oder auch woanders - dem Anderen mehr Platz einzuräumen vielleicht auch ohne Verpflichtung und Pandemie etwas abgewinnen, weil es uns buchstäblich freier fühlen lässt und nicht so räumlich eingezwängt? Normen können, sollen und manchmal müssen sie sich ändern...

  9. 25.

    Tina, leider glaube ich Geimpfte auch nichts gutes mehr von den Beratern der Politik und auch bon den Politikern selber.
    Diese Pandemie wird in Deutschland ausgebaut und jeden Tag hervorgehoben.
    Mit viel Glück haben wir wenigstens in der Weihnachtszeit Ruhe, da die Politiker ihren Urlaub wollen....
    Natürlich werden wir im Januar etliche Nachmeldungen haben, da in Deutschland keiner arbeiten wird, der Daten erfasst. Ungeheuerlich in eine Pandemie

  10. 24.

    Friseur ohne Maske, das gibt es in meinem Laden nicht.

    Leider sieht man das immer wieder in den Barber Shops

  11. 23.

    Ich kann in keinem der aktuellen Gesetze oder Verordnungen etwas hierzu finden. Im verlinkten Beschluss der GMK heißt es lediglich: „Bund und Länder sind sich einig, dass Personen mit erhaltener Auffrischimpfung ab deren vollständiger Wirksamkeit von der Testpflicht im Rahmen der 2G-Plus-Regelung zu befreien sind.“

    Laut RBB wurde die Testpflicht bereits abgeschafft. Gibt es eine Quelle hierzu? In welchem Gesetz/Verordnung steht das?

  12. 22.

    ... den Weg in die Endemie als "gut" zu bezeichnen kann ich nicht teilen.

    Wir wissen ja wie man es macht und wir haben das Handwerkzeug dazu aus der Pandemie rauszukommen und die staatliche Ordnung wieder herzustellen, wo die G.-ämter dafür zuständig sind Ausbrüche auszutreten(stamp out).
    Natürlich müssen dazu die Gesundheitsämter massiv personell aufgestockt werden.

    Wenn wir endemisch würden, dann hätten wir immer wieder die Chance dass plötzlich neue Varianten zu Lockdowns ohne Impfstoffe führen. Wenn sich Omikron so weiter ausbreitet werden wir wohl erst nach der Welle gegen Omikron impfen können. Impfstoffanpassung dauert ja seine Zeit.

    Und so könnte sich das alle paar Jahre wiederholen.

    Deshalb wird kluge Politik nichts anderes machen als die Fallzahlen gegen Null senken, so dass wir lediglich noch Masken tragen müssen, aber ansonsten kaum betroffen sein werden von den gelegentlichen Ausbrüchen die die Gesundheitsbeamten dann schnell vollständig austreten.

  13. 21.

    "Wo ist das angenehm im Supermarkt lauter vermummte Menschen um sich herum zu haben?"
    Die Wahrscheinlichkeit ist gegeben, das sie dies ggf. vermissen werden. "Also mit Maske sah .." .. nee, lass' ich lieber.

  14. 20.

    "Es gibt immer Licht am Ende des Tunnels ..."
    Für die ungeimpften ist das aber hoffentlich nicht der entgegenkommende Zug. Das wünsche ich niemanden. Meinen Lieblingssportkumpel hat es bei der ersten Welle erwischt. Hat lange gedauert bis der sich von "Stäbchenatmung" (sein Humor) erholt hatte.

  15. 19.

    Sollte es sich tatsächlich bewahrheiten, dass Omikron, obwohl ansteckender, nicht massenhaft zu schweren Verläufen - selbst bei Ungeimpften - führt, wären wir auf einem guten und natürlichen Weg in die Endemie.
    Schauen wir mal, was das neue 19köpfige Expertengremium so zustande bringen wird.
    Es gibt immer Licht am Ende des Tunnels ...

  16. 18.

    Woher wissen sie ,das die Boosterimpfung nur 3 Monate gegen Omikron schützt ,können Sie das belegen ,oder kann der RBB da was zu sagen
    Omikron ist doch erst seit 3 Wochen bekannt ,

  17. 17.

    Maske tragen ist nicht normal. Auch wenn wenn sich manche das einreden. Außerdem ist es unangenehm. Finde ich. Daher habe ich auch meine Umweltkarte storniert und fahre nur noch Auto. Es kann ja nicht immer Pandemie sein. Wo ist das angenehm im Supermarkt lauter vermummte Menschen um sich herum zu haben?

  18. 16.

    Die Boosterimpfung schützt maximal 3 Monate vor dem Omrikon. Danach entweder die nächste Spritze oder eine Infektion durchmachen.

  19. 15.

    Ihr Informationsstand hinkt evtl. ein wenig.
    Vor einem Jahr hatten wir die Alpha-Variante ohne Impfung.
    Inzwischen überwiegt Delta - ansteckender - trotz Impfung ansteckend - jedoch milden Verlauf
    Nun kommt Omikron - noch ansteckender - siehe UK - Booster notwendig für milden Verlauf

    Und Sie möchten jetzt ernsthaft auf Testen, zum Unterbrechen der Infektionsketten, und auf die Masken verzichten?
    Es kommt wahrscheinlich noch dicker ... evtl. freuen Sie sich dann mit Maske einkaufen gehen zu können - wer weiß es?!
    https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-coronavirus-mittwoch-269.html

Nächster Artikel