Bis Ende Februar - Berlin setzt Präsenzpflicht an Schulen aus

Es gilt bereits ab Dienstag: Die Senatsbildungsverwaltung setzt die Präsenzpflicht an Berliner Schulen bis Ende Februar aus. Sie reagiere damit auf die Infektionszahlen und die Entscheidung der Amtsärzte, dass Schüler nicht mehr in Quarantäne müssen.
Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen wegen der Omikron-Variante wird die Präsenzpflicht an Berliner Schulen vorläufig ausgesetzt.
Von Dienstag an können Eltern selbst entscheiden, ob ihr Kind die Schule besucht oder zu Hause an Aufgaben und Projekten arbeitet und lernt, wie Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) am Montag mitteilte. Das gelte zunächst bis Ende Februar.
In den ersten beiden Wochen nach den Winterferien soll außerdem an fünf Tagen pro Woche getestet werden.
Bildungsverwaltung: Präsenzunterricht bleibt Regelform
Der Präsenzunterricht bleibe die "Regelform", hieß es in einer Mitteilung der Bildungsverwaltung ergänzend. "Schulen werden allen Schülerinnen und Schülern soweit möglich Lernangebote unterbreiten. Sollten sich Eltern gegen die Präsenz ihres Kindes in der Schule entscheiden, muss das der Schule unmittelbar formlos schriftlich mitgeteilt werden."
Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse wies darauf hin, dass sich die Lage in den Schulen verändert habe, nachdem die Berliner Amtsärzte angekündigt hatten, künftig keine Quarantäne mehr für Schülerinnen und Schüler auszusprechen, die Kontaktpersonen von Corona-Infizierten sind.
Reinickendorfer Amtsarzt überrascht
Der Amtsarzt von Berlin-Reinickendorf, Patrick Larscheid, hat überrascht auf die Ankündigung von Bildungssenatorin reagiert, die Präsenzpflicht an den Schulen wegen der neuen Quarantäne-Regeln auszusetzen. Im Inforadio vom rbb sagte Larscheid am Montag, das sei keine einsame Entscheidung der Gesundheitsämter gewesen. Man habe in der letzten Woche miteinander zu tun gehabt, noch am Freitag habe die Senatorin das auch gutgeheißen.
"Wir berufen uns ja ausdrücklich auf das Papier des Robert-Koch-Institutes von Mitte Januar, was genau diese Entscheidung in dieser Phase der Pandemie inhaltlich rechtfertigt", so Larscheid. "Wir hatten jetzt natürlich nicht mit auf der Rechnung, dass das Ganze so interpretiert wird, als wenn etwas furchtbar Gefährliches passieren würde durch diese Entscheidung. Also insofern - die Überraschung könnte kaum größer sein."
GEW kritisiert kurzfristige Entscheidung
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Berlin kritisierte die kurzfristige Entscheidung. Für die Schulen sei das eine äußerst herausfordernde Situation, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft, Tom Erdmann, dem rbb. In der Kürze der Zeit sei es nicht zu stemmen, dass alle Schülerinnen und Schüler, die zu Hause bleiben, Bildungsangebote bekommen. Wenn Einschränkungen nötig seien, wäre er für einen Wechselunterricht.
Karina Jehniche vom Interessenverband Berliner Schulleitungen sei dafür, die Präsenzpflicht nur möglichst kurz auszusetzen. Denn gerade an Brennpunktschulen würde bei Schülerinnen und Schülern, die zu Hause lernen, Lernstoff verloren gehen.
Aus Sicht der CDU hat Bildungssenatorin Busse mit der Aufhebung der Präsenzpflicht viel zu spät auf die Kritik der Eltern reagiert. Der Senat bemühe sich in großer Hektik um Schadensbegrenzung.
Sendung: Inforadio, 24.01.2022, 15:45 Uhr