Bis Ende Februar - Berlin setzt Präsenzpflicht an Schulen aus

Mo 24.01.22 | 17:51 Uhr
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Mehrere Kinder und Eltern laufen zur Berliner Grunewald-Grundschule (Bild: imago images/Stefan Zeitz)
Audio: Inforadio | 24.01.2022 | Christoph Reinhardt | Bild: imago images/Stefan Zeitz

Es gilt bereits ab Dienstag: Die Senatsbildungsverwaltung setzt die Präsenzpflicht an Berliner Schulen bis Ende Februar aus. Sie reagiere damit auf die Infektionszahlen und die Entscheidung der Amtsärzte, dass Schüler nicht mehr in Quarantäne müssen.

Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen wegen der Omikron-Variante wird die Präsenzpflicht an Berliner Schulen vorläufig ausgesetzt.

Von Dienstag an können Eltern selbst entscheiden, ob ihr Kind die Schule besucht oder zu Hause an Aufgaben und Projekten arbeitet und lernt, wie Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) am Montag mitteilte. Das gelte zunächst bis Ende Februar.

In den ersten beiden Wochen nach den Winterferien soll außerdem an fünf Tagen pro Woche getestet werden.

Bildungsverwaltung: Präsenzunterricht bleibt Regelform

Der Präsenzunterricht bleibe die "Regelform", hieß es in einer Mitteilung der Bildungsverwaltung ergänzend. "Schulen werden allen Schülerinnen und Schülern soweit möglich Lernangebote unterbreiten. Sollten sich Eltern gegen die Präsenz ihres Kindes in der Schule entscheiden, muss das der Schule unmittelbar formlos schriftlich mitgeteilt werden."

Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse wies darauf hin, dass sich die Lage in den Schulen verändert habe, nachdem die Berliner Amtsärzte angekündigt hatten, künftig keine Quarantäne mehr für Schülerinnen und Schüler auszusprechen, die Kontaktpersonen von Corona-Infizierten sind.

Reinickendorfer Amtsarzt überrascht

Der Amtsarzt von Berlin-Reinickendorf, Patrick Larscheid, hat überrascht auf die Ankündigung von Bildungssenatorin reagiert, die Präsenzpflicht an den Schulen wegen der neuen Quarantäne-Regeln auszusetzen. Im Inforadio vom rbb sagte Larscheid am Montag, das sei keine einsame Entscheidung der Gesundheitsämter gewesen. Man habe in der letzten Woche miteinander zu tun gehabt, noch am Freitag habe die Senatorin das auch gutgeheißen.

"Wir berufen uns ja ausdrücklich auf das Papier des Robert-Koch-Institutes von Mitte Januar, was genau diese Entscheidung in dieser Phase der Pandemie inhaltlich rechtfertigt", so Larscheid. "Wir hatten jetzt natürlich nicht mit auf der Rechnung, dass das Ganze so interpretiert wird, als wenn etwas furchtbar Gefährliches passieren würde durch diese Entscheidung. Also insofern - die Überraschung könnte kaum größer sein."

GEW kritisiert kurzfristige Entscheidung

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Berlin kritisierte die kurzfristige Entscheidung. Für die Schulen sei das eine äußerst herausfordernde Situation, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft, Tom Erdmann, dem rbb. In der Kürze der Zeit sei es nicht zu stemmen, dass alle Schülerinnen und Schüler, die zu Hause bleiben, Bildungsangebote bekommen. Wenn Einschränkungen nötig seien, wäre er für einen Wechselunterricht.

Karina Jehniche vom Interessenverband Berliner Schulleitungen sei dafür, die Präsenzpflicht nur möglichst kurz auszusetzen. Denn gerade an Brennpunktschulen würde bei Schülerinnen und Schülern, die zu Hause lernen, Lernstoff verloren gehen.

Aus Sicht der CDU hat Bildungssenatorin Busse mit der Aufhebung der Präsenzpflicht viel zu spät auf die Kritik der Eltern reagiert. Der Senat bemühe sich in großer Hektik um Schadensbegrenzung.

Sendung: Inforadio, 24.01.2022, 15:45 Uhr

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71 Kommentare

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  1. 71.

    Liebe Funny,dein Beitrag vom Mo. möchte ich nur entgegensetzen,dass die deiner Meinung nach „vorgezogenen“ Ferien für uns Lehrer so aussehen: Beschulung der verbleibenden Kinder und der per Video zugeschalteten Kinder zu Hause,Material zusammenstellen für die Kinder zu Hause, nachmittags Email zur Erläuterung des Lernstoffes schreiben,Telefonate mit Eltern zur Unterstützung führen,zugesendete Arbeitsergebnisse kontrollieren und nicht zuletzt Zeugnisse vorbereiten.Das sind meine „vorgezogenen“F.

  2. 70.

    Sorry, kann ich es aber kaum glauben.
    Hausbesucher in Pandemiezeiten?
    Die Lehrer/Erzieher sollen m.E. regelmäßige Kontakte zu den Schülern pflegen und den Schülern auch alle Möglichkeiten geben, mit der Schule, Sozialstationen usw. in Kontakt zu treten ggf. "Hilfe" zu bekommen.

  3. 69.

    Noch schlimmer: Vorhin auf inforadio: Lehrer müssen auch Hausbesuche machen um zu kontrollieren ob die Aufgaben etc. von den Kindern gemacht werden. Lehrer werden auch mit Gegebenheiten konfrontiert werden, die wir hier nicht deutlicher erörtern wollen. Mit den übrigen Kindern läuft ja der Präsenzunterricht weiter. Erkennt man die Mehrbelastung ?

  4. 68.

    Hoffentlich können viele Kinder weiterhin zur Schule, damit nicht noch mehr Lernlücken entstehen. Das kurzfristige Hin und Her ist wirklich nervig!

  5. 66.

    mit dem aussetzung von Präsenzpflicht hat die Regierung alles auf die Schultern von Eltern geschoben nur keine Verantwortung tragen. wil die wissen nicht weiter am besten so handeln.
    Ich finde das Richtig schlimm.
    bei uns in der Schule würde Mitgeteilt das die kinder Trotz weiter an untericht teilnehemn mussen nur aus wichtige grund dürfen zuhause Untericht bekommen.
    mann kann schwer sich aussuchen um nicht von der Schule arger zu bekommen.
    es muss klare linien geben für Eltern und nicht Sie könne aber nicht mussen.
    Die Eltern sind unsicher damit

  6. 65.

    Heute schon die Zahlen gesehen ? Damit überholt sich Ihr Kommentar.

  7. 64.

    Genau so sieh es aus! Und es ist für alle Beteiligten die schlechteste Lösung: denn unter den Lehrern, die sich nicht zweiteilen können, obwohl sie sollen, leiden auch die Schüler, denen die Lehrer in der Schule sagten ‚schau zusätzlich auf Teams nach, da hab ich dies und das für die Daheimgebliebenen eingestellt‘. Für ALLE ist jetzt gefühlt wieder 24h am Tag Schule, weil in Präsenz und digital irgendwie alle Ber alles und nichts informiert werden sollen und müssen. Alle sind gestresst - Lehrer, Schüler und Eltern - und hinterher wundert sich die Politik über hohe burn-out Zahlen. Also entweder Schule mit Präsenzpflicht oder Schule komplett dicht. Aber nicht von heute auf morgen über die Presse dieses nichts halbes nichts ganzes!

  8. 63.

    Wenn man manche so reden hört, dann denkt man sie hätten das nach 2 Jahren immer noch nicht kapiert und sie seien bei wünsch dir was. Virus durch Kontakt, Schule Kontakt, Kita Kontakt... Alle reden sich ein ICH bin ja kein Infektionsherd. Ob Kultur, Kitas, Schulen, Party, Gastro, ÖPNV.. NEIN natürlich niemand, man steckt sich beim Wecker klingeln an. Dann kommen die Schlaumeier und sagen, man steckt sich privat an. Ja klar, Zuhause plopp, ist das Virus in der Küche. Hat seit 1960 in der Besteckschublade gewartet bis 2022. Die Leute stecken sich an, wenn sie rausgehen und andere treffen, bei denen sie sich anstecken und dann zum nächsten weiter schleppen, den sie selber treffen.

  9. 61.

    Boahhhh! Was für Horror-Szenarien bauen Sie denn auf?
    Die Schulen bleiben doch offen und wenn die Eltern es entscheiden können, bedarf es nur Absprachen untereinander: wer seine Kinder selbst betreuen und beschulen kann sollte sie zu Hause behalten zugunsten der Eltern, die das nicht leisten können. Es ist vorübergehend und diese Spätfolgen hiervon sind sicher nicht so schlimm, wie die von einer Erkrankung.

  10. 60.

    "Eine entsetzliche Dummheit" - so nennen die Berliner Amtsärzte die Aufhebung der Präsenzpflicht.
    Dem ist nichts hinzuzufügen.

  11. 59.

    Und dann kommt dieser Beschluss auch noch ausgerechnet an dem Tag, an dem die Siebentageinzidenz in Berlin zum ersten Mal wieder leicht sinkt - oder gut, sagen wir, stagniert.....

  12. 58.

    Und selbst wenn alle Eltern einer Klasse im Homeoffice wären - das hätte, glaube ich, trotzdem was mit Arbeit zu tun... :-)))
    Jedenfalls nicht mit Kinder beschulen und zu Mittag beköstigen und was sonst noch so anfällt, wenn das Kind zuhause bleibt...

  13. 57.

    Ich arbeite an einer Grundschule als Erzieherin. Ob Präsenzpflicht oder nicht...momentan ist eh nur die Hälfte der Schüler/innen da, weil der Rest positiv ist oder in Quarantäne sein muss aufgrund von positiv getesteten Familienmitglieder. Beim Personal wird es auch langsam knapp, da man sich trotz Boosterung ansteckt. Die Kleinen tragen eben nicht zuverlässig Maske und Abstand kann man auch nicht halten. Aufgrund der Personalknappheit kann man zu dem dann auch nicht in Clustern arbeiten...dann essen eben alle zusammen ohne Maske Mittag. Das Problem liegt nicht nur an Corona, das ist nur die Spitze des Eisbergs. Das Schulsystem und der Personalschlüssel wurden über Jahre einfach herunter gerockt und das fällt einem jetzt auf die Füße. Von der "Digitalisierung" mal ganz zu schweigen...

  14. 56.

    Da ist nichts sichergestellt - wie auch?
    Die Lehrer müssen ja trotzdem erst einmal in der Klasse unterrichten, und nachmittags sollen sie sich noch einen vollwertigen Unterricht für die zuhausegebliebenen Kinder überlegen...

  15. 54.

    Sehr schön, dass die empfundene staatlich verordnete Durchseuchung der Berliner Schulkinder, durch die Hintertür der Präsenspflicht, ein Ende hat.

  16. 53.

    Die Maßnahme die Präsentplicht auszusetzen (für 5 Wochen) ist ein Skandal. In den Familien werden heftige Diskussionen und stattfinden , so unter dem Motto heute komm ich, morgen bleibe ich zu Hause und die Eltern haben dann den Stress mit der Betreuung.
    Nur am Rande , in wenigen Tagen beginnen ja auch die Skiferien und dann kann man ja schon mal Vorsorgen für eventuelle Qarantäneaufenthalte.

  17. 52.

    "Es ist temporär und ca 50% der Eltern können es dank homeoffice umsetzen." Ich glaube, das ist nicht repräsentativ Ihre Schule, wo die Hälfte der Eltern im homeoffice arbeiten kann - vielleicht einige Eliteschulen, wenn nahezu alle Eltern Akademiker sind oder irgendwo im Vorstand sitzen.

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