Ergebnisse von Abwasserproben - Omikron-Subtyp BA.2 ist in Berlin auf dem Vormarsch

Proben aus dem Berliner Abwasser haben bereits Mitte Januar belegt, dass die hochansteckende Omikron-Variante auch hier angekommen ist. Jetzt zeigt sich: Auch die Sub-Variante BA.2 breitet sich zunehmend aus.
Die Auswertung von Berliner Abwasserproben zeigt: Die neue ansteckendere Corona-Variante breitet sich in der Hauptstadt aus. Die Forscher am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) konnten in Kooperation mit den Berliner Wasserbetrieben zeigen, dass der Anteil am 19. Januar bereits ungefähr 12 Prozent ausmachte. Noch Anfang Januar sei die Variante kaum sichtbar gewesen, am 13. Januar machte sie bereits rund 6 Prozent der Fälle aus.
"Es ist möglich, dass BA.2 die derzeitige Omikron-Welle etwas verlängert", sagte der MDC-Molekularbiologe Dr. Emanuel Wyler dem rbb. Nach bisherigem Kenntnistand sollen die Infektionen jedoch nicht schwerer verlaufen. Auch beim Impfschutz unterscheidet sich BA.2 wohl nicht wesentlich vom anderen Omikron-Subtyp BA.1.
Virologe Stöhr sieht keine große Gefahr durch BA.2
Auch der Virologe Klaus Stöhr sieht in der höheren Übertragungsrate bei der Omikron-Untervariante BA.2 keine große Gefahr. Das sei eigentlich sogar eine positive Entwicklung, denn um so schneller seien alle Menschen immun, sagte Stöhr am Freitag der rbb-Abendschau.
Die bisherigen Studien aus Dänemark und England würden nahelegen, dass BA.2 keine höhere Krankheitsrate verursache, sich aber schneller ausbreite. "Letztendlich wird sich jeder mit einem Coronavirus anstecken. Wann das passiert, heute oder in der nächsten Woche oder in einem Monat, spielt bei der Krankheitslast gar keine Rolle mehr, nur bei der Wellenspitze und wie lange jetzt diese Omikron-Welle dauert."
Momentan gingen die Krankenhausgesellschaften davon aus, dass keine Überlastung des Gesundheitssystems auftrete. Man werde auch mit dem neuen Subtyp gut umgehen können, so Stöhr.
RKI schätzt bundesweiten Anteil auf acht Prozent
Durch die Analyse des Berliner Abwassers können zum Teil schneller, aber vor allem kostengünstiger und einfacher Aussagen über die Verbreitung von Coronavirus-Varianten getroffen werden, als über die bekannte Sequenzierung der Proben aus dem Hals-Rachenraum. Denn bei der Auswertung von Abstrichen müssen repräsentativ positive Proben ausgewählt und sequenziert werden.
Im aktuellen Wochenbericht des Robert-Koch-Institutes heißt es, in Deutschland sei der Anteil von BA.2 nach wie vor gering (8,1 Prozent in KW04/2022). Bisher finden Untersuchungen des Abwassers auf Corona-Viren deutschlandweit nur an 20 Pilotstandorten statt.
Labordaten bestätigen Ausbreitung von BA.2
Zahlen der Berliner Gesundheitsverwaltung bestätigen den Trend, der aus den Abwasserproben hervorgeht. Wie aus wöchentlichen Labormeldungen hervorgeht, gehörten Anfang Januar lediglich 1,6 Prozent aller sequenzierten Omikronproben zur Sublinie BA.2. In der fünften Kalenderwoche (31. Januar bis 6. Februar) lag dieser Anteil bereits bei 29,2 Prozent, wie die Gesundheitsverwaltung auf rbb-Anfrage mitteilte.
"Der Anteil von BA.2 scheint zuzunehmen, wobei hier lediglich ein Teil der sequenzierten Proben einfließt, da verschiedene Labore die Sequenzierung in Partnerlaboren außerhalb Berlins durchführen lassen und diese Daten dann nur auf Bundesebene zusammengeführt werden", hieß es von der Behördensprecherin.
Sendung: Inforadio, 11.02.2022, 01:02 Uhr