Selbsttesten vs. Testzentrum - Wo braucht man noch einen offiziellen Corona-Nachweis?

Nach einem positiven Selbsttest zu Hause können sich Betroffene theoretisch einfach in Quarantäne begeben - und Nachweis Nachweis sein lassen. Eine offizielle Bescheinigung über die Infektion bietet aber manchmal noch Vorteile. Von Anna Bordel
"Mir ist das zu riskant und zu aufwändig, jetzt zum PCR-Test zu laufen, nur damit ich in der Corona-Statistik auftauchte", twitterte der Autor Peter Wittkamp am 26. März. So wie er sehen das wohl mittlerweile viele an Corona Erkrankte: Sie machen zu Hause einen Schnelltest, der positiv ausfällt, warnen, so weit möglich, alle vorangegangenen Kontakte - und bleiben dann einfach nur zu Hause, bis die Isolationstage vorbei sind.
Lauterbach: Dunkelziffer mehr als doppelt so hoch
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sprach bei der letzten Bundespressekonferenz von einer sehr hohen Dunkelziffer an Erkrankten: "Wir haben im Moment um die 300.000 Neuinfektionen pro Tag. Die Dunkelziffer ist nicht bekannt. Es ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl der Neuinfektion mehr als doppelt so hoch ist".
Und auch unter Wittkamps Tweet schreiben viele weitere Menschen, dass sie nach einem positiven Selbsttest zu Hause auf den Weg ins Testzentrum verzichtet hätten. "Der Genesenen-Status ist uns Dreifach-Geimpften egal", twitterte Wittkamp weiter.
Doch ist das für alle so? Hat eine offizielle Bestätigung über Corona-Infektion und -Genesung gar keine Relevanz mehr? Was ist, wenn jemand beispielsweise mit längerfristigen Folgen zu kämpfen hat?
Kassen übernehmen Behandlung auch ohne Nachweis
Bei der medizinischen Behandlung ist ein Nachweis tatsächlich nicht relevant. Wenn jemand an Spätfolgen einer Corona-Infektion, also Long-Covid, leidet, würden die Krankenkassen auch dann die Behandlungskosten übernehmen, wenn kein Genesenenstatus vorliegt, teilte eine Sprecherin der Landesvertretung Berlin/Brandenburg der Techniker-Krankenkasse mit.
Sollte ein Reha-Maßnahme zur Erholung von Long-Covid notwendig sein, würden auch diese Kosten wie gewöhnlich von der Deutschen Rentenversicherung übernommen. Der Genesenen-Nachweis sei dafür nicht relevant, so Denis McGee, Pressesprecher der Deutschen Rentenversicherung Berlin-Brandenburg, sondern allein der Befundbericht eines Arztes.
Bedenken sollten allerdings Arbeitnehmer, dass sie nur dann Zuhause bleiben können, wenn ihr Kind erkrankt ist, wenn dieses auch über einen offiziellen Nachweis seiner Erkrankung verfügt.
Wie wirkt sich eine Genesung auf eine Impfung aus?
In Sachen Impfung kann ein Nachweis über eine Infektion dagegen wichtig sein. Zwar fallen jetzt die meisten Corona-Maßnahmen in Berlin und Brandenburg weg - und Nachweise über Impf- oder Genesenenstatus werden im öffentlichen Leben weniger relevant. Aber für bestimmte Berufsgruppen besteht beispielsweise eine Impfpflicht. Eine bestätigte Covid-Erkrankung wird jedoch als eine Art Impfung gerechnet und würde in einen folgenden Impf-Ablauf miteinbezogen [rki.de]. Der Genesenenstatus gilt bundesweit momentan für drei Monate.
Wie relevant ist der offizielle Test für die Statistik?
Ein offizieller Nachweis kann zudem helfen, die Statistiken auf Stand zu halten, allerdings laut Robert-Koch-Institut nur, wenn ein PCR-Test gemacht wird und der steht nicht mehr jedem zur Verfügung. Da zeitweise die Laborkapazitäten knapp wurden, war der PCR-Test nur noch für bestimmte Berufsgruppen, Risikopatienten und auch Infizierte vorbehalten, die sich die Erkrankung möglicherweise bei der Arbeit zugezogen haben.
In der Realität dürfte die Vergabe der PCR-Tests variieren. Manchen Testzentren soll an manchen Tagen beispielsweise ein Foto eines positiven Schnelltests genügen, um einen PCR-Test durchzuführen. Andere sollen per se zunächst einen Schnelltest durchführen, bevor es überhaupt zu einem PCR-Test kommt.
"Ein strikter Anspruch auf eine PCR-Testung besteht nicht, da in vielen Fällen auch ein Antigen-Test ausreicht", heißt es dazu beim Bundesgesundheitsministerium (BMG). Das BMG begründet die Vorhehensweise damit, dass bei sehr hohen Inzidenzen positive Schnelltests "sehr aussagekräftig" seien und eine PCR-Bestätigung daher aus medizinischer Sicht nicht unbedingt notwendig sei. Ob man in der Statistik erscheint, ist mit dem Gang zum Testzentrum also nicht garantiert.
Ist eine Corona-Erkrankung meldepflichtig?
Privatpersonen müssen ihre Corona-Erkrankung nicht selber dem Gesundheitsamt mitteilen. Die Meldepflicht gilt dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge für Ärzte und Labore, sowie Schulen, Kitas und Altenpflegeheime. "Ein Virusnachweis durch einen Schnelltest in einem Testzentrum ist ans Gesundheitsamt meldepflichtig", teilte das RKI mit.
Der Autor Peter Wittkamp ist einem Tweet vom 28. März zufolge übrigens dann doch beim Testzentrum gewesen und hat einen PCR-Test machen lassen. "War übrigens gestern beim PCR-Test. Statistik, ich komme!", twitterte er.
Sendung: rbb24 Inforadio, 29.03.2022, 22:01 Uhr