Brandenburger Landesregierung uneinig - Nonnemacher macht bei Impfpflicht Druck auf SPD und CDU

Mi 29.12.21 | 18:30 Uhr
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Michael Stübgen (CDU), Innenminister von Brandenburg, Ursula Nonnemacher (Bündnis 90/Die Grünen), Verbraucherschutzministerin von Brandenburg, und Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandeburg, geben eine Pressekonferenz. (Quelle: imago images/Martin Müller)
Bild: imago images/Martin Müller

Lange lehnte die Brandenburger Gesundheitsministerin Nonnemacher eine allgemeine Impfpflicht ab, inzwischen ist sie dafür. Ihre Koalitionspartner sehen das allerdings anders. Nun warnt sie: Ohne Impfpflicht kein Ende der Pandemie.

In der Debatte über eine Impfpflicht hat die Brandenburger Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) den Druck auf ihre Koalitionspartner SPD und CDU erhöht. Sie warnte am Mittwoch davor, dem Risiko immer neuer Corona-Wellen ohne Einführung einer Impfpflicht zu begegnen.

"Wenn wir die Immunitätslücken nicht deutlich herunterkriegen, sind wir immer wieder gefährdet, auch von einer neuen Welle erfasst zu werden", sagte Nonnemacher der Deutschen Presse-Agentur in Potsdam. "Ich habe meine Meinung zu einer Impfpflicht geändert, weil ich nicht sehe, dass wir mit aller Aufklärungsarbeit die Impfquoten erreichen, die wir brauchten." Es müsse natürlich genug Impfstoff dafür vorhanden sein.

Nonnemacher will Impfpflicht ausweiten

Eine Impfpflicht für Beschäftigte in Kliniken oder Pflegeheimen ist beschlossene Sache, sie greift für Nonnemacher aber zu kurz: "Ich hätte mir gewünscht, dass die ersten Schritte einer berufsbezogenen Impfpflicht nicht nur den Gesundheits- und Pflegebereich, sondern auch Kindertagesstätten und Schulen umfassen", sagte die Grünen-Politikerin, die Ärztin ist. "Wir haben überhaupt keine Impfung für die unter Fünfjährigen, und die unter Zwölfjährigen sind noch so gut wie ungeimpft."

Woidke bei Impfpflicht zurückhaltend

In der Brandenburger Landesregierung herrscht allerdings keine Einigkeit in der Frage, ob eine Impfpflicht für alle Bürgerinnen und Bürger gelten sollte. SPD-Ministerpräsident Dietmar Woidke hatte sich zuletzt zurückhaltend und vage geäußert.

Nach dem Treffen von Länderchefs und Bundesregierung vor Weihnachten hatte Woidke zwar betont, dass das Impfen der einzige Ausweg aus der Pandemie sei. Er sei zuversichtlich, dass es mit den geeigneten Maßnahmen und Verständnis in der Bevölkerung angesichts der Omikron-Variante nicht zum Worst-Case-Szenario mit zehn Millionen Infizierten in der zweiten Januar-Woche komme.

Über eine Impfpflicht für alle solle man aber erst ab Ende Januar oder im Februar reden. "Dann wissen wir, ob eine Impfpflicht noch notwendig ist oder - viel besser - viele Menschen erkannt haben, dass sie ganz persönlich und freiwillig durch Impfen einen Beitrag zum Weg aus der Pandemie leisten können. Dieser Weg ist mir der liebste und täte unserem Gemeinwesen gut", so Woidke.

CDU gegen Impfpflicht

Innenminister Michael Stübgen (CDU) lehnt eine Corona-Impfpflicht für alle hingegen ab. "Ich halte es für fahrlässig", hatte Stübgen Anfang der Woche der dpa gesagt. "Da muss man sich vorher überlegen, wie man das machen kann und welche Auswirkungen das hat und ob uns das weiter bringt." Möglicherweise sei es besser, weiter intensiv für das Impfen zu werben.

Stübgen kritisierte die Ampel-Koalition im Bund. "Es war ein durchsichtiges Ablenkungsmanöver von Olaf Scholz, diese Debatte vom Zaun zu brechen, als die Ampel beim Infektionsschutz ins Schlingern geriet." Der Kanzler hatte sich für eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen. Angedacht ist eine Abstimmung im Bundestag ohne Fraktionszwang.

"Frage, wie man es mit dem Impfstoff hält, wird religiös überhöht"

Nonnemacher kritisierte derweil auch eine Radikalisierung der Proteste gegen Corona-Maßnahmen. "Ich fände es jetzt falsch, wenn wir unsere Politik an Impfgegnern ausrichten würden, die zum Teil von bekennenden Rechtsextremisten unterwandert sind", sagte Nonnemacher. "Die Frage, wie man es mit dem Impfstoff hält, wird praktisch religiös überhöht. Ich finde, wir müssen da alle mal wieder herunterkommen." Es gehe um Solidarität.

Wöchentlich protestieren Tausende Menschen an zahlreichen Orten in Brandenburg gegen Corona-Beschränkungen.

Brandenburg hinkt bei Impfkampagne hinterher

In Brandenburg liegt der Anteil der Geimpften deutlich unter dem Bundesdurchschnitt: Am Mittwoch waren 64,3 Prozent der Bürgerinnen und Bürger bis zu zweimal geimpft, bundesweit sind es 71 Prozent, wie aus Zahlen des Robert-Koch-Instituts hervorgeht.

Eine Auffrischungsimpfung (Booster) haben 31,5 Prozent der Einwohner, bundesweit sind es 37,3 Prozent. Die Landesregierung ruft verstärkt zum Impfen auf, nun werden Briefe an rund 900.000 über 60-Jährige verschickt, um für Booster-Impfungen zu werben.

In den Brandenburger Krankenhäusern ist die Zahl der Patientinnen und Patienten mit Covid-19 auf Intensivstation wieder gestiegen. Derzeit würden 185 Menschen mit einer Covid-19-Erkrankung intensivmedizinisch behandelt, teilte das Gesundheitsministerium am Mittwoch mit. Vor einer Woche waren 178 Patienten landesweit auf Intensivstationen.

Insgesamt sind derzeit 728 Menschen mit Covid-19 im Krankenhaus, vor einer Woche waren es 885. Der Anteil der Belegung der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten stieg auf 25,1 Prozent.

Schutzmaßnahmen werden wegen Omikron angepasst

Wegen der Ausbreitung der Omikron-Variante stockt die Landesregierung in Brandenburg ihren Krisenstab auf. Das kündigte Ministerpräsident Woidke am Mittwoch in der rbb-Sendung "Brandenburg aktuell" an. Die Ansteckungsrate bei Omikron sei offensichtlich noch einmal deutlich höher, das sehe man in anderen europäischen Ländern wie Frankreich und den Niederlanden, wo "die Zahlen durch die Decke schießen", so Woidke.

Alle Vorsichtsmaßnahmen bei den kritischen Infrastrukturen in Brandenburg würden geprüft und an die Omikron-Variante angepasst, sagte der Ministerpräsident weiter. Das betreffe das Gesundheitssystem sowie Polizei und Feuerwehr. Man müsse leider damit rechnen, dass ein Großteil der dort Beschäftigten mit einer Infektion ausfallen könne, sagte Woidke.

Sendung: Brandenburg aktuell, 29.12.2021, 19:30 Uhr

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44 Kommentare

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  1. 44.

    "Nonnemacher kann KEINERLEI fachliche Kompetenz vorweisen," Man kann sicher über die Amtsführung von Frau Nonnemacher geteilter Meinung sein, aber sie ist Arzt und hat mehrjährige Berufserfahrung im Krankenhaus in der Inneren, ich denke schon, daß sie fachlich kompetent ist, zu medizinischen Fragestellungen eine fachliche Meinung zu haben.

  2. 43.

    Nonnemacher kann KEINERLEI fachliche Kompetenz vorweisen, will aber erwachsene, selbständig denkende Menschen zur Impfung zwingen und Kinder unter 5 Jahren völlig überflüssiger Weise noch dazu. Natürlich darf der Hinweis auf die Rechtsextremen in dem Zusammenhang nicht fehlen. Der Verweis auf eine Masernimpfung disqualifiziert die grüne Quotenfrau dann noch endgültig.
    Es ist einfach erschreckend, was sich so mancher Selbstdarsteller derzeit bei diesem sensiblen Thema herausnimmt. Die Frage, wie Sie 90% Impfquote mit einem Mittel erreichen will, das alle 3 Monate die Wirkung verliert, beantwortet sie indes nicht.

  3. 42.

    Der Wildtyp-mRNA-Impfstoff schützt nach Boosterung immer noch gegen schwere Verläufe. Er besitzt bloß nicht mehr die hohe Effektivität (also einen Schutz vor unsymptomatischen Verlauf) über einen längeren Zeitraum. Man kann also die Zeit gut mit den bisherigen mRNA-Impfstoffen überbrücken.
    Deswegen muss der Impfstoff angepasst werden. Die Techfirmen brauchen dafür ca. 100 Tage. Bis die neuen Vakzine dann in ausreichender Menge zur Verfügung stehen vergehen sicher noch mal 1, 2 Monate. Nach Ostern sind bestimmt die ersten Impfungen mit den Upgrades möglich.

  4. 41.

    Sie haben doch die ganze Woche schon verkündet, dass Sie das nicht stört. Dann feiern Sie doch!!

  5. 40.

    ...hm schlauer als Biontech Cheffe Sahin? ..der sagte übrigens das erst ein komplett neuer Impfstoff gg. OMIKRON entwickelt werden muss....also gibt es bis dato noch keinen...sie sollten sich besser absprechen..
    ....und der Stiko Chef meinte: ...das könnte Monate dauern, am 04.12. wohlgemerkt, und wann kam die erste Meldung über Omikron?

  6. 39.

    Da sie mit den derzeitige Wildtyp-Impfstoffen keine Herdenimmunität gegen Delta und Omikron mehr hinbekommen, wird und muss hier keiner zusätzliche Maßnahmen aufheben.
    Trotzdem ist jede naiv immunisierte Person eine Person zu viel und trägt dazu bei, dass sich immer wieder neue Mutanten ausbreiten können und das Gesundheitssystem überlastet wird.
    Mal abgesehen von den ganzen Pandemiekosten die bei so einem Verhalten ins Uferlose steigen werden.

  7. 38.

    Die Impfquote der doppelt geimpften Personen liegt in Frankreich bei 73,05%. Das ist bei Delta und Omikron so gut wie gar nichts. Herdenimmunität also ein statistisches Gleichgewicht (1 Person steckt im Mittel nur eine weitere Person an) ist mit den derzeit zugelassenen Wildtyp-Impfstoffen nicht mehr möglich.
    Man kann durch flächendeckende Boosterung nur noch versuchen, dass Omikron-Geschehen zu dämpfen und wenigstens die Geimpften vor schweren Verläufen zu schützen.
    Oder andersherum, sie werden auch bei 100% iger Boosterung eine höhere Inzidenz bekommen, aber eben keine oder sehr wenige schwer erkrankte Fälle.
    Wichtig ist einzig und alleine die Senkung der naiv immunisierten Bevölkerung! Drosten, Wieler und andere reden gerne vom Schließen der Impflücken bzw. Impfreihen. Was ist daran nicht zu verstehen??

  8. 37.

    Im Februar 1946 wurde in der SBZ eine Zwangsimpfung gegen Typhus durchgeführt. In unserem Dorf waren alle da.Das Speziallager Nr 5 des NKWD in Ketschendorf war nur 20km entfernt, da war noch keiner zurückgekommen .Ich meine, das war auch Deutschland .Jedenfalls hieß es ALLIIERTER KONTROLLRAT IN DEUTSCHLAND.

  9. 36.

    Was erwarten sie denn? Angebote gab es zu hauf. Sogar "Boni"-Impfungen waren mit bei. Mit Musike, mit Gutschein, vor'm Nilpferd, mit Bratwurst - ok, 'ne "Böllerimpfung" wäre nun zeitgemäß. Für einige zumindest. Die hören dann vll. den Knall.
    Trotz allem - gesund bleiben, locker machen, gut reinrutschen.

  10. 35.

    Da fühlt er sich wohl, der Deutsche.. wenn er andere, mit Vorliebe seine Mitmenschen, zu etwas zwingen kann.. sie drangsalieren und ausgrenzen kann. Hauptsache, man ist auf der richtigen Seite. Weiß die Masse hinter sich.. mit der Masse im Rücken ließ sich in Deutschland schon die schlimmsten Verbrechen begehen.. man kann ja gar nicht falsch liegen, wenn soooooo viele das gleiche "denken".

  11. 34.

    Werte Volksvertreter , schaut mal nach Frankreich.
    Impfpflicht und ca. 90%der Bevölkerung geimpft.
    Erklärt mir die Überlastung der Systeme in Frankreich.

  12. 33.

    Offensichtlich soll damit, dass man Söder , Kretschmer und anderen Versagern in Sachen Pandemiebekämpfung nachplappert, vom eigenen Unvermögen in den letzten 2 Jahren abgelenkt werden? Warum wurde wohl die Impfkampagnage zeitweise dem Innenministerium angegliedert und dem Gesundheitsministerium die Verantwortung dafür entzogen? Da scheijnen einige überfordert zu sein

  13. 32.

    Vor allem müsste man dann ja, wie angekündigt, die Verbote alle aufheben.
    Und das will man bekanntlich auf gar keinen Fall! Ist ja viel zu bequem alle zu überwachen, zu kontrollieren, pauschal Demos präventiv zu verhindern und jede Form der Unterhaltung und Lebensfreude mit abenteuerlichen Begründungen zu verbieten

    Glauben Sie mal nur nicht dass Sie nach 5,6,7, Spritzen irgendwann mal wieder ohen Maske einen Linienbus oder eine U Bahn betreten dürfen. Ich bin froh dass ich einige JAhrzehnte ein normales Leben hatte.

  14. 31.

    Na das ist ja mal ein guter Beitrag von Frau Nonnemacher. Wenn nun auch Konsequenz dabei ist, umso besser

  15. 30.

    Bevor man bei einer Impfpflicht Druck macht, sollte man zuerst für genügend Impfstoff aller Sorten sorgen. Da es sonst keine Impfpflicht, sondern Impfzwang ist.

  16. 29.

    Anstatt dankbar zu sein, dass wir den besten Corona-Impfstoff weltweit entwickelt haben, der trotz Wildtyp-Vorlage als einziger mit Spikevax auch noch gegen Omikron schützt, wird hier nur gejammert. Personen die andere Impfstoffe wie den chinesischen Totimpfstoff nehmen mussten, sind gegen Omikron NULL geschützt.
    Die gute Nachricht, solche mRNA-Impfstoffe kann man auch schnell modifizieren und Biontech und Moderna sind bereits dabei.
    Wenn die Impfstoffe in 2022 verfügbar sind entspannen sich natürlich auch die Impfabstände bei sehr hoher Wirksamkeit.

  17. 28.

    "Sie warnte am Mittwoch davor, dem Risiko immer neuer Corona-Wellen ohne Einführung einer Impfpflicht zu begegnen."
    Wie stellt sich Frau N. denn die Impfpflicht vor: 1x oder alle 3 Monate for ever? Darüber wird von den Impfpflicht-Befürwortern bisher nix gesagt.
    Bei anderen Impfungen ist das geklärt: z.B. Polio, Tetanus etc. alle 10 Jahre, Gürtelrose 2x, Grippe 1x pro Jahr.
    Aber 83 Millionen Bürger alle 3 Monate zu impfen dürfte organisatorisch kaum durchführbar sein.

  18. 27.

    Anhand der Daten sollte eine adäquate Schlussfolgerung ersichtlich sein – eine Impfung (insbesondere 4 Mal im Jahr) macht keinen Sinn.

  19. 26.

    Aufgrund der doch sehr kurzen Wirkungsdauer der Impfstoffe lehne ich die Impspflicht ab
    Das ist alleine Organisationmässig garnicht möglich bei 80 Millionen Bürgern,wie soll das gehen
    Wenn die Impfstoffe länger als 1,5 Jahre wirken würden,wäre das was anderes
    Ich bin dreifachgeimpft und werde mich auch weiterhin impfen lassen
    Eine gute Entwicklung ist auch,meine Meinung, daß es das erste Medikament in Tablettenform gibt,die mann zuhause einnehmen kann
    Weil das wird unsere Normalität, das wir mit corona Leben .süßen wie mit jeder anderen Krankheit auch, und das ohne Einschränkungen wie Masken,Abstand usw.

  20. 25.

    Nonnemacher hat keinen aktuellen Wissensstand. Die UK Health Security Agency hat ermittelt, dass bei Omicron bereits vier Impfdosen pro Jahr nötig wären für einen dauerhaften Schutz. Abgesehen davon ist die Hospitalisierungsrate 50 - 70% geringer, die Symptome meistens harmloser als bei Influenza. Der Schutz vor Übertragungen ist sowieso nicht vorhanden. Das Potenzial eines Impfschadens und von Nebenwirkungen bleibt bestehen und nimmt sogar zu. Der evolutionäre Druck auf die Mutation von Viren wird weiter beschleunigt.

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