Kehrtwende des Gesundheitsministers - Lauterbach stößt in Berlin und Brandenburg auf Kritik

Mi 06.04.22 | 17:50 Uhr
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Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit
Audio: ZDF | Lanz | 05.04.2022 | Bild: dpa/ Bernd von Jutrczenka

Auch nach dem 1. Mai bleibt es bei einer verpflichtenden Corona-Isolation. Gut finden das Lauterbachs Amtskolleginnen in Berlin und Brandenburg. Weniger gut finden sie in diesem Punkt das Krisenmanagement des Bundesgesundheitsministers.

Der Rückzieher von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) von einer freiwilligen Corona-Isolation wird von seinen Ressortkolleginnen in Berlin und Brandenburg begrüßt. Gleichzeitig regt sich Kritik an Lauterbachs Kommunikation.

Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) teilte am Mittwoch mit, das Beibehalten der verpflichtenden Regelung sei richtig: "In einer Sache stimme ich ihm voll zu: Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Deshalb brauchen wir auch weiter Akzeptanz für notwendige Corona-Regeln."

Nonnemacher: "Mehr als verwunderlich"

Zugleich betonte Nonnemacher: "Mit seiner Kommunikation erweist der Bundesminister aber uns allen einen Bärendienst. Das führt zu einem Glaubwürdigkeitsverlust der Gesundheitspolitik." Lauterbach hatte am Dienstagabend in einer ZDF-Talkshow angekündigt, von einer freiwilligen Isolation nun doch Abstand nehmen zu wollen. “Mehr als verwunderlich" findet das Nonnemacher: "Die wiederholten Kehrtwenden bei wichtigen Entscheidungen verwirren die Menschen."

Ähnlich äußerte sich am Donnerstag die Berliner Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne): "Gute Corona-Politik braucht gute Kommunikation, um die Menschen mitzunehmen. Gerade Strategiewechsel müssen gut erklärt werden. Dies ist hier leider nicht geschehen."

Lauterbach nimmt "Fehler auf die eigene Kappe"

Bund und Länder hatten sich darauf verständigt, dass Corona-Infizierten ab 1. Mai nur noch dringend empfohlen werden soll, sich für fünf Tage zu isolieren und Kontakte zu meiden. Das hatte der Gesundheitsminister verkündet. Den Kontaktpersonen von Infizierten, für die bisher Quarantäne gilt, wird dringend die Reduzierung von Kontakten empfohlen.

Am Dienstagabend hatte Lauterbach überraschend in der Talkshow von Markus Lanz (ZDF) verkündet, dass der Plan, die Isolation von Infizierten auf Freiwilligkeit basieren zu lassen, wieder einkassiert werden soll. Die Gesundheitsämter sollen eine Isolation nun doch weiter anordnen, nur Quarantäne für Kontaktpersonen Infizierter nicht mehr. Am Mittwoch nahm er den "Fehler" ausdrücklich auf die eigene Kappe.

Lauterbach befürchtete "symbolischen Schaden"

Lauterbach rechtfertigte die Entscheidung der Gesundheitsministerkonferenz im ZDF zunächst und sagte, dass eine freiwillige Isolation zur Entlastung der Gesundheitsämter auch sinnvoll gewesen wäre. Der "symbolische Schaden", Corona sei nicht gefährlich, sei allerdings so verheerend, dass man diese Isolationsordnung so nicht umsetzen könne. In einem zweiten Tweet schrieb Lauterbach: "Corona ist keine Erkältung. Daher muss es weiter eine Isolation nach Infektion geben"

Die Entscheidung für eine mögliche verkürzte Isolationsdauer von fünf Tagen solle Lauterbach zufolge bestehen bleiben. Auch die Quarantäne werde weiterhin eigenständig und ohne Kontrolle durch das Gesundheitsamt vollzogen.

Sendung: radioeins, 06.04.2022, 7:24 Uhr

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43 Kommentare

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  1. 43.

    Ich stehe voll hinter Lauterbach. Es ist okay, einen Fehler zuzugeben und zu korrigieren (nicht viele haben diese Größe). Niemand ist fehlerfrei.

  2. 42.

    Obwohl sicher zum x-ten Mal durchdekliniert, bietet die FFP2-Maske auch einen gewissen Eintragsschutz vor Aerosolen aber nur bei geringer Konzentration und Zeitdauer.
    Dies kompensiert sich, wenn alle oder sehr viele eine Maske tragen, und auch die Hauptwirkung der einfachen Masken in der Hemmung der Entstehung von Aerosolen beim Ausatmen zum tragen kommt.
    Das heißt der Einzelne kann sich überhaupt nicht effektiv mit einer Maske schützen, wenn alle anderen jetzt eigenverantwortlich Viren-Aerosole produzieren.
    Man hätte daher mit dem Wegfall der Maskenpflicht warten müssen, bis auch in Deutschland die Fallzahlen wieder gesunken sind.

  3. 41.

    Ohne Maskenzwang rücken Sie im Falle eines Falles als Infizierter anderen Bürgern mit Maske beim nächsten Einkauf dicht auf die "Pelle" und dann noch ein Nießer in die Luft, dass es Tröpfchen regnet. Schon der Begriff der gegenseitigen Rücksichtnahme ist Ihnen fremd. Halten Sie wenigstens 10 m Abstand von anderen Kunden mit Maske.

  4. 40.

    Da muss ich dir recht geben. Wie lange denn noch? Durch die Lockerung der Maskenpflicht werden sich wieder mehr Leute anstecken und nicht nur einmal. Dann immer in Quarantäne, obwohl Viele kaum Symptome haben. Ob Diese sich dann auch daran halten.....das bezweifele ich. Wird doch gar nicht mehr kontrolliert, oder doch? Wenn nicht, dann kann man die Quarantänepflicht auch abschaffen.

  5. 39.

    Kann ich nicht bestätigen. Nach meinem positiven PCR-Test Mitte März erhielt ich innerhalb von vier Werktagen eine E-Mail vom Gesundheitsamt. Diesen Zeitraum finde ich bei der Menge der Fälle nicht zu lang, denn erstmal wird das Ergebnis vom Labor ans Gesundheitsamt übermittelt und dann werden die tätig.

  6. 38.

    Es ist eben doch was völlig anderes, aus dem Hintergrund zu kritisieren oder selber Entscheidungsverantwortung zu übernehmen. Macht den Unterschied.



    Marssi.

  7. 37.

    der vor 5-6 monaten mittels und vor allen von der 4. gewalt für seine "kompetenz" ins amt gehoben, hat wieder "einen Fehler gemacht", obwohl schon damals sein kerbholz so voll war das seine ernennung zum bm nur noch von einer grösseren fehlbesetzung getan werden konnte.

  8. 36.

    Wie kommen Sie zu derlei Rückschluss?
    Das Anliegen war wohlüberlegt, denn die Bürokratie ist ja tatsächlich überlastet und verhängt ja nur um den Preis eigener Lächerlichkeit verspätete Quarantäne-Anordnungen, die ja nur wegen ihrer Funktion einer Rechtssicherheit im Nachhinein ausgereicht werden. Vordringlich geht es darum, dass Betriebe auf Menschen mit Corona-Befunden ggf. Druck ausüben und im Falle einer Nichtverpflichtung im Nachhinein keine Handhabe mehr besteht, da nachzufassen.

    Schließlich ist niemand allwissend und dass die fast schon kriminelle Energie, die hier zum Tragen kommt, nicht als Normalfall gesetzt wird, kann Lauterbach nicht unbedingt zum Vorwurf gemacht werden.

  9. 35.

    Und nun mal anders rum gedacht.
    Wenn jemand eine Maske trägt und sich damit freiwillig einschränkt dann haben das gefälligst auch alle anderen zu machen.... zur Not eben per Verordnung.
    Das nennt man Missgunst und ist in vielen Bereichen bei den Deutschen anzutreffen.
    Und wenn ich es nicht mehr muss... dann entscheide einzig und allein ich ob ich das will und das nennt sich Eigenverantwortung.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Eigenverantwortung

  10. 34.

    Die neue Variante des Coronavirus dauert in vielen Fällen, auch bei vollständig geimpften Personen , 14 Tage und länger. Nur ein PCR -Test sagt aber etwas über den jeweilen Ansteckungsgrad der Person aus. Was nun? Die Tests sollen ja weitgehend eingestellt werden. Undurchdacht oder Kalkül ?

  11. 33.

    Nicht er ist fehl am Platze, sondern die Politiker oder alle Menschen die ihre Fehler nie zugeben. Er ist der derzeit Beste an dieser Position...

  12. 32.

    Das zurückrufen ist meiner Meinung nach Schadensbegrenzung. Er ist auf seinem Posten fehl am Platz. Vielleicht sollte er bevor er etwas in die Runde schmeißt, erst mal überlegen somit auch seinen Kopf einschalten.

  13. 31.

    Richtig ist, dass viele Beschlüsse ausschließlich "politisch" zu stande kommen, als irgendeiner erkennbaren Systematik (wissenschaftlicher Herangehensweise, roter Faden) zu folgen.
    Aber richtig ist auch, wer glaubt sollte in die Kirche gehen.

  14. 30.

    Er hat seinen Fehler eingesehen und seine Entscheidung geändert. Finde ich gut so.

  15. 29.

    Ist eigentlich noch jemandem aufgefallen, dass wir so ziemlich als einzige in Europa nicht mehr raus finden aus dem Corona-Modus?
    Das Aufheben der Quarantänepflicht war der richtige und logische nächste Schritt. Corona muss langsam als endemisch angesehen werden und entsprechend behandelt, wir haben schließlich keine gefährliche Alpha- oder Delta-Variante mehr. In der aktuellen Situation können wir uns zudem den wirtschaftlichen Luxus, fitte Menschen einfach so tagelang von der Arbeit auszuschließen auch schlicht nicht mehr leisten.

  16. 28.

    Keiner ist fehlerfrei. Wir machen alle mal ein Fehler. Es ist ja korrigiert worden,finde ich in Ordnung.

  17. 27.

    Nicht jeder Politiker sieht ein und gibt zu, dass er/sie Fehler gemacht hat bzw. falschen Einschätzungen erlegen war.
    Der Ansatz und das Ziel, die Gesundheitsämter damit zu entlasten, war richtig und gut gemeint. Offenbarist Hr. Lauterbach etwas naiv und zu optimistisch und kennt die Mentalität der deutschen Bevölkerung im Großen und Ganzen nicht: auf Freiwilligkeit setzen, geht nicht. Der "Deutsche" (m/w) ist so gestrickt, dass i.d.R. eine klare Ansage und Order erfolgen muss. Bei anderen Erkrankungen bleiben die Vernünftigen ja auch zu Hause. Aber bei Corona, wenn´s einem doch relativ gut geht, doch nicht. Freiwillig weiterhin eine Maske tragen? Geht auch bei einigen nicht. Das konnte ich erst kürzlich im Supermarkt besonders bei jungen Leuten beobachten. Wenn ich es nicht mehr muss, brauche ich es ja nicht. Da setzt dann der gesunde Menschenverstand aus und es braucht eine klare Ansage und ein MUSS. Leider...

  18. 26.

    Offensichtlich ist das Hin und Her von Entscheidungen koalitionsbedingt. Ich schätze Karl Lauterbach seit Jahren für seine konsequente Haltung. Das jetzige Zurückrudern halte ich für richtig.

  19. 25.

    Die Rolle rückwärts von Herrn Lauterbach, führt dazu, dass sich die Dunkelziffer, der nicht gemeldeten Infektionen, weiter erhöht. Der Kompromiss, der freiwilligen Isolation war gut. Damit hätte man vielleicht mehr offiziellen Infektionszahlen erhalten. Nun werden die tatsächlich gemeldeten Zahlen immer mehr zurück gehen. Hat was Gutes, die Grundlagen für die Maßnahmen, die Infektionszahlen, sinken und führen zu weiteren Lockerungen.

  20. 24.

    Herr Lauterbach hat seine Fehlentscheidung , Covid 19-Positive nicht in Quarantäne / Isolation zu schicken, zurückgezogen. Richtige Entscheidung !!! Aber, der Schaden ist bereits eingetreten ! Herr Lauterbach ist ein Fähnchen im Wind. Mal schließt er sich der Freiheitspolitik der FDP an (H. Lindner: "Freiheit ist wichtiger, als die Gesundheit"). Mal beugt er sich den Wünschen der Gesundheitsämter. Von der allgem. Covid 19-Impfpflicht ist Herr L. abgerückt... Enttäuschende Gesundheits-Politik.

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