Kalayci warnt vor Verbreitung - Bislang 156 Fälle der Delta-Variante in Berlin festgestellt
Auch wenn die Inzidenzwerte fallen, mahnen Politiker und Wissenschaftler zur Vorsicht vor der sogenannten Delta-Variante. Die Mutante ist auch in Deutschland auf dem Vormarsch. In Berlin wurden inzwischen mehr als 150 Fälle registriert.
Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hat angesichts der Risiken durch die sogenannte Delta-Variante des Coronavirus' zu Vorsicht gemahnt. "Wir haben gerade umfassend gelockert. Jetzt müssen wir abwarten beziehungsweise alle miteinander dafür sorgen, dass die Entwicklung nachhaltig ist", sagte Kalayci am Freitag. "Wir Berlinerinnen und Berliner müssen vorsichtig bleiben, da die Verbreitung der Delta-Variante als Risiko da ist."
Nach Angaben der Berliner Gesundheitsverwaltung gibt es in Berlin derzeit 156 nachgewiesene Fälle der zuerst in Indien entdeckten Coronavirus-Variante. Es sei zugleich - bei insgesamt abnehmenden Infektionszahlen - eine Zunahme der Delta-Variante zu beobachten.
Die Sieben-Tag-Inzidenz in Berlin war am Freitag mit 8,4 zum ersten Mal seit langem wieder einstellig. Am Donnerstag wurde der Wert noch mit 10,7 und am Mittwoch mit 12,2 angegeben.
Merkel mahnt zur Vorsicht bei Öffnung
Ähnlich wie Kalayci äußerte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Sie sprach sich am Freitag in Schönefeld (Dahme-Spreewald) dafür aus, Vorsicht bei der Öffnung des Reiseverkehrs in der Pandemie walten zu lassen. "Ich bitte um Verständnis, wenn wir an manchen Stellen ein bisschen vorsichtig sind", sagt sie. "Wir wollen nicht rein und raus aus den Kartoffeln", ergänzte sie. "Wir müssen Schritt für Schritt vorsichtig vorgehen", so Merkel weiter.
Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sollen alle positiven PCR-Tests wieder genauer auf eine mögliche Delta-Virusform untersucht werden, nicht nur Stichproben. Angesichts der Ausbreitung der Variante zeigte Spahn sich besorgt. Es sei nicht die Frage, ob, sondern wann sie zur dominierenden Variante hierzulande werde. RKI-Präsident Lothar Wieler rechnet spätestens im Herbst damit.
Die Verbandsvorsitzende der Berliner und Brandenburger Amtsärzte, Kristina Böhm, sagte im Inforadio, ein besonderes Problem seien die Reiserückkehrer. Man könne zeitlich erst verzögert feststellen, ob jemand an der Delta-Variante erkrankt ist. Sie sprach sich deshalb dafür aus, Rückkehrer aus bestimmten Gebieten in jedem Fall 14 Tage in Quarantäne zu schicken.
RKI ruft zur vollständigen Impfung aus
"Das Virus ist nicht verschwunden. Lassen Sie uns die Erfolge nicht leichtfertig verspielen", erklärte auch der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Wieler. "Lassen Sie uns auch die wiedergewonnene Freiheit erhalten, indem sich immer mehr Menschen vollständig impfen lassen", betonte er. Noch kursiere die Delta-Variante auf niedrigem Niveau (rund sechs Prozent) in Deutschland. Es hänge auch davon ab, wie es gelinge, die Ausbreitung mit Maßnahmen wie Abstand, Hygiene und Masken zu unterdrücken.
Das Beispiel Großbritannien zeige bereits, wie fragil Erfolge in der Pandemiebekämpfung sein könnten, so Wieler. Dort war die Sieben-Tage-Inzidenz innerhalb weniger Wochen wieder von 20 auf 70 gestiegen. Geplante weitere Lockerungen wurden deshalb verschoben.
Seit Freitag gelten in Berlin eine Reihe von Lockerungen der Corona-Maßnahmen. So sind beispielsweise wieder Veranstaltungen im Freien mit bis 1.000 Menschen erlaubt, genau wie der Verkauf von Alkohol ab Mitternacht. Bei Tanzveranstaltungen unter freiem Himmel
dürfen bis zu 250 Personen teilnehmen, wenn sie einen negativen Corona-Test nachweisen können.
Sendung: Inforadio, 18.06.2021, 14:20 Uhr
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