Notfallkonzept - Berlins Intensivstationen bereiten sich auf mehr Corona-Kranke vor

In den Krankenhäusern spitzt sich die Corona-Lage zu. Daher wurde nun ein Notfallkonzept aktiviert, dass die bundesweite Verteilung der Patientinnen und Patienten regeln soll. Auch Berlin und Brandenburg sind Teil des Konzepts.
Berlin und Brandenburg sowie drei weitere Bundesländer haben offiziell das sogenannte "Kleeblatt-Konzept" zur strategischen Verlegung von Intensivpatienten aktiviert. Dies soll vor dem Hintergrund der steigenden Auslastung der bundesweiten Intensivstationen geschehen. Das teilte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) am Dienstagabend mit.
In den nächsten Tagen solle eine "größere Anzahl" an Patienten aus Berlin, Brandenburg, Bayern, Thüringen und Sachsen in andere "Kleeblatt-Regionen" verlegt werden, hieß es. Freie Kapazitäten solle es noch in Hessen und im Norden geben. Eine Senatssprecherin sagte dagegen, Berlin sei aktuell nicht betroffen.
Weitere Beratungen am Mittwoch
Unter dem Eindruck der ersten Corona-Welle hatten Bund und Länder im Frühjahr 2020 das "Kleeblatt-Konzept" entwickelt, um bei einer hohen regionalen Auslastung der Intensivstationen die Verteilung von Patienten zu erleichtern. Die 16 Bundesländer sind dabei in fünf Gruppen aufgeteilt - die Kleeblätter Nord, Ost, Süd, Südwest und West. Bayern bildet das Kleeblatt Süd, die Länder Thüringen, Sachsen, Berlin und Brandenburg befinden sich im Kleeblatt Ost.
Am Mittwoch komme die Steuerungsgruppe zusammen, welche die bundesweiten Verlegungen koordiniert, sagte eine Divi-Sprecherin der Nachrichtenagentur AFP. Dabei geht es darum, freie Plätze und geeignete Transportmittel zu finden. Teils müssten auch große Distanzen überbrückt werden, hieß es.
Hohe Auslastung in Berlin und Brandenburg
In den Brandenburger Krankenhäusern spitzte sich die Versorgungslage zuletzt weiter zu. Grundsätzlich sei die Situation im Land "sehr ernst", sagte Detlef Troppens, Vorstandsvorsitzender der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg e. V. (LKB), am Montag im Inforadio des rbb. Im Süden mussten erste Patienten auch schon verlegt werden. In Oberspreewald-Lausitz sind aktuell keine Intensivbetten mehr frei.
Auch in Berlin sind immer weniger Intensivbetten frei. Intensivmediziner und Divi-Mitglied Thorsten Jan-Thorsten Gräsner sagte bereits am Montag, dass man mit einer gezielten strategischen Patientenverlegung dafür sorgen könne, dass Krankenhäuser in besonders betroffenen Regionen wieder Luft bekommen. Berlin sei, wie viele Großstädte, stark belastet. Ziel sei es, nicht in die Situation zu kommen, dass man keine Versorgungskapazitäten mehr vor Ort habe.
RKI meldet neue Rekordwerte
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat derweil am Mittwochmorgen einen neuen Rekordwert von 66.884 neuen Corona-Fällen gemeldet. Das sind 14.058 Positiv-Tests mehr als am Mittwoch vor einer Woche, als 52.826 Neuinfektionen verzeichnet wurden. 335 weitere Menschen starben deutschlandweit im Zusammenhang mit dem Virus - auch dieser Tageswert steigt kontinuierlich.
Auch die Sieben-Tage-Inzidenz stieg abermals auf einen Rekordwert von 404,5 von 399,8 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. Es gibt bundesweit nur noch fünf Landkreise, die eine Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 aufweisen - besonders hoch sind sie weiter im Süden und Osten.
Die Zahl der Corona-Intensivpatienten war am Montag von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) mit 3.964 angegeben worden - Tendenz stetig steigend.
Sendung: Inforadio, 24.11.2021, 5 Uhr
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