Auswertung von PCR-Tests - Labore in Berlin und Brandenburg stoßen an Kapazitätsgrenzen

Di 07.12.21 | 14:57 Uhr | Von Helena Daehler
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Ein Labor-Mitarbeiter verarbeitet Corona-Proben in einem Labor (Quelle: dpa/Michael Bulholzer)
Video: Abendschau | 07.12.2021 | H. Daehler | Bild: dpa/Michael Bulholzer

Labore, die in Berlin und Brandenburg PCR-Tests auswerten, geraten an ihre Kapazitätsgrenzen. Das kann Folgen haben für die Kontaktnachverfolgung von Erkrankten und auch für Menschen, die spontan – beispielsweise für Reisen - einen PCR-Test brauchen. Von Helena Daehler

Die Auslastung der Berliner und Brandenburger Labore liegt, was die Auswertung von PCR-Tests betrifft, nahe oder bereits über der Kapazitätsgrenze. Das sagte eine Mitarbeiterin der Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) dem rbb. In Brandenburg liege sie demnach bei 114 Prozent. In Berlin liege sie derzeit bei mehr als 74 Prozent (minus neun Prozent). ALM erhebt wöchentlich die Daten für die Labore. "Es wäre möglich, dass Berliner Labore jetzt Proben aus Brandenburg übernehmen", so die Mitarbeiterin.

Keine Zeit für Interviews

Auf Anfrage des rbb gibt das Labor IFLb Laboratoriumsmedizin Berlin-Charlottenburg an, sieben Tage die Woche auch über Nacht an der Auswertung der Proben zu arbeiten, man komme mit der Bearbeitung kaum hinterher. Das bedeute teilweise auch eine zeitliche Verzögerung bei der Übermittlung der Befunde.

Ähnlich sieht es im Labor Berlin aus, das PCR-Tests aus großen Berliner Kliniken auswertet. "Auch wir arbeiten derzeit an unserer Kapazitätsgrenze bzw. darüber hinaus", schreibt eine Sprecherin dem rbb per Mail. Für ein Interview hatte man aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens in beiden Laboren keine Zeit. Die Testkapazität hat sich gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöht - von etwa 60.000 auf über 80.000 pro Woche.

Konsequenzen für Kontaktnachverfolgung

Für die Kontaktnachverfolgung in den Gesundheitsämtern hat die hohe Auslastung der Labore teils Konsequenzen. In Spandau, mit einer derzeit sehr hohen 7-Tages-Inzidenz von 449,5, gibt es zeitliche Verzögerungen: "Im besten Fall benötigen die Labore 36 Stunden für die Befundung und Übersendung. Tendenziell sind jedoch eher 48 Stunden notwendig und in Einzelfällen bis zu zehn Tage", sagt Oliver Gellert, Bezirksstadtrat aus Spandau über die aktuelle Situation im Gesundheitsamt in seinem Bezirk.

Auch Reisende, die einen möglichst aktuellen PCR-Test brauchen, müssen teilweise länger auf das Resultat warten.

21 Prozent der Tests waren positiv

Bei etwa konstanten Zahlen an angeforderten PCR-Tests (1.802.201 zu 1.838.396 in der Vorwoche – das sind minus zwei Prozent) ist auch die Zahl an positiven Befunden bundesweit in der vergangenen Woche mit 377.613 etwa auf dem Niveau der Vorwoche (389.421) geblieben, heißt es in einer Pressemitteilung von ALM am Dienstag.

Die Zahlen stammen aus der aktuellen Datenanalyse aus der Kalenderwoche 48 (29.11.–05.12.2021). An der Datenerhebung haben sich - wie in den vergangenen Wochen - 179 Labore beteiligt. Deren Auslastung liegt im Durchschnitt bei 82 Prozent (Vorwoche: 85 Prozent) und damit, wie es heißt, weiterhin an der Belastungsgrenze – und in vielen Regionen deutlich darüber. Insgesamt sollen 21 Prozent der durchgeführten Tests positiv gewesen sein. In der Vorwoche lag die Positivrate mit 21,2 Prozent ähnlich hoch.

Labore befürchten Reiseaufkommen über Weihnachten

Sorge bereitet den Laboren derweil das erwartete Reiseaufkommen über die Weihnachtszeit. Für Einreisende in Länder wie Großbritannien oder die Schweiz werden mittlerweile aktuelle negative PCR-Tests verlangt.

Dies könnte die Situation für die Labore noch einmal verschärfen. Beim Labor Berlin sei man aber zuversichtlich, dass dies keine Auswirkungen habe, sagt eine Sprecherin gegenüber dem rbb. "Die Sars-CoV-2-Diagnostik der großen Berliner Kliniken wollen wir selbstverständlich auch über die Feiertage sicherstellen."

Sendung: Abendschau, 07.12.2021, 19:30 Uhr

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Beitrag von Helena Daehler

5 Kommentare

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  1. 5.

    Mich würde interessieren, ob in diesen Laboren auch Untersuchungen gemacht werden die nichts mit Corona zutun haben. Blutproben z.B. Müssen die dann auch hinten anstehen? Oder ist das getrennt?

  2. 4.

    Mir egal, ich reise seit Jahren, nicht erst seit der Pandemie, eh nur im Sommer fünf Kilometer von zu Hause weg in den Garten.
    Nicht so schön für Familien mit kleinen Kindern oder Menschen die keine Möglichkeit habe sich auch mal zurückzuziehen.

  3. 3.

    Wer nicht testet, findet auch nix. So macht es die halbe Welt und fährt anscheinend gar nicht so schlecht. Wie meinte Spahn im Sommer: "Wenn wir andauernd Geimpfte testen, kommen wir ja nie raus aus der Pamdemie."

  4. 2.

    Bei einer weltweiten Pandemie fährt man auch nicht in den Urlaub. Somit fallen schon tausende PCR-Tests weg. Mal darüber nachdenken.

  5. 1.

    Geht die 4. Welle nahtlos in die 5. Welle über? Wenn ja, dann besteht für den Senat und den Bund Handlungsbedarf!
    Könnte der RBB mal checken wie es im übrigen Bundesgebiet aussieht?

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