Freizeit und Sport - Nicht alle wollen gleich lockern

Fr 01.04.22 | 06:18 Uhr | Von Sylvia Tiegs
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Aspria Berlin (Quelle: REICHERT+ COMMUNICATIONS GmbH/chris tubbs)
Audio: Inforadio | 01.04.2022 | Sylvia Tiegs | Bild: REICHERT+ COMMUNICATIONS GmbH/chris tubbs

Keine Masken mehr in geschlossenen Räumen - und auch keine Fragen mehr nach dem Impfstatus: In Berlin fallen praktisch alle Corona-Beschränkungen weg. Manche Einrichtungen machen nun ihre eigenen Regeln, zumindest für den Übergang. Von Sylvia Tiegs

Auf der Webseite der Tanzschule "Traumtänzer" steht schon seit ein paar Tagen die Ankündigung, wie es hier ab dem 1. April in Sachen Corona weitergeht: "Wir bleiben vorsichtige Gastgeber", ist dort zu lesen. Und auch, was das heißt: "Unabhängig von örtlichen Vorschriften gilt weiterhin 2G". So ist es, bestätigt Gründer und Betreiber Miron Daniel Jakubczyk im rbb24-Interview. "Wir haben uns im Team hingesetzt und das gemeinsam so entschieden."

Das Infektionsgeschehen sei noch zu hoch, die Lockerungen kämen seiner Meinung nach zu früh. In den vergangenen Monaten galt in der Tanzschule auch schon, nur nachweislich gegen Corona geimpfte oder genesene Mitglieder tanzen zu lassen. Damit hätten sich die meisten Kunden sehr wohl gefühlt, und "dieses Sicherheitsgefühl wollen wir jetzt weitergeben". Dazu gehört auch, dass die Mitarbeiter am Empfang und an der Bar weiterhin Maske tragen werden. Getanzt werden dürfe aber - natürlich - ohne Mundschutz.

M. D. Jakubczyk (Gründer und Mitinhaber Tanzschule „Traumtänzer“) (Quelle: rbb/Sylvia Tiegs)
Tanzstudio-Betreiber Miron Daniel Jakubczyk | Bild: rbb/Sylvia Tiegs

Zustimmung und Kritik

Natürlich sind nicht alle Mitglieder damit einverstanden. Tanzschulleiter Jakubczyk ist das bewusst. Er wolle niemanden vor den Kopf stoßen, sagt er. Ihm gehe es um den Schutz der Gesundheit - sowohl der Mitarbeiter als auch der Mitglieder: "Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wenn wir sagen, wir lockern alles, wir gucken gar nicht mehr, wie voll es ist und wer genau da kommt - und in ein, zwei Monaten sind wir Hotspot?!" Das könne die Tanzschule nicht riskieren. Sie habe ihre drei Standorte am Ku'damm, in Tempelhof und Mariendorf wirtschaftlich nur mühsam durch die Pandemie gebracht.

Ohne staatliche Überbrückungsgelder und Spenden treuer Mitglieder wäre es nicht gegangen, meint Jakubczyk. Der Kreis der einstmals 70 Mitarbeiter sei deutlich geschrumpft. "Lieber jetzt ein bisschen vorsichtiger, als groß zu übertreiben", laute das Motto bis zum Sommer. Das Hausrecht mache es möglich, es abseits der behördlichen Regeln so zu machen.

Lieber jetzt ein bisschen vorsichtiger, als groß zu übertreiben.

Miron Daniel Jakubczyk, Betreiber der Tanzschule "Traumtänzer"
Aspria Berlin (Quelle: REICHERT+ COMMUNICATIONS GmbH/chris tubbs)
In dem Berliner Fitness- und Wellness-Studio gibt es keine Beschränkungen mehr | Bild: REICHERT+ COMMUNICATIONS GmbH/chris tubbs

Türen auf - mit Skepsis

Im Fitness- und Wellness-Club "Aspria" am Ku'damm dagegen dürfen ab Freitag wieder alle gemeinsam schwitzen, schwimmen oder relaxen. Entsprechend der Berliner Lockerungen sind Impf- oder Genesungsnachweise nicht mehr nötig, genausowenig wie Masken. Das Studio gibt sich in Berlin keine eigenen Hausregeln, auch wenn Club-Managerin Sandra Schmalzried noch gemischte Gefühle dabei hat. "Es wird für uns alle schwierig werden, mit dieser ganz neuen Situation umzugehen. Von Maske, Testnachweis und Abstand hin zu 'juhu, die Türen sind offen, kommen Sie rein!'"

Doch Sandra Schmalzried möchte alle willkommen heißen, denn sie weiß aus Gesprächen mit ihren Kunden, wie sehr viele die persönlichen Begegnungen und auch die Leichtigkeit vermisst haben. "Mal woanders sein als zuhause, sich austauschen, Sport und Wellness zu genießen - das lag ja lange alles brach."

Hoffen auf gegenseitige Rücksichtnahme

Doch auch Sandra Schmalzried kann die hohen Infektionszahlen nicht ausblenden. Damit der Betrieb nicht gleich gefährdet wird, werden die Club-Chefin und ihre Mitarbeiter vorerst weiterhin Masken tragen, "zum Schutz vor Ansteckung". Und: Auch jedes Mitglied sei "herzlich willkommen", Maske zu tragen – "nur müssen die Masken tragenden Mitglieder dann Respekt haben vor denjenigen, die sagen: 'Gottseidank hat das endlich ein Ende!'"

Getrennte Kurse wird es in dem Fitnessstudio nicht geben, und auch die Beschränkungen auf niedrige Teilnehmerzahl in den Fitnessräumen entfällt. Es allen jetzt recht zu machen, das werde eine Herausforderung, glaubt die General Managerin. Sie setzt vor allem darauf, dass das neue Miteinander durch gegenseitige Rücksicht funktioniert. Dass die Mutigen die Vorsichtigen nicht bedrängen - und umgekehrt. Denn Corona betreffe wirklich jeden sehr unterschiedlich, so Schmalzried. Daran habe sich nichts geändert.

Sendung: Inforadio, 01.04.2022, 07:10 Uhr

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Beitrag von Sylvia Tiegs

31 Kommentare

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  1. 31.

    Tja ob der impfausweis verlangt werden darf… da denken gerade die Juristen der dehoga drüber nach.
    In Baden Württemberg durfte das nicht einmal die Polizei.
    https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/polizei-bw-soll-kuenftig-impfausweise-kontrollieren-duerfen-100.html
    Wer jetzt in der Gastro usw. einen Impfnachweis sehen will könnte auf ganz dünnem Eis stehen.
    Die Corona Verordnungen geben das glaube ich nicht her aber das wird sich ganz schnell klären, die dehoga wird ihre Mitglieder nicht ins offene Messer laufen lassen.

  2. 30.

    Die "alternativen Fakten" stehen hier:
    1. https://data.lageso.de/lageso/corona/corona.html#zeitlicher-verlauf
    Man beachte die rote Kurve.
    2. https://www.corona-in-zahlen.de/weltweit/deutschland/
    Man beachte die Verlaufskurve für die 7-Tage-Inzidenz.
    Und, falls Sie noch die Hospitalisierung auf nde Normalstationen interessiert:
    3. https://data.lageso.de/lageso/corona/corona.html#station%C3%A4re-behandlung
    Man beachte, wie Kurve im Diagramm rechts nun mit Verzögerung der Inzidenzkurve folgt.
    So einfach kann es sein.

  3. 29.

    "... von mir aus auch ewig..." Na, dann wird sie Sie und Ihre Familie ja auch in Zukunft wieder Treffen, die Maskenpflicht... Und Unternehmen, die in der jetzigen Situation vom Hausrecht Gebrauch machen, schützen nicht nur ihre Mitarbeiter sondern auch die überwiegenden Mehrheit der verantwortungsvollen Kunden. Sie und Ihre Familie gehören offensichtlich nicht dazu. Willkommen? Wo? Viel Spass!

  4. 27.

    Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Wer die Maske weiterhin tragen möchte, soll es tun, wer nicht, lässt es bleiben. Ist doch eigentlich ganz einfach und jedem selbst überlassen. Die nächsten Monate, spätestens zur nächsten Herbst-/Wintersaison werden zeigen, ob es wieder steigenden Ansteckungen gibt. Und wer Geschäfte/Restaurants boykottieren will, die ihr Hausrecht zum Schutz ihres Personals und/oder der Kunden/Gäste nutzen, bitteschön. Es wird auch solche geben, in denen das Tragen der Maske nicht gewünscht wird. Viel Lärm um nichts, als wenn es aktuell nichts wichtigeres geben würde...

  5. 26.

    Und? Die liegt mit ca. 1600 immer noch deutlich zu hoch um die einzig sinnvolle Primär-Maßnahme aufzuheben, die wir in geschlossenen Räumen zum Schutz vor Infektionen überhaupt haben.
    Und wenn sie denken, dass es nun sehr schnell mit den Fallzahlen nach unten geht, warum dann nicht warten bis das Infektionsrisiko tatsächlich im Keller ist und ein freiwilliges Tragen der FFP2-Maske tatsächlich individuell schützt?
    Und den Rest, den Wieler so erzählt hat, erwähnen sie garnicht nicht erst.

  6. 25.

    Sie machen mir Spaß. Haben Sie sich einmal die Grafik unter https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/fallzahlen-coronavirus-1738210 angeschaut? Die sogenannte R-Zahl sei angeblich seit Tagen unter 1, genau bei 0,84 aktuell. Wie man sieht, geht die Zahl der Infizierten (trotz Untererfassung, wie es das RKI selbst ausdrückt) eben nicht zurück - sie stieg zuletzt weiter an. Im Übrigen können Infizierte ohne Symptome andere Menschen anstecken, oder auch bevor sie positiv getestet werden. Insofern ist die Zahl der Infizierten wichtig, um das Risiko der Ansteckung korrekt zu bewerten. Und dieses Risiko war nie höher als heute.

  7. 24.

    Es ist schön, dass Sie zugeben, die Presseschau nicht gesehen zu haben. Der R-Wert ist unter 1. Seit Tagen sinken die Zahlen und Herr Wieler hat bestätigt, dass wir über dem Höhepunkt sind. Die Anzahl der Infizierten (nicht mit Erkrankten verwechseln) wird auch zeitnah fallen.

  8. 23.

    Seltsame Rechnung. Aber gibt es keine (Herden-)Immunität gegen Corona. Wer es hatte oder geimpft ist, kann es trotzdem immer wieder bekommen. Kein seriöser Experte spricht hier von Immunität. Tatsächlich hat man sich für diese Pandemie den Begriff des "Immunschutzes" ausgedacht, den Terminus gab es vorher nur in der Werbung für einen Saft (das ist kein Scherz). Natürlich verbessern überstandene Infektion und Impfung die Chancen, die Infektion ohne ganz großen Schaden zu überstehen. Aber da wäre ein Begriff wie "Immunstärkung" bestimmt zielführender.

  9. 21.

    Ich bin froh, dass die Maßnahmen beendet sind. Für medizinische Einrichtungen und Pflegeheime bleibt es notwendig, von mir aus auch ewig. Ansonsten werde ich alle meiden, die von ihrem Haustecht Gebrauch machen und mich zu Impfausweisung oder Maske zwingen wollen. Auf mich, meine Familie und mein Geld werden sie verzichten müssen.

  10. 20.

    Nö. Heute vermeldet das RKI mit 4.473.400 Infizierten einen neuen Rekord. Zu sehen im Dashboard des RKI oder als leicht verständliche Grafik unter https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/fallzahlen-coronavirus-1738210. Dann soll noch mal jemand was von "fallenden" Zahlen erzählen. Müssen wohl alternative "Fakten" sein.

  11. 18.

    Man kann sich ein wenig an anderen Orten orientieren...
    SH hat die Lockerungen schon ein paar Tage länger.... der Untergang des Bundeslandes blieb dann doch aus
    https://www.schleswig-holstein.de/DE/Schwerpunkte/Coronavirus/Zahlen/zahlen_node.html

  12. 17.

    Haben Sie die Presseschau des RKI gestern gesehen? Da wurde verkündet, dass die Welle gebrochen ist und die Zahlen sinken. Wir hatten gestern zb eine Abnahme der Infektionszahl zur Vorwoche von 30k.

  13. 16.

    Opferrolle? Wer ist denn ich und meinesgleichen? Sie kennen mich doch gar nicht.
    Im Gegensatz zu vielen anderen war ich des korrekten FFP2-Masketragens stets fähig und werde dessen auch weiterhin willens sein, so denn ich dies in bestimmten Situationen für sinnvoll erachte.
    Wie andere Menschen das handhaben, darauf habe ich keinen Einfluss und ich sehe es nicht als meine Aufgabe, erzieherische Maßnahmen zu ergreifen für mir völlig fremde Erwachsene.

    Wenn da also patzig gekeift wurde, kann ich das sehr wohl nachvollziehen. Für Reaktionen darüber hinaus habe ich ohne Frage kein Verständnis.

  14. 15.

    Unsere Bundesregierung (nicht der Senat) hat nun auch festgelegt, dass die Pandemie nicht mehr für die Bürger relevant ist - und wir sollen weiter Maske tragen? Gegenseitige Rücksichtnahme? Habe ich gemacht, nun ist es vorbei.
    Ich kenne niemanden der selbst mit Maske Rücksicht genommen hatte.
    In der Vergangenheit war doch nur der Weg zum Tisch, mit Maske, was soll dieser Aufschrei der Gastronomen? Selbst die Tische wurden von der Anzahl wieder aufgestockt, da war nichts mit Angst seitens der Wirte.
    Man sitzt seit Jahren wieder dicht an dicht, Rücken an Rücken.
    Gerade die Gastronomie hätte bis heute - wenn es denn soooo wichtig gewesen wäre, zwei Jahre lang durchweg geschlossen bleiben müssen... Die Maske bringt zum und vom Tisch überhaupt nichts, da man sie am Tisch abnimmt.
    Aber man ist ja 3G! Stecken sich 3G nicht an? Steckt mich der Wirt/Kellner an? Wer weiß wer weiß...

    Für mich ist die Sache erledigt. Keine Maske mehr! Außer da wo diese vom Staate angeordnet worden ist.

  15. 14.

    Also ich weiß ja nicht, woher Sie Ihre Informationen beziehen, aber laut RKI haben wir zu Zeit in Deutschland 4,4 Millionen Infizierte. Wenn das Ihr angekündigter Sinkflug sein soll, dann vielen Dank.

  16. 13.

    "Achja die Zahlen… "
    Ich würde sagen: Nicht die Zahlen an sich sind fragwürdig, sondern deren (Nicht-) Rezeption.
    Nach wie vor geben die Fallzahlen ein gutes Bild des Infektionsgeschehens ab. Auf die Stellen hinter dem Komma muss man nicht achten.
    Tatsächlich aber scheinen die Leute (und Journalisten) sich nicht mehr die Mühe zu machen, diese überhaupt zurate zu ziehen. Wenn sich Politik und Hauptmedien sich darauf geeinigt haben, dass die Zahlen noch viel zu hoch seien und reflexartig auf Fortbestand der Maßnahmen gepocht wird, und dies dann so kommunizieren, dann braucht man sich über die Haltung eines Teils der Bevölkerung nicht zu wundern.
    Tatsache ist: Die Fallzahlen befinden sich sowohl in der BRD, und erst Recht in Berlin, im Sinkflug. Dazu muss man nur einen einzigen Blick auf den Verlauf seit zwei Wochen werfen. Und es gibt keinerlei Anzeichen, keine plausible Annahme, dafür, dass es noch einmal ein Aufbäumen von BA.2 gibt. Aber was soll's...

  17. 12.

    Über eine Maskenpflicht kann man denken wie man will. Aber traurig ist, dass bei manchen noch nicht angekommen zu sein scheint, dass 2G keinen Sinn mehr macht. Wäre für mich ein Grund, diese Einrichtungen auch in Zukunft zu meiden.

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