Opposition fordert Pflichttests - Der Schulstart in Berlin steht auf der Kippe

Mi 07.04.21 | 07:30 Uhr | Von Jan Menzel
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Themenbild - Teststrategie in der Schule (Quelle: dpa/Fleig)
Video: Abendschau | 07.04.2021 | S. Wendling / Studiogespräch P. Fresdorf FDP | Bild: dpa/Fleig

Fünf Tage vor Ende der Osterferien wissen Berliner Eltern und Schüler noch nicht, wie die Schule wieder losgeht. Der Senat will am Donnerstag beraten, die Koalition ist aber uneins. Die Opposition fordert, den Schulstart an eine Testpflicht zu koppeln. Von Jan Menzel

Das weitere Vorgehen Berlins an den Schulen nach den Osterferien ist fünf Tage vor Ende der Osterferien noch offen. Besonders bitter ist die Hängepartie für die Schülerinnen und Schüler der 7., 8. und 9. Klassen. Sie durften ihre Schulen seit Mitte Dezember nicht betreten. Die versprochenen Präsenztage vor den Osterferien hatte die Bildungsverwaltung wegen der gestiegenen Infektionszahlen kurzfristig wieder abgesagt. Die mittleren Jahrgänge haben jetzt vier Monate Home-Schooling hinter sich und nur wenig Aussicht auf ein kleines bisschen Schul-Normalität.

Doch auch eine Rückkehr der Grundschüler und der höheren Jahrgänge an die Schulen ist höchst unsicher. Zwar haben inzwischen die meisten Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen einen Impftermin (Lehrerinnen und Lehrer an weiterführenden Schulen wurden wegen der Unsicherheit um das Vakzin von Astrazeneca in der Impfreihenfolge wieder zurückgestuft). Wenn überhaupt, dürfte Unterricht nur in halber Klassenstärke stattfinden. Das Tragen von Masken ist Pflicht und Schnelltests sind millionenfach verfügbar. Doch in der rot-rot-grünen Koalition ist es vor allem die Linke, die eine Wiederaufnahme des Präsenzbetriebs auch unter Auflagen für nicht verantwortbar hält.

Linke gegen Präsenz-Unterricht

Kultursenator und Linken-Spitzenkandidat Klaus Lederer hatte über Ostern aufgeschrieben, wie er sich eine Notbremse, die greift, vorstellt. Schulen und Kitas könnten demnach nur noch eine Notbetreuung für Kinder anbieten, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten. Präsenzbetreuung oder Präsenzunterricht an Schulen müssten nach Ostern für einen weiteren Monat ausgesetzt bleiben. Das wäre für hunderttausende Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern die Rückkehr in den ganz harten Lockdown.

In den beiden anderen Regierungsparteien ist das Bild uneinheitlicher. Sowohl bei Sozialdemokraten als auch Grünen gibt es Fürsprecher und Gegner von Schulen-Öffnungen. In der grünen Fraktion zeichnet sich eine Mehrheit dafür ab, die Jahrgänge, die vor den Ferien in den Schulen waren, auch nach den Ferien wieder in den Präsenzunterricht zu holen. In der SPD gibt es Befürchtungen, dass Berlin mit einem Sonderweg bundesweit Kritik auf sich ziehen könnte.

Opposition für Testpflicht

Die FDP will dagegen die Schülerinnen und Schüler direkt nach den Osterferien in den Wechselunterricht zurückholen. Das Öffnen werde aber nur funktionieren, wenn sich alle testen lassen, warnt der bildungspolitische Sprecher der Fraktion Paul Fresdorf. Gegenüber dem rbb spricht sich Fresdorf für eine Testpflicht an den Schulen aus.

Für den bildungspolitischen Sprecher der CDU, Dirk Stettner, sind verpflichtende Tests für die Schülerinnen und Schülerinnen ebenfalls ein zentraler Baustein bei Schulöffnungen. Wenn zusätzlich alle Lehrkräfte geimpft seien, könne der Präsenzbetrieb wieder aufgenommen werden, so Stettner. Das sei jedoch unmittelbar nach den Osterferien kaum möglich.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft will ebenfalls, dass nur geimpfte Lehrkräfte in die Klassen geschickt werden. Pflichttests unterstützt die GEW nicht. Die Gewerkschaft verlangt aber, dass alle, die in der Schule sind, täglich eine Testmöglichkeit bekommen.

Scheeres: Abitur findet statt

In Koalitionskreisen und auch in der Bildungsverwaltung herrscht dagegen Unsicherheit vor, ob eine Testpflicht rechtlich möglich ist, auch wenn andere Bundesländer vorgeprescht sind. Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt beispielsweise wollen zwei Mal in der Woche verbindliche Test für Schülerinnen und Schüler einführen. In Berlin gibt es bislang das Angebot, dass Lehrkräfte und Schüler sich zweimal in der Woche freiwillig testen lassen können.

Ein Konzept für verbindliche Testungen hat die Bildungsverwaltung noch nicht vorgelegt. Sowohl der Regierende Bürgermeister Michael Müller als auch Bildungssenatorin Sandra Scheeres (beide SPD) haben es vermieden, sich beim Präsenzbetrieb nach Ostern oder einer Testpflicht festzulegen. Eines hat Scheeres aber klargestellt: Die Abiturprüfungen finden in Berlin wie geplant statt. Die Abiturienten hätten sich schließlich vorbereitet, die Prüfungsanforderungen seien angepasst worden und die jungen Menschen wollten einen Abschluss, der in Deutschland und Europa anerkannt sei.

Sendung: Inforadio, 07.04.2021, 12 Uhr

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Beitrag von Jan Menzel

85 Kommentare

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  1. 85.

    Es müssen schnellstens ALLE Lehrer geimpft werden! Es muss VERPFLICHTENDE TESTS für alle Schüler und Lehrer geben, durchgeführt in der Schule ... Nur so kann man halbwegs sicher Schulöffnungen gestalten. Eine Schulöffnung am Montag ist unter den derzeitigen Bedingungen nicht zu verantworten. Noch ist nicht bekannt, wie die Corona-Zahlen nach den Feiertagen tatsächlich aussehen, wie sich die Rückkehr der Mallorca-Urlauber auf die Zahlen auswirkt etc.
    Mein Vorschlag: eine Woche Distanzunterricht für alle Schularten und Jahrgänge (Ausnahme: Schüler, die jetzt noch ihre Repetitorien vor den nahen Abiprüfungen haben). Mitte nächster Woche kann man sicherlich besser abschätzen, ob die Schulöffnungen verantwortbar sind oder nicht.

  2. 84.

    Meiner Meinung nach, wäre der Spucktest (sogar noch etwas spaßig) für Kinder eine gute Lösung.
    Ich kenne aber leider nicht die Zuverlässigkeit.

    Vielleicht sind in Berlin z.Zt. ca. 15 % geimpft.
    Mehr wird es wohl nicht sein, da ja der AstraZeneca-Stopp kam.
    Viele Lehrer und auch Erzieher (bitte nicht vergessen - im Unterricht kann man die Schüler an "ihren Plätzen halten", am Nachmittag beim freien Spiel eher schwierig) haben Ende April/Mitte Mai den 1. Impftermin.

  3. 83.

    Seid Monaten müssen wir zusehen, wie die Kinder durch das sogenannte schulisch angeleitete Lernen zu Hause zermürbt werden und ihre Motivation verlieren. Stoff bleibt auf der Strecke. Manche (ausdrücklich nicht alle) Lehrer weigern sich standhaft, neue Wege zu gehen und verschicken seit Monaten nur Aufgabenzettel. In Hauptfächern findet keine Korrektur und Rückmeldung statt. Videokonferenzen sind selten und den Lehrern fällt nicht mal auf, dass Schüler fehlen. Persönliche Ansprache oder Lob für‘s Durchhalten? Fehlanzeige. Dafür Wochenpläne voll von Fehlern. Digitalisierung ist nur ein Wort. Wir Eltern können das gar nicht auffangen, denn wir sind keine Pädagogen und haben außerdem noch Vollzeitjobs. Es wäre eine Katastrophe, wenn es jetzt wieder ins salzH ginge. Wenn alle konsequent Masken tragen, testen, Abstand halten (keine Essenspausen drinnen mehr und Maskenpflicht auch im Hort), dann ist die Gefahr gering. Allerdings dürfen sich dann auch die Kinder nicht privat drinnen zum Spielen ohne Maske treffen, da sind wir alle gefragt!

  4. 82.

    Also die Tests die ich bislang gemacht habe waren ziemlich harmlos. Mund auf Stab rein 20 min. warten. Alternativ räuspern, spucken, schütteln, tröpfeln, 20 min warten.
    Das Ding bis zum Rachen in die Nase reinschieben, muss man Kindern nicht zumuten. Schmerzlose Alternativen gibt es, die auch nicht teurer sind und bei Bedarf sogar mit Bestätigung.
    Wenn man das Testkit nach Hause mitbekommt oder in der Apotheke abholen kann, sehe ich und auch meine Kinder kein echtes Problem sich regelmäßig zu testen. Dann kommt man auch unter 5€/Test für den Finanzminister.
    Lehrer und Erzieher sollten zügig geimpft werden, um das Erkrankungsrisiko zu senken und die Infektionsketten zu bremsen. Dann bräuchte man diese auch nicht mehr oder zumindest weniger Testen und kann sicher auch noch mehr Präsenzunterricht anbieten.
    Wie weit ist man denn bei den Lehrern mit dem Impfen?

  5. 81.

    Test hin und her ... Impfung hin und her ... Ich kann nur noch den Kopf schütteln und habe selbst dafür kaum noch Kraft. Tests müssen sein - ebenso die Impfungen. Aber was den Kindern hier auf menschlicher Ebene angetan wird, empfinde ich als mit Worten nicht zu beschreibende Katastrophe. Die Schwächsten für die ganze Misere bluten zu lassen, finde ich schlicht schäbig. Die Geschäfte u. ä. zu schließen, ist wirtschaftlich auch nicht zu verantworten - aber bei allem, was die Politik tut - lasst doch bitte die Kinder in Ruhe !!!

  6. 79.

    "...setzen sich am Donnerstag zusammen, wie es ab Montag weiter geht?"

    Das nennt man Weitblick. Oder auch Strategie.

    immer schön knapp vorm Wochenende und möglichst auf den letzten Drücker,
    damit man nicht in Verlegenheit kommt, dass ein Gericht die Testpflicht kippt.

    Unsere Herren und Damen Politiker sind schon clever, meinen die Justiz und den Rechtsstaat "austricksen" zu können (siehe am Gründonnerstag Beschlüsse von Ausgangssperren über Ostern - hat nix geholfen, danke OVG Hannover).

    Aber es istg so leicht durchschaubar, wenn schon ein Ministerpräsident wettert
    "die Politik muss sich mit den Gerichten HERUMSCHLAGEN".

    Das lässt doch tief blicken, finden Sie nicht?

  7. 78.

    Ich finde es eine große Frechheit, das mein Kind schon seit 4 Monate nicht in die Schule gehen darf. Er würde mehrmals getestet , das Ergebnis ist jedesmal negativ ausgefallen.
    Kein Wunder das die Kinder Mist bauen , weil keine Schule ist .

  8. 77.

    Wieso orientiert sich Berlin als Stadtstaat nicht am Stadtstaat Hamburg,auch was Schulen betrifft:
    "Corona: Testpflicht an den Hamburger Schulen
    Stand: 31.03.2021 17:44 Uhr
    Trotz der Diskussionen über einen strengeren Lockdown in Hamburg sollen Schulen erst mal nicht schließen. Dort wird aber eine Testpflicht für für Schülerinnen und Schüler und Lehrpersonal eingeführt."

  9. 76.

    Von wegen millionenfach verfügbar
    An der Schule meiner Beiden Enkel musste alles weit reduziert aufgeteilt werden.
    So das jetzt nur ein minimierter Teil nur für die Klassen 1-3 zur Verfügung steht
    Ist doch wieder mal ein Witz

  10. 75.

    In den Impfzentren sind alle Termine bis einschließlich Ende Juni ausgebucht. Also selbst wenn man das wollen würde, wären Sommerferien bevor die ersten Schüler ihre Impfung erhalten könnten.

  11. 74.

    Dagegen könnte man jetzt rechnen, wie viele Kinder weniger auf dem Schulweg verunfallen wg. homeschooling oder wie viele Ossis nicht an Aids starben, weil die Mauer die Ausbreitung der Seuche im Osten wesentlich minimiert hat usw. usw. Das Leben endet immer tötlich, und was wir da grade versuchen, ist Quatsch. Da wird es keinen Gewinner geben. Auch an Grippe sterben Leute. Geht es jetzt jeden Winter in den Lockdown, damit NIEMAND stirbt? Wenn nein: wie hoch ist der Schwellenwert?

  12. 73.

    Diese Impfungen sind Menschenversuche mit Stoffen, die noch nie erlaubt und zugelassen wurden. Niemand weiß was passiert und Sie wollen das an Jugendlichen testen. Was haben Sie für ein Menschenbild? Im Herbst muss wieder geimpft werden. Geimpfte sind ansteckend.

  13. 72.

    Gott bewahre!
    Merkel, Spahn und Co halte ich nicht noch weitere 12 Monate aus.

    Wenn die Wahl verschoben wird, gebe ich meine Staatsbürgerschaft zurück.

  14. 71.

    "Es ist zu erwarten, dass die Zahl falsch negativer und falsch positiver Ergebnisse inakzeptabel hoch sein und weit mehr Schaden als Nutzen mit sich bringen wird. Hinzu kommt das Potenzial großer präanalytischer Fehlerin der Probenentnahme."

    "Unterschätzt werden die negativen psychologischen Auswirkungen repetitiver Testungen, insbesondere junger Kinder, die entsprechende Konsequenzen wie Quarantäne der eigenen Person oder der Sozialgemeinschaft nach sich ziehen, nicht zuletzt wenn sie möglicherweise aufgrund der invaliden Testmethode wieder aufgehoben werden müssen."

    Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie
    Deutsche Gesellschaft für Kinder-und Jugendmedizin
    Berufsverband der Kinder-und Jugendärzte
    Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene

    https://bvkj-store.fra1.digitaloceanspaces.com/files/210227_Stellungnahme_Schnelltests_final_1dc8e2b7a7.pdf

  15. 70.

    Ich habe keine Lust mehr auf online Unterricht ich bin 9 klasse und habe schon 4 Monate online Unterricht.

  16. 69.

    Einerseits Schulpflicht, jetzt Testpflich - andererseits wird den Kindern seit Monaten das Recht auf Bildung verwährt.
    Passt für mich nicht zusammen. Warum sollte ich ohne konkreten Anlass (Urlaubsreise) mein gesundes Kind ohne Symptome testen lassen? Damit das RKI wieder schreien kann wie hoch die Zahlen sind (durch häufig falsch positive test) und damit ich und mein Kind zwei Wochen lang zuhause weggesperrt werden als Dank für unser Mitmachen// unsere Bereitschaft? Genauso unsinnig ist es Kinder mit zum Schoppen mitzunehmen wenn die dann einen eigenen Test brauchen.

  17. 68.

    ...setzen sich am Donnerstag zusammen, wie es ab Montag weiter geht? Das hätte schon Dienstag stattfinden können - es müssen sich ja nur tausende Menschen darauf einrichten und vorbereiten.

  18. 67.

    Ja, und wenn wir jetzt für kurze Zeit wirklich mal alles dichtmachen - was wird denn dann wohl danach wieder mit den Infektionszahlen passieren? :-)

  19. 66.

    Vieles in dem Artikel stimmt so nicht.
    Dass nur Kolleg:innen von Förderzentren, GS u. GemS gültige Impfeinladungen bekommen haben u. dass weder Einladungen noch Termine schützen, wurde bereits korrekt kommentiert.
    Außerdem ist für viele Schulen falsch, dass die Schüler:innen der Klassen 7-9 ihre Schulen nicht betreten durften. Es gab viele gut betreute Schüler:innenarbeitsplätze, Beratungen in KleinGruppen oder individuell. Angebote für Schüler:innen mit Förderbedarf und Klassenarbeiten.
    Das kann man auch ohne verordneten Wechselunterricht von 8.00-16.00 mit Mischungen in Wahlpflichtkursen alles machen für die, die mehr Unterstützung und/oder Bindung brauchen.

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