Pandemie-Sommer - Berliner Clubs setzen auf Events unter freiem Himmel

Die Berliner Clubs wollen im Sommer Outdoor-Veranstaltungen anbieten. Für Kultursenator Lederer wäre das der richtige Schritt, auch um den Menschen "Hoffnung" zu bringen. Das neue Infektionsschutzgesetz könnte dabei zum Problem werden.
Die Berliner Clubszene will den Pandemie-Sommer mit Events unter freiem Himmel überstehen. "Es bringt uns wirtschaftlich nicht weiter, aber wir wollen den Leuten was geben", sagte Pamela Schobeß, Vorsitzende der Berliner Clubcommission, am Donnerstag in Berlin. "Wir sind gut in der Lage, auf Außenflächen Hygienekonzepte umzusetzen." Schobeß verwies auf erste Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr.
Aus Sicht der Clubcommission, ein Zusammenschluss vieler der mehr als 300 Clubs der Stadt, geben Veranstaltungen unter freiem Himmel den Menschen nicht nur Lebensqualität zurück, sie seien auch viel sicherer als private Treffen in geschlossenen Räumen.
Lederer sieht Clubs als verantwortliche Partner
Schobeß, auch Chefin des "Gretchen", nannte die nun 13 Monate währende Schließung eine "emotional unglaubliche Belastung" und "finanzielle Katastrophe". Hilfen kämen nur zeitverzögert an und reichten nicht aus. Die sonst nicht subventionierten Clubs seien "erstmals komplett abhängig vom Staat".
Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) sagte am Donnerstag auf Radioeins vom rbb, es sei "wichtig, diese Branche über die Pandemie zu bekommen". Die öffentliche Hand müsse dabei ihre Verantwortung wahrnehmen. Er habe die Clubs als verantwortliche Partner erlebt. Deswegen sei ein Verbot von Aktionen unter freien Himmel ab einer Inzidenz von 100, wie in der Novelle des Infektionsschutzgesetzes vorgesehen, "nicht mehr rational".
Clubcommission führt Aktion fort
Veranstaltungen draußen sind für den Linke-Politiker "gut, weil man Menschen Hoffnung gibt, weil man Menschen Alternativen bietet, weil man Menschen auch irgendwie die Lebenslust zurückgibt".
Im rbb warnte Lederer, dass bisherige Modellprojekte mit dem neuen Bundesinfektionsschutzgesetz verhindert würden. "Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie unsere Stadt ist, wenn im Sommer überhaupt keine Kultur stattfinden kann - nicht mal im Park oder im Außenbereich eines Clubs." Lederer bekräftigte erneut, dass die Hygienekonzepte unter freiem Himmel besser umgesetzt werden könnten.
Die Clubcommission kündigte derweil die Fortsetzung einer Aktion zur Unterstützung der Clubs an. Dabei werden rund 30 Kunstwerke in Gitarrenform und -größe jeweils mit Logo und Signaturen einer Band zu Gunsten eines Clubs versteigert. Mit dabei sind etwa Rammstein, Die Ärzte, Seeed, In Extremo, Culcha Candela, The Bosshoss oder Karat.
Die international gefeierten Berliner Clubs sind sonst ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Jenseits von Pandemie-Zeiten locken sie rund drei Millionen Touristen jährlich in die Stadt mit rund 1,5 Milliarden Euro Umsatz im Transport-, Gastronomie- und Gastgewerbe. Allein die Clubszene setzt sonst 168 Millionen Euro um. Von der Krise sind etwa 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie rund 20.000 Künstlerinnen und Künstler betroffen.
Sendung: Abendschau, 15.04.2021, 19:30 Uhr