Wiedereröffnungsstrategien - Kein Neustart vor dem 8. Juli für "Bar jeder Vernunft" und "Tipi"

Mi 19.05.21 | 12:04 Uhr | Von Von Ute Büsing
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Bar jeder Vernunft in Berlin (Quelle: dpa/Christian Behring)
Bild: dpa/Christian Behring

Eigentlich gehen Veranstaltungen in Innenräumen ab Anfang Juni wieder. Doch viele Spielstätten können gar nicht einfach so schnell öffen. Die "Bar jeder Vernunft" und das "Tipi" etwa brauchen noch Wochen für den Neustart. Von Ute Büsing

Egal, was jetzt kurzfristig von der Kulturpolitik im Einzelnen beschlossen wird, für "Bar jeder Vernunft" und "Tipi" sind die Würfel gefallen. Franziska Kessler aus der Künstlerischen Leitung geht davon aus, dass beide Zelte nicht vor dem 8. Juli wiedereröffnen können - mit entsprechenden Hygienemaßnahmen und reduziertem Platzangebot.

Zwar waren die Planungen für "Bar" und "Tipi" nach über einem Jahr Schließung zunächst tatsächlich auf die Tage nach Pfingsten gerichtet. Aber das Öffnungs-Signal aus dem Kultursenat zur Umsetzung kommt einfach zu spät. "Wir haben mit dem 8. Juli ein Datum gewählt, wo mit Vorverkauf, Vorlauf und Werbung alles in die Bahnen geleitet werden kann und wir auch wirklich ein Publikum da sitzen haben", so Kessler. Und: "Es nutzt ja nichts, wenn da nur zehn Leute kommen."

Für Privattheater wie die Zelte ist es ungleich schwieriger auf eine ad-hoc-Öffnungserlaubnis zu reagieren, als für die Staatstheater, die bereits viele Produktionen mit den hauseigenen Ensembles fertig geprobt auf Halde liegen haben und schon seit geraumer Zeit mit den Hufen scharren, wie etwa Berliner Ensemble und Deutsches Theater.

Variantenreiche Music-Comedy mit Ass-Dur

Wieder eröffnet wird die "Bar jeder Vernunft" also erst am 8. Juli mit der Eigenproduktion "Oh what a night" mit den Songs von Frankie Valley. Im "Tipi" würde normalerweise im Sommer "Cabaret" wiederaufgenommen. Weil diese aufwändige Ensemble-Show für Corona-Verhältnisse viel zu groß ist, läuft dort jetzt ein kleiner Reigen von Stammkünstlern auf, darunter Georgette Dee und Sharon Brauner. Eröffnet wird mit Ass-Dur. Die variantenreiche Music-Comedy dieses Duos kommt in beiden Zelten seit Jahren gut an.

Dominik Wagner hat lange darauf hin gefiebert, gemeinsam mit seinem Bruder Florian wieder aufzutreten. Er sei "heiß darauf, zu spielen" nach der extrem langen Wartezeit und den mehrfach verschobenen Auftritten, erzählt er. "Jetzt ist das wie nachhause kommen."

"Septemberherz" - Live-Show-Premiere von Klaus Hoffmann

Das zweite Programm in der "Bar jeder Vernunft" gestaltet dann der Berliner Sänger Klaus Hoffmann mit seinem Pianisten Hawo Bleich. Genau genommen mit einer Weltpremiere. "Septemberherz" heißt die erstmals gezeigte Live-Show zur neuen CD des Sängers, der gerade 70 Jahre alt geworden ist und seine neuen CD's ebenso gerne mit seinem Pianisten in der "Bar" vorstellt, wie er dort regelmäßig seine Brel-Adaptionen zum Klingen bringt. "Septemberherz" bezeichnet der Erinnerungskünstler als einen "Spaziergang durch meinen Klang-Garten" und er verspricht dafür "sportliche Bühnensprünge, wie sie Leonard Cohen zuletzt gebracht hat."

Der Kulturbeutel hängt noch immer schief

Klaus Hoffmann gehört wie viele Künstler zu den so genannten "Soloselbständigen", die Corona-Unterstützung bekommen haben. Zwar betrachtet sich der etablierte Sänger "mit Haus und Garten in einer privilegierten Situation". Aber auch ihm habe das pandemiebedingte Auftrittsverbot zugesetzt, erzählt er. "Ich war noch nie solange zuhause, die Existenzfragen meiner Berliner Kindheit um das Geld, das fehlt, drängten sich wieder auf." Hoffmann kam es aber auch auf Eigenverantwortung an und darauf, "nicht zu zerbrechen am schief hängenden Kulturbeutel."

Die Corona-Hilfen für "Bar jeder Vernunft" und "Tipi" mit ihrem großen Mitarbeiterstab seien bisher "zufriedenstellend" gewesen, resümiert Franziska Kessler. Für die im Regelbetrieb nicht subventionierten Zelte ist ein Wiedereröffnungsszenario ohne Gastronomie kaum vorstellbar. Außerdem gehört das Essen und Trinken für das Publikum dort zum nahezu unverzichtbaren "Gesamterlebnis", so Kessler. Und: Ohne weitere finanzielle Unterstützung ist das Überleben der privaten Unterhaltungskunst-Spielstätten bei weiterhin reduziertem Platzangebot nicht gesichert.

Sendung: Inforadio, 18.05.2021, 09:55 Uhr

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Beitrag von Von Ute Büsing

2 Kommentare

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  1. 2.

    Schauen wir mal ob die Vorstellungen des Senats mit dem des Publikums überein stimmen was ein schöner Abend in den Zelten ist. Ich befürchte aber schöner Abend bedeutet für den Senat Sicherheit über alles.

  2. 1.

    Im Interesse der notleidenden Künstlerinnen und Künstler solltet ihr jetzt schnell öffnen, Hier wurde doch immer auf den baldigen Neustart gewartet, da sollten 2 Wochen Vorlauf doch ausreichen. Wer weiss, ob sonst nicht bald wieder Lockdown ist und dann habt ihr hier auch nichts gewonnen.

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