Impfung möglich - Forscher identifizieren Virustyp der Maul- und Klauenseuche in Hönow
Im Fall der Maul- und Klauenseuche in Märkisch-Oderland ist der Virustyp bestimmt worden. Es gibt bereits einen Impfstoff dagegen. In Berlin bleiben Einrichtungen mit Tieren erst einmal geschlossen. Andere Länder verhängen Importverbote.
- genauer Virustyp der Maul- und Klauenseuchen in Märkisch-Oderland identifiziert
- Impfstoff könnte binnen kurzer Zeit hergestellt werden
- hängt aber davon ab, wie weit der Ausbruch reicht
- angrenzender Kreis Barnim legt eigene Schutz- und Überwachungszone fest
- Südkorea und Niederlande erklären Importverbot für bestimmte Tiere aus Deutschland
Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) bei Wasserbüffeln im Landkreis Märkisch-Oderland sind bis Sonntagnachmittag keine weiteren Fälle bekanntgeworden. Das sagte eine Sprecherin des Landkreises am Sonntag.
Zuvor hat das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) den Virustyp bestimmt. Für das Virus vom Serotyp O seien geeignete Impfstoffe in der MKS-Antigenbank Deutschland vorhanden, teilte das Bundesforschungsinstitut am Samstag mit. Impfstoffe könnten innerhalb weniger Tage hergestellt werden.
Ob ein Impfstoff zum Einsatz kommt, hängt laut FLI von der tatsächlichen Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche ab. Dazu finden gerade Untersuchungen in der Umgebung der betroffenen Tierhaltung in Hönow statt. Nah verwandte MKS-Viren kommen im Nahen Osten und Asien vor, so das Forschungsinstitut. Wie genau der untersuchte Wasserbüffel in Hönow infiziert wurde, sei aber weiter unbekannt.
Die kontaminierte Weidefläche wurde laut der Kreisverwaltung von einer Firma desinfiziert. Der Krisenstab und die Freiwillige Feuerwehr aus Hönow stellten außerdem einen Schutzzaun um die betroffene Weide auf.
Schutzzonen eingerichtet, bislang kein Fall in Berlin
Um den Tierhalterbetrieb in Hönow ist per Allgemeinverfügung ein etwa drei Kilometer großer Schutzkreis sowie eine zehn Kilometer große Überwachungszone eingerichtet worden. Damit überschreiten die Schutz- und die Überwachungszone auch die Kreisgrenzen - somit sind auch der Landkreis Barnim und die Stadt Berlin betroffen [maerkisch-oderland.de]. In der Schutzzone werden alle potentiell betroffenen Tiere kontrolliert, in der größeren Überwachungszone wird nur stichprobenartig kontrolliert. In beiden Bereichen sind Transporte dieser Tiere verboten.
Auf den Wegen rund um die Schutz- und die Überwachungszone sollen in den kommenden Tagen Warnschilder aufgestellt werden, weitere Schutzzäune sind laut Kreisverwaltung zunächst nicht geplant. Auch der Kreis Barnim hat Zonen festgelegt. Die streng kontrollierte Schutzzone umfasst die Gemeinde Ahrensfelde mit Eiche und Mehrow, die Überwachungszone unter anderen Lindenberg, Blumberg, Werneuchen, Panketal und Bernau.
In Berlin wurden Betriebe mit potentiell betroffenen Tierarten behördlich gesperrt und werden überwacht. In der Stadt ist bislang kein Fall von Maul- und Klauenseuche bekannt. Ein verendetes Schaf, das am Freitag auf einer Weide in Marzahn-Hellersdorf gefunden worden war, ist laut Senat nicht infiziert.
Berliner Tierpark, Zoo und Kinderbauernhöfe geschlossen
Der Berliner Tierpark, der zum Teil in der Sperrzone liegt, sowie der Zoo bleiben vorerst geschlossen. Es werde geprüft, welche Mitarbeiter aus dem von der Seuche betroffenen Gebiet kommen. "Diese wurden gebeten, zunächst nicht in den Zoo oder Tierpark zu kommen. Außerdem wurden sämtliche Lieferungen aus diesem Gebiet abbestellt", sagte die Zoo-Sprecherin Philine Hachmeister. Zu den gefährdeten Tieren gehörten neben Rindern, Schafen und Schweinen auch Giraffen, Kamele und Elefanten. "Am Wochenende wurden und werden unter amtlicher Aufsicht stichprobenartig empfängliche Arten im Tierpark beprobt." Das Aquarium sei weiter für Besucher geöffnet.
Auch Kinderbauernhöfe in Berlin bleiben aus Vorsicht am Wochenende geschlossen, zum Beispiel die "Helle Tierarche - Tierhof Hellersdorf", der Kinderbauernhof im Görlitzer Park, der "Kunterbunte Bauernhof" in Mitte und der "Kinderbauernhof Waslala" in Treptow-Köpenick. Der Streichelzoo in der Neuköllner Hasenheide bleibt bis mindestens Dienstag geschlossen, wie ein Sprecher dem rbb mitteilte.
Niederlande und Südkorea verhängen Importverbote
Zwei Länder haben bereits auf den Ausbruch der Tierseuche reagiert, weitere könnten wegen der hohen Ansteckungsgefahr durch das Virus folgen. Südkorea hat bis auf Weiteres sämtliche Schweinefleischimporte aus Deutschland verboten. Wie das Ministerium in Seoul am Samstagabend mitteilte, sei die Regelung ab sofort gültig. Südkorea gilt traditionell als wesentlicher Absatzmarkt für deutsches Schweinefleisch im asiatischen Raum.
Auch die Niederlande haben ein Einfuhrverbot für Fleisch verhängt, für Mastkälber. Laut niederländischem Landwirtschaftsministerium wurden in den letzten Wochen etwa 3.600 Mastkälber aus Brandenburg in die Niederlande importiert. Sie werden in mehr als 125 Mastkälberfarmen gehalten. Die Betriebe sollen nun alle überprüft werden.
Alle Tiere der Herde getötet
Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche war am Freitag bekannt geworden. In der Herde im nahe der Berliner Stadtgrenze erkrankten wahrscheinlich alle 14 Tiere an der Maul- und Klauenseuche. Drei Wasserbüffel waren auf der Weide verendet. Weitere elf wurden getötet. Bei ihnen seien ebenfalls typische Symptome sichtbar gewesen, sagte Vize-Landrat Friedemann Hanke (CDU) am Samstag.
Hanke sagte, der betroffene Landwirt unterhalte einen Biobetrieb, habe sein Futter abgedeckt und sich sehr umsichtig um seine Tiere gekümmert. Laut dem Amtstierarzt des Kreises habe der Landwirt keine Futtermittel von außerhalb gekauft, sondern selbst Heu geerntet. Die Wasserbüffel seien seit mindestens drei Wochen infiziert gewesen.
Wie Hanke außerdem erklärte, werden in einem Umkreis von einem Kilometer um die Weide mit der betroffenen Wasserbüffel-Herde alle Paarhufer getötet. Das betraf unter anderem eine Schweinezucht mit 170 Tieren in Mehrow im angrenzenden Landkreis Barnim, die am Samstagvormittag getötet wurden.
Seit 1991 keine MKS-Impfung mehr in Deutschland
In Deutschland wurden Rinder dem FLI zufolge bis 1991 jährlich gegen die Maul- und Klauenseuche geimpft. Seither ist die Impfung in der EU verboten, weil die in Europa heimischen Stämme getilgt waren. Gegen aus dem Ausland eingeschleppte Stämme hätten die Impfstoffe kaum Schutz geboten, wie das FLI erläutert. "Jedoch erlauben die europäischen Rechtsvorschriften im Seuchenfall bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen die Notimpfung." Für diesen Zweck würden in der EU Impfstoffbanken unterhalten.
Die MKS ist eine enorm infektiöse Viruserkrankung bei Klauentieren wie Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Auch viele Zoo- und Wildtiere können daran erkranken. Das Virus kann auf mehreren Wegen übertragen werden, zum einen von Tier zu Tier durch Kontakt mit Sekreten und Exkrementen. Zum anderen indirekt über Menschen, Fahrzeuge, kontaminierte Gegenstände und tierische Produkte. Es kann sich außerdem über große Entfernungen mit der Luft ausbreiten.
Landesbauernverband: "Super-GAU für Landwirte, wenn sie sich im Land verbreitet"
Der Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg, Henrik Wendorff, bezeichnete die Maul- und Klauenseuche am Samstag als "Super-GAU für Landwirte, wenn sie sich im Land verbreitet". Viele Verträge, auch Handelsverträge, beinhalteten immer Seuchenfreiheit, sagte Wendorff rbb24 Brandenburg aktuell. "Wenn eine Region eine Seuche hat, ist sie schnell aus dem Handelsverkehr ausgeschlossen. Das hat am Ende viele finanzielle Konsequenzen. Die Niederlande haben schon reagiert, nehmen schon kein Fleisch mehr an, keine Kälber", sagte Wendorff. Diese Vorsorgemaßnahme könne aber auch nach einer Woche wieder vorbei sein. "Wir haben ein professionelles System, das innerhalb von 24 Stunden hier reagiert hat. Ich glaube, das wird zum Erfolg führen", sagte Wendorff.
Die Tiere in Hönow seien fit und gut genährt gewesen. "Und wer denkt heute, nach über 30 Jahren als erstes daran, gerade auch bei Wasserbüffeln, dass es Maul- und Klauen-Seuche sein kann?", sagte Wendorff.
Sendung: Radioeins, 11.01.2025, 10:01 Uhr