Folge der Corona-Krise - Fahrschüler in Berlin stehen im Prüfungs-Stau

So 24.10.21 | 08:03 Uhr | Von Wolf Siebert
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Fahrschüler wartet am Bahnübergang Fahrschüler auf einer Übungsfahrt im Straßenverkehr (Bild: imago images/Joker)
Bild: imago images/Joker

Vier Monate mussten Berliner Fahrschulen in diesem Jahr wegen Corona schließen. Die Prüfungsfristen hat der Senat deshalb verlängert. Doch die Probleme bleiben. Von Wolf Siebert

Studentin Michelle sitzt in der Fahrschule Fuchs in Berlin-Frohnau und wartet auf einen Termin für ihre praktische Fahrprüfung. Dabei hatte sich die 20-jährige schon so auf die Unabhängigkeit gefreut, die sie sich vom Führerschein erhofft: "Ich muss nicht immer auf den Busfahrplan achten, wenn ich mich mit Freunden treffen will. Ich kann halt nicht auch mal mit Freunden spontan wegfahren, das wäre eben auch ein Stück Freiheit."

Michelle ist eine von 250 Fahrschülern, die allein in der Fahrschule Fuchs auf ihre Prüfungen warten. In Berlin gibt es rund 400 Fahrschulen.

Fahrschülerin Michelle (Bild: rbb/Wolf Siebert)
Fahrschülerin Michelle | Bild: rbb/Wolf Siebert

Es gibt zu wenige Prüfer

Dass Berlin nun die Frist für das Ablegen der Fahrprüfung bis Silvester verlängert hat, löse das Problem nicht, sagt Stephan Ackerschewski, Vorsitzender des Berliner Fahrlehrer-Verbands. Es gebe sehr viele Fahrschüler, deren Prüfungsfrist im neuen Jahr liege. Denn nach den Lockdowns habe es einen regelrechten Run auf die Fahrschulen gegeben, und all diese Bewerber stünden noch in der Warteschlange.

Der Stau bei den Prüfungen wurde nicht nur durch die Lockdowns und die vorübergehende Schließung der Fahrschulen ausgelöst. Tüv und Dekra, die beiden Organisationen, die Fahrschüler prüfen dürfen, haben einfach nicht genug Personal - obwohl sie in den letzten Monaten kräftig aufgestockt haben. Deshalb gibt es zu wenige Prüfungstermine.

Kein Platz für pragmatische Schritte

Stephan Ackerschewski hatte ganz pragmatisch die Hilfe seines Verbands angeboten: Für die Dauer der Pandemie könnten doch auch Fahrlehrer Prüfungen abnehmen: "Wir denken, das ist kein Hexenwerk, wenn ein Fahrlehrer die Fahrerlaubnis prüfen. Aber das gibt leider die Gesetzeslage nicht her, und daran sind wir gebunden."

Die Gesetzeslage ist das bundesweite Kraftfahrsachverständigengesetz von 1971. Danach kann nur Fahrprüfer sein, wer auch ein technisches Studium absolviert hat, wer Maschinenbauer oder Diplomingenieur ist. Und deshalb sind Fahrlehrer außen vor.

Noch ein Problem: Seit Anfang 2021 müssen die Prüfer von Tüv und Dekra ein elektronisches Prüfprotokoll anlegen, wodurch sich die Prüfungen um zehn Minuten verlängert haben. Deshalb schaffen die Prüferinnen und Prüfer pro Tag nur noch neun statt elf Prüflinge. Auch hier hatte der Fahrlehrerverband einen pragmatischen Vorschlag: das elektronische Prüfprotokoll vorübergehend auszusetzen. Die Antwort: Bitte warten.

In Brandenburg sieht es besser aus

Nichts anderes bleibt auch Fahrschülerin Michelle übrig. Kopfschüttelnd erzählt sie: "Als ich die theoretische Prüfung bestanden hatte, hat man mir gesagt, ich solle mich schon mal auf die Warteliste für die praktische Prüfung setzen lassen. Warteliste? Ich dachte, das sei ein Witz. Ich hätte es mal machen sollen, denn jetzt muss ich noch bis Januar warten." Für sie wird es dadurch auch teurer, um einige Hundert Euro. Denn um die Fahrpraxis bis zur Prüfung nicht zu verlieren, wird sie weitere Fahrstunden nehmen müssen.

Jenseits der Berliner Landesgrenze ist man einen anderen Weg gegangen: Durch einen Erlass wurden in Brandenburg die Prüfungsfristen grundsätzlich um sechs Monate verlängert. Auch hier gibt es einen großen Ansturm auf die Fahrschulen. Die Prüforganisation Dekra hat ihr Personal so weit aufgestockt, dass "die höhere Anzahl praktischer Prüfungen realisiert werden" kann, heißt es aus dem Brandenburger Verkehrsministerium.

Sendung: Inforadio, 23.10.2021, 6:25 Uhr

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Beitrag von Wolf Siebert

45 Kommentare

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  1. 45.

    Sie ziehen aus ZWEI Fällen (falls sie die nicht frei erfunden haben) Schlüsse auf ALLE Radfahrer? Dann wären ja ALLE Autofahrer Todesraser und rücksichtslose Rechtsbrecher.

    Wie gesagt, sie lassen kein noch so dummes Vorurteil aus. Wollen sie auf dem Niveau weiter "diskutieren"? Ich nicht.

  2. 44.

    Na wohl kaum auch ohne Grund, es passiert genug mit diesen ach so rechtstreuen Menschen. Bin selbst schon zweimal auf drm Buergersteig als Fußgänger angefahren worden, weil ich nicht schnell genug auf Zurruf beiseite war.

  3. 43.

    So führen also Autofanatiker und Radfahrerhasser "Diskussionen", mit Lügen, Beleidigungen und falschen Berechnungen.

    Autofahrer sind in Berlin eine Minderheit, punktum. Führen sich aber auf als gehöre ihnen der öffentliche Raum alleine.

    Beweise dafür erspare ich mir, gegen Fakten sind sie immun.

  4. 42.

    "Keine Kennzeichnung, also auch keine Registrierung, kaum eine Versicherung, kaum ein Unrechtsbewusstsein, ein Riesenego und rotzfrech dazu. "

    Fast jeder hat eine Haftpflicht aber sonst haben sie kaum ein dummes Vorurteil ausgelassen.

  5. 41.

    "Dadurch wird das Blickfeld des jungen Fahrers eingeschränkt"!

    Hallo "Kollege",

    wie wird durch eine Maske das Blickfeld beeinträchtigt? Also Kinnatmer (Leute die die Maske auf dem Kinn statt korrekt tragen) sind mir bekannt aber Leute die sich die Maske über die Augen ziehen habe ich bislang noch nicht gesehen.

    Aber man lernt ja bekanntlich nie aus.

  6. 40.

    Fahrschulen sind eine Branche ohne Zukunft. Dank Klimawandel.
    Es wird neue Arten von Fahrzeugen brauchen oder gar Flugzeugen, Seilbahnen in den Städten, für die es keinen Führerschein braucht.

    Die Kosten von mehreren 1000 Euro stehen in keinem Verhältnis zu der massiven körperlichen Beeinträchtigung, stundenlang Masken tragen zu müssen. Dadurch wird das Blickfeld des jungen Fahrers eingeschränkt!

  7. 39.

    Na wenn die Prüfung schon als Stress so schlimm ist, wie soll da der Neuling erst im Berufsverkehr klarkommen? Ach, was frage ich eigentlich. Man sieht es doch täglich. Z.B. Parklücken, da kann man 'ne Acht drin fahren, aber der Schmart passt einfach nicht rein - usw. Manchmal scheint der "Gott" auf der Rückbank einfach nur mächtig gepennt zu haben.

  8. 38.

    Alte weiße.. Grummlige Männer.... Alles klar! *Kopfschüttel... Immer diese Fahrlehrer, null Toleranz an dieser Stelle, ich kann's nicht mehr hören und lesen...

  9. 37.

    Ich habe ihnen doch dargelegt, das es mit pauschalen Zahlen nicht einfach getan ist.
    Es dürfte auch einige geben, die gern ein Auto hätten es sich aber nicht leisten können.
    Wenn sie nur davon ausgehen… wer ein Auto besitzt, der ist auch Befürworter…. dann ist dies nur die einfachste Lösung, und es stimmt trotzdem nicht.

  10. 36.

    Eine Fahrerlaubnis heißt nicht automatisch, dass man sich einen fahrbahren Untersatz zulegt!
    Vielleicht sollten wir das erst einmal strikt voneinander trennen! Des Weiteren ist das Problem mit den Prüfern ein hausgemachtes… Ich denke es wäre sinnvoller Fahrlehrer*innen oder Pädagog*innen als Prüfer*innen einzusetzen, bevor der Onkel aus der KFZ Prüfstelle, welcher zwar Ahnung von den Kraftfahrzeugen hat,aber kein Einfühlungsvermögenin für den psychischen Stress der Fahrschüler*innen während der Prüfung! Aber es bleibt wie es ist und viele „alte,weiße, grummelige Männer“ sitzen als „Fachkräfte“ im Auto und spielen Gott…

  11. 35.

    Nicht immer aber oefter, im schlimmsten Fall bis die Punkte voll sind, dann ist die Pappe weg und man muss laufen.
    Aber Radfahrer. Keine Kennzeichnung, also auch keine Registrierung, kaum eine Versicherung, kaum ein Unrechtsbewusstsein, ein Riesenego und rotzfrech dazu.

  12. 34.

    Statt unsachlich zu werden beweisen sie doch dass Autofahrer keine Minderheit sind. Ich warte gespannt.

  13. 33.

    Bleiben Sie bitte beide sachlich und unterlassen Sie es, sich hier gegenseitig anzugehen.

  14. 32.

    Bei 1,8 Millionen Haushalten und 1,4 Millionen Fahrzeugen abzüglich gerne ca . 10000 behördenfahrzeuge kann man nicht von Minderheit sprechen. Hatten sie nur singen und klatschen in der Schule?

    @ lieber rbb , von Berliner werden sämtliche Antworten freigeschaltet das erwarte ich von meiner Antwort auch !!

  15. 31.

    3,6 Mio Einwohner…von Säugling bis zum Greis. Z.B. braucht eine 4 köpfige Familie in der Regel keine 4 Autos obwohl die ganze Familie damit transportiert wird, also davon profitiert.
    Und man braucht auch für ein Motorrad einen Führerschein, auch für einen 50ccm E-Roller braucht man den usw. usw.
    Diese ganze Rechnerei bringt ohne Details gar nix… pauschale Zahlen sind dafür ungeeignet.

  16. 30.

    Peinliche Abläufe, aber so typisch Berlins Stau in der Bürokratie. Witz ist ja, dass die Digitalisierung die Abläufe hemmt.

  17. 29.

    Sie kapieren es nicht. Aber egal. Schauen Sie sich vor den Schulen um. Was da Eltern Kinder durch die Gegend fahren. Ihre Milchmädchenrechnungen ergeben keinen Sinn.

  18. 28.

    Und trotzdem die Minderheit. Nur eben sehr laut und aggressiv wie man hier sehen kann. Und rechnen können sie auch nicht.

    Insgesamt waren für die rund 3,6 Millionen registrierten Einwohner Berlins bei der jüngsten Erhebung am 31. Dezember knapp 1,4 Millionen Fahrzeuge registriert, darunter allerdings auch viele Lastwagen und andere Nutzfahrzeuge. Das ist alles andere als "Mehrheitlich ". Welchen Irrtum soll ich also zugeben?

    Wie es passt, gell?

  19. 27.

    "Führerschein bekommt man normalerweise mit 18 von den Großeltern."
    Verflixte Falle, das hätten Papi et Mamie wissen müssen - und ich denke, die waren mit ihrer Einstellung nicht wirklich Exoten. "Führerschein? Dann haste dir ja was vorgenommen." ... und Ende der Durchsage. Ok, es gab einen Überraschungsbonus - aber erst nachdem der Lappen da war. So lange hielten sich die alten Herrschaften sehr bedeckt.
    "Wenn du was willst, musst du dich eben anstrengen." - nahezu unisono die lieben Eltern dazu.
    ... und sie hatten sowas von recht.

  20. 26.

    Sie können Ihren Irrtum ruhig einfach mal zugeben. Übrigens werden Minderheiten sonst immer in Schutz genommen… Wie es passt, gell? Akzeptieren Sie einfach, dass es sogar viele junge Menschen gibt, die Auto fahren wollen. Und der Trend geht Richtung E-Mobilität.

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