"Test-to-stay" an Berliner Kitas? - "Mir tun viele Familien leid, auf die das zukommen wird"

Mo 24.01.22 | 21:16 Uhr | Von Oda Tischewski
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Eine Junge wird getestet bevor er seinen Kindergarten betritt (Bild: dpa/Petr David Josek)
Bild: dpa/Petr David Josek

Die Berliner Amtsärzte würden die neue Quarantäne-Regelung der Schulen gern auch in Kitas praktizieren. Statt Quarantäne müssten sich dann Kontaktpersonen nur noch fünf Tage lang täglich testen. Wäre das auch was für die Jüngsten? Von Oda Tischewski

Die Corona-Infektionszahlen steigen rasant, nicht zuletzt in der Gruppe der Null- bis Vierjährigen – der letzten Altersklasse, für die noch kein Impfstoff zugelassen wurde. Auch viele Erzieherinnen und Erzieher fallen aus, weil sie sich infiziert haben oder weil sie – sofern noch nicht geboostert – häufig in Quarantäne sind.

Nun wurden die Kita-Gruppen geteilt, das soll Infektionsketten verkürzen, verschärft aber auch die Personalnot. Und die versprochenen Lolli-Tests für die nun geltende Testpflicht sind in vielen Einrichtungen nicht pünktlich geliefert worden.

"Test-to-stay" bald auch in Kitas?

Die Berliner Amtsärzte schlagen nun vor, auch hier die "Test-to-stay"-Strategie einzuführen, die das Robert-Koch-Institut entwickelt hat. Für Kontaktpersonen eines Infektionsfalls fiele dann die Quarantäne weg, sie könnten – täglich getestet – auch weiterhin in die Kita kommen.

Die Eltern sehen das mit gemischten Gefühlen, viele sind enttäuscht, dass die versprochenen Lolli-Tests in den Kitas noch nicht angekommen sind. "Es müsste durchgehend täglich getestet werden, manchmal wird der Test ja auch erst nach ein paar Tagen positiv", sagt eine Mutter aus Lichtenrade, deren dreijährige Tochter schon mehrere Quarantänen hinter sich habe, ohne infiziert gewesen zu sein. "Das ist schwierig, wenn man kein Haus und keinen Garten hat und das Kind ist kerngesund."

Landeselternausschuss: Kitas anders als Schulen

Auch Anja Kettgen-Hahn, stellvertretende Vorsitzende des Berliner Landeselternausschusses Kindertagesstätten, kurz LEAK, sieht den Vorstoß der Amtsärzte mit Skepsis. Hier würden analoge Regelungen angestrebt, wo Voraussetzungen völlig unterschiedlich seien: "Es gibt zwar die 'Test-to-stay'-Strategie des Robert-Koch-Instituts für Schulen, die beruht aber darauf, dass Schüler in einer Klasse mit Masken sitzen. In Kitas ist ja ein völlig anderes Bild: Kinder im Alter zwischen einem Jahr und dem Schuleintritt tragen keine Masken und daher haben wir hier keinen erhöhten Schutz durch eine solche Maßnahme."

Zudem kritisiert der LEAK, dass mit einer Änderung der Quarantäne-Regelung, wie sie die Amtsärzte vorschlagen, bisherige Ziele der Pandemiebekämpfung künftig einfach ignoriert würden: "Das bringt mit sich, dass vulnerable Gruppen, die durch die ganze Pandemie hindurch geschützt werden sollten, sprich Großeltern, Schwerkranke in den Familien oder Schwangere, gefährdet werden, denn die leben in den Familien, wo die Kinder in die Kindertagesstätten gehen und eben diesem drastisch erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt werden."

Ohne Quarantäne-Bescheid keine Ansprüche auf Lohnfortzahlung

Für die Eltern eine schwierige Situation: Ohne offiziellen Quarantäne-Bescheid des Gesundheitsamtes für die Kinder könnten künftig auch keine Ansprüche auf Lohnfortzahlung gegenüber dem Arbeitgeber geltend gemacht werden. Aber genau die Gesundheitsämter sind es, die die Amtsärzte mit ihrem Vorschlag entlasten wollen: Denn die kommen mit Kontaktnachverfolgungen und Quarantäne-Anordnungen längst nicht mehr hinterher.

Familien, die selbst eine Corona-Infektion durchgemacht hat, haben dafür oft wenig Verständnis: "Ich hätte mich natürlich gefreut, wenn wir kein Corona bekommen hätten", so eine Mutter aus Neukölln, die gerade mit der gesamten vierköpfigen Familie in Isolation ist, "und mir tun viele Familien da jetzt tatsächlich leid, auf die das zukommen wird. Dieses Durchseuchen ohne Barrieren finde ich schwierig, ich würde mir wünschen, dass die Kinder da besser geschützt würden."

Mit der aktuell gültigen Infektionsschutzverordnung ist der Vorschlag der Amtsärzte vorerst nicht vereinbar. Die sieht nach wie vor die Quarantäne für ungeimpfte Kontaktpersonen vor, auch in Kitas. Bei der Senatssitzung am Dienstag könnte er aber erstmals diskutiert werden.

Sendung: Abendschau, 24.01.2022, 19:30 Uhr

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Beitrag von Oda Tischewski

19 Kommentare

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  1. 19.

    Dafür dann Egoismus, Esoterik und Wissenschaftsfeindlichkeit?

  2. 18.

    "......muss endlich eine Impfpflicht für ALLE her."
    Genau, und zurück in vorherige Jahrzehnte. Hat aus Erfahrung gezeigt, Zwang und Pflicht rettet die Welt.
    Ohne Worte....

  3. 17.

    Mich, den Erziehern und Erzieherinnen und vielen Eltern erleichtert es ungemein das der Senat den Wegfall der Kontaktquarantäne nur für die Schulen festlegt. Es gibt eben große Unterschiede zwischen Schule und Kita. In der Schule tragen die Kinder Maske im Unterricht und testen sich ab Februar täglich zu Beginn. Da ist es schon zu vertreten erstmal nur das positiv getestete Kind nach Hause zu schicken. Auch der Lehrer arbeitet mit Maske. In den Kitas sind die Kinder sehr eng beieinander, getestet wird von einem Teil der Eltern 3x die Woche nach bestem Gewissen - aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht von allen, und die Erzieher versorgen Kinder sozusagen Gesicht zu Gesicht auch.

  4. 16.

    Eine wirkliche Schande sind Menschen die sich vor den Kindern in Sicherheit bringen, eine wirkliche Schande sind Menschen deren Egoismus sie Pietät, Anstand und Respekt vergessen lässt!

  5. 15.

    „ Wenn Erwachsene sich nicht impfen lassen oder Kontakte reduzieren ist das die Folge.“
    Genau so ist es. Diese Menschen sind eine Schande für Deutschland und schon aus Kindesfürsorgepflicht muss endlich eine Impfpflicht für ALLE her.

  6. 14.

    Und selbst dann (wenn die Roboter alles übernehmen), könnten immer noch Mann und Frau ihre Arbeitszeit reduzieren. Ich gehe auch nicht Vollzeit arbeiten, um Zeit für meine Tochter zu haben.

    Überlegt mal welches Geschlecht immernoch am meisten in sozialen Berufen (ErzieherINNEN, Pflegekräfte!!!!) tätig sind. Die dann alle zu Hause lassen? :O

    Soviel zur Pflege.....das übernehmen eher nicht Roboter....

  7. 13.

    Zurück nach 1950 geht rein wirtschaftlich nicht. Vielleicht wenn wir es in der Zukunft hinbekommen alle Arbeitskräfte durch Roboter zu ersetzen, aber vorher ganz bestimmt nicht.

  8. 12.

    Sensitivität und Spezifität sind einfach 2 unterschiedliche paar Schuhe.

    Trotzdem wird man doch davon ausgehen dürfen, dass wenn ein positiver Antigenschnelltest für Quarantäne reicht, und auch für das Freitesten von Infizierten, dann müsste es doch auch für den Besuch der Kita reichen. Es geht dann schlicht nicht anders.

    Noch dazu weiß man, dass das Immunsystem der Kinder besser/anders funktioniert. Schlicht mehr Immunzellen in der Nasenschleimhaut zb. Antikörperimmunität ist für Kinder also gar nicht so wichtig, weil andere Immuneffekte bei Kindern ausgeprägter sind.

    Wichtig wäre aber schlicht und einfach, wenn alle ErzieherINNEN und Eltern unabhängig vom individuellen Corona Risiko Solidarisch wären und durch Impfung die Weiterverbreitung so gut wie möglich hemmen! Aber egal in unsere Egoisten Gesellschaft ist "individuell" ja viel wichtiger. Ist das eigentlich offizielle Definition von "Gesellschaft"? "Ansammlung von individuellen Egoisten"?

  9. 11.

    Das wird hoffentlich nie wieder so sein.

    Erstens brauchen auch Kinder Kontakt zu anderen Kindern, meine Tochter geht unheimlich gerne in die Kita, die vermisst praktisch jeden Tag ohne Kita ihre Freundinnen. Gerade für Einzelkinder ist "zu Hause" wohl keine adäquate Betreuung.

    Zweitens braucht der Staat auch einfach die weiblichen Arbeitskräfte (genau wie in der DDR). Jetzt wollen Sie bei immer mehr RentnerInnen, noch die Hälfte der erwerbsfähigen Bürger zu Hause lassen?

    Drittens macht das Frauen dann wieder wirtschaftlich abhängig vom Mann. Gut OK gibt genügend gesellschaftliche Gruppen die genau das wollen, reaktionäre Rechte, Erzkonservative Christen, Islamisten....

  10. 10.

    Wichtig wäre gewesen, wenn alle Eltern und Großeltern schonmal geimpft wären, aber auch der RBB haut ja lieber den Bericht über "Jana" (ungeimpfte Erzieherin)raus, die lieber auf ihre "Intuition" vertraut, als auf Wissenschaft.

    Aber schön als Erzieherin ungeimpft mit vielen Personen Kontakt haben, der Mann auch noch im pädagogischen Bereich mit vielen Kontakten, dazu dann die 2 Kinder, die im Zweifel das Virus wieder in 2 andere Gruppen tragen. Da ist es schlicht zutiefst unsozial wie ein bockiges Kind "ich will aber nicht" zu brüllen. Ja Sie ist jung, und daher praktisch fast ohne Corona Risiko, aber Solidaritätsprinzip, gerade mit den eigenen Kindern, aber auch anderen Eltern und den KollegInnen ist ihr einfach fremd.

    Bei meiner Frau sind alle ungeimpften Erzieherinnen mitlerweile Infiziert gewesen vorher mehrere Male durch Quarantäne ausgefallen, da durften die Geimpften sich den Arsch aufreißen für die und dann waren nicht wenige noch über 4 Wochen krank...Schnupfen?...

  11. 9.

    Also ich weiß nicht was Sie für Tests haben, aber ich hab seit Herbst Lollitests für unter die Zunge (45 Sek drehen) zu Hause für meine Tochter (gerade 6J). Ja ich gehe auch davon aus, dass die schlechter funktionieren als Nasentests, aber die sind für kleine Kinder nicht wirklich zumutbar, seien wir ehrlich da stellen sich genügend Erwachsene an wie kleine Kinder. Spucktests hatten wir auch mal probiert nur das ist wirklich bäh....

  12. 8.

    Bei uns in der Kita läuft es bisher so: Kind oder Erzieherin hat ein positives Schnelltest-Ergebnis. Es wird umgehend einen PCR-Test gemacht. Solange auf das Ergebnis gewartet wird (mittlerweile 3-4 Tage), dürfen die „Kontaktkinder“ weiter in die Kita gehen, wenn sie täglich getestet werden. Quarantäne gilt erst, wenn PCR positiv ausfällt. Nun, wenn es bald keine PCR Tests mehr für alle geben soll, bedeutet das Quarantäne ab sofort für jeden (falsch) positiven Schnelltest??? Und warum ist in dem Fall ein Schnelltest nur aussagekräftig, wenn er positiv ist? Der gleiche Test, der dafür geeignet ist, eine Infektion anzuzeigen, muss auch gut genug sein, um sofort von der Quarantäne zu befreien. Insofern ist der Vorgang der Amtsärzte nur logisch!

  13. 7.

    "Jeder Kommentar ist unnütz. Familien, Kinder, Jugendliche und Großeltern interessieren kaum noch. Coronaleugner dürfen sich auf den Straßen austoben und die Verantwortlichen verlieren den Überblick. Es ist höchst frustrierend und legt eine, mir unbekannte, Gleichgültigkeit frei. Wo endet das alles?"

    Das ist ein Fullquote wert...

  14. 6.

    Genau so ist es, vielen Dank!
    Wer weiß, vielleicht ist das irgendwann die Lehre, die wir aus dieser Pandemie ziehen können.. Eltern betreuen und erziehen ihre Kleinkinder wieder selbst. Natürlich muss das vom Staat dann aber auch wieder gewollt sein.

  15. 5.

    Jeder Kommentar ist unnütz. Familien, Kinder, Jugendliche und Großeltern interessieren kaum noch. Coronaleugner dürfen sich auf den Straßen austoben und die Verantwortlichen verlieren den Überblick. Es ist höchst frustrierend und legt eine, mir unbekannte, Gleichgültigkeit frei. Wo endet das alles?

  16. 4.

    Ganz genauso ist es. Oder man hat einen Lollytest so wie wir heute, bei dem die Flüssigkeit im Röhrchen eingetrocknet war. Es ging nicht, 3 Tropfen auf die Testkassette zu bringen. Wie so oft sind das gut gemeinte Ratschläge, aber nicht durchführbar.

  17. 3.

    Nun, es waren die Eltern, die forderten, die Schulen und Kitas müssen offen bleiben, weil sie entnervt waren, weil deren Arbeitgeber kein Verständnis mehr hatten. Nun ist offen und es passiert, was allen klar war: alle stecken sich (mit allem, auch Scharlach und Rota) an. Eben auch mit Corona. Wir haben FRÜHER (2008) auf dem Absatz kehrt gemacht, wenn der Aushang sagte, es herrsche Dings und Gedöns, und dann Homeoffice gemacht. HEUTE (2022) scheint das nicht mehr möglich zu sein. Man bekommt keine Parkplätze am Büro, die Autobahnen sind voller als vor der Pandemie, Homeoffice? Nur was für Hipster oder so. Der Deutsche Mittelstand verlangt Anwesenheit, Präsenz vor Ort.

    So wird das natürlich nix, wenn alle Kinder UND alle Eltern im Knäuel den Tag verbringen. Und daheim mischen sich die Gruppen....

  18. 2.

    Solange es kein Impfangebot für kleine Kinder gibt, ist doch Durchseuchung der einzige Weg. Wieviele Kinder sollen denn noch gesund weiter zu Hause sitzen? Wenn Erwachsene sich nicht impfen lassen oder Kontakte reduzieren ist das die Folge.

  19. 1.

    Das mit dem Testen kann man vergessen. Selbst als Mann bekomme ich es da nicht hin, meinem Sohn das Stäbchen länger als 1 Sekunde in der Nase zu halten. Da muss man das Kind ja schon fesseln. Also was ist das am Ende, einmal Stächen in die Luft halten, Ahhhh negativ, schön... Mein Gefühl sagt mir, die Tests sind Blödsinn in der Kita. Ich hoffe das wird besser mit dem Lolli Tests aber ich habe auch schon gehört, selbst das wird nichts. Ein Kind lutscht da nicht ne Minute dran rum. Dann kann ich mir gut vorstellen, dass es ein Haufen false positives gibt weil die Kinder da irgend was gegessen haben was den Test beeinflusst. Wir versuchen das so gut es geht alles zu machen, aber trauen tu ich dem nicht. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich die Tests so ausführe, dass die Sicher anschlagen würden. Zumal unsere gestellten Tests nur mit 86% bei SEHR HOHER Virenlast anschlagen würden... Es stört uns nicht, macht keine große Arbeit, aber ob das sinnvoll ist, ich weiß es nicht...

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