Nach Urteil zur Gleichbehandlung der Schüler - Scheeres kündigt Präsenzunterricht für Klassen 7 bis 9 in Berlin an

Do 11.03.21 | 23:44 Uhr
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Der Gang des John-Lennon-Gymnasiums in Prenzlauer Berg ist leer. (Quelle: dpa/Annette Riedl)
Video: Abendschau | 11.03.2021 | Ulrich Crüwell | Bild: dpa/Annette Riedl

Berlins Bildungssenatorin hat auch für die Klassen 7 bis 9 nun den Präsenzunterricht angekündigt. Sie reagiert damit auf ein Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts zur Gleichbehandlung. Die GEW ist angesichts der damit steigenden Kontakte skeptisch.

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hat angekündigt, dass es auch für Schüler der siebten bis neunten Klassen noch vor Ostern Unterricht in der Schule geben soll.

Man sei bereits mit Schulleitungsverbänden, Amtsärzten sowie Wissenschaftlern im Gespräch über eine Rückkehr in den Wechselunterricht, sagte Scheeres am Donnerstag der rbb-Abendschau. Demnach sollen die Schüler vor Ostern noch einmal Präsenztermine haben, einen unmittelbaren Kontakt zu ihrer Lehrkraft erleben und mal wieder ihre Schule sehen. Es müsse nicht unbedingt Wechselunterricht sein.

Die Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch drängt hingegen auf Wechselunterricht vor Ostern. In der Abendschau warnte sie vor einer "Placebo-Lösung", dass Kinder zurückkommen, nur um einmal ihre Lehrkräfte zu sehen. Auch der bildungspolitische Sprecher der FDP, Paul Fresdorf, forderte Bildungsangebote für alle Kinder. Demnach müsse alles getan werden, damit ab dem 15. März Wechselunterricht auch für die Klassen sieben bis neun losgehen könne.

Hintergrund ist eine Entscheidung des Berliner Verwaltungsgerichts von Mittwochabend. Demnach muss es in Berlin grundsätzlich auch Präsenzunterricht für die Jahrgänge 7 bis 9 geben. Ein Gerichtssprecher sagte, es sei nicht mit dem Gleichheitsgrundsatz vereinbar, ganze Jahrgänge der Mittelstufe vom Unterricht auszuschließen, zugleich aber Grund- und Oberschüler in der Schule zu unterrichten. Die 7. bis 9. Klassen haben bisher keinen Präsenzunterricht im Wechselmodell.

GEW befürchtet höheres Infektionsrisiko

Die Berliner Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte in Reaktion auf das Urteil ein Konzept für den Präsenzwechselunterricht in den Klassen 7 bis 9 gefordert, um die Planung der Schulen zu unterstützen. Die Gewerkschaft allerdings äußerte auch Befürchtungen, dass durch den nun notwendigen breiteren Präsenzunterricht auch das Infektionsrisiko an den Schulen steige.

"Ich finde diese Entscheidung sehr beunruhigend, weil die Inzidenz auch unter Jugendlichen steigt und die Pädagoginnen wenig geschützt sind", sagte Berlins GEW-Landeschef Tom Erdmann am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Daher müssten die Lehrkräfte bestmöglich geschützt werden, zum Beispiel durch unbürokratische Impfangebote, so Erdmann. Auch das müsse im Konzept berücksichtigt werden. Bei der Vergabe der Impftermine seien bisher noch 1.000 Schleifen zu drehen.

Verwaltungsgericht gab mehreren Eilanträgen teilweise statt

Das Verwaltungsgericht gab am Mittwoch mit seinem Urteil mehreren Eilanträgen von Schülern teilweise statt. Sie hatten auch erreichen wollen, dass die Klassen wieder voll besetzt werden. Sechs von sieben Anträgen wollten darüber hinaus durchsetzen, dass ein Mund-Nasen-Schutz nicht mehr Pflicht ist. In diesen beiden Punkten stimmte das Gericht nicht zu.

Bislang sind in Berlin nur die Klassen 1 bis 6 zurück in der Schule, jeweils in verkleinerten Gruppen und im Wechsel mit digitalem Unterricht zu Hause. Auch für Abschlussjahrgänge könne ein solcher Wechselunterricht bereits angeboten werden, erklärte das Gericht, allerdings nach Einzelfallentscheidung der jeweiligen Schule im Einvernehmen mit der Schulaufsichtsbehörde.

Bildungssenatorin anerkennt offenbar das Urteil

Mit der Gerichtsentscheidung muss auch für die mittleren Stufen von der 7. bis 9. Klasse die Möglichkeit bestehen, mit Einzelfallentscheidungen den Wechselunterricht zu ermöglichen. Die Entscheidung gilt vorerst nur für die Schüler, die sich an das Gericht gewandt hatten. Gegen die Beschlüsse kann noch Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eingelegt werden. Ein Sprecher der Bildungsverwaltung erklärte am Freitag, dass eine Revision gegen das Urteil "nicht angezeigt" sei.

Sendung: Inforadio, 11.03.2021, 08.40 Uhr

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33 Kommentare

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  1. 33.

    Tut mir leid MW, aber da haben Sie wohl andere Zahlen, als ich. Sie plappern jetzt auch nur das nach was Sie mal im Herbst 2020 hörten. Es ist eigentlich auch nicht die Frage ob Schulen Pandemiebeschleuniger sind und nicht, sondern was konkret und lokal für Kettenreaktionen enstehen, wenn ein Schüler oder Lehrer Kontaktperson oder coronaerkrankt ist. Ganze Klassen müssen dann in Quarantäne oder eine ganze Schule wird geschlossen.

  2. 32.

    Es wird nicht wahrer, wenn man es ständig wiederholt, deshalb auch nochmal für Sie: ALLE Bereiche, in denen Menschen ohne Abstand in geschlossenen Räumen zusammenkommen, tragen zum Pandemiegeschehen bei. Das können Sie bei Drosten & Co. sowie in zig Studien nachlesen. Und wenn die einfachen AHAL-Regeln ausreichen würden, um Orte sicher zu machen, warum wird dann nicht alles wieder aufgemacht? Eben.

  3. 31.

    Vielleicht haben auch nur die Eltern Angst....
    https://www.quarks.de/gesundheit/was-wir-zur-uebertragung-bei-kindern-wissen/

  4. 30.

    Kinder wie Erwachsene können sich infizieren und die Erreger weiterverbreiten. Kinder werden sich sicherlich kaum so gut an Hygienemaßnahmen halten(können) wie Erwachsene. Auch wenn Politiker gerne anderes behaupten, Kinder haben logischerweise ihren Anteil an der Pandemie, zumal gilt: je jünger desto weniger oft symptomatisch.
    Sowohl ich als auch die Leopoldina haben schon im Frühjahr 2020 entsprechende Vorschläge zum Schutz der Kinder gemacht, sie wurden nicht umgesetzt.
    Weniger Monate vor Ende der Pandemie als Folge der Impfungen sollten man wenigstens jetzt die Fallzahlen senken.
    Schüler die jetzt nicht zur Schule gehen, mögen Nachteile haben, die sie nach der Pandemie ausgleichen könnten, würde man dann immer noch viel Wert auf Schule legen. Menschen die jetzt noch sterben werden aber nicht mehr lebendig.

  5. 29.

    Offenbar haben SIE die Informationen nur selektiv zur Kenntnis genommen. Dazu ist Panikrhetorik zu vermeiden: Es geht nicht um (plakative) "Pandemietreiber", sondern schlicht um Ansteckungsgelegenheiten. Es ging und geht um bestmögliche (= automatisch nie ideale) Kontaktvermeidung. Schauen Sie mal dezent des Morgens, was sich bei den Jahrgängen 10/11/12 vor dem Schultor abspielt... Wenn Sie das sehen, können Sie zumindest ahnen, warum die Zahlen im Moment nicht mehr fallen.
    DANKE an den SCHWEDEN für die Schilderung des Geschehens in Sverige -- das war mir neu.
    Wie dem auch sei: Schnellschüsse jetzt vor den Osterferien sind mit Sicherheit kontraproduktiv. Nutzen wir die zwei Wochen ohne Schule, um danach in Richtung normaler Präsenzunterricht weiterzugehen.

  6. 28.

    Also ich bin ehrlich: Ich möchte vollen Präsenzunterricht für alle SuS wie vor der Pandemie ohne Einschränkungen oder Wechselunterricht und zwar sofort! Wenn 90% der Firmen arbeiten, dann MÜSSEN auch die Firmen öffnen! Schluss mit dem Urlaub und Ausreden für Lehrer/innen! Die müssen den Lockdown eh bildunstechnisch ausbaden und schneiden sich jeden Tag ins eigene Fleisch!

  7. 27.

    Sind Sie echt Lehrer?
    Weil, Rechtschreibung und Zeichensetzung ist nicht Ihr Ding?
    Haben Sie die Nase voll vom Distanzunterricht (homeschooling schreiben Sie...)? Ist's das?

  8. 26.

    JA, mal wieder siegt die Unvernunft. Bravo. Wollten das wirklich die Schüler oder waren das die Erziehungsberechtigten?? Nun ja, Bildung ist sehr wichtig, aber mit Augenmaß. Ich setze voraus, dass ich eine große Verantwortung gegenüber meinen Kindern habe und sie nicht noch freiwillig dem Infektionsgeschehen aussetzen werde. Homeschooling ist absolut Vieren frei,aber nein, Präsentsunterricht muss sein mit möglichst vielen Schülern zusammen. Mir unverständlich wie manche das mit ihrem Gewissen vereinbaren können. AUWEIA.

  9. 25.

    Ja, es scheint vor allem um die Leistungsnachweise zu gehen.
    Mehr vermittelt wird in einer oder zwei Präsenzwochen garantiert nicht mehr als wie durch Distanzunterricht.
    Es geht doch vor allem darum, als Politiker beliebt zu sein, sich als Macher darzustellen.
    Und in den Medien wird einem permanent eingeflüstert, dass die Kinder ALLE so sehr leiden...
    (Ja, tun sie, aber nicht wegen der alternativen Unterrichtsform! Dass Sportvereine, alle Freizeiteinrichtungen, einfach alles wieder öffnet, das steht nicht zur Auswahl, oder?)

  10. 24.

    Ich finde es traurig, dass es immer noch Menschen wie sie gibt, die immer noch die Mär verbreiten, dass die Schulöffnungen die Pandemie befeuern werden. Mittlerweile sollten auch sie verstanden haben, dass die Schulen nie und zu keiner Zeit Pandemietreiber waren.

    Was wäre denn die Alternative??? Die Schüler*innen bis zum Sommer im Homeschooling zu lassen? Schule hat auch eine soziale Rolle und Funktion die von ihnen und den Anderen immer gern vergessen wird. Als Lehrer kann ich ihnen mit Bestimmtheit sagen, ein Großteil der Schüler*innen an meiner Schule hat vom Homeschooling mittlerweile die Nase voll. Und es hilft auch in dieser Situation auch überhaupt nicht, wenn hier wieder "Panikszenarien" heraufbeschworen werden. So wie die Situation jetzt ist kann sie nicht bleiben. Geregelter Schulbetrieb muss möglich sein und möglich gemacht werden. Der Schaden an der Bildung der Kinder ist eh schon immens und darf nicht noch größer werden.

  11. 23.

    Ich habe Kinder in 2 verschiedenen Schulen, ISS und Gymnasium. Alle Lehrer betonen, dass sie mit dem Stoff voll im Plan liegen. Es bestehe sogar ein besser Überblick, welcher Schüler welche Leistung bringt, weil ja alle Hausaufgaben kontrolliert werden.
    Ja, in meinem Umfeld gibt es nur eine einzige Mutter, die unbedingt wieder Vollbeschulung(!) haben will. Aber die hatte auch vor der Pandemie Schwierigkeiten, mit ihrem Sohn klarzukommen. Das ist nicht böse gemeint. Ihn könnte man sehr gut in einer kleinen Gruppe auffangen - was meines Wissens nach von der Schule auch versucht wird.
    Ja, wir wollen unser Leben wieder. Aber Wechselunterricht ist dazu nicht geeignet... Im Gegenteil, steigen die Zahlen, dauert es noch länger.

  12. 22.

    Mir tun die Kinder nur leid. Hab wirklich keine Meinung mehr. Einfach blöde Situation für Schüler, Lehrer und alles drum und dran.

    Beispiele von meinen Kindern:

    2,5 Wochen vor Ostern haben die die Schulen für die 4-6 Klassen geöffnet. Meine Tochter durfte gestern das erste Mal zur Schule. 2 x die Woche.
    Mein Sohn 12 Klasse geht NUR für 2 Prüfungsfächer in die Schule Montag von 8.00 Uhr bis 9.00 Uhr und ein anderer Tag.






  13. 21.

    Dann bitte auch die Kinder und Lehrer darüber unterrichten, dass vor einem Schnelltest nicht geraucht und kein Kaffee getrunken werden darf. Auch dürfen keine säurehaltigen Nahrungsmittel vor dem Schnelltest zu sich genommen werden.
    Ansonsten werden die Betroffenen falsch getestet, Panik bricht aus und der anschließende PCR Test ist dann negativ!
    Wenn das Virus mit seinen Mutationen soooo ansteckend sein soll, dann müssten auch die Eltern der von Ihnen betroffenen Kindern nun positiv sein, insbesondere weil zuhause keine Masken und kaum Regeln eingehalten werden können (bei einer Familie auch schwer). Mit Abstand und Masken im Klassenraum sitzen soll also gefährlicher sein, als... einkaufen bei Lidl, Busfahren, tägliche Büroarbeit etc. Komische Wahrnehmung mancher Eltern...

  14. 20.

    Es scheint teilweise eine regelrechte Besessenheit zu bestehen, unbedingt die Infektionszahlen hochtreiben zu müssen und die 3. Welle anzuheizen. Das Ende der Pandemie ist doch an sich absehbar, warum jetzt unbedingt noch auf die Tube drücken? Damit wir dann im Mai/Juni nochmal die nächsten Schulschließungen bekommen bevor die Pandemie vorbei ist?

    Es ist ja nicht nur die Gesundheit der Angehörigen, auch die der Schülerinnen und Schüler wird doch jetzt noch völlig sinnlos aufs Spiel gesetzt. Außerdem wird ein inzwischen funktionierendes Homeschooling unnötig kaputtgemacht, weil es dann dafür keine Kapazitäten mehr gibt. Und wofür das Ganze? Um vor den Osterferien unbedingt noch eine Woche in der Schule zu sein? Vielleicht noch ein zwei Klassenarbeiten zu schreiben? Es ist so traurig !

  15. 19.

    Tut mir leid, aber Sie haben wohl nichts verstanden, weder die Pandemie noch was derzeit an den meisten Schulen seit Montane stattfindet: Unterricht! Und zwar Online! Und das auch trotz einiger vor allem technischer Probleme ganz gut!

  16. 18.

    Wir drehen uns im Kreis. Solange nicht 2x/Woche jeder an den Schulen getestet wird, bevor der Unterricht beginnt und das auch zuverlässig organisiert ist, brauchen wir keine Schulöffnungen. Die Grundschulen sind seit letzter Woche geöffnet. Ich erwarte, dass Klartext gesprochen wird, wieviele Kinder sich seither angesteckt haben oder in Quarantäne befinden. Aus unserer nahen Bekanntschaft sind mir schon mindestens 5 Fälle bekannt.

  17. 17.

    Macht alle Schulen auf und lasst es einfach laufen so wie in meinem Heimatland Schweden. Letzte Woche in Umea : Högstadiet (7.- 9.) zugemacht, weil 95% der Schüler und die Mehrheit der L infiziert. Gymnasium jetzt auf Distanzunterricht und in Schweden ca 5000 Kinder mit postcovidsyndrom bis jetzt. Zunehmend kündigen L weil sie sich von der Gesundheitsbehörde nicht geschützt fühlen. Wo L fehlen, werden eben Klassen zusamnengelegt...38 S ist doch auch egal. Hier wird man dann das Ergebnis zeitverzögert erleben. Dann werden die Schulen wieder geschlossen, und ein paar mehr L und Erz. haben PCS und fallen Langzeit aus.

  18. 16.

    Nun, so ist das, wenn man trotz drohender 3. Welle EINIGE wieder zurück in die Schulen holt. Die Kettenreaktion ist nicht nur, dass dann ALLE wollen/dürfen/müssen, sondern dass die Infektionen durch mehr Kontakte zunehmen.

    Dann müssen die Schüler wieder Gruppenarbeiten machen (geht nicht einzeln und mit Abstand in der Schule). Gemeinsamer Sport (tatsächlich! Nachmittags aber verboten..).

    Und nicht zu vergessen, bei Teilungsunterricht: an den freien Tagen Unmengen Arbeitsblätter in Ma/Deu/Eng und riesige Projekte in Reli/Ethik/Lebensgedöns, PolBildung, Geschichte, Geografie, Werken/Arbeit/Technik.

  19. 15.

    Für mich wird es aller höchste Zeit das alle Schülerinnen und Schüler aller Altersklassen wieder zu Schule gehen können. Den ausgefallen Lernstoff kann doch kaum noch einer aufholen und später fragt keiner mehr da nach ob dieser Lernstoff vermittelt wurde.

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