Neue Regeln für Kitas und Schulen - Kalayci lehnt Ende der Quarantäne für Kontaktpersonen ab

Sa 28.08.21 | 22:29 Uhr
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Berliner Senatorin für Gesundheit, Dilek Kalayci (Quelle: imago-images/Stefan Zeitz)
Bild: www.imago-images.de

Zwischen Gesundheitssenatorin Kalayci und den Amtsärzten in Berlin bahnt sich neuer Streit an: Die Entscheidung der Mediziner, die Quarantäneregeln für Kitakinder und Schüler:innen aufzuheben, lehnt die SPD-Politikerin strikt ab.

Die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hat den Strategiewechsel der Amtsärzte, Kontaktpersonen von Corona-Infizierten in Schulen und Kitas nicht mehr in die Quarantäne zu schicken, scharf kritisiert. "Die Absonderungerfordernisse zu beschränken auf nur Infizierte entspricht nicht der nationalen Strategie im Kampf gegen Covid-19 und verstößt auch gegen geltendes Recht", sagte Kalayci am Samstagabend dem rbb.

Liecke verspricht "Rückkehr zur Normalität"

Kalayci nahm dabei vor allem den Neuköllner Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) ins Visier. Der hatte am Freitag die neue Vorgehensweise kommuniziert. Demnach hätten die Amtsärzte der Bezirke bereits am Mittwoch entschieden, dass in Kitas und Schulen nur noch PCR-bestätigte Corona-Infizierte Kinder und Jugendliche in die Quarantäne müssen, nicht aber ihre unmittelbare Klassen- oder Gruppenkameraden. "Mit dieser neuen Regelung ermöglichen wir den Berliner Familien eine Rückkehr zur Normalität in Kitas und Schulen", so Liecke.

"Was der Neuköllner Gesundheitsstadtrat Liecke hier machen will, geht nicht", sagte Kalayci dem rbb. "Auch Schülerinnen und Schüler, die sich besonders nahe sind, müssen in die Absonderung - auch wenn man hierbei die besonderen Hygieneregeln in der Schule berücksichtigen kann." Bei unter 12-Jährigen sei große Vorsicht geboten, so Kalayci weiter, "da diesen Schülerinnen und Schüler noch kein Impfangebot gemacht werden kann."

Virologe Stöhr unterstützt Position der Amtsärzte

Der Virologe und Epidemiologe Klaus Stöhr unterstützt hingegen den Strategiewechsel der Amtsärzte. Das entspreche dem Fachwissen, nicht mehr ganze Klassen in Quarantäne zu schicken, sagte Stöhr am Samstag in der rbb-Abendschau. Daten aus Hessen vom Januar bis zu den Sommerferien haben laut Stöhr gezeigt, dass asymptomatisch erkrankte Kinder andere Kinder im Größenverhältnis von einem Prozent angesteckt haben.

Kontaktnachverfolgung eingeschränkt

Die Gesundheitsämter wollen künftig nur noch Kinder und Jugendliche mit einem positiven PCR-Test in eine 14-tägige Quarantäne schicken. Kontaktpersonen außerhalb der engsten Familie würden nicht mehr ermittelt, heißt es in einer Stellungnahme der Amtsärzte. Die neue Regelung gelte für alle Bezirke. Eine Maskenpflicht an Schulen soll aber weiter gelten.

Mit der neuen Strategie sind künftig nur noch ungeimpfte Eltern und Geschwister von der 14-tägigen Quarantäne mitbetroffen. Für Sitznachbarn in der Schule gilt das dann zum Beispiel nicht mehr.

Giffey gegen laxe Quarantäneregeln

Zuvor hatte bereits die SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey die Entscheidung der Berliner Amtsärzte kritisiert. "Angesichts steigender Zahlen in den jüngeren
Altersgruppen können wir uns eine Aufweichung der Quarantäneregeln in
Schulen und Kitas nicht leisten", teilte die frühere Bundesfamilienministerin am Samstag mit.

Sie verstehe den Wunsch der Gesundheitsämter nach Entlastung, so Giffey. Aber so lange man Kindern und Jugendlichen kein Impfangebot machen könne, "müssen wir weiterhin
in den Schulen und nach Möglichkeit auch in den Kitas umfänglich testen, um Positivfälle und deren Kontaktpersonen zu erkennen, konsequent nachzuverfolgen und Schutzmaßnahmen zu ergreifen."

Sendung: Abendschau, 19:30 Uhr, 28.08.2021

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71 Kommentare

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  1. 71.

    Ich denke, dass Kalayci und Scheeres zurückrudern werden. Beide werden wohl kein Amt mehr bekommen und die Gefahr, Giffey kurz vor der Wahl zusätzlich zu beschädigen, wäre mMn zu groß.

  2. 70.

    Laut Tagesspiegel Rolle Rückwärts, Frau K. hat sich mal wieder in ihrem Hause nicht abgestimmt und kennt ihre internen Absprachen nicht. Sie scheint nun nicht mehr dagegen zu sein. Die MA in der Gesundheitsverwaltung werden nach ihrer Amtszeit in die Hände klatschen, so viel Unfähigkeit haben sie bestimmt noch nicht erlebt.
    Ausschnitt Tagesspiegel:
    "...Dagegen hatte sich Kalayci am Sonnabend ausgesprochen, obwohl die zuständige Referatsleiterin der Gesundheitsverwaltung dem Vernehmen nach zuvor zugestimmt hatte. Kalaycis Sprecher sagte, dieser widersprüchliche Vorgang werde "intern aufgearbeitet".

  3. 69.

    Es wäre wirklich erstrebenswert und eine Bitte an die Politik, Ressorts nach Qualifikation und Eignung zu vergeben.
    Das würde allen viel Ärger ersparen und am Ende kommt mehr Glaubwürdigkeit heraus......!

    Und jetzt aber mal weiter machen,mit Fingern auf die Anderen zeigen und Halbherzigkeiten zum Besten geben.....hopp hopp

  4. 68.

    Gott sei dank ist diese Frau bald Geschichte

  5. 67.

    Wer jetzt noch giffey wählen will, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.
    FDP, Piratenpartei oder die Partei, was anderes scheint nicht mehr möglich zu sein.

  6. 66.

    "Daten aus Hessen vom Januar bis zu den Sommerferien haben laut Stöhr gezeigt, dass asymptomatisch erkrankte Kinder andere Kinder im Größenverhältnis von einem Prozent angesteckt haben."
    Diese Daten reflektieren die Urprungs- bzw die Alphavariante des Virus, kaum aber die sehr viel gefährlichere Delta-Variante. Die wird uns im Winter noch große Probleme bereiten. Herr Stöhr macht es sich hier viel zu einfach!

  7. 65.

    Wenn das Tragen von FFP 2 - Masken (oder v. med. Masken) nicht zu einer Verringerung des Covid-19- Infektionsgeschehens beiträgt, liegt das sicher daran, das die FFP 2 in der Hosentasche, am Handgelenk, am Kinn oder unterhalb der Nase, getragen wird. Siehe u.a. öff.NV (ich empfehle hier eine Fahrt mit der Ringbahn). Eine FFP 2, richtig , als "Mund - Nasen - Schutz" getragen , ist ein guter Schutz vor Ansteckung.
    Regelmäßige Lolli - PCR -Tests in Kitas und Schulen, ja, das ist eine gute u. kindgerechte Möglichkeit, der Früherkennung von Covid- 19 - Erkrankungen.
    Bei positiver Testung ist eine 5- Tsge - Quarantäne d.
    Erkrankten und des nahen Umfelds (mit PVR- Test vor Ende der Quarantäne), das Sicherste für die Mitmenschen. Und , wir Erwachenen sollten uns Impfen lassen, soweit das möglich ist. Wir können im Vorfeld einer Covid-19- Erkrankung nicht wissen, wie oder ob wir eine solche Erkrankung unbeschadet überstehen. Medikente gibt es ja wohl noch nicht... Darum kann ich mich auch der Aussage von "Biene", die sich hier auf Amtsärzte beruft, nicht anschließen. Denn, spätestens, wenn das eigene Kind schwer erkrankt ist oder mit Spätfolgen zu kämpfen hat, sieht das Leben anders aus... Eine Patentlösung in der Pandemie gibt es nicht. Die Summe richtiger Verhaltensweisen ist entscheidend. Dazu braucht es gesunden Menschenverstand und Vernunft. Wünschen und Feiern , Ignorieren und Leugnen der Pandemie hilft uns kaum weiter.

  8. 64.

    Impfen kommt für Sie nicht infrage und die anderen sollen Rücksicht nehmen? Finde ich egoistisch. Was tun sie für die Risikogruppen in ihrer Familie?
    Immer nur fordern aber selbst nichts zur Besserung beitragen wollen.

  9. 63.

    Raus aus dem Home- Office. Vielleicht klappts dann in den Gesundheitsämtern. Andere Berliner arbeiten auch und zwar nicht im Home-Office.

  10. 62.

    10 km vor Berlin, ein Landkreis weiter:
    Wie es gibt eine Handlungsempfehlung vom Land Brandenburg, nur die direkten Sitznachbarn in Quarantäne zu schicken? Dann müssten wir diese ja gesondert ermitteln. Sowas machen wir hier nicht, es geht die gesamte Klasse in Quarantäne!
    Keine 14 Tage alt dieses Erlebnis...

  11. 61.

    Ich gebe ihren Kommentar recht und bin auch gut Informiert. Was das impfen betrifft. Bin ganz ihrer Meinung.

  12. 60.

    es werden ja sowieso nicht ganze Klassen in Quarantäne geschickt, sondern nur die Schüler, die besonderen Kontakt hatten oder eben keine Masken getragen haben. Aber dabei muss es unbedingt bleiben, sonst geht das Ganze auf Kosten der Kinder! Wenn niemand in Quarantäne muss, werden sich die Kinder anstecken, die sich nicht schützen können.

  13. 59.

    Es gibt hier wie immer nur zwei Lager.
    Panikmodus Meinungen oder Abwegende. Zu Letzteren zählen scheinbar die Amtsärzte.
    Ist der Panikfraktion überhaupt klar was sie da möchten?
    Z.B. 25 Kinder, ein Kind wird Corona positiv getestet, der Rest 14 Tage in Quarantäne. Nach 14 Tagen, eventuell ein weiteres Kind Positiv, usw...Was macht das aufs dem Kind, welches positiv getestet wurde? Die Eltern können auch nicht arbeiten? Wofür? Ich sehe keinen Sinn? Alle Kinder werden getestet, wer negativ ist, kann doch zur Schule? Und die Amtsärzte haben es doch sehr gut begründet. Der Entwicklunggssschaden ist viel höher, als gegenüber der Covid Folgen bei sehr wenigen Kindern.

  14. 58.

    Volle Zustimmung.

    Es verfestigt sich immer mehr der Eindruck, dass der Staat gewisse Dinge gar nicht wissen möchte, weil sie einfach nicht ins vorgefertigte Konzept passen.

  15. 57.

    Das ist jetzt Satire, oder? Sich nicht impfen lassen wollen, aber verlangen, dass der Rest der Menschheit in Quarantäne geht?

  16. 56.

    wenn sich in den Bezirken, von unterschiedlichen Parteien regiert, die Fachleute auf diese Praxis einigen konnten, steht es Politikerinnen nicht zu, ohne gute und belegte Gründe dagegen vor zu gehen. Die, die Infektionen befürchten, sollten sich impfen lassen. Und für die, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können, haben wir dann mehr Ressourcen, um sie durch Videounterricht und bezahlte Einzelfallhilfe zu unterstützen. Oder auch angepasste Arbeitspätze.
    Es wird Zeit, die öffentlichen Gesundheitsdienste vorm Populismus zu schützen und sie so aufzustellen, dass sie den Aufgaben auch zukünftig gewachsen sind.

  17. 55.

    Wenn die Präsentspflicht in den Schulen aufgehoben wird, gehen frisch Operierte, betreute Senioren, betreute Behinderte und Gefängnisinsassen dann auch nachhause zu ihren Liebsten ? Wir schützen doch das System, die geimpten Beschäftigten.

  18. 54.

    Wessen Fachwissen? Das RKI sagt das nämlich nicht! Nur weil jemand behauptet, eine Meinung entspricht Fachwissen, sollte man das nicht gleich glauben!

  19. 53.

    Schön, dass Frau Guffey auch weiterhin umgänglich in den Schulen testen will, wo doch gerade von 3 auch 2 Tests pro Woche reduziert wird... Warum nicht 5 Tests pro Woche, dafür aber nicht prophylaktisch gesunde Kinder klassenweise für 14 Tage vom Unterricht ausschließen?
    Als Motivation für die Entscheidung der Amtsärzte eine Entlastung der Gesundheitsämter anzugeben ist eine Frechheit, erst wissen Politiker alles besser als die Stiko und im nächsten Schritt als die Amtsärzte und Virologen... das ist Berlin!
    Lasst doch bitte die Kinder wieder lernen

  20. 52.

    Der Senat soll endlich Lolli-PCR-Tests für Kitas und Grundschulen bezahlen! Dann findet man infizierte Kinder, BEVOR sie kontagiös sind! Der Senat schiebt ständig scheine Gründe vor, weshalb das nicht geht, aber sie wollen die Kosten nicht tragen, das ist alles! CDU und SPD gehören abgewählt für ihre zynische und menschenverachtende Behandlung der Kinder!

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