Simone Glenz aus Brandenburg - Eine Judoka bringt weltmeisterlichen Glanz nach Hennigsdorf
In der Region Elbe-Elster fand Simone Glenz einst zum Judo. Im schillernden Las Vegas krönte sie sich Ende letzten Jahres zur Weltmeisterin – mit 46 Jahren und viel guter Laune, die auch ihre Arbeit als Trainerin prägt. Von Jakob Lobach
Unter den wachsamen Augen von Jigoro Kano bewegt Simone Glenz sich in ihrem weißen Anzug leichtfüßig über die gelb-grünen Matten. Das Lachen auf ihrem Gesicht zeichnet einen starken Kontrast zu dem sehr grimmigen Blick, mit dem der Begründer des Judos aus seinem Portrait in schwarz-weiß von der Wand guckt. Dabei wäre dem heute längst verstorbenen Japaner vielleicht ebenfalls zum Lachen zumute, würde er an diesem Mittwochnachmittag persönlich und leibhaftig in dem Hennigsdorfer Dojo zu Gast sein. Schließlich trainiert dort unter seinen wachsamen Augen eine amtierende Weltmeisterin.
Zwischen Las Vegas und Hennigsdorf
Gut zweieinhalb Monate sind vergangen, seit Simone Glenz sich diesen Titel in der glitzernden Wüstenmetropole Las Vegas sicherte. Zugegeben: Die dreiköpfige Konkurrenz in der Alters- und Gewichtsklasse der 46-Jährigen zeichnete sich eher durch Qualität als durch Quantität aus. Dennoch musste allen voran ihre französische Finalgegnerin Roland Delphine erst einmal geschlagen werden. Die hierfür nötigen Wurf- und Grifftechniken verfeinerte Glenz in den vergangenen Jahren in Hennigsdorf – und gibt sie dort nun mit großer Leidenschaft an die nächsten Generationen von Judoka weiter.
In zwei Gruppen lauschen diese am Nachmittag den Worten ihrer Trainerin, schauen Glenz dabei zu, wie diese ihre Trainer-Kollegin gleich mehrfach locker über die Hüfte wirft. Den Anfang machen dabei die Jüngsten im Hennigsdorfer Judo-Verein. Vorwärts und rückwärts laufend, im Krebsgang und ein Rad nach dem anderen schlagend bewegen sie sich zum Aufwärmen über die bunten Matten. Es folgen sauberes Abrollen und erste Wurftechniken. "Wir haben nicht den Anspruch, dass hier irgendjemand Weltmeister werden muss", sagt Glenz. Stattdessen geht es ihr darum, die Grundlagen zu vermitteln, die auch sie einst als erstes lernen musste.
Weltmeisterlicher Arbeitsalltag
Mit sieben Jahren begann die Brandenburgerin aus der Region Elbe-Elster ihre eigene Judo-Karriere – und machte sich dabei sehr gut. So gut, dass sie irgendwann für noch mehr und besseres Training an einer Sportschule nach Leipzig zog. Dort verdiente Glenz sich als 17-Jährige ihren ersten schwarzen Gürtel. Für den Sprung in die internationale Spitze, den es für ein Leben als Profi-Judoka braucht, reichte es dort allerdings nicht. Die stattdessen nächsten Kapitel in der Geschichte des Lebens: Familie gründen, Arbeit im Einzelhandel.

Zusammen mit ihrer Judo-Leidenschaft prägen die nun den Alltag von Glenz. Als stellvertretende Filialleiterin rennt sie tagsüber durch einen Supermarkt in Hennigsdorf - von ihrem Büro auf die Verkaufsflächen - von der LKW-Laderampe zu den Frischetheken und Kassen. "Ich laufe zwischen 20.000 und 36.000 Schritte am Tag", sagt Glenz. "Das ist wie Frühsport, wenn wir hier morgens unsere 16 bis 18 Paletten Obst bekommen." Beruflicher Frühsport dient als Grundlage für den echten Sport am Abend – im gleich doppelten Sinne.
Zum einen bewahrt Glenz sich im Berufsalltag eine Grundfitness, die ihr auch beim Judo zugutekommt. Zum anderen braucht sie ihren Job im Laden, um sich ihre Leidenschaft auf den Matten finanzieren zu können. Allein in den letzten zwei Jahren reiste sie für Europa- und Weltmeisterschaften nach Krakau, Sarajevo, Abu Dhabi und eben Las Vegas. Wettkämpfe, in die Glenz nicht nur viel Trainingsarbeit, sondern auch viel Geld investieren musste. Zuschüsse oder Sponsorengelder bekommt sie keine.
Mit einem Hikigomi-gaeshi zum WM-Titel
Und dennoch lässt Glenz keinen Zweifel daran, dass sich auch die monetären Investitionen der vergangenen Jahre gelohnt haben – allerspätestens durch den Erfolg in den USA vergangenen November. Das dortige Finalduell mit der Französin Roland Delphine war eines zweier alter Bekannten in der kleinen Welt des sogenannten Veteranen-Judos.

Mehrfach standen Delphine und Glenz sich dort bereits in Finalkämpfen gegenüber – zuletzt meist mit dem besseren Ende für die Französin. "Aber diesmal war ich perfekt vorbereitet", erinnert sich Glenz an das Duell um den WM-Titel. Mit einem Wurf namens Hikigomi-gaeshi brachte Glenz ihre Gegnerin zu Boden und fixierte sie dort anschließend erfolgreich. Das Ergebnis: der WM-Titel und ein Lächeln auf dem Gesicht von Glenz, wenn sie sich an eben diesen erinnert.
Risiko-ärmere Konsequenz als Erfolgsrezept
Sie tut dies immer mal wieder, auch wenn in Hennigsdorf mittlerweile wieder ihr Judo-Alltag eingekehrt ist. In diesem trainiert Lenz regelmäßig selbst noch auf den grün-gelben Matten, nachdem sie dort den Nachwuchs instruiert hat. So auch heute. "Bei den Älteren wird das Judo etwas langsamer", erklärt Glenz und ergänzt: "Natürlich brauchst du Konsequenz. Aber du gehst weniger Risiken ein, denkst mehr an deine Gesundheit."
Und dennoch ist die Bewegung schnell, kraftvoll und sauber, mit der Glenz nun einen deutlich größeren und vor allem deutlich schwereren Trainingspartner über ihre Schulter wirft. Kaum, dass sie wieder steht und ihr schwarzer Gürtel gerichtet ist, lacht Glenz auch schon wieder – im Gegensatz zum Judo-Begründer Kano, der weiter eher grimmig von der Wang guckt.
Sendung: rbb DER TAG, 22.01.2025, 18 Uhr
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