Konjunkturklimaindex der IHK - Stimmung in der regionalen Wirtschaft hat sich "deutlich abgekühlt"

Mi 09.02.22 | 11:04 Uhr | Von Angela Ulrich
  16
Symbolbild: In einem geschlossenen Restaurant sind um 20 Uhr die Stühle umgedreht auf den Tischen. (Quelle: dpa/C. Gateau)
Audio: Inforadio | 09.02.2022 | A. Ulrich | Bild: dpa/C. Gateau

Nach zuletzt hoffnungsvollen Signalen kämpfen die meisten der Unternehmen in der Region jetzt wieder mit massiven Problemen. Das belegt auch der gesunkene Konjunkturklimaindex der IHK Berlin-Brandenburg. Diese fordert politische Antworten. Von Angela Ulrich

Mit Schwung aus der Krise? Diese Hoffnung war einmal. Das Gros der Unternehmen in Berlin und Brandenburg ächzt zum Jahresbeginn unter vielfältigen Problemen. Sich verschärfender Personalmangel, rasant steigende Preise für Rohstoffe und Energie, Lieferschwierigkeiten sowie die weiter grassierende Omikron-Welle machen den Firmen zu schaffen.

Einen "Dämpfer für den Aufschwung" attestieren die Berlin-Brandenburger Industrie- und Handelskammern (IHK) in ihrer jüngsten Konjunkturumfrage. Sie nennen das Klima für Geschäfte zu Jahresbeginn "deutlich abgekühlt".

Zuversicht weicht skeptischen Aussichten

Knapp 2.000 Unternehmen in der Region wurden befragt. Demnach weicht die Zuversicht eher skeptischen Aussichten. Praktisch alle Firmen verzeichnen laut IHK-Bericht steigende Kosten und können freie Stellen nicht besetzen. Vor allem dem Gastgewerbe geht es so schlecht wie zuletzt im Frühjahr 2021.

Die Branche bleibt weiterhin auf Corona-Hilfen angewiesen, hofft jedoch auf Öffnungsperspektiven. Diese fordert auch die IHK. Schnellstmöglich müssten Maßnahmen zur Entlastung der Unternehmen ergriffen werden und Corona-Einschränkungen fallen, meint Wolfgang Krüger, Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus.

Fachkräftemangel nimmt zu

Insgesamt leidet neben Gastgewerbe und Dienstleistungen auch der Handel unter Einbußen. Allerdings regional unterschiedlich: Während der Berliner Handel laut IHK eher mit Neueinstellungen rechnen kann, sieht es für Händler andernorts schwieriger aus - auch durch die weiter zunehmende Verlagerung des Geschäfts gen Online-Handel.

Überhaupt nimmt der Fachkräftemangel in Berlin und Brandenburg immer dramatischere Formen an. Für rund drei Viertel aller Unternehmen sei dies das "größte Hindernis für ihren Unternehmenserfolg", sagt Gundolf Schülke, Hauptgeschäftsführer der IHK Ostbrandenburg. Vor einem guten halben Jahr hätte das noch die Hälfte der Firmen so gesehen. Auch die Lieferschwierigkeiten nehmen zu. Hier sind laut IHK drei von vier befragten Unternehmen betroffen.

Vergleichsweise positiv läuft es noch bei der Bauwirtschaft in der Region. Etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen berichten von guten Geschäften. Allerdings schlagen auch hier hohe Materialkosten und zu wenig Personal zu Buche: Viele Betrieben können weniger neue Aufträge annehmen, als sie gerne würden, und die bestehenden nur schleppend abarbeiten. Dadurch sinken die Einnahmen und es wird weniger investiert. Laut Mario Tobias, Hauptgeschäftsführer der IHK Potsdam, ein Phänomen, von dem rund Dreiviertel der Unternehmen der Branche berichten.

Licht am Ende des Tunnels?

Unisono sehen die Berlin-Brandenburgischen Industrie- und Handelskammern die Wirtschaft in der Region "bis auf Weiteres in aufgewühltem Fahrwasser". Sie fordern "verlässliche Orientierungspunkte, die Planungssicherheit geben".

Wenn die Wirtschaft in der Hauptstadtregion "nicht langfristig ausgebremst werden solle", müsse es eine "wachstumsfördernde Wirtschaftspolitik" geben, fordert Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin. Und ein Ende der Corona-Einschränkungen. Ob es bald Licht am Ende des Tunnels gebe? Die Mehrheit der befragten Unternehmen wagt dazu keine Prognose. Aber rund ein Viertel hofft auf Besserung ab dem Sommer.

Sendung: Antenne Brandenburg, 9. Februar 2022, 10 Uhr

Was Sie jetzt wissen müssen

Beitrag von Angela Ulrich

16 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 16.

    Fachkräftemangel? Wenn Fachkräfte nicht wie Fachkräfte bezahlt werden, und der Staat lieber im Wissen unterlegene Studierte bezahlt, gehen sie halt alle Studieren. Ist doch viel einfacher als vor der IHK eine Prüfung zu bestehen.

  2. 15.

    Nicht die "grassierende Omikron-Welle" macht den Firmen zu schaffen sondern die Angsstörung an der das Land leidet sowie die Auswirkungen von an jeglicher Evidenz ergriffenen Maßnahmen. Verunsicherter Verbraucher einerseits, Belegschaft in Quarantäne oder in Ersatzjobs abgewandert andererseits.
    Es kam wie es kommen müsste.
    Wie wäre es, wenn diejenigen, die über einen gesicherten Einkommen verfügend, zwei Jahre lang nach immer schärferen Maßnahmen gerufen haben jetzt ihre Solidarität zeigen würden z.B. indem sie ihr Einkommen mit den Opfern dieser Maßnahmen teilen?

  3. 14.

    Seit Jahren klagt die IHK über Fachkräfte-Mangel am Bau und im Handwerk, andererseits leistet sich Berlin seit Jahren hohe Arbeitslosen-Zahlen, 2016 waren es 9,8% und jetzt ist es genauso.
    Ich frage mich, ob man in Berlin noch nichts von einer Umschulung gehört hat, hier wäre es das Mittel zu Abhilfe für beide Seiten.

  4. 13.

    Also auch beim Friseur merke ich nichts vom Aufschwung.
    Der Senat hat meine Kunden seit den Lockdowns in die Schwarzarbeit getrieben. Da ich Selbst nicht Schwarz gearbeitet habe,habe ich nun auch das Nachsehen.

  5. 12.

    Ich würde es nicht Fake-News nennen. Das waren mehr begründete Hoffnungen, die auch von Seiten der Politik geschürt wurden. Immerhin lief es nach der Finanzkrise genau so, dass die Erholung deutlich und anhaltend kam. Das hatte man jetzt auch gehofft. Doch leider machen uns da Preisanstiege und Lieferschwierigkeiten gerade einen Strich durch die Rechnung.

  6. 11.

    "Was stimmt denn nun?"

    Steht im Artikel. Beides. Also Aufschwung und kein Aufschwung. Nicht Fake News.

  7. 10.

    Die Antwort ergibt sich aus dem weiten Agieren der Politik bezüglich Corona, Energie, Inflation. Wird der Kurs weiter gefahren, geht es Berg ab. . Dem ansässigen Unternehmer und auch dem Verbraucher geht langsam die Luft aus.
    Würden Ende des Monats alle Maßnahmen fallen, regulierend in die Energiepreise und der Mindestlohn sofort erhöht werden, dürfte ein positiver Ruck durch die Gesellschaft gehen Konjunktur hat viel mit Stimmung zu tun, und die ist im Keller.

  8. 9.

    Zum investieren und sich weiterzuentwickeln braucht mal Geld, das man verdienen muss und andere bezahlen. Das macht man über die Preise. Und nicht immer geht alles gut, es gibt Verluste. Aber wenn etwas teurer wird dann schreien alle rum und niemand will es bezahlen. Wie soll man z.B. neue Wohnungen bauen, wenn man Mieten zum Selbstkostenpreis vermieten soll? Wenn die neuen Mieter das über die Miete abzahlen ist es ihnen ja auch zuviel. Sie könnten ja auch selbst eine Baugemeinschaft gründen. Machen sie aber nicht aus diversen Gründen. Am Geld liegt es nicht denn Miete müssen sie sowieso zahlen. Als Sicherheit bürgt die Gemeinschaft und die Immobilie.

  9. 8.

    Ich gebe Ihnen dahingehend recht, dass ihre Aussage beim produzierenden Gewerbe stimmen könnte, allerdings wird hier allzu oft auf Grund von pol. oder wirtschftl. Vorgaben Zurückhaltung geübt, dem schnöden Gewinn gegenüber. In der Gastwirtschaft sieht es anders aus. Diese Unternehmer sind Gastronomen... Sie leben davon, dass Gäste in ihr Restaurant kommen... Und wenn diese durch Restriktionen der Politik auf einen Großteil ihrer Kunden verzichten müssen, wird nicht viel mit Wachstum...

  10. 7.

    Zum Glück ist Corona Schuld und nicht RRG oder die Ampel. Da an 2/3 der Energiepreise der Staat Schuld ist und damit auch an vielen Produkt und Transportpreisen, könnte er sofort für Abhilfe schaffen und wie die Polen auf einen Teil dieser 2/3, zumindest aber alles was auf die Steigenden Rohstoffpreise doppelt so viel von ihm erhoben wird verzichten also einfrieren. Macht er aber nicht und die Preise sind politisch gewollt. Erst kürzlich hat man CO2 oben drauf gekloppt.
    Fachkräftemangel? Wo sind die denn alle hin? Nach Berlin! Berlin muss endlich einen Zuzugsstop durchsetzen.

  11. 6.

    Na was denn nun, ich denke wir haben wirtschaflichen Aufschwung durch neue ausländischen Beschäftigte in IT, Digitial und neuen Startsup, jetzt doch wieder Abschwung im Handwerk, Gastgewerbe, Dienstleistungen, Handel und Baugewerbe, man sollte vielleicht Priotetäten setzten, wo wirklich Fachkräfte gebraucht werden und diese gezielt anwerben und einsetzten aber dazu bräuchte man ein richtiges Einwanderungsgetzt.

  12. 5.

    Die Artikel des rbb zu Konjunkturumfragen der IHK aus 2021 und jetzt 2022 geben Ihre Aussage nicht her.

    Und naja, es sind Umfragen und Forderungen die sich ableiten frei nach dem Motto "Klappern gehört zum Handwerk".

  13. 4.

    Der Ruf nach Planungssicherheit kommt genauso oft wie der, sich nicht an den Inzidenzen zu orientieren.
    Bei beidem wird sich nichts ändern auch wenn es alle wollen.
    Zu Ostern stimmt dann die inländische Tourismusbranche mit ein, weil wohl recht viele lieber einen Urlaub ohne Corona Maßnahmen verbringen wollen.

  14. 3.

    Ich betrachte den Bericht und die Einschätzung als zutreffend und richtig analysiert. Angesichts der aktuellen Entwicklungen (Lieferengpässe und gestiegene Rohstoffpreise) sind andere Aussagen kaum denkbar.

    1. Eine der Ursachen wurde hier beschrieben: <48. BrandenburgerMontag, 07.02.2022 | 19:21 Uhr> "440 Brücken in Brandenburg müssen saniert werden (So 06.02.22 | 11:20 Uhr)"
    https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2022/02/bruecken-brandenburg-sanierung.html#top-of-comments

    2. Unter Beachtung Satz 1 betrachte ich allerdings den Beitrag "Zuwachs an ausländischen Beschäftigten führt zu wirtschaftlichem Aufschwung (Di 08.02.22 | 09:16 Uhr)" als dazu im Widerspruch stehend, was Kommentatoren bereits beanstandeten.

    Auf der einen Seite realistische negative Prognosen aber andererseits überschwengliche rosarote Berichte erinnert mich, mir Verlaub gesagt, irgendwie an die Berichterstattung in der früheren DDR.
    rbb - war nicht böse gemeint und ich denke, dass ihr kritikfähig seid.

  15. 2.

    Bisher war überall von einem bevorstehenden Mega-Aufschwung die Rede.
    Oder waren dies Fake News?
    Was stimmt denn nun?

  16. 1.

    Die Unternehmen sind weder nachhaltig noch zukunftszugewandt. Sie haben jahrelang gedacht, es geht immer so weiter statt zu investieren und sich weiterzuentwickeln. Da sind andere Länder halt schneller.
    Und unsere Bevölkerung ist auch nicht besser. Es wird gekauft was am billigsten ist. Egal woher und von wem. Dabei sägen sie an den eigenen Arbeitsplätzen und wir werden immer abhängiger von ausländischer Energie, Rohstoffen und nun auch noch know-how und Arbeitskräften.

Nächster Artikel