Statistik in Berlin und Brandenburg - Warum es zu Corona-Genesenen keine sicheren Zahlen gibt

Di 31.03.20 | 18:26 Uhr
Symbolbild: Eine junge Frau joggt ohne Mundschutz durch einen öffentlichen Park. (Quelle: imago images)
Bild: imago images

Vereinzelt sieht man auf verschiedenen Webseiten Angaben zu den Menschen, die von Corona genesen sind. Doch wirklich verlässliche Zahlen gibt es nicht. Warum das so ist - und warum das Blut der wieder Gesunden so wichtig ist. Von Haluka Maier-Borst

Diese Zahl wäre ein echter Hoffnungsschimmer - die der Corona-Genesenen. Aber sie wird nur sehr selten ausgewiesen, auch rbb|24 verzichtet bisher darauf. Und das hat seine Gründe.

Offiziell gibt es vom Robert-Koch-Institut (RKI) keine Statistik dazu. Im Infektionsschutzsgesetz [gesetze-im-internet.de] ist zwar festgehalten, dass Gesundheitsämter Dinge melden müssen wie den "Tag der Erkrankung, Tag der Diagnose, gegebenenfalls Tag des Todes und wahrscheinlicher Zeitpunkt oder Zeitraum der Infektion". Für die Genesenen gibt es aber keine Meldepflicht. Und das macht auch durchaus Sinn.

Erkrankte müssen isoliert und behandelt werden, ihre Kontaktpersonen schnell ausfindig gemacht werden. Genesene sind aber erstmal kein akutes Problem für das Gesundheitsamt mehr. Darum gibt es keine einheitlichen Zahlen.

Wie kommt es trotzdem zu den Genesenen-Zahlen?

Trotzdem weisen einige Brandenburger Landkreise und Städte Fallzahlen von Genesenen aus, auch Berlin macht das. Allerdings gibt es dabei wohl kein einheitliches Vorgehen und auch Unschärfen in der Definition. Die Stadt Brandenburg beispielsweise schreibt von zwei genesenen Personen [stadt-brandenburg.de], bei denen mittlerweile die 14-tägige Quarantäne abgelaufen sei und die Personen keine Symptome mehr hätten.
 
Das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) hingegen schreibt in seinem epidemiologischen Bulletin der vergangenen Woche [kv-berlin.de]: "Für 384 Covid-19 Fallpersonen, die häuslich isoliert wurden, sind bereits mehr als 14 Tage seit dem Erkrankungsbeginn vergangen. Gemäß der Kriterien des Robert Koch-Instituts können diese Patient*innen aus der häuslichen Isolierung entlassen werden und somit als genesen gelten." Dass in Berlin so die Genesenen gezählt werden, bestätigt der Senat auf Rückfrage.
 
Von Symptomfreiheit ist in dieser Definition allerdings nicht die Rede. Genau das ist aber ein entscheidendes Kriterium neben den 14 Tagen: Denn das RKI [rki.de] selbst schreibt, dass neben der zwei Wochen seit der Erkrankung auch die letzten 48 Stunden ohne Symptome vergangen sein müssen, damit jemand als genesen aus der häuslichen Isolation entlassen werden kann. Berlins Genesenen-Zahlen sind also damit rein errechnet und basieren noch dazu auf einer leicht anderen Definition als das RKI.
 
Als Bundesland insgesamt weist Brandenburg dagegen keine Genesenen-Fallzahlen aus. Wieso das so ist, konnte aber zum jetzigen Zeitpunkt die Pressestelle des Gesundheitsministeriums nicht erklären.

Wann gelten Krankenhaus-Patienten als genesen?

Für Corona-Infizierte, die ohne Einschränkungen als genesen aus dem Krankenhaus entlassen werden sollen, gelten striktere Regeln: Sie müssen 48 Stunden symptomfrei gewesen und bei zwei Abstrichen innerhalb der letzten 24 Stunden negativ getestet worden sein.  

Für diejenigen, die zwar aus dem Krankenhaus entlassen, aber dann in häusliche Isolation geschickt wurden, ist die Definition wieder eine andere: Um als genesen zu gelten, muss der Krankenhausaufenthalt 14 Tage zurückliegen und sie müssen 48 Stunden symptomfrei gewesen sein.

Wozu aber die Genesenen wichtig sind

Trotzdem sind die Genesenen wichtig und das nicht nur, weil sie einen Hoffnungsschimmer in der Krise geben. Tatsächlich könnte ihr Blut von Nutzen sein: Wie nämlich eine erste Studie aus China nahelegt [jamanetwork.com], enthält das Blutplasma von genesenen Corona-Infizierten Antikörper, die schwer an Corona Erkrankten helfen können. Aktuell gibt es auch erste Aufrufe in Deutschland für Genesene, ihr Blut zu spenden.

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