Corona-Ausbruch in Potsdam - Schubert tauscht Geschäftsführung des Bergmann-Klinikums aus

Do 23.04.20 | 19:28 Uhr
Mike Schubert (SPD), Oberbürgermeister von Potsdam (Quelle: dpa/Fabian Sommer)
Bild: dpa/Fabian Sommer

Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert hat die beiden Geschäftsführer des Bergmann-Klinikums nach dem Corona-Ausbruch in dem Krankenhaus beurlaubt. Bis der Bericht der Untersuchungskommission vorliegt, wird die Geschäftsführung kommissarisch neu besetzt.

Der Coronavirus-Ausbruch am Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann hat personelle Konsequenzen. Nach einer Sitzung des Hauptausschusses hat Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am Donnerstag die beiden Geschäftsführer des Klinikums beurlaubt und zwei vorläufige Nachfolger benannt. Der bisherige kaufmännische Direktor Tim Steckel und der ehemalige Geschäftsführer des Lausitz Klinikums in Forst, Hans-Ulrich Schmidt, sollen die Geschäftsführung kommissarisch übernehmen.

"Bis Anfang Mai soll ein konkreter Plan vorliegen, wann und wie die normale medizinische Arbeit im Klinikum wieder vollumfänglich fortgeführt werden kann", sagte Schubert.

Schubert will auf Kommissionsbericht warten

Ob die beiden beurlaubten Geschäftsführer Steffen Grebner und Dorothea Fischer wieder auf ihre Posten zurück dürfen, bleibe abzuwarten. Eine endgültige Entscheidung werde getroffen, wenn der Abschlussbericht der Untersuchungskommission vorliege, sagte Schubert weiter.

Die Kommission soll unter der Leitung der früheren Landesgesundheitsministerin Anita Tack (Linke) aufklären, warum sich das Coronavirus im städtischen Klinikum im März so weit ausbreiten konnte. In die Fachgruppe wurden Experten aus den Bereichen der Krankenhausführung, der Hygiene, der Infektiologie, der Krankenhausorganisation, des Krankenhausbaus, des Medizinrechts, sowie Patientenvertreter berufen.

Antrag auf Kündigung fand keine Mehrheit

Ein erster Zwischenbericht der Fachgruppe soll bereits am Freitag vorliegen, sagte Schubert. Aus diesen ersten Erkenntnissen soll die neue Geschäftsführung Maßnahmen ableiten, die einen erneuten Virus-Ausbruch im Krankenhaus in Zukunft verhindern sollen. Zugleich nahm Schubert das Klinikpersonal in Schutz. "In der öffentlichen Auseinandersetzung ist einen Punkt erreicht, wo Klinikmitarbeiter offen angefeindet werden und dafür kritisiert werden, wo sie arbeiten", so der Oberbürgermeister. Damit sei für ihn eine Grenze überschritten.

Schuberts Vorschlag, beide Geschäftsführer zu beurlauben, hatte im Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung am Mittwochabend eine Mehrheit gefunden, ein Antrag auf Kündigung eines Geschäftsführers allerdings nicht, wie die dpa berichtet. Auch gab es keine Mehrheit dafür, eine Kommission mit der Überprüfung der Arbeit von Oberbürgermeister Schubert und dem städtischen Gesundheitsamt zu beauftragen.

Bezahlung der Klinik-Mitarbeiter soll erhöht werden

Am Donnerstag hatten die Fraktionen von SPD, Linken und Grünen im Potsdamer Rathaus derweil einen Vorschlag eingebracht, die Bezahlung der Klinik-Mitarbeiter zu erhöhen. Die Parteien wollen erreichen, dass das Klinikum in den Kommunalen Arbeitgeberverband und damit zu den Tarifen des öffentlichen Dienstes zurückkehrt. Das soll am 6. Mai beschlossen werden. Der Beschluss im Rathaus gilt als sicher, weil die drei Fraktionen im Parlament eine Mehrheit haben. Für das Klinikpersonal ist wegen der Arbeitsbedingungen während der Corona-Pandemie außerdem eine Prämie von jeweils 500 Euro vorgesehen.

Seit Mitte März hatten sich in dem Krankenhaus Corona-Infektionen gehäuft. Experten des Robert Koch-Instituts (RKI) drangen daraufhin auf Verbesserungen. Bisher starben 39 Covid-19-Patienten in der Klinik. Seit 1. April gilt ein Aufnahmestopp für neue Patienten. Nur Notfälle werden noch aufgenommen.

Aufsichtsrat empfahl die Beurlaubung

Am vergangenen Wochenende räumte die Geschäftsführung erstmals Fehler ein. "Im Zeitraum vom 13. bis 26. März ist im Klinikum Ernst-von-Bergmann eine kritische Entwicklung im Rahmen der Corona-Pandemie nicht ausreichend erkannt worden", teilte die Geschäftsführung am Samstag mit. "Dabei sind tatsächlich nachgewiesene und registrierte Infektionen bei einzelnen Mitarbeitern nicht in einen inhaltlichen Zusammenhang gebracht und tiefgreifend analysiert worden", hieß es in der Mitteilung weiter. Das betreffe insbesondere die Abteilungen Nephrologie (Nierenkrankheiten), Urologie, Geriatrie und Allgemeinchirurgie. "Damit hätten im Rückblick unter Umständen noch fundiertere Entscheidungen getroffen werden können", räumte die Klinikleitung ein. "Die Geschäftsführung bedauert dies sehr."

Der Aufsichtsrat des Klinikums empfahl danach, beide Geschäftsführer zu beurlauben und eine externe Kommission zur Aufarbeitung der Krise einzusetzen. Oberbürgermeister Schubert kann als Gesellschafter eigenständige Entscheidungen treffen. 

Sendung: Brandenburg aktuell, 23.04.2020, 19:30 Uhr

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