Lage in Niederlausitz "dramatisch" - Krankenhausgesellschaft besorgt über Klinik-Auslastung

Do 10.12.20 | 15:12 Uhr
Symbolbild: Ein Fachkrankenpfleger und eine Ärztin mit einer Patientin auf der Intensivstation. (Quelle: dpa/Frank Molter)
Video: rbb|24 | 10.12.2020 | Material: Brandenburg aktuell | Bild: dpa/Frank Molter

In Oberspreewald-Lausitz sind die Intensivstationen derzeit voll ausgelastet. Die Situation in der Niederlausitz sei dramatisch, sagt die Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg. Angesichts steigender Corona-Zahlen warnt sie vor einer Verschärfung der Lage.

In einzelnen Regionen Brandenburgs mit hohen Infektionszahlen ist die Lage in den Krankenhäusern aus Sicht der Landeskrankenhausgesellschaft sehr ernst. Bereits jetzt finden Verlegungen von Patienten in weniger belastete Gebiete des Landes statt, wie Geschäftsführer Michael Jacob am Donnerstag sagte. "Es wird geschaut, wo noch freie Kapazitäten sind im Land." Zu den besonders betroffenen Regionen zählt vor allem die Niederlausitz. "Dort ist die Lage dramatisch", so Jacob.

Wie aus dem Intensivregister der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hervorgeht (Stand: 10.12., 12.19 Uhr), sind in Oberspreewald-Lausitz 25 Prozent der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten belegt, Null Betten sind dort frei. In Oder-Spree belegen Corona-Patienten 24,62 Prozent der insgesamt 65 Intensivbetten, 16 Betten sind frei. In Elbe-Elster sind 21,43 Prozent der 28 Intensivbetten von Corona-Patienten belegt, fünf Betten sind frei. Landesweit sind derzeit 153 der 757 Intensivbetten nicht belegt.

Reha-Kliniken könnten im Notfall Patienten aufnehmen

Die Gesellschaft erwartet, dass sich die Lage weiter verschärfen wird. "Das, was wir heute im Krankenhaus sehen an schweren Fällen, das ist das Infektionsgeschehen von vor drei bis vier Wochen. Die Zahlen sind nicht runter gegangen", sagte Jacob. Es sei sehr wichtig, dass sich die Bevölkerung an alles hält, was das Infektionsgeschehen gering halte.

Damit die Krankenhäuser schwere Fälle sowie Corona-Infizierte versorgen können, sollten die 24 Reha-Kliniken im Land leichte und mittelschwere Nicht-Covid-Patienten aufnehmen, teilte das Gesundheitsministerium Anfang der Woche mit. Noch sei es nicht so weit, sagte Jacob. Wenn die Krankenhäuser jedoch bald überlaufen, wäre das aber eine Maßnahme, die gezogen werden müsse.

Kritik an Klinik-Finanzierung

Auch in den Reha-Kliniken gebe es ärztliche und pflegerische Kompetenz, allerdings deutlich weniger. "Dorthin kommen ja eigentlich mobile Menschen", so Jacob. Inwieweit die Regelung praktikabel sei, müsse man dann sehen. "Wir brauchen alle Optionen, die entlasten."

Kritisch sieht Jacob die unterschiedliche Finanzierung der Häuser. Mit dem neuen Bevölkerungsschutzgesetz erhalten viele Kliniken keine finanzielle Unterstützung des Bundes mehr - zum Beispiel diejenigen, in deren Umkreis das Infektionsgeschehen niedriger ist. Das torpediere aber die Verlegung von Patienten aus Corona-Hotspot-Regionen, die gerade sehr wichtig sei. Denn auch in niedriger belasteten Regionen würden Krankenhäuser runterfahren und nicht notwendige Operationen verschieben, um sich bereit zu halten, sagte Jacob. "Erhalten sie dafür keine Finanzierung, kommen sie schnell in Liquiditätsprobleme."

Die Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg ist laut eigenen Angaben ein Zusammenschluss der Klinikträger und ihrer Verbände. Diese würden 54 Krankenhäuser mit rund 16.000 Betten repräsentieren.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 10.12.2020, 19:30 Uhr

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