Corona-Patienten auf Normalstation - Omikron-Welle macht sich in Berliner Krankenhäusern bemerkbar

So 16.01.22 | 15:54 Uhr
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Zwei Intensivfachpflegerinnen bereiten auf der Intensivstation des Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe Medikamente vor. (Foto: Christoph Soeder/dpa)
Audio: Inforadio | 16.01.2022 | Markus Sambale | Bild: Christoph Soeder/dpa

Die Omikron-Welle führt zu immer neuen Rekordinzidenzen. Auf den Intensivstationen ist die Corona-Virusvariante noch nicht angekommen, auf den Normalstationen der Kliniken sieht es mancherorts aber schon anders aus - auch in Berlin.

Die Klinken in Berlin spüren laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft bereits erste Auswirkungen der Omikron-Welle durch mehr Patientenaufnahmen mit Covid-Erkrankungen auf den Normalstationen.

"Wir sehen diesen Anstieg auf den Normalstationen bereits in manchen Regionen, so zum Beispiel in Berlin, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein", sagte der Präsident der Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, der "Augsburger Allgemeinen" (Montag). Auf den Intensivstationen macht sich die rasche Ausbreitung der Omikron-Variante laut Fachmedizinern indes noch nicht bemerkbar. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnte jedoch davor, sich deshalb in Sicherheit zu wiegen.

Berlin meldet Sieben-Tage-Inziedenz von knapp unter 1.000

Am Sonntag meldete das Robert-Koch-Institut bei der Sieben-Tage-Inzidenz in Berlin einen Wert von 965,3. Bundesweit kletterte diese Zahl auf 515,7. In der Bundeshauptstadt lag die aktuelle Covid-19-Hospitalisierungsinzidenz im roten Bereich bei 13,5, wobei für das Wochenende festgehalten werden muss, dass stets weniger Fälle erfasst werden als unter der Woche.

In Brandenburg ist die Lage etwas entspannter. Hier rangiert die Hospitalisierungsinzidenz bei 2,73. Allerdings nähert sich die Sieben-Tage-Inzidenz der Marke von 600. Die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen stieg auf 573,2, wie das Gesundheitsministerium am Sonntag in Potsdam mitteilte.

Vermehrt Patienten auf Normalstationen

Laut Gaß bereiten sich die Kliniken bundesweit intensiv auf die Welle der neuen Virusvariante vor. "Wenn die Modelle sich bewahrheiten und wir schon sehr bald mit mehr als 100.000 Infizierten pro Tag rechnen müssen, werden auch weiterhin viele Patienten im Krankenhaus versorgt werden müssen", sagte Gaß. Im Unterschied zu vorangegangenen Wellen würden Patienten in den kommenden Wochen aber wohl vermehrt in den Normalstationen ankommen, da die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs bei Omikron geringer sei, erklärte er.

Die Intensivmediziner sehen tatsächlich noch keine Auswirkung der Omikron-Welle auf die Intensivstationen. "In puncto Covid-19-Patienten können wir zum Glück weiterhin rückläufige Zahlen vermelden", sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Gernot Marx, dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Samstag). Donnerstag sei man wieder unter die Marke von 3.000 Covid-Patienten gefallen. Weiter stark steigende Infektionszahlen könnten aber wieder zu Problemen führen.

Lauterbach mahnt, die Lage nicht zu unterschätzen

Gesundheitsminister Lauterbach warnte in der "Bild am Sonntag" davor, die Bedrohung zu unterschätzen: "Wir dürfen uns mit Blick auf die aktuell sinkenden Krankenhauszahlen insbesondere auf den Intensivstationen nicht in Sicherheit wiegen." Momentan erkrankten vor allem die Jüngeren, die viele Kontakte hätten. Das werde sich ändern. "Wenn sich bald auch die Älteren infizieren, wird die Zahl der Klinikeinweisungen wieder steigen." Da könne es, je nach Entwicklung, nicht nur bei den Intensivstationen knapp werden, sondern auch auf den normalen Stationen. Es könne zur Schließung ganzer Abteilung kommen.

"Uns drohen in Deutschland sehr schwere Wochen", sagte Lauterbach. "Eine Durchseuchung bedeutet, dass Hunderttausende schwer krank werden und wir wieder viele Tausend Corona-Tote beklagen müssen." Im internationalen Vergleich habe Deutschland eine relativ alte Bevölkerung mit vielen chronisch Kranken. "In Kombination mit der niedrigen Impfbereitschaft ist das brandgefährlich."

Corona-Erkrankte auch auf Normalstationen erfassen?

Der Leiter des DIVI-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, sprach sich dafür aus, Daten über Corona-Infizierte auch auf den Normalstationen der Krankenhäuser zu erheben. "Wir brauchen endlich ein Monitoring, das wie das Intensivregister zuverlässig die mit Corona infizierten Krankenhauspatienten erfasst", sagte er der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag). Auf den Normalstationen könne die Lage dramatisch werden, "wenn die Fallzahlen weiterhin so durch die Decke gehen".

Sendung: Inforadio, 16.01.2022, 10:40 Uhr

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49 Kommentare

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  1. 48.

    Nein dazu hab ich keine Informationen, aber ich weiß das Mers und Sars nicht die Fitness hatten, sich über eine kritische Masse hinaus auszubreiten. Die Basisreproduktionszahl bei Mers war unter eins und bei Sars ähnlich schlecht. Die Infektiosität bei Sars war erst lange nach der Ansteckung und aufgrund der schweren Verläufe waren die Infizierten da nicht mehr mobil.

  2. 47.

    Nachfrage: Wie ist der Zustand Ende der Corona-Pandemie von der WHO definiert worden? Gibt es ein hartes Kriterium dafür oder muß das immer wieder verhandelt werden?

  3. 46.

    Nachfrage, vielleicht wissen Sia da mehr. Prof. Drosten war doch auch schon bei SARS (jetzt SARS-CoV-2) und MERS dabei als Coronaexperte. Warum wurde nicht genauso vorgegangen wie bei SARS und MERS damals und die Erreger mit schneller international koordinierter Aktion ausgerottet, ehe es weiter um sich greifen konnte. Die sog. Null-COVID-Länder (ist nicht so homogen im Vorgehen, wie der Begriff scheinen läßt) haben doch immer wieder gezeigt, daß Null möglich gewesen wäre, wenn man wie damals international koordiniert vorgegangen wäre und es nicht immer wieder zu Einschleppungen kommen würde (wird jetzt bei B.1.1.529 schwieriger) - was sprach diesmal gegen eine weltweite Koordination?

  4. 45.

    Aber das spiegelt nicht die (angebliche)Gefährlichkeit wieder. Sicherlich müssen diese dann 'abgesondert' werden, ABER!!! sie sollten nicht in die Zählung der Hospitalisierungsinzidenz eingerechnet werden! Das entspricht nicht der Meldemethodik - nur Fälle, die in direktem Zusammenhang mit Covid-19 liegt. Wenn ich eine Knie-OP hätte und Diabetes festgestellt wird, bin ich wegen der Knie-OP dort. Ich verharmlose Corona jetzt nicht, aber es sollte ehrlich mit den Zahlen umgegangen werden!

    https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Empfehlung_Meldung.html:
    'Was muss gemeldet werden?
    ...Wird bei Aufnahme der betroffenen Person jedoch deutlich, dass die Krankenhausaufnahme in keinem Zusammenhang mit der COVID-19-Diagnose steht, z.B. bei einem Verkehrsunfall, dann besteht keine Meldepflicht.'

  5. 44.

    Ich kann live aus dem Krankenhaus berichten: wer heute mit Termin für OP ins KH kommt und bei der Aufnahme einen positiven Schnelltest hat, kommt auf die Coronastation. PCR Testergebnisse von Samstag sind bis jetzt noch nicht da.

  6. 43.

    Ich kann aus zuverlässiger Quelle sagen, dass ein Großteil auf der Normalstation nicht wegen Corona eingeliefert wird. Vielmehr wird dieses meist zufällig diagnostiziert bei einem Beinbruch etc. und taucht dann ebenso in der Statistik auf.

  7. 41.

    Ja aber das behauptet doch niemand. Lesen sich sich die Kommentare von Drosten, Streeck, etc. durch. Keiner von den Virologen/Epidemiologen plädiert für eine ewige Impfung, sondern alle plädieren für einen Übergang zur Normalität. Also dem Übergang zum natürlichen Immunisierungsupdate in der endemischen Phase. Aber alle Wissenschaftler sind sich auch darüber einig, dass man den nicht zum jetzigen Zeitpunkt forcieren kann und das man beim Übergang eine gute Grundimmunsierung in der Bevölkerung haben muss, am besten durch eine Impfung, die das Immunsystem breiter anlernt, als eine einfache Omikroninfektion. Denn es wird weitere Mutationen geben.
    Unterschiedliche Aussagen hören sie nur zu der Bewertung des Ergebnisses der 5. Welle und dem daraus folgenden Einschwingprozess in die Endemie.

  8. 40.

    Na dann befragen sie sich nochmal genau. Die Betohnung liegt nicht auf "immer wieder das Gleiche zu tun" sondern auf die unter dieser Voraussetzung getätigte Aussage: "andere Ergebnisse zu erwarten".
    Vielleicht geht ja jetzt das Licht an!? ;-)

  9. 39.

    "Leute, hört doch endlich mit diesen Nebenbaustellengeschwurbel auf. Lasst euch endlich impfen und die Pandemie ist Geschichte ."
    Als dreifach geimpfter Impfungsbefürworter darf ich wohl in diesem Zusammenhang anmerken: Ihr Aufruf, obwohl emotional verständlich, ist sachlich wenn nicht ganz richtig dann zumindest problematisch.
    Wenn wir als Ziel des Impfens die Unterdrückung des Infektionsgeschehens definieren (eine Reduzierung der Infektionszahlen) dann werden wir scheitern. Die Impfquote ist weitestgehend von der Infektionszahl kausal abgekoppelt. Nicht nur im internationalen Vergleich sondern auch in Deutschland. Die höchste Inzidenz hat derzeit Bremen, das Land mit der höchsten Impfquote.
    Wir müssen alle umdenken wenn der Spuck endlich vorbei sein soll. Die Pandemie wird Geschichte sein wenn wir bereit sein werden die positiven Testergebnisse als das zu akzeptieren was sie sind und die Erkrankungen ebenfalls. Momentan wird die Positivität mit Erkrankung gleichgesetzt.

  10. 38.

    Fragt sich nur, ob das Zitat auf den Personenkreis, der Ihrer Sichtweite angehört, nicht treffender wäre…

  11. 37.

    @rbb24:
    Vielen lieben Dank für die knappe, aber alles erklärende Antwort ihrerseits. Denn mich hat dieser Wert doch etwas stutzig gemacht da ich ja bekannterweise seit dem 1.12.2020 meine Tabelle mit den Berliner Inzidenzen führe.
    Mit freundl. Grüßen

  12. 36.

    Bringe dich auf den neuesten Kenntnisstand in Sachen Omikron. Nichts von dem,was Thorsten geschrieben hat,ist falsch.

  13. 35.

    Wann fangen sie endlich mal an auf unsere Wissenschaftler zu hören, denn die reden alle außnahmslos von einer flächendeckenden Grundimmunisierung!
    Kann es sein, dass solche Personen im Gegensatz zu Ihnen etwas von dem Gebiet verstehen? Und wäre es nicht vernünftig nach zwei Jahren des Herumschwurbelns und Leerdenkens vielleicht doch mal deren Empfehlungen zu folgen? Oder gehören sie zu dem Personenkreis deren Eigenschaften Albert Einstein so treffend charakterisierte:
    "Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten."

  14. 34.

    Gewiss hat die von Ihnen beschriebene Gruppe ein größeres moralisches Anrecht auf Schutz als diejenigen diejenigen Ü60s, die sich beharrlich einer Impfung verweigern. Aber dennoch gibt es in dieser Frage kein schwarz oder weiß. Natürlich können und werden wir nicht morgen alle Masken und Maßnahmen fallen lassen. Über kurz oder lang wird aber (fast) jede/r von uns mit Omikron Bekanntschaft schließen, das ist bei diesem Verbreitungsgrad gar nicht zu vermeiden und allein mit Impfungen (so hilfreich und gut sie sind) kommen wir nicht in den endemischen Zustand, in den wir jetzt den Übergang finden müssen. Die extreme Einmauerung und das Ziel möglichst jede Infektion zu vermeiden und zu erfassen – Modell Lauterbach oder Hard-Core Version in China – wird da zunehmend kontraproduktiver.

  15. 33.

    OK, da sind wir dann gar nicht so weit auseinander. Ich meinte eben, dass diejenigen (Ü60s), die sich nach X-Aufrufen beharrlich einer Impfung verweigern, jetzt nicht mehr das Maß aller Dinge darstellen. Natürlich haben wir noch keine endemische Situation, aber wir müssen – und das Drosten letztlich in seinem gestrigen Tagesspiegel-Interview so kommuniziert – jetzt den Einstieg in diesen Zustand vorbereiten. Über kurz oder lang wird (fast) jede/r von uns mit Omikron Bekanntschaft schließen, das ist bei diesem Verbreitungsgrad gar nicht zu vermeiden.

  16. 32.

    Hallo Karsten,

    Sie haben recht, der Bezirk Marzahn-Hellersdorf meldet seit Tagen keine Zahlen, das Bezirksamt macht dafür "technische Probleme" verantwortlich. Wir sind an dem Thema dran.

    Herzliche Grüße,

    Ihre Redaktion

  17. 31.

    In Großbritannien hat es jedenfalls keinen Anstieg bei den Belegungen der Intensivbetten gegeben und dort ist die Welle offensichtlich schon wieder am abflauen. Bei der Beurteilung dann auch bitte nicht die dortigen Maßnahmen und die Impfquote vergessen.

  18. 30.

    "... und wenn mir das jetzt relativ frisch geboostert passiert, dann ist das fast sogar besser als in ein paar Monaten, wenn sich der Immunschutz wieder etwas veringert hat. " Bei einigen Menschen ist aber die Auffrischungsimpfung schon ein halbes Jahr her, was ist mit denen? Das könnten sogar die besonders gefährdeten Prio 1+2 sein, da diese zuerst geimpft wurden und dann auch als erste mit Priorität die Auffrischung bekamen.

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