Astrazeneca für Jüngere - Berlin beendet für Unter-65-Jährige Wahlfreiheit bei Impfstoffen

Mi 17.02.21 | 17:26 Uhr
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Krankenhauspersonal sitzt im Rahmen der Mitarbeiter-Impfung nach der Impfung gegen das Corona-Virus im Ruhebereich. (Quelle: dpa/Kay Nietfeld)
Video: Abendschau | 17.02.2021 | Ulli Zelle | Bild: dpa/Kay Nietfeld

Moderna oder Biontech: Berlinerinnen und Berliner hatten beim Corona-Impfstoff bisher die Wahl. Mit Ankunft des dritten Impfstoffs ist das nun vorbei: Wer zwischen 18 und 65 Jahren alt ist, bekommt nur noch den von Astrazeneca.

Menschen, die jünger sind als 65 Jahre, können sich in Berlin ausschließlich mit dem Impfstoff von Astrazeneca impfen lassen. Das erklärte Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Mittwoch. "Bei Astrazeneca gibt es keine Wahlfreiheit", sagte die SPD-Politikerin.

Bislang wird der Astrazeneca-Impfstoff nur im Impfzentrum im ehemaligen Flughafen Tegel eingesetzt.

Bis Anfang der Woche noch Wahlfreiheit bei Online-Terminvergabe

Zwar würden nach wie vor in den unterschiedlichen Impfzentren unterschiedliche Impfstoffe ausgegeben, hieß es von der Senatorin. Personen, die jünger als 65 Jahre sind, hätten dabei aber keine freie Wahl, so Kalayci. Sie stützt sich auf die Empfehlung der Ständigen Impfkommission beim Robert-Koch-Institut: Laut aktueller Impfverordnung [bundesgesundheitsministerium.de] sollen Impfstoffe, die nur für Menschen zwischen 18 und 65 Jahren empfohlen werden, auch "vorrangig" nur für diese Personengruppen eingesetzt werden.

Für Berlin hatte Kalayci zunächst die Wahlfreiheit bei Impfstoffen als besonderen Service hervorgehoben. Das aber schränkt die Senatorin nun ein - was sie auf mehrfache Nachfrage des rbb am Dienstagabend noch vermieden hatte.

Bis Anfang der Woche konnten nach rbb-Informationen über das digitale Termin-Management auch noch Impftermine in allen Berliner Impfzentren gebucht werden. Lediglich bei Terminbuchungen über die Telefonhotline wurde bereits darauf hingewiesen, dass Menschen unter 65 Jahren nur mit Astrazeneca in Tegel geimpft würden. Inzwischen wurde auch die Termin-Software umgestellt.

Kalayci räumte ein, dass die Nachfrage nach dem Astrazeneca-Impfstoff bislang etwas hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei. Laut Gesundheitsverwaltung lagen bis Mittwoch rund 5.000 Terminbuchungen in Tegel vor.

Kalayci: Keine Bedenken bei Astrazeneca-Impfstoff

Kalayci betonte gleichzeitig, Bedenken hinsichtlich der Wirksamkeit des Präparats seien unbegründet. Mittlerweile seien rund 6.300 Menschen in Berlin mit dem Impfstoff von Astrazeneca geimpft worden. Die Zahlen waren von Dienstag auf Mittwoch sprunghaft angestiegen - Grund sind nach rbb-Informationen Nachmeldungen von Impfungen des Krankenhauspersonals.

Auch der Charité-Virologe Christian Drosten hält eigenen Angaben zufolge grundsätzliche Bedenken gegen den Astrazeneca-Impfstoff für unbegründet und spricht sich für einen breiten Einsatz des Präparats aus. "Ein sicherer und wirksamer zugelassener Impfstoff schützt", sagte auch der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Mittwoch. Das gelte für alle drei bisher in der Europäischen Union zugelassenen Präparate von Astrazeneca, Moderna und Biontech/Pfizer. Sich impfen zu lassen, sei in dieser Pandemie ein Gebot der Vernunft. "Wer damit wartet, riskiert schwer zu erkranken, und er riskiert auch, das Virus weiter zu verbreiten."

Die Gesundheitssenatorin Kalayci würde den Astrazeneca-Impfstoff ab März gern auch an Hausarztpraxen liefern lassen, sagt sie, denn es ist bislang das einzige in Deutschland zugelassene Vakzin, mit dem das technisch möglich wäre. Dazu fehle aber bisher die Erlaubnis vom Bund. Es gebe dringenden Bedarf, diese Verordnung zu überarbeiten, sagte Kalayci. Sonst könne Berlin nur mit einem Trick arbeiten - und die Praxen zum Beispiel zu mobilen Impfteams erklären.

Streit in der Ärzteschaft um Impfbereitschaft

Derweil ist unter Deutschlands Ärzteschaft ein Impf-Streit entbrannt. Frank Ulrich Montgomery, der Vorsitzende des Weltärztebundes, hatte sich dagegen ausgesprochen, medizinisches Personal und Pflegekräfte mit dem Corona-Impfstoff des Herstellers Astrazeneca zu impfen. Der Impfstoff sei zwar genauso sicher wie die anderen. "Doch die geringere Wirksamkeit lässt sich nicht wegdiskutieren", sagte Montgomery der "Rheinischen Post". "Daher halte ich es für geboten, Menschen mit hohem Infektionsrisiko, zu denen medizinisches Personal oder Pflegekräfte gehören, mit besser wirksamen Vakzinen zu impfen." Er habe Verständnis für medizinisches Personal, dass sich nicht mit dem Astrazeneca-Impfstoff impfen lassen wolle.

Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, widersprach: Ärzte und Pflegekräfte, die jünger als 65 Jahre sind, nun stattdessen weiter mit den Mitteln von Moderna und Biontech/Pfizer zu impfen, würde bedeuten, diese Impfstoffe den Älteren wegzunehmen. Genauso falsch sei es, sich dann gar nicht impfen zu lassen, so Reinhardt im Interview mit der Zeitung "Die Welt". "Das finde ich zum jetzigen Zeitpunkt, wo wir nach wie vor Impfstoffknappheit haben und gar nicht die Wahl haben, uns zu entscheiden völlig unangemessen." Mit Hinblick auf das Vermeiden von schweren oder tödlichen Verläufen und das Vermeiden von Krankenhausaufenthalten sei der Impfstoff von Astrazeneca seinen Erkenntnissen zufolge "ähnlich hoch wirksam wie die von Biontech oder Moderna".

Experten warnen vor Rückstand bei Impfzeitplan

Astrazeneca hat eine geringere Wirksamkeit als die Mittel von Biontech/Pfizer und Moderna - bezogen darauf, wie viele Geimpfte in Studien im Vergleich zu Nicht-Geimpften erkranken.

Das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (ZI) rechnet damit, dass es den Impfzeitplan der Bundesregierung um mehrere Wochen zurückwerfen könnte, wenn weiterhin nur ein Bruchteil des Astrazeneca-Mittels verimpft würde. "Ohne den Impfstoff von Astrazeneca könnte es bis zu zwei Monate länger dauern, bis dieses Ziel erreicht ist", sagt ZI-Chef Dominik von Stillfried dem "Handelsblatt". Das Institut hatte in einem Bericht für das Bundesgesundheitsministerium errechnet, dass bis Mitte September allen Bürgern ein Impfangebot gemacht werden könnte – unter der Voraussetzung, dass auch die bislang nicht zugelassenen Impfstoffe von Johnson Johnson und Curevac zum Einsatz kommen.

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58 Kommentare

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  1. 58.

    Tja, das war’s dann.
    Das Zeug könnt ihr euch im Senat ruhig gegenseitig spritzen. Viel Spaß mit den Impfreaktionen, ganz zu schweigen von der geringeren Wirksamkeit, gerade auch gegen die Mutationen. Mein Impftermin ist soeben frei geworden...

  2. 57.

    Diese Entscheidung ist kontraproduktiv und wird dazu führen, dass dich noch weniger Mendchen in Berlin impfen lassen. Es ist einfach alles nicht mehr logisch.
    Der einzelne Mendch muss im Fokus stehen, nicht der Einksuf eines Impfstoffes, den man, trotz erheblicher Nebenwirkungen, unbedingt verimpfen will, um Kosten zu sparen.

  3. 56.

    Wohlstandsprobleme.

  4. 55.

    "Bei Astrazeneca gibt es keine Wahlfreiheit", sagte die SPD-Politikerin

    also in bester Merkel-Manier : das ist alternativlos

    sie hätte besser gesagt : "Bei Astrazeneca gibt es keine Wahlfreiheit bis genügend anderer Impfstoff verfügbar ist

  5. 54.

    Ich nehme den Impfstoff. Ich will das der ganze Mist endlich zu Ende geht.
    Dieser Impfstoff ist besser als gar keiner!

  6. 53.

    Es war nur eine Frage der Zeit das der Aufschrei der Ablehnung erschallt. Wenn einer ablehnt kommt ganz einfach der Nächste dran. Was ist daran so schwierig???

  7. 52.

    Ich bin für die Impfung, aber der Astra hätte m.E.nicht zugelassen werdenn dürfen. Den eh schon schlechten Wert von ca 70 Prozent hat man dadurch erreicht, dass man einen Mittelwert von 2 völlig verschiedenen Testgruppem genommen hat. Da wäre die reguläre Tesgruppe mit einem noch schlechteren Wert und die Gruppe, wo einmal keine volle Dosis verimpft wurde. Man verompft aber 2 volle Dosen und hat lediglich den Abstand erhöht. Angeblich wäre das die Lösung. Nur wurde dies nicht ausreichend getestet. Hinzu kommen stärkere Nebenwirkungen als bei den anderen Impfstoffen und fast null Wirkung bei den gefährlicheren Mutationen..und dafür auch noch mit Bus nach Tegel. Sorry, ich lasse mich vorrangig impfen, damit ich persöhnlich einen Schutz habe. Hier würde ich mich aber fast so unsicher, wie ohne Impfung fühlen und daher weiterhin nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen wollen. Nur dann verzichte ich lieber gleich. Allein das Taxi kostet mehr, als der bessere Impfstoff.

  8. 51.

    Tja damit wird es keine Herdenimmunität geben, denn viele werden sich nun gar nicht impfen lassen.
    Das heißt, dass wir aus den ewigen Lockdowns nicht heraus kommen werden.
    Die Wirtschaft wird noch mehr den Bach runter gehen und die Demonstrationen und Krawalle auf den Straßen werden mehr werden.

    Das Jahr 2021 wird somit schlimmer werden als das Jahr 2020. Gratulation an die Berliner Regierung!

  9. 50.

    Geehrte Dame, dass haben Sie mitnichten zu entscheiden, denn das wäre ein Eingriff in meine Rechte. Ich hoffe es hagelt Klagen. Der Mist ist desweiteren bei der südafrikanischen Variante nicht tauglich!

  10. 49.

    Echt klasse.... Und das nächste was kommt ist die Impfpflicht. Es kann doch wohl jeder selbst Entscheiden, ob er sich mit dem Astrazeneca impfen lässt oder nicht. Jetzt wird jeder der sich nicht damit impfen lässt beschimpft.

  11. 48.

    Ob wir hier nun unsre Meinungen und Ansichten hier schreiben oder nicht, es interessiert doch sowieso keinen. Den Politikern schon so gar nicht! Eigentlich sind wir das VOLK. Habt Ihr es vergessen?

  12. 47.

    Absolute Unverschämtheit.
    Das Zeuch tue ich mir definitiv NICHT an. Immerin, so fällt die Entscheidung sehr leicht. Schon gar nicht mit meinen Vorerkrankungen und der höheren Risikogruppe.
    Aber dass das von Madam Kalayci kommt, wunder mich gar nicht. Passt komplett ins Bild, was ich der Frau habe.

  13. 46.

    Ich werde mich nicht mit AstraZeneca impfen lassen, dann lasse ich mich gar nicht impfen. Ich bin fast 60, habe Autoimmunerkrankungen und möchte deshalb einen 95 % Igeln Schutz haben. Ich finde es von der Regierung nicht gut, dass am falschen Ende gespart wird. Wenn man Berichten im Internet glaubt, darf man mit Astraeeca nur 1 x geimpft werden. Und danach?

  14. 45.

    keine Sorge, die EU Kommission hat ja 300 Millionen weitere Impfdosen von Moderna bestellt , die voraussichtlich bis Ende 2022 !!!! geliefert werden ,, also in 2 jahren , man bittet um Geduld , aber das RKI meldet täglich etliche 1000 Neuinfizierte und hunderte Todesfälle , also da machen die 24 Monate doch nichts ?

  15. 44.

    Da sieht man mal wieder, was das Wort eines Politikers bedeutet, nämlich nichts. Impfen mit diesem Zeug lass ich mich auf keinen Fall. Nur, weil die das nicht loswerden, soll das Fußvolk damit geimpft werden.

  16. 43.

    Schuld sind derBerliner Senat mit der Wahlfreiheit und die Medien, die einfach alles schlecht reden. Ich habe mit 2 Frauen gesprochen, die beide geimpft wurden, und sehr zufrieden mit der Impfung waren. Ich bin 67 Jahre und hätte auch keine Probleme mich mit Astrazeneca impfen zu lassen. Und ich bin doch erstaunt über die dauernde Schlechtrederei. Es hilft keinen, im Gegenteil zieht das Gequatsche nochmehr runter

  17. 42.

    Also irgendwie ist das ja nur noch zum kaputt lachen.
    Die Alten im Pflegeheim lehnen die Impfung ab. Nun auch Klinik und Pflegepersonal.
    Okay, dann kann ja alles nicht so schlimm sein.
    Also machen wir alles auf und schauen dann mal, wer ganz schnell zum Impfen mit diesem ach so schlechten Impfstoff rennt?

  18. 41.

    mit AZ gewiß nicht , sie wird rein zufällig anwesend sein wenn einige Dosen von BionTech " über" sind und sonst " weggeschüttet " würden .....

  19. 40.

    Ich nenne das Altersdiskriminierung.... als junger arbeitender Mensch, kommt man sich langsam wie ein Verschleißartikel vor. Hauptsache die alten CDU-Wähler überleben, damit die nächste Wahlperiode gesichert ist...

  20. 39.

    Das darf doch alles nicht war sein. Weil dieser Impfstoff nicht angenommen wird soll nun es auf diese Art und Weise an Man/Frau gebracht werden.
    Was denken sich denn die Politiker, das wir alle blöd sind. Es wird immer schlimmer in Deutschland. Wird Zeit das ein Wechsel stattfindet, ob die das denn besser machen steht allerdings auch in Frage.

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