Rücktrittsforderung an Ministerin Ernst - GEW kritisiert kurzfristige Aussetzung der Präsenzpflicht in Brandenburg

Mo 22.03.21 | 16:50 Uhr
  19
Britta Ernst (Quelle: rbb)
Audio: rbb | 22.03.2021 | Lisa Steger | Bild: rbb

Seit Sonntag ist klar, dass Brandenburgs Schüler ab diesem Montag den Präsenzunterricht an ihren Schulen vor Ostern nicht mehr besuchen müssen. Die Schulen haben das offenbar ebenfalls erst dann erfahren. Dafür wird Bildungsministerin Britta Ernst scharf angegriffen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert, dass die Präsenzpflicht an den Brandenburger Schulen so kurzfristig ausgesetzt wurde.

Die Lehrer hätten davon erst am Sonntagabend aus den Medien erfahren, sagte Brandenburgs GEW-Chef Günther Fuchs am Montag. Mehrere Schulleiter erklärten auf Anfrage, die Vorbereitungszeit sei zu kurz, um das Pensum auch für die Schüler zuhause zu organisieren.

Ministerium verteidigt Entscheidung

Das Bildungsministerium hatte am Sonntag bekanntgegeben, dass die Präsenzpflicht in Brandenburg in allen Stufen außer in den Abschlussklassen bis zu den Osterferien, die am 29. März beginnen, ausgesetzt wird. Damit könnten die Eltern entscheiden, ob die Kinder vor Ort am Unterricht teilnehmen.

Am Montag verteidigte das Ministerium die Entscheidung. Eine Sprecherin sagte, am Sonntag habe der Corona-Inzidenzwert landesweit den dritten Tag hintereinander über der Marke von 100 gelegen. Die Landesregierung habe deshalb beschlossen, dass bis Ostern die Eltern entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken. Noch am Freitag hatte das Ministerium erklärt, es solle bei der Anwesenheitspflicht bleiben.

Gewerkschaft nennt Krisenmanagement "katastrophal"

Auch der Brandenburgische Pädagogen-Verband (BPV) kritisiert die Kurzfristigkeit der Entscheidung und forderte indirekt den Rücktritt von Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). "Herr Woidke, ist diese Ministerin noch tragbar?", fragte der Verband am Montag in einer Mitteilung den Brandenburger Regierungschef Dietmar Woidke (SPD). Seit über einem Jahr seien die Schulen von den Auswirkungen der Pandemie betroffen und das Krisenmanagement des Bildungsministeriums sei katastrophal, hieß es in der Mitteilung.

Vor einer Woche sei im Wissen um steigende Infektionszahlen und entgegen aller Bedenken aus der Praxis noch die Öffnung aller Schulen angeordnet worden, so der Verband weiter. Von Verlässlichkeit und Verantwortungsbewusstsein der Ministerin könne keine Rede mehr sein.

Rücktrittsforderungen an Ministerin Ernst

Der Kreiselternrat Cottbus forderte derweil am Sonntagabend in einem an Ministerpräsident Dietmar Woidke adressierten Brief, der dem rbb vorliegt, den direkten Rücktritt der Bildungsministerin. Vor allem die Teststrategie sorge bei den Eltern für "große Frustration", heißt es dort. Vor wenigen Tagen war bekanntgeworden, dass es bei den Selbsttests für Schüler zu weiteren Verzögerungen komme.

Bereits die AfD-Fraktion im Brandenburger Landtag forderte die Entlassung von Ernst und hat einen entsprechenden Antrag am Donnerstag auf die Tagesordnung des Landtags gesetzt.

Präsenzpflicht in Berlin die ganze Zeit ausgesetzt

In Berlin ist die Präsenzpflicht für Schüler bereits seit der Rückkehr der Erst- bis Drittklässler im Februar in den Präsenzunterricht ausgesetzt geblieben. Eltern können seither selbst entscheiden, ob sie einen Schulbesuch ihrer Kinder in Kauf nehmen wollen oder ob ihnen das Ansteckungsrisiko zu hoch ist.

Sendung: rbb24, 22.03.2021, 13 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 22.03.2021 um 20:25 Uhr geschlossen

Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

Was Sie jetzt wissen müssen

19 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 19.

    Dann schicken Sie doch Ihr Kind....es kann doch jeder selber entscheiden.... Bei uns wird in der Osterwoche außer Basteln und Eier bemalen nichts gemacht.

  2. 18.

    Was für ein Problem haben sie? Im Beitrag https://www.rbb24.de/politik/thema/corona/beitraege/2021/03/lockdown-elbe-elster-corona-massnahmen-inzidenz.html hat man ihnen im Kommentar 17 geschrieben "Nehmen Sie bitte Ihre rosarote Brille ab, und hören verdammt nochmal auf unter fast jedem Beitrag diesen Rotz zu schreiben.." und die Redaktion hat ihnen im Kommentar 16 zum Thema auch eine grundsätzliche Belehrung erteilt.
    Jeder der in dieser Pandemie Verwandte und Bekannte verloren hat bzw. selber infiziert war und jetzt noch unter den Spätfolgen leidet, fühlt sich durch das was sie hier schreiben als Opfer diffamiert. Wenn sie der Meinung sein sollten, dass noch nicht genug gestorben sind, richten sie ihr Leben so ein wie sie es für sich wollen, inkl. evtl. EIGENER Gefährdungen, aber halten sie sich mit ihren abenteuerlichen Einschätzungen von ihren Mitmenschen fern.

  3. 17.

    Ja, Frau Ernst ist untragbar. Das Chaos aber nicht allein ihre Schuld.
    Vielleicht begreift mal endlich ein Politiker, dass Tourismus förderal erledigt werden kann, aber Bildung ist ein zentrales Thema und gehört in zentrale Führung in der Republik und nicht in Kleinstaaten.

    Wir brauchen in allen Bereichen endlich verbindliche Regeln für öffnen und schließen. Regeln, die jeder verstehen kann und sich selber darauf vorbereiten kann.

    Und eines geht gar nicht - die Verantwortung zur Präsenz in der Schule auf die Eltern abschieben.
    Wer sein Kind daheim beschult, hat Gewissenskonflikte zwischen Kind und Arbeitgeber.
    Wer sein Kind in die Schule schickt, wird als verantwortungslose Rabeneltern dargestellt. Schließlich hat ja das Land die Präsenz ausgesetzt.

    Hält die Landesregierung Die Eltern etwa für klüger als sich selbst, dass sie den Eltern die Entscheidung überträgt?

  4. 14.

    Lesekompetenz 6 setzen.
    Das zuständige Ministerium bestimmt etwas und widerruft es zwei Tage später mit einer 180 grad Umkehr. Das hat nix mit, jeder der Weisungsempfänger hätte doch ahnen müssen, das das Ministerium Blödsinn anweist weil es ja offensichtlich ist, zu tun. Lehrer sind Beamte und unterliegen somit Weisungen. Da spielen Ahnungen und irgendwelche offensichtlichen Zusammenhänge keine Rolle.

  5. 13.

    Eine kurze Aufklärung für alle die hier ganz offenbar ohne jeglichen persönlichen Bezug zur Schule schreiben: Derzeit erfolgt Wechselunterricht, d.h. 1. In den Klassen sitzen maximal 14 Schülerinnen und Schüler mit Abstand und 2. Die zweite Gruppe der wochenweise wechselnden Oberstufe hat diese Woche ihre ERSTE Schulwoche seit 15.12.! Und ja: Da wird Unterricht gemacht. Und zwar mit Maske, durchweg... sogar im Freien auf dem Schulhof!

  6. 12.

    Man braucht jemanden, der mit "eiserner Hand" aufräumen kann. Diese Mentalität des Anordnens statt Gestaltens gehört abgelöst.

  7. 11.

    Diese Ministerin Ernst hat keinerlei Erfahrung mit Kindern. Abgesehen von den Dauerbaustellen Schulen und Kitas, zeigt sie ein viel schlimmeres Totalversagen bzgl. der Kinderheime und der seit 2013 angemahnten Reform der Heimaufsicht. Da sitzen immer noch Altkader, die machen einfach weiter. Das geht gar nicht. Schluss damit - Rücktritt, sofort!

  8. 9.

    Egal was es ist, Frau Ernst wirkt nahezu immer unsicher und unbeholfen. Sie hat ein Ministerium hinter sich, wo ich mich frage, was machen die Leute den lieben langen Tag. Zu guter Bezahlung gehört auch gute Arbeit. Aber vielleicht sollte das Innenministerium die Koordination nun auch noch übernehmen, die haben doch jetzt Erfahrung.

  9. 8.

    Sorry Leute, aber das es mit dem Präsenz Unterricht nicht so weiter geht war doch schon Freitag klar..... Und mal ehrlich eine Woche bis zu den Ferien, was wird den da noch groß gelernt...

  10. 7.

    Was für ein CHAOS ....einfach unfassbar. Mehr kann man dazu einfach nicht mehr sagen. Kein Plan und das nach über 1 Jahr Pandemie. Was für Chaoten sind da am machen. Krisenmanagement par excellence....Note 6, setzen !!

  11. 6.

    Das sind Frau Ernst und die unfähige Landesregierung. Ohne Plan von Lockdown zu Lockdown. Wann bekommen Kinder, Eltern und Lehrer endlich eine Perspektive. Meine ehemaligen Kollegen am Gymnasium haben immer noch kein Impfangebot und über Tests an dieser Schule reden wir mal nicht. Dort gibt es aber je fünf 10. und 12 Klassen, die ständig in Präsenz sind. Bloß gut, dass ich in Pension bin und dieses planlose hin und her nicht mehr mittragen muss. Trotzdem tun mir Kinder , Eltern und Lehrer leid.

  12. 5.

    Frau Ernst gehört schon lange abgesetzt. Aufhebung und Ankündigung der Präsenzpflicht am Sonntagabend ist einfach irre. Wahrscheinlich kommen solche Gedankenblitze ihr immer nur sonntags. Seit Monaten wehrt sie sich diktatorisch mit allen nur erdenklichen Argumenten dagegen. Auf einmal der Sinneswandel !! Hat sie endlich begriffen, das Eltern sich auch Sorgen machen um ihre Kinder in der Schule.

  13. 4.

    Obwohl andererseits alle Recht haben, denn wir liegen weit unter der 100er-Inzidenz, da
    die Inzidenz meines Erachtens falsch berechnet wird:

    In Berlin dürfen sich 1.464 Einwohner/Tag infizieren, um auf eine Inzidenz von über 200 zu kommen, in Brandenburg nur 720 Einwohner, um die 200er-Inzidenz zu erreichen, in Elbe-Elster aber nur 28,5 Einwohner um über 200 zu kommen.
    Da liegt doch wohl ein Rechenfehler vor.

    Das ist schon ziemlich schräg und meines Erachtens nicht korrekt gerechnet.

  14. 3.

    Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der Brandenburgische Pädagogen-Verband (BPV), Der Kreiselternrat Cottbus und die AfD-Fraktion im Brandenburger Landtag…

    …sollten vielleicht alle nochmal zur Schule gehen, denn wem nicht bereits am Freitag klar war das auch die Schulen dicht gemacht werden, dem fehlt es eindeutig an Schulbildung, sorry aber ist so.

    Denken die Leute wirklich, das alles andere dichtgemacht wir aber die Schulen weiter offen bleiben, in welcher Welt leben diese Leute?

    In Haushalten darf man sich nur mit einer weiteren Person treffen, aber in Schule 20-30 Schüler in einen Raum zwängen wollen, wo meistens nicht mal anständig gelüftet werden kann, das kann doch nicht euer ernst sein!

  15. 2.

    Ich finde die GEW sollte geschlossen "zurücktreten" Ich kann dieses ewige torpedieren der LEIDER notwendigen Maßnahmen in einem Katastrophenfall nicht mehr hören. Falls es der GEW entgangen sein sollte, die Zahlen explodieren und auch jüngere sind mehr und mehr betroffen.
    Das jede Partei im Wahljahr versucht ihr politisches Kapital aus allem möglichen zu schlagen ist ebenso unerträglich. Hauptsache Unruhe stiften und Öl ins Feuer gießen ist unverantwortlich in dieser Situation.
    Was dabei raus kommt sehen wir ja.. Tumulte und Anarchie.

  16. 1.

    Ich bin mir sicher, dass die Bildungsministerin ohne Absicht gehandelt hat.

    Aber ich frage mich, was diese Leute dazu befähigt, eine derartige Position bekleiden zu dürfen.

    Und sagt mir bitte nicht, dass E & Y unsere Länder berät.!

Nächster Artikel